#1

Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 07:58
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Dass ich ein Freund des bGE bin, hat sich inzwischen wahrscheinlich rumgesprochen. Warum ich ein Freund des bGE bin, wahrscheinlich auch schon.

Wenn sieht wie sich der Sozialstaat Stück für Stück verabschiedet, könnte man heulen.
Jetzt in Corona-Zeiten werden wir aufgefordert zu Hause zu bleiben und direkte soziale Kontakte zu minimieren.
Was ist aber mit den Menschen, die kein Zuhause haben?
https://rotermorgen.eu/jeder-mensch-der-...LU8kTtULFMtfpgg

Ist das nicht eine Bankrotterklärung?


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#2

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 10:39
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #1
Dass ich ein Freund des bGE bin, hat sich inzwischen wahrscheinlich rumgesprochen. Warum ich ein Freund des bGE bin, wahrscheinlich auch schon.

Wenn sieht wie sich der Sozialstaat Stück für Stück verabschiedet, könnte man heulen.
Jetzt in Corona-Zeiten werden wir aufgefordert zu Hause zu bleiben und direkte soziale Kontakte zu minimieren.
Was ist aber mit den Menschen, die kein Zuhause haben?
https://rotermorgen.eu/jeder-mensch-der-...LU8kTtULFMtfpgg

Ist das nicht eine Bankrotterklärung?


Lieber Kuschelgorilla,

dass es im Bereich der Bereitstellung preiswerten Wohnraums hapert, ist bekannt. Dass es gerade und auch auf dem Wohnungsmarkt von Spekulanten wimmelt, ist auch nicht neu.
Nicht neu jedoch ist auch, dass der Besitzer einer Immobilie durchaus berechtigt ist, sich seine Mieter auszusuchen. Das nun führt zwangsläufig zu "Benachteiligungen", wenn Bewerber nicht passend erscheinen.
Ist genau so bei Stellenbewerbungen.

Jedoch halte ich es für sehr überzogen, aufgrund der Tatsache, dass "Menschen auf der Straße leben" hieraus eine "Bankrotterklärung des Sozialstaates" zu machen.
Denn es ist richtig!, dass keiner durch ein "soziales Raster" fällt. Es gibt für alle Auffangnetze.
Aber Grundbedingung ist, sich helfen lassen zu wollen. Und dabei hapert es oftmals, weil die Menschen Einschnitte in ihren "Lebensraum" scheuen. Z.B. dass sie ihre Drogen nicht mit in ein "bürgerliches Leben" nehmen könnten...

Es stecken hinter allen Schicksalen von "Obdachlosen" oder am Rande der Gesellschaft Gestrandeten Lebensgeschichten, Ereignisse, Begebnisse, die dazu angetan waren, jemanden auf die Straße zu treiben. Und hierbei lasse man die Schuldfrage einmal weg.
Nicht wegzulassen ist jedoch der Hinweis für Demonstranten jeglicher Richtung: Es darf nicht sein, dass Aufmerksammachen auf Misstände (in diesem Falle der Mangel an Vorhandensein bezahlbaren Wohnraums) durch kriminelle Übergriffe - wie die Besetzung fremden Eigentums - Aufmerksamkeit erlangen soll.

Das ist ähnlich einer Demonstration, z.B. gegen Gewalt, indem man sich einen bekannt braunen Gewalttäter vornimmt, den krankenhausreif schlägt, um auf die Missstände, durch diese Szene verursacht, hinzuweisen.

Belzebub treibt man nicht mit Belzebub aus. "Was du nicht willst, das man dir tu...."


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#3

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 10:45
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Nur dass diese sogenannten Auffangnetze beileibe nicht alle auffangen.

Was ist eigentlich aus dem althergebrachten "Eigentum verpflichtet" geworden???


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#4

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 11:31
von Anthea | 12.414 Beiträge

Lieber Kuschi, kannst du mal Beispiele geben, wo jemand nicht aufgefangen wird resp. werden kann?

Der Spruch der "Verpflichtung" wird immer wieder herangezogen, wenn es von "Besitzlosen" darum geht, ihr "Recht" auf ein Kuchenstück geltend machen zu wollen. Ohne Grundlage...

