#121

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 28.02.2022 15:06
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #120
Jeder Mann im wehrfähigen Alter (18-60) hat die Pflicht, sein Vaterland zu verteidigen.

Ich würde es nicht anders tun. Zur Not würde ich ein MG auf meinen Rollator installieren.

Frauen und Kinder gehören in Sicherheit gebracht.


Das sehe ich etwas anders.
"Heimat" ist immer da,wo die Menschen sind, die man liebt.
Mir tun die Menschen auf der Flucht sehr leid. Frauen, Kinder - mit der Angst um die Männer und Väter und die Ungewissheit, ob man diese wiedersehen wird. Lebend.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#122

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 28.02.2022 16:25
von Anthea | 12.414 Beiträge

Wieder ein lesenswerter Artikel von Uli Gellermann in der Rationalgalerie.

"Der Mann, der noch jüngst von deutscher „Arroganz und Größenwahn“ sprach, der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, durfte am 27. Februar im Bundestag rauschende Ovationen genießen: Die deutsche Waffenlieferung für die Ukraine hat seine Sicht auf das Gastland fundamental verändert.

Verbrechen an polnischen, jüdischen und ukrainischen Zivilisten

Andrij Melnyk spielte im Mai 2015 eine Rolle bei der Anfrage der LINKEN-Abgeordneten Sevim Dagedelen, die nachfragte, ob der Bundesregierung bekannt sei, dass Melnyk am Grab des ukrainischen Faschisten Bandera in München Blumen niedergelegt hatte. Der damalige Staatsministers Michael Roth bestätigte die Tatsache und fügte hinzu: „Dem ukrainischen Botschafter ist unsere Position hierzu hinlänglich bekannt. Die Bundesregierung verurteilt die von der Organisation Ukrainischer Nationalisten, OUN, teilweise unter Leitung Banderas begangenen Verbrechen an polnischen, jüdischen und ukrainischen Zivilisten und Amtsträgern.“

Bandera als Verbrecher und Kollaborateur

Nach dem Antisemiten und Hitler-Fan Stepan Bandera sind in der Ukraine nach wie vor Straßen und Plätze benannt. In der Ostukraine, aber auch in Polen, Russland und Israel gilt Bandera als Verbrecher und Kollaborateur. Der schwedisch-US-amerikanische Historiker Per Anders Rudling bezeichnet Bandera als Faschisten. Der ukrainische Botschafter Melnyk verehrt diesen Verbrecher offenkundig. Es sind solche Figuren, die Putin meint, wenn er von einer „Entnazifizierung“ der Ukraine spricht.

Waffen aus Deutschland und den USA für Kiew

Dem Nazi-Freund Melnyk ist die 100 Millionen-Waffenlieferung, die Kanzler Scholz der Ukraine zugesagt hat, immer nicht nicht genug. In der BILD-Zeitung verlangt er von Deutschland eine „Luftbrücke für Kiew“. Was Melnyk will, entspricht den Wünschen seiner Strippenzieher in den USA: Deutschland soll sich in eine Frontstellung gegen Russland begeben. Das würde den Einfluss der USA deutlich erhöhen und selbst eine begrenzte Eigenständigkeit Deutschlands und der EU verhindern. Auch deshalb hat die US-Regierung die Ukraine mit Waffen im Wert von 350 Millionen Dollar unterstützt: Man will den Krieg zuspitzen, man will den Bandera-Erben in Kiew zum Sieg verhelfen.

Vernichtungskrieg in der Ost-Ukraine

Deutschland befindet sich auf einem gefährlichen Weg: Statt offen zu sagen, dass sich die ukrainische Regierung einen Dreck um das Minsker Abkommen gekümmert hat, statt zuzugeben, dass die Menschen in der Ostukraine von den Kiewer Machthabern seit Jahren mit einem Vernichtungskrieg überzogen werden, hat sie sich auf die Seite der USA gestellt, die ihre imperialen Interessen in einem ukrainischen Stellvertreterkrieg durchsetzen wollen.

Gefährlicher Weg der Scholz-Regierung

Der gefährliche Weg der Scholz-Regierung kann Deutschland in einen atomaren Krieg führen, den ihr Freund Melnyk mit der möglichen Aufkündigung des ukrainischen Atomwaffenverzicht bereits angekündigt hat."

Ich kannte bisher den Hintergrund von Melnyk nicht, wie viele andere, nehme ich an. Die Einstellung würde sich wohl ändern, bei vielen. Oder auch nicht?