Die Sache mit dem "Eigentum verpflichtet" hat der französische Ökonom Frédéric Bastiat im 19. Jahrhundert sehr schön erklärt. Er nennt Eigentum eine Rechtsbeziehung zwischen Personen in Bezug auf Sachen. Dazu führt er aus, dass jemand, dem ein Haus gehört, dort "Hausrecht" genießt und somit entscheiden kann, wen er in seinem Eigentum beherbergt oder nicht. Besitzt jemand Aktien, so kann er dafür die Dividende kassieren und sie auch an andere veräußern, so die Vorstellung von Gewinn nicht mehr seinen Vorstellungen entspricht. "Eigentum" verleiht Anrechte und rechtfertigt die Bezeichnung "Besitzer".

Wo und wann war es besser in unserem Sozialstaat, der sich doch "nach oben hin" verändert hat. Was z.B. Leistungsvergabe anbelangt. Siehe Familienförderung etc.
Spricht man mit diversen Ex-Bürgern der DDR dann war dort ein soziales Paradies....

Dass es immer wieder eine neue Reihe von "Baustellen" gibt, das ist durchaus verständlich, denn tempora mutantur et nos mutamur in illis! Und die Veränderungen sind nun einmal der Schnelllebigkeit von Zeiten geschuldet. Manche können mithalten und manche nicht.

---


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Mahatma Gandhi


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#5

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 17:56
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Ein Beispiel, das für mich in der aktuellen Lage sehr präsent ist, das ist das zweier meiner Freunde.
Beide Musiker und seit März nahezu ohne Beschäftigung. Konzerte fast Komplettausfall, Musikunterricht stark eingeschränkt. Für die fehlenden Einkommen, kommt derzeit niemand auf. Weder ein Arbeitsamt noch irgendeine andere Versicherung. Unterstützung von Staatswegen, wie angekündigt sind aktuell bestenfalls Almosen. Einer der beiden bekam für die ersten drei Monate zusammen etwas über 50 € - da kannst du dir den Wodka leisten, um die aus dem Leben zu saufen. Leben tun beide aktuell von den Rücklagen für das Alter. Worauf das letztlich hinauslaufen wird, wenn sich die aktuelle Situation nicht grundlegend ändert, ist aber absehbar.

Zum Thema "Eigentum verpflichtet" habe ich durchaus eine differenzierte Sichtweise, als nur die der Ökonomen.
Zum einen gibt es im Grundgesetz den Art. 14: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Auch gibt es in der christlichen Soziallehre mit Thomas von Aquin einen Philosophen, die soziale Verpflichtung von Eigentum hervorhebt:

Zitat
„Der Mensch muß die äußern Dinge nicht wie ein Eigentum, sondern wie gemeinsames Gut betrachten und behandeln, insofern nämlich, als er sich zur Mitteilung derselben an Notleidende leicht verstehen soll. Darum spricht der Apostel: ‚Befiehl den Reichen dieser Welt,... daß sie gerne geben und mitteilen.‘“



Du kannst auch auf den Philosophen Friedrich Julius Stahl zurückgreifen oder auf Cicero oder auch den von mir sehr geschätzten Heribert Prantl...


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#6

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 18:35
von Anthea | 12.414 Beiträge

Nicht umsonst wurde der Beruf eines "Künstlers" im weitesten Sinne als "brotlose Kunst" benannt. Das war schon immer so, ich denke da gerade auch an Gemälde wie "Der arme Poet" etc.
Es war nun einmal im Grunde genommen immer schon etwas teurer, "frei" zu sein, also nicht fest angestellt. Da müssen die Betreffenden beizeiten Vorsorge treffen, Künstlersozialkasse und andere Absicherungen.
Dass es dieser Branche schlecht geht, ist aber kein Verschulden des Staates.

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #5
Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“


"Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Tut es ja auch, indem pekunäre Gewinne versteuert werden und die Gelder somit der Allgemeinheit dienen!

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Mahatma Gandhi


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#7

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 18:45
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Sehr zynisch, deine Antwort.
Ich halte dich eigentlich für empathisch reifer. Oder täusche ich mich da?
Ich klinke mich aber aus, ehe ich platze.


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#8

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 18:59
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #7
Sehr zynisch, deine Antwort.
Ich halte dich eigentlich für empathisch reifer. Oder täusche ich mich da?
Ich klinke mich aber aus, ehe ich platze.



Was ist daran "zynisch"?
Mir tun viele Menschen leid, die gerade in jetzigen Zeiten stark zurückstecken müssen. Und sicherlich besonders dann, wenn es sich um Bekannte handelt, die betroffen sind, getroffen von "des Geschickes Mächten", wie es nun mal der jetzige Pandemie-Zustand der Welt ist.
Aber deswegen lässt sich nicht vom Niedergang des Sozialstaates sprechen.