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#123

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 28.02.2022 17:12
von Dr. Yes | 1.346 Beiträge

Bandera, Bandera, Bandera ... wenn das der einzige Beweis dafür ist, dass die Ukraine ein Volk von Nazis ist, dann ist das arg dürftig. Bandera ist für die Ukrainer mittlerweile dasselbe wie der Großmufti von Jerusalem für die Palästinenser.
Und Gellermann sollte sich mal mit der Nazizeit befassen; vielleicht versteht er dann, was ein "Vernichtungskrieg" ist.


Sita usvi late in ista per canes
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#124

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 28.02.2022 23:47
von Atue (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #122
Statt offen zu sagen, dass sich die ukrainische Regierung einen Dreck um das Minsker Abkommen gekümmert hat, statt zuzugeben, dass die Menschen in der Ostukraine von den Kiewer Machthabern seit Jahren mit einem Vernichtungskrieg überzogen werden, hat sie sich auf die Seite der USA gestellt, die ihre imperialen Interessen in einem ukrainischen Stellvertreterkrieg durchsetzen wollen.


Das ist Bullshit.

Schauen wir mal genauer hin, was passiert ist:

Im November 2013 häuften sich in der Ukraine die Massenproteste gegen Staatspräsident Janukowytsch, da dieser das geplante Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union ablehnte. Es kam zu blutigen Straßenkämpfen von Demonstranten, die gewaltsam von der Polizei niedergeschlagen wurden (Euromaidan). Im Februar 2014 erklärte das Parlament die Regierung Janukowytschs für abgesetzt und ernannte eine Übergangsregierung. In der Ostukraine erhoben sich nun prorussische Separatisten und strebten eine Abspaltung vom westlichen Teil der Ukraine an. In den Mittelpunkt rückte vor allem die Krim, wo die Bevölkerung in einem Referendum mehrheitlich für den Anschluss an Russland stimmte.1

Quelle

Ein demokratisch gewähltes Parlament setzt eine Regierung ab und ernennt eine Übergangsregierung. So etwas nennt man demokratischen Machtwechsel. Der sollte doch wohl legitim sein.

Nicht aber für einige russische Separatisten! Diese erklären die Unabhängigkeit, zunächst von der Krim, dann aber auch von
Donezsk und Luhansk. Gibt es ein nationales oder internationales Recht, welches eine solche einseitige Unabhängigkeitserklärung entsprechend dem Rechtsstaat ermöglicht! Jein - ja nur genau für den Fall, dass der Staat mitspielt, von dem sich Separatisten abspalten wollen, oder dann und nur dann, wenn schwerste Menschenrechtsverletzungen vorliegen, die eine Abspaltung rechtfertigen. Ein entsprechender Nachweis wurde nicht erbracht.

Es ist dabei keine Frage, dass zeitweise in der Ukraine Machtverhältnisse herrschten, in denen eine massive Unzufriedenheit der Bevölkerung insgesamt mit der regierenden Klasse vorhanden war. In der Ukraine gab es viel Korruption, und insbesondere eine ausgeprägte Herrschaft von Oligarchen. Zeitweilig auch durchaus in dem Sinne, dass rechte und nationalistische Kräfte maßgeblich mit an der Macht waren. Ursache dafür war aber auch, dass in der Ukraine massiv sowohl durch russische als auch andere Mächte (USA, Staaten der EU) die jeweils geneigten Machtstrukturen bestärkt wurden.

Trotzdem (!) gab es keine Rechtfertigung für eine Unabhängigkeitserklärung, die völkerrechtlich anerkannt werden müsste. Würde man dies völkerrechtlich zugrunde legen, dann müssten nicht nur in der EU beispielsweise die Katalanen und andere Minderheiten in die Separation entlassen werden, sondern mehr noch müssten viele unterdrückte Minderheiten beispielsweise in Russland oder China das Recht auf Separation bekommen. Kann man so machen - aber so ist es aus durchaus gutem Grund gerade nicht geregelt!

Speziell in den Gebieten der Ukraine hat Russland durchaus auch einen starken Einfluss darauf genommen, dass es überhaupt zu einer Separatistenbewegung kam.

So entstand der Konflikt, der schließlich mit den Minsker Abkommen befriedet werden sollte. Minsk 1 war ein relativ einfaches Waffenstillstandsabkommen - welches nicht umgesetzt wurde. Minsk 2 war das Abkommen, was heute üblicherweise gemeint ist, wenn vom Minsker Abkommen die Rede ist.