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Mahatma Gandhi


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#9

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 20:23
von Urmel | 62 Beiträge

Lieber Kuschelgorilla, ich bin erst kurz hier im diesem Forum und habe erstaunt festgestellt, dass du dich schon wieder ausklinkst. Schade! Zu deinem Thema "Sozialstaat - quo vadis?": Ich wollte nie selbstständig sein oder einem freischaffenden Beruf nachgehen, weil ich ein Mensch bin, der Sicherheit braucht. Als Angestellter arbeite ich meine vorgeschriebene Arbeitszeit, kann arbeitsunfähig werden, habe Anspruch auf Urlaub etc. - als Angestellter weiß ich, was ich monatlich auf meinem Konto habe. Zahle meine Steuern, in die Renten- und Krankenversicherung ein. Wenn ich mich Selbstständig mache, muss ich dafür sorgen, dass ich mich entsprechend absichere - im Falle einer Krankheit oder falls ich den Beruf nicht mehr ausüben kann. Das sind Fakten, die bekannt sind und haben mit Sozialstaat nichts zu tun.
Nun ist zu unser aller Leid eine Pandemie ausgebrochen. Damit konnte niemand rechnen. Aber auch ohne Pandemie müssen Menschen bestimmte Vorsorge treffen. Je nach Beruf sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden. Künstler sollten in eine Künstlersozialkasse einzahlen. Diese Vorsorgemaßnahmen stehen jedem frei zur Verfügung und jeder kann für sich individuell entscheiden, wieviel Vorsorge er braucht.
Erwähnen möchte ich noch, dass unser Sozialstaat bisher eine beträchtliche Summe in Hilfsmaßnahmen investiert hat.


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#10

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 20:39
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #6
Nicht umsonst wurde der Beruf eines "Künstlers" im weitesten Sinne als "brotlose Kunst" benannt.


Nun ja, inzwischen sind einige brotlose Künstler, obwohl sie gar nicht singen, tanzen, malen können.
Aber egal, dieses Argument ist überholt, weil Künstler den emsig Schaffenden einen geistigen Ausgleich schaffen, der zur Gesundheit ebenso dazugehört wie Beatmungsgeräte, Pillenschachteln und OP- Besteck.

Zitat von Anthea im Beitrag #6
Dass es dieser Branche schlecht geht, ist aber kein Verschulden des Staates.


Oh doch! Man gräbt ihr seit 7 Monaten das Wasser ab, obwohl gut funktionierende Hygienekonzepte keinen einzigen Hotspot hervorgerufen haben. Hinzu kommt die erbärmliche "staatliche Förderung" bzw. der finanzielle Ausgleich für die Bühnenpausen. Auch Künstler zahlen Steuern, tragen dazu bei, dass andere Branchen Arbeit haben (Messebau, Hotellerie, Gastronomie, Flug- und Bahnverkehr) und steuern somit einen großen Teil des gesellschaftlichen Lebens. Es ist nur recht und billig, dass auch Künstler in angeordneten Auftrittspausen angemessen unterstützt werden.
Künstler treffen Vorsorge in dem ihnen möglichen finanziellen Rahmen, bis dato hatten sie mit ihren Einnahmen ein gutes Leben. Lockdowns hatte allerdings kaum einer auf dem Schirm, warum auch. Heißt das nun im Umkehrschluss, Augen auf bei der Berufswahl, mit Kunst kriegst du auch bei negativer Testung keinen Fuß mehr in die Tür?
Ich muss mich auch zurückhalten, sonst platze ich!


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#11

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 20:51
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Urmel im Beitrag #9
Nun ist zu unser aller Leid eine Pandemie ausgebrochen. Damit konnte niemand rechnen. Aber auch ohne Pandemie müssen Menschen bestimmte Vorsorge treffen. Je nach Beruf sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden. Künstler sollten in eine Künstlersozialkasse einzahlen. Diese Vorsorgemaßnahmen stehen jedem frei zur Verfügung und jeder kann für sich individuell entscheiden, wieviel Vorsorge er braucht.