Faktisch wurde Minsk 2 aber nicht umgesetzt. Weder hat die Ukraine ihre Zusagen eingehalten, noch haben die Vertreter des Donbass ihren Teil eingehalten. Man kann nun sagen, hätte die Ukraine ihre Zusagen eingehalten, wäre alles gut geworden.....man kann aber genauso berechtigt sagen, dass weder die Separatisten des Donbass noch Rußland ein echtes Interesse an der Umsetzung von Minsk 2 an den Tag gelegt haben.

Völkerrechtlich aber gilt: Nachdem Minsk II auch durch den Sicherheitsrat zu einem völkerrechtlich verbindlichen Dokument wurde, gilt aus Minsk II auch die garantierte Integrität des Staatsgebietes der Ukraine. Mehr noch: Einmal mehr hat Russland unterschrieben und die Integrität der Ukraine damit bestätigt - eine Integrität, die Russland aktuell in Frage stellt, wie das Existenzrecht der Ukraine insgesamt als unabhängigen Staat.


Selbst wenn man den Einfluss der USA als imperialistisch erlebt und damit begründen will, dass dies abzulehnen ist, sollte man genauer hinschauen!

Der USA und der EU ging es um eine demokratische Perspektive in einem rechtsstaatlichen Umfeld für die Ukraine - inklusive Minderheitenschutz!
Die Bevölkerung in der Ukraine will mehrheitlich die Abkehr von Oligarchen, von Korruption etc. - sie will Demokratie und sie will Rechtsstaatlichkeit.
Dem Gegenüber steht die fragwürdige "rechtsstaatlichkeit" Russlands. Wir erinnern uns: Unterdrückte Oppositionelle, Abkehr von Werten wie dem der Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Demonstrationsrechten etc. etc. etc......
USA und EU wollten eine mittel- und langfristige Entwicklung der Ukraine durchaus in Richtung der westlichen Wertegemeinschaft.
Russland will einen Vasallenstaat ohne Militär, ohne Selbstbestimmungsrecht, und zu den üblichen Bedingungen Russlands. Siehe auch Weissrussland und Russland selbst.

Ist also das Ansinnen des Westens, die Ukraine in Richtung Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie bei einer liberalen Wirtschaft zu entwickeln verwerflich?

Na, wenn die Russen dort doch lieber von Putin unterdrückt werden wollen.....


Die Kernfrage ist doch nicht, was will die USA, was die EU, was Russland - sondern die Kernfrage ist: Was wollen die Menschen in der Ukraine?

Wollen sie wirklich, wenn sie eine freie Wahl haben, eine "Demokratie russischer Prägung" oder die gleichberechtigte Aufnahme in die Wertegemeinschaft des Westens.

Ich denke, die Ukrainer haben entschieden - vor allem die jungen Ukrainer, dass ihnen das europäische Modell einer freien liberalen Gesellschaft näher steht, als die Idee eines totalitären Staates im Stile Putins.

Eine Leistung der Zivilgesellschaft der Ukraine war und ist die Wahl des aktuellen Präsidenten: Wolodymyr Selenskyj.
Sein Regierungsstil weist so Kleinigkeiten auf wie:

In den ersten Jahren seiner Präsidentschaft versuchte Selenskyj die ukrainischen Oligarchen (darunter Rinat Achmetow, Igor Kolomojski, Wiktor Pintschuk, Dmytro Firtasch) zu überzeugen, freiwillig Macht abzugeben, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und dem Staat bei einzelnen Projekten zu helfen. Als dies nicht gelang, verabschiedete Selenskyj mit Hilfe des Parlamentes ein Lobbygesetz, das den Einfluss der Oligarchen offenlegte und etwas beschnitt. Seit dem Gesetz ist es Oligarchen in der Ukraine verboten, Parteien zu finanzieren. Amtspersonen müssen zudem jedes nicht öffentliche Treffen mit Oligarchen deklarieren. Außerdem gründete Selenskyj im selben Jahr einen Nationalen Sicherheitsrat, der Sanktionen gegen Oligarchen verhängen kann (und dies auch sofort nach Gründung gegen Wiktor Medwedtschuk tat). Damit wurde Selenskyj der erste Präsident in der Geschichte der Ukraine, der eine konfrontative Politik gegenüber Oligarchen einging.[37] (wikipedia)

Nicht ganz unwichtig sollte auch noch erwähnt werden, dass er sich gegen Trump gestellt hat, als dieser um "Amtshilfe" zur Vertuschung bat.


Ausgerechnet DIESE Regierung nun anzugreifen zeigt auf, wie die politischen Verhältnisse tatsächlich sind, und wer hier welche Interessen vertritt.