Sicher ist die Selbständigkeit mit gewissen Risiken behaftet, denen sich jeder, der freiberuflich tätig ist bewusst sein sollte.
Allerdings ging/geht ein Selbständiger diese Risiken auf der Basis bestehender Gesetze ein, die da sind: Berufsfreiheit, Gewerbefreiheit, Vertragsfreiheit und Freizügigkeit. Klar, all diese Grundrechte können bei einer Pandemie ausgehebelt werden, wofür z.B. keine Berufsunfähigkeitsversicherung und auch nicht die Künstlersozialkasse aufkommen. Die meisten Versicherungen haben den Pandemiefall überhaupt nicht auf dem Schirm!


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#12

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 23:10
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #6
Dass es dieser Branche schlecht geht, ist aber kein Verschulden des Staates.


Zitat
Oh doch! Man gräbt ihr seit 7 Monaten das Wasser ab, obwohl gut funktionierende Hygienekonzepte keinen einzigen Hotspot hervorgerufen haben. Hinzu kommt die erbärmliche "staatliche Förderung" bzw. der finanzielle Ausgleich für die Bühnenpausen. Auch Künstler zahlen Steuern, tragen dazu bei, dass andere Branchen Arbeit haben (Messebau, Hotellerie, Gastronomie, Flug- und Bahnverkehr) und steuern somit einen großen Teil des gesellschaftlichen Lebens. Es ist nur recht und billig, dass auch Künstler in angeordneten Auftrittspausen angemessen unterstützt werden.
Künstler treffen Vorsorge in dem ihnen möglichen finanziellen Rahmen, bis dato hatten sie mit ihren Einnahmen ein gutes Leben. Lockdowns hatte allerdings kaum einer auf dem Schirm, warum auch. Heißt das nun im Umkehrschluss, Augen auf bei der Berufswahl, mit Kunst kriegst du auch bei negativer Testung keinen Fuß mehr in die Tür?
Ich muss mich auch zurückhalten, sonst platze ich!



Zuerst einmal sollte ich nicht von "Branche" sprechen, das ist missverständlich, sondern von den einzelnen in dieser Branche Tätigen, den "Künstlern" also. Das ist klarer bei dem, was ich anspreche.
Nun schreibst du, dass es "bis dato" diesen Leuten gut ging. Das ist ja schön, dann haben sie ja auch Vorsorge treffen können.
"Lockdowns" durch Pandemie hatte niemand auf der Welt auf dem Schirm. Deshalb würden in dem Falle die Beschwerden der "bis dato gut verdienenden Künstler" wie ein Jammern auf hohem Niveau anmuten. Oder hat man Mitleid mit dem verarmten Millionär, der seine Gelder verprasst hat und dann um "Almosen" anderer bettelt?

Es gibt ein Gros von freischaffenden Künstlern, die keine Reichtümer durch Engagements haben anhäufen können. Diese Menschen haben es natürlich momentan schwer.
Wie wäre es, wenn du dich "freischaffend" als Lehrerin betätigt hättest nach dem Motto: Ich will meine "Freiheit" und ein Hangeln von Job zu Job bietet dir dies? Also sogenannte "Lebenskünstler"?

Im Übrigen ist es so - siehe Folgendes - was wiederum auch meine Behauptung eines guten Sozialstaates belegt. Eines, wo keiner wirklich durch ein soziales Netz fällt. Aber Abstriche machen muss. Genau wie z.B. diejenigen, die in Kurzarbeit sind, etc.

"Besonders die Kulturbranche ist durch die Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus hart getroffen. Museen können zwar voraussichtlich geöffnet bleiben, doch Theater und Kinos müssen wieder schließen. Besonders freischaffende Künstlerinnen und Künstler sind wieder von Honorarausfällen betroffen. Was sie jetzt wissen müssen.
Wie sehen die staatlichen Hilfen für Freischaffende aus?
Vom Konjunkturpaket des Bundes soll die Kultur eine Milliarde Euro für den sogenannten "Neustart Kultur" erhalten. 480 Millionen Euro davon sollen dafür eingesetzt werden, Kulturschaffende direkt in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Milliarde soll mit Hilfe der vielen Berufsverbände verteilt werden. Viele Hilfen sind projektbezogen und sollen eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Pandemie fördern. Bewerbungen sind nur bis zum 31.10. möglich.
Das Bundesprogramm "Überbrückungshilfen" für kleine und mittelständische Unternehmen richtet sich auch an Soloselbstständige und freiberuflich Tätige. Der Bund stellt den Ländern dafür insgesamt 25 Milliarden Euro zur Verfügung. Vorraussetzung für die Beantragung ist eine vollständige oder großteilige Einstellung der Geschäftstätigkeit in Folge der Corona-Pandemie. Die Überbrückungshilfe wurde zunächst für die Monate Juni, Juli und August 2020 gezahlt und kann nun auch für die Monate September bis Dezember 2020 beantragt werden. Antragsfrist ist hier der 31. Dezember 2020. Antragsberechtigt ist, wer einen Umsatzeinbruch von mindestens 50 Prozent in zwei aufeinanderfolgenden Monaten im Zeitraum von April bis August 2020 oder einen Umsatzeinbruch von durchschnittlich 30 Prozent in den Monaten April bis August 2020 im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen haben. Einzelne Unternehmen können mit bis zu 200.000 Euro unterstützt werden." mdr Kultur

PS Deine "Ausfälle" der Befürchtung von "Platzen" sind wohl bedenklich und stehen in keinem Verhältnis zu den von mir angeführten Dinge.

---


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Mahatma Gandhi


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#13

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 01.11.2020 23:31
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Nun ja, die Frist (31.10.) mutet schon kurios an. Lockdown ab 2.11., aber innerhalb von 4 Tagen kann man ja ordentlich was reißen, grübel.

Zitat von Anthea im Beitrag #12
Das Bundesprogramm "Überbrückungshilfen" für kleine und mittelständische Unternehmen richtet sich auch an Soloselbstständige und freiberuflich Tätige. Der Bund stellt den Ländern dafür insgesamt 25 Milliarden Euro zur Verfügung. Vorraussetzung für die Beantragung ist eine vollständige oder großteilige Einstellung der Geschäftstätigkeit in Folge der Corona-Pandemie.


Egal, diese ganzen Programme sind so störanfällig wie die Teststäbchen und bürokratisch ohne Ende. Mir fehlt hier die genaue Zuordnung und Aufteilung der Milliarden.
Kleine und mittelständische Unternehmen müssen nicht unbedingt in der Kunst zu Hause sein.


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#14

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 02.11.2020 08:36
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Liebe Urmel, ich klinke mich aus, wenn ich zu platzen drohe. Ich kann ein sehr jähzorniger Mensch sein, habe als kleines Kind im Jähzorn die Zimmertür meines Bruders aus dem Rahmen "gesprengt"... Diesen Jähzorn hat niemand verdient, auch nicht wenn ich mich über jemanden ärgere. Ich will nicht ungerecht sein und auch nix sagen, was ich im Nachhinein bereue. Dann ziehe ich mich besser zurück und lasse meinen Rauch verdampfen. Manchmal braucht das auch ein wenig Zeit . Gestern habe ich zeitig die Reißleine gezogen, weil ich gemerkt habe, dass auch mein Nervenkostüm im Moment angespannter ist, als üblich. Corona und der damit verbundene Streß lassen grüßen. Ja Corona - der Anlass für die beiden Beispiele, die ich anführte.
Die von dir angesprochene Künstlersozialkasse wurde von beiden Musikern bezahlt, nur tritt die im Coronafall nicht ein. Da musst du schon ganz konkret Arbeitslos sein, dich Arbeitslos melden. Für Selbständige bedeutet das in der Regel, dass sie beruflich Insolvenz anmelden müssen. Dann kannst du nach Corona nicht wieder mit dem gleichen Konzept ein Kleinunternehmen aufmachen. Da hängt auch noch ein ganzer Bettel von anderen Sachen hinten dran. Ich denke, aufgrund deiner Ausführungen kannst du dir vorstellen, was ich meine.
Deine Entscheidung, in nicht selbständiger Arbeit leben zu wollen, kann ich absolut nachvollziehen. Aber man vergisst dabei sehr schnell, dass all die Angestellten auch jemanden brauchen, der sie anstellt - also einen Unternehmer, der viele der Risiken trägt, Ohne diese hättest du auch nicht die Möglichkeit deine so getroffene Wahl zu treffen. Diese Unternehmer gibt es im Großen wie im Kleinen. Das was ich nicht verstehe, warum den Großen Millionen und Abermillionen in der aktuellen Situation hinterherwirft, obwohl es nicht in dem Maße notwendig wäre, und die Kleinen am ausgetreckten Arm verhungern lässt.
Warum man als Mensch einen Beruf ergreift, der nicht so lukrativ und sicher ist, wie ein anderer? Beruf kommt von Berufung. Dieser sollte man eigentlich auch folgen können, weil man dann auch wirklich dahinter steht. Mein Brötchengeber möchte immer wieder wissen, wie sehr seine Angestellten hinter dem Unternehmen stehen und sich mit ihm identifizieren. Denn wenn eine hohe Identifikation erreicht wird, arbeiten die Menschen besser. Wenn ich meine Arbeit nur als Lohnsklave mache, werde ich die Arbeit eher nicht zu 100% genau erledigen können. Von daher sollte meines Erachtens jeder Mensch seiner Berufung folgen können. Die Arbeit macht er gut und damit ist er auch auf seine Art und Weise produktiv. Ich denke , so ist der zu erreichende SOLL-Zustand. Wenn man jedoch die Praxis so lebt, wie wir jetzt in der Krise, ist es genau das Gegenteil. Der Teufel scheißt wieder auf den größten Haufen... Daher bin ich dafür, dass man Menschen insgesamt besser unterstützen muss, damit sie genau das tun können, was ihre Berufung ist.