Es liegt absolut im deutschen Interesse, aber auch im Interesse der gesamten freien Welt, dass die demokratischen Kräfte in der Ukraine gestärkt werden. Das hat nichts mit imperialen Interessen der USA zu tun, die sich schließlich auch im konkreten Konflikt recht zurückhaltend bewegen.

Es geht heute und aktuell um ganz legale Interessen von Menschen, Menschen die nach Freiheit, nach Menschenrechten, nach dem Recht zu Wählen, nach Rechtsstaatlichkeit und nach Wohlstand suchen. Also - nicht nach dem, was Putin darunter versteht, und mit militärischer Gewalt den Ukrainern aufoktroieren will - sondern um das, was Menschen wollen, wenn man sie frei entscheiden lässt.

Sicher ist die Ukraine noch weit entfernt davon, ein lupenreiner westlicher Staat mit reinem Rechtsstaatlichen Prinzipien zu sein - nur - dass die Ukrainer genau das wollen, haben sie eindeutig gezeigt. Und dass sie derzeit einen Präsidenten haben, der auch das will und aktiv vorantreibt - hat sich auch gezeigt.

Was mir hier klar fehlt, ist dass du anthea eine realistische Abwägung vornimmst, die nicht einseitig und letzten Endes von russischer Propaganda mit beeinflusst sich auf die Seite einer separatistischen Minderheit schlägt, sondern die ganzheitlich das Geschehen in der Ukraine auch über die letzten Jahre hinweg nach völkerrechtlichen und durchaus auch gerne westlichen rechtsstaatlichen Prinzipien (die sind höher als die entsprechenden russischen Standards.....) vornimmt.

Ich teile deine Einschätzung, dass nicht alles in der Ukraine gut war - ich lehne aber kategorisch ab, dass die Missstände auch nur im Ansatz einen russischen Bruderkrieg rechtfertigen. Und weil es keine (!) Rechtfertigung für das russische Verhalten gibt, ist es völlig richtig, dass die Bundesregierung hier klare Kante zeigt und einen klaren Schwenk in ihrer Aussen- und Sicherheitspolitik vornimmt.
Weil Russland offensichtlich aggressiv ist, brauchen wir eine ausreichende militärische Bewaffnung. Weil Russland rechtsstaatliche Prinzipien ablehnt und das Völkerrecht mit Füßen tritt - brauchen wir ausreichend Möglichkeiten, um dem entschlossen entgegen treten zu können.

Ganz ehrlich - wenn ich nur die Wahl habe zwischen den USA und Russland - wird meine Wahl jedes Mal neu immer wieder auf den Weg der USA fallen! Aber: Anders als Russland akzeptiert die USA durchaus, dass sich die Staaten in ihrem Einflussgebiet eigenständig entwickeln und verhalten.

Wieso du diesen Punkt regelmäßig ignorierst, und stattdessen Russland quasi als die rettende Alternative positionierst, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Welche Welt wäre uns lieber? Eine Welt nach Schema USA? Oder eine Welt nach Schema Russland?
Und wenn wir eine eigene Welt mitgestalten wollen - welcher Weg ermöglicht das? Sich gemeinsam politisch mit den USA auf die Reise zu begeben, oder gemeinsam mit Russland?
Und wenn wir einen dritten Weg wollen - wie soll der sicher ermöglicht werden, wenn nicht über eine eigene starke Armee, eigene Möglichkeiten zur Verteidigung und eigene starke Möglichkeiten zur Gestaltung der Zukunft?

Nach dem Verhalten Russlands braucht mir niemand vorzuwerfen, dass sich Deutschland für einen Weg entscheidet an der Seite einer imperialistischen USA......das halte ich für Realitätsverweigerung und auch Geschichtsfälschung. Dass sich Deutschland und mit ihm viele weitere Staaten der Welt aber klar gegen eine kriegerische Nation entscheidet, die in Europa Grenzen nicht akzeptiert und Staatsgebiet beliebig annektiert.....das halte ich für die absolut richtige Entscheidung, hinter der ich 100% stehe!

Wenn in zwei Jahren in den USA Trump erneut an die Macht kommt, werde ich aber genauso entschlossen auch dafür stimmen, sich klar von ihm und seinen Sichtweisen auf die Welt zu differenzieren.



Anonymer Gutmensch hat sich bedankt!
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#125

Aerosolwaffen

in Europa 01.03.2022 07:44
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Moin,

diese Waffen werden auch als "Vakuumbomben" bezeichnet. Geringe Zerstörung der Infrastruktur aber verheerende Wirkung auf Menschen und andere Lebewesen, denen in kürzester Zeit Sauersoff entzogen wird. Sie ersticken.

Diese Waffen hat Putin letzte Nacht eingesetzt. Inklusive von Streubomben. Streubomben machen keine Rücksicht auf Zivilisten und Kombatten,

Vakuumbomben sind geächtet.

Was geht in diesem Stalin II Putin eigentlich vor ?

LG


Imperare sibi maximum bellum est
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#126

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 01.03.2022 10:04
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #124
Zitat von Anthea im Beitrag #122


Lieber Atue, der guten Ordnung wegen möchte ich darauf hinweisen, dass der Text nicht von mir ist, sondern dass ich selbst zitierte.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#127

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 01.03.2022 10:08
von Thats me | 90 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #124
Trotzdem (!) gab es keine Rechtfertigung für eine Unabhängigkeitserklärung, die völkerrechtlich anerkannt werden müsste.


Nunja, die westlichen Mächte maßen sich ja auch an, bestimmte Regierungen ......
Bestes Beispiel Venezuela und Bolivien, wo die Amis auch wieder einmal ihre Finger drin hatte und der angebliche Wahlbetrug widerlegt wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4si..._Betrugsvorwurf

....oder Staaten völkerrechtlich anzuerkennen, andere aber nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_...nnung_als_Staat

Auch sehe ich es als grundsätzliches Recht an, wenn sich eine Region vom Staat abspalten und unabhängig werden möchte. Sezessionsrecht.
Von so her, finde ich es nicht verwerflich, dass Putin das in der Ostukraine tat und als Staat anerkannte. Das tun andere auch und ist auch kein Völkerrechtsverstoß, da die Anerkennung anderer Staaten eigenen Regeln unterliegt und das jedes Land für sich entscheiden kann.
https://www.bundestag.de/resource/blob/1...taaten-data.pdf
https://www.eda.admin.ch/content/dam/eda...nung__de_05.pdf

Eine anerkannte Voraussetzung zum Recht der Sezession (Unabhängigkeitserklärung) sind Menschenrechtsverletzungen.
Diese sind im Falle der Ostukraine eindeutig festgestellt worden. Und zwar in Zusammenhang mit den Ukrainischen Freiwilligenbataillone. Menschenrechtsverletzungen sind dokumentiert von AI, Human Rights Watch und OHCHR

https://laender-analysen.de/ukraine-anal...erletzungen-der-
freiwilligenbataillone/

Zitat
Bewaffnete Freiwilligenbataillone: Informelle Machthaber in der Ukraine
Die Bataillone beziehen einen Teil ihrer Waffen und Ausrüstung über staatliche Lieferanten, aber auch über private Anbieter. Bei den Parlamentswahlen 2014 konnten sich einige Anführer der Freiwilligenbataillone einen Sitz im Parlament sichern.
Die Gründer der Bataillone wurden ins Parlament gewählt und erhielten dadurch Einfluss auf den politischen Prozess der Ukraine und politische Immunität.


https://de.wikipedia.org/wiki/Regiment_Asow
https://de.wikipedia.org/wiki/Bataillon_Ajdar
https://de.wikipedia.org/wiki/Bataillon_Donbass wurden ins Parlament


Zitat
»Mitglieder des Ajdar-Freiwilligenbataillons, das im Norden der Region Luhansk tätig ist, waren an weit verbreiteten Vergehen beteiligt, darunter Entführungen, rechtswidrige Festnahmen, Misshandlungen, Diebstählen, Erpressungen und möglicherweise Hinrichtungen.
Quelle: Amnesty International, <https://www.amnesty.org/downlo...s/8000/eur500402014en.pdf



Zitat
»Auf der pro-Kiewer Seite findet Amnesty International den Rechten Sektor, eine Freiwilligenmiliz gegründet von einer nationalistischen politischen Gruppierung, besonders besorgniserregend. Ehemalige Gefangene des Rechten Sektors berichteten von einer erschreckenden Zahl von Misshandlungen, darunter Scheinhinrichtungen, Geiselnahmen, Erpressungen, gewaltsamen körperlichen Misshandlungen, Todesdrohungen und Unterlassung medizinischer Hilfe. In einem verlassenen Ferienlager in der Nähe des Dorfes Welykomychajliwka [in der Oblast Dnipropetrowsk] hielt der Rechte Sektor angeblich Dutzende Zivilisten als Geisel und erpresste hohe Geldsummen von ihnen und ihren Familien.«
Quelle: Amnesty International, <https://www.amnestyusa.org/files/ukraine_briefing_final.pdf



Zitat
"Seit Anfang 2018 unternahmen die Mitglieder radikaler Gruppen wie C14, Rechter Sektor, Tradizii i Porjadok (dt., Traditionen und Ordnung), Karpatska Sitsch mindestens zwei Dutzend gewaltsame Angriffe, Drohungen und Einschüchterungen in Kiew, Winnyzja, Uschhorod, Lwiw, Czernowitz, Iwano-Frankiwsk und anderen ukrainischen Städten.
Strafverfolgungsbehörden eröffneten selten Gerichtsverfahren. In den gegebenen Fällen gibt es keine Beweise dafür, dass die Behörden effektive Ermittlungen durchführten, um die Täter zu identifizieren, nicht einmal in den Fällen, wo sich die Angreifer in sozialen Medien öffentlich zu den Taten bekannten."
Quelle: Human Rights Watch, https://www.hrw.org/news/2018/...tigate-punish-hate-crimes
(https://www.hrw.org/news/2018/06/14/ukra...ish-hate-crimes)



Zitat
»In einem besorgniserregenden Trend der Diskriminierung und Gewalt gegen Mitglieder der Roma-Minderheit dokumentierte das OHCHR drei Anschläge auf Roma-Siedlungen in Kiew, Ternopil und Lwiw, die angeblich von Mitgliedern rechtsradikaler Gruppierungen verübt wurden. Der gravierendste Fall ereignete sich am 23./24. Juni 2018, als eine Gruppe junger Männer eine Roma-Siedlung in Lwiw angriff und dabei einen Mann erstach und drei weitere Personen
verletzte, darunter einen zehnjährigen Jungen.
Quelle: OHCHR, <https://www.ohchr.org/Document...ineMay-August2018_EN.docx
(https://www.ohchr.org/Documents/Countrie...ust2018_EN.docx)
>Analyse



Ich möchte vorausschicken, dass die Wortwahl und Vorwürfe Putins von Genozid und Entnazifizierung krass sind.
Ändert aber nichts daran, dass darin zumindest ein kleiner Funke Wahrheit steckt.

TM, immer einbeziehend, dass bei Propaganda immer auf beiden Seiten gelogen wird


Der Fehler im System ist der Mensch, denn er wehrt sich nicht.
Wären Menschen Banken.......


Anthea hat sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 01.03.2022 10:12 | nach oben springen

#128

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 01.03.2022 23:18
von Atue (gelöscht)
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Weil es in der Ukraine 2014 oder auch 2018 wirklich absolut kritisierenswerte und auch sanktionsfähige Ereignisse GAB, ist also der Einmarsch Russlands (also des Staates, der lupenrein für Menschenrechte steht....) absolut gerechtfertigt - und es ist auch kein Problem, dass die Zahl der Opfer der innerstaatlichen Probleme der Ukraine überschaubar war, während die Zahl der Opfer auch und gerade im zivilen Bereich durch die Invasion der russischen "Friedenstruppen" tagtäglich steigt?

Ein Unrecht wiegt also ein anderes Unrecht auf?


Ich habe kein Problem damit, wenn Russland die Ukraine wegen der Menschenrechtsverletzungen gegenüber der russischen Bevölkerung mit Sanktionen überzieht. Wahrscheinlich hätte Russland für diese Punkte auch international Unterstützung gefunden - auch im viel kritisierten Westen.

Anders als in russisch abhängigen Staaten ist es in der westlichen Wertegemeinschaft durchaus üblich, dass man sich auch gegenseitig kritisiert, wenn es was zu kritisieren gibt. So gab es viele Stimmen aus Westeuropa beispielsweise gegen Trump, wenn der mal wieder seine Intelligenz verschleudert hat.....wurden deshalb Demonstranten gegen die Regierung Trump weggesperrt, oder Demonstrationen verhindert? Wurden Fernsehsender abgeschaltet?

Was genau passiert, wenn man in Russland oder Weissrussland lebt, und die Regierung kritisch begleitet?

Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn man die Menschenrechtsverstöße der Ukraine in ihrem Territorium klar benennt und diese auch verurteilt und auch sanktioniert. Dass aber 2022 ein frei gewählter Präsident der Ukraine mit jüdischen Wurzeln mit der Argumentation bekämpft wird, dass dieser ein Nazi wäre.....und man eine 120.000 Mann starke Armee mit hochgerüsteten Waffen losschickt, um ein Land zu erobern.....

Sorry - mir fehlt klar eine Differenzierung in der Bewertung der Ereignisse!

Ich habe in früheren Posts meinerseits deutlich gemacht, dass ich bei Einhaltung der völkerrechtlich definierten Prozesse vollständig überzeugt davon war und auch noch immer bin, dass die Krim zu Russland gekommen wäre - ich habe dennoch darauf bestanden, dass die völkerrechtlich vorgesehenen Prozesse einzuhalten sind!

Insofern denke ich, dass ich mit meiner Sichtweise auf die Lage durchaus im Reinen bin.

Wenn andere nun die Sichtweise vertreten, dass der völkerrechtlich inakzeptable Krieg gegen die Ukraine irgendwie doch gerechtfertigt sei - dann haben hier Menschen ihren Kompass verloren und treten für Werte ein, die ich nicht mittragen kann und nicht mittragen werde.

Das größte Unrecht in der Ukraine ist derzeit die Aggression Russlands! Die gilt es klar zu bekämpfen - friedlich mit allen passiven Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.
WENN dieses größte Unrecht beseitigt ist, setze ich mich DANACH auch gerne für die Beseitigung weiterer Unrechtsfaktoren in der Ukraine ein,- also dann gerne auch für die Minderheitenrechte der russischen Bevölkerung.

Wie egal Putin die konkrete Situation der Russen in der Ukraine ist, beweist er doch auch damit, dass derzeit auch Städte und Gemeinden platt gemacht werden, die mehrheitlich von russischen Ukrainern bewohnt werden. Ist es im Anbetracht dessen wirklich vertretbar, dass man aus falsch verstandener Loyalität zu Russland einen Diktator walten lässt?

Inwiefern hilft Putin mit seiner jetzigen Aktion tatsächlich den Russen in der Ukraine? Ich kann nicht erkennen, dass sich deren Lebenssituation absehbar durch die Aggression Russlands verbessern wird.....

Oder wie erkennst du das, wenn eines der zerbombten Städtchen eines ist, in welchem bisher vorwiegend russische Ukrainer lebten? Wer trägt die Verantwortung dafür, wenn russische Panzer und Flugzeuge auf Städte in der Ukraine Angriffe abhalten, die einen überwiegend russische (russischsprechende) Bevölkerung haben? Ist also auch dafür die Ukraine schuld?

Ich fordere hier zum Umdenken auf - denn es geht hier um einen klaren Kompass - der Maßstab ist nicht Russland oder die Ukraine - sondern der Massstab sind die Menschenrechte.

Wann wurden diese in der Ukraine mehr verletzt? 2000, 2014, 2015, 2018 oder 2022 bis zum russischen Einmarsch - oder 2022 seit dem russischen Einmarsch?

Ich werde ukrainisches Unrecht nicht kleinreden - aber werde mich weiterhin klar gegen das kleinreden eines Aggressors positionieren, der Krieg als Mittel der Wahl sieht - und der keine Skrupel hat, Millionen unschuldiger Menschen die Menschenrechte zu nehmen.



Anthea und Urmel haben sich bedankt!
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#129

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 02.03.2022 14:49
von Anthea | 12.414 Beiträge

Ich habe mich in meiner Einschätzung von Putin total getäuscht und niemals gedacht, dass er so weit gehen würde. Das ist absolut nicht vertretbar und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!

Die armen Menschen tun mir unsagbar leid, die auf der Flucht sind oder mit andauernder Angst in der Ukraine verbleiben. Verbleiben müssen. Man hörte heute in den Nachrichten, dass einige Männer, die bereits erfolgreich mit ihrer Familie geflohen waren, jetzt wieder zurückgehen, um mitzukämpfen. Das ist eine besondere Mentalität von "Mann" und erinnert mich immer an den von mir oft zitierten "Kornett" von Rilke. Einem Mann, dem sein Vaterland wichtiger war als die Liebe von und zu einer Frau.
"Dulce et decorum est pro patria mori". Aus den Oden des Horaz

Ich finde es beruhigend, dass Scholz und Biden sowie Bennet in Israel ausgeschlossen haben, sich in Kampfhandlungen in der Ukraine einzumischen und ich hoffe, das bleibt auch so "in Stein gemeißelt."
Ansonsten meine ich, dass Deutschland jetzt nicht in hektischen Aktionismus verfallen sollte, was Aufrüstungen oder Ideen für eine neue Wehrpflicht anbelangt. Und auch nicht meinen, dass jetzt unbedingt stante pede der Forderung der Ukraine nach einer EU/Nato-Aufnahme entsprochen werden sollte.
Das wird wohl auch nicht passieren.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa...schaft-103.html


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
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Urmel hat sich bedankt!
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#130

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 02.03.2022 16:07
von Anthea | 12.414 Beiträge

Und wieder ein lesenswerter Artikel von Uli Gellermann. Ein Leser meinte in einem Kommentar, dass dies "zu viel Geschichte" für Frau Baerbock beinhalten würde...


BAERBOCKS „DREISTE LÜGEN“
Blutspur der NATO: Von Afghanistan über Jugoslawien bis zum Irak
Autor: Uli Gellermann
Datum: 02.03.2022

Das HEUTE kommt aus dem GESTERN: Auch und gerade der Ukraine-Krieg zeigt, dass sich das HEUTE aus dem GESTERN speist: Der Krieg hat eine lange Vorgeschichte, ohne die er nicht zu erklären ist. Es mag aktuell müßig erscheinen, sich an das „Kiewer Rus“ zu erinnern, jenes sagenumwobene mittelalterliche altostslawische Großreich, das in und um Kiew, sowohl die heutigen Russen wie auch die heutigen Ukrainer hervorgebracht hat. Und doch läge genau hier ein Schlüssel zur Lösung des heutigen Krieges. Aber solange Politiker wie die flüchtig gebildete Annalena Baerbock, die deutsche Außenministerin in der UN-Vollversammlung dem russischen Außenminister "dreiste Lügen“ vorwirft, statt sich mit der Rolle des Westens im Vorfeld des Krieges zu beschäftigen, so lange wird Öl ins Kriegsfeuer gegossen. Als Brandbeschleuniger betätigt sich auch die ÈU: Der Rat der Europäischen Union hat eine Verordnung veröffentlicht, nach der jede Verbreitung der Sendungen und Inhalte von RT und Sputnik untersagt ist. Die Verordnung tritt mit ihrer Veröffentlichung in Kraft.

Der Rat der Europäischen Union hat heute eine Verordnung veröffentlicht, nach der jede Verbreitung der Sendungen und Inhalte von RT und Sputnik untersagt ist. Die Verordnung tritt mit ihrer Veröffentlichung in Kraft.

Jelzin: Russischer NATO-Beitritt als langfristiges Ziel

Es war ausgerechnet die FAZ, die sich im Mai des letzten Jahres erinnerte, dass der russische Präsident Boris Jelzin einen russischen NATO-Beitritt zum „langfristigen politischen Ziel“ erhob. Und In der Nato-Russland-Grundakte aus dem Mai 1997, einer Absichtserklärung beider Partner, hieß es sogar: „Die Nato und Russland betrachten einander nicht als Gegner. Sie verfolgen gemeinsam das Ziel, die Spuren der früheren Konfrontation und Konkurrenz zu beseitigen und das gegenseitige Vertrauen und die Zusammenarbeit zu stärken.“ Angesichts des damals üblichen Verschiebens russischen Volksvermögens in den Westen sah es so aus, als könne man die Rohstoffe Russlands ohne Druck einsacken, als reiche es, den Russen Honig um den Bart zu schmieren. Mit genau diesem Sowjet-Ausverkauf machte Wladimir Putin Schluss. Das können ihm die Rohstoff-Interessenten im Westen bis heute nicht verzeihen.

Kein „Ende der Geschichte“

Die krasse Zweiteilung der Welt, in einen westlich von den USA beherrschten kapitalistischen Block und einen von der Sowjetunion dominierten sozialistischen Block schien in den 90er Jahren zu Ende zu gehen. Francis Fukuyama annoncierte das „Ende der Geschichte“ und aus der sozialistischen Sowjetunion wurde das kapitalistische Russland. Aber spätestens im Jugoslawienkrieg wurde mit der tagelangen Bombardierung Belgrads durch die NATO klar: Der Westen setzte nicht nur auf die freiwillige Preisgabe der im ehemals sozialistischen Boden lagernden Rohstoffe und das von den sozialistischen Regimes organisierte politische und militärischen Netzwerk. Man wollte den ganzen Kuchen, möglichst jeden Krümel.

Der Dealer ist gern bewaffnet

Länder, die gestern noch im „Warschauer Pakt“, dem sozialistischen Militärbündnis Mitglieder waren, wurden Zug um Zug zu NATO-Mitgliedern. Die NATO, ursprünglich ein Bündnis gegen den sozialistisch firmierenden Osten, verleibte sich ein Land nach dem anderen ein, obwohl der Grundwiderspruch zwischen Kapitalismus und Sozialismus durch die Auflösung des sozialistischen Blocks längst erledigt schien. Was geblieben war, war die Gier nach Märkten und Rohstoffen. Und was der Kapitalismus aus seiner Kolonisations-Geschichte bestens wusste: Man kauft und verkauft besser, wenn der Dealer bewaffnet ist. Zugleich brauchten