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#15

RE: Sozialstaat - quo vadis?

in Deutschland 02.11.2020 11:14
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #14
Daher bin ich dafür, dass man Menschen insgesamt besser unterstützen muss, damit sie genau das tun können, was ihre Berufung ist.


Das würde für ein bGE sprechen. Dann könnte ein jeder seinen Ambitionen folgen und aus seiner Arbeit etwas machen, wobei sein "Happchen und Pappchen" gesichert wäre. Und wenn jemandem diese Transferleistung genug ist, dann kann er ja auch zu Hause bleiben. Da wird sich unsere Wirtschaft, die auf einer Leistungsgesellschaft fußt, sicherlich freuen. Ironie off.

Aber etwas anderes in Bezug auf "Freiheit". Alle schreien danach. Da gehen die Leute auf die Straßen, weil sie für die Freiheit eintreten, keine Masken tragen zu müssen. Für eine Freiheit, die man auch als eine der Selbstverantwortung und gleichzeitiger Verantwortungslosigkeit bezeichnen könnte...

Eine Frage bei der Inanspruchnahme der "Freiheitsrechte" ist jedoch auch immer: Freiheit WOVON und WOFÜR,,,
Und da zeigt sich, dass immer dann, wenn es mit den Freiheitsausübungen nicht so klappt - ich nehme mal wieder die von mir so genannten "Lebenskünstler" - irgendwer anders ran muss/soll - und zahlen.
Das ist ungerechtfertigtes Anspruchsdenken.
Freiheit muss man sich leisten können!

Ich erinnere mich vor Jahren an den Fall einer Familie, wo dem Sprössling die Ausbildungsmöglichkeiten nicht gefielen. Er stattdessen sich "verselbständigte" und das Elternhaus verließ. Da es aber nichts mit einer Karriere in ihm genehmen Bereich wurde, seine Voraussetzungen außer seinem Wunsch ansonsten mager waren, ging er zum Sozialamt, damit diese ihn unterstützen sollten. Taten die auch, jedoch nicht ohne die gezahlten Gelder von den Eltern zurückzufordern. Diese klagten dagegen mit dem Hinweis, dass ihm im Elternhaus ein Bett, ein offener Kühlschrank und sogar eine Ausbildungsstelle zur Verfügung stehen würden. Sie bekamen vor Gericht Recht.

Denn, wie das Gericht urteilte, es sei wohl kaum den Eltern zuzumuten, so sie z.B. drei Kinder hätten, für eines jeden "Verwirklichungsvorstellung" aufzukommen. Der erste will vielleicht als Tellerwäscher in Amerika zur Million gelangen, ein anderer möchte gerne den Beruf eines "Hufschmieds", in dem Mitarbeiter sicherlich händeringend gesucht werden, ergreifen und eine Tochter will vom Land in die Stadt ziehen, weil sie dort besser Leute kennenlernen kann, die ihr zu einer Modelkarriere verhelfen können.... All diese Ideen sollen natürlich die Eltern finanzieren.
Dies nur als Beispiel, das irgendwo "Selbstverantwortung" ins Spiel kommen muss.

Ich selbst habe diese gelernt. Der Art, dass, so man einen Wunsch hat, sich die Erfüllung von diesem zu "erarbeiten" ist, z.B. in der Form, dass man darauf spart, bis man sich das Objekt der Begierde auch leisten kann.
So habe ich es p.e. immer gehalten und somit keine Schulden gemacht!

---


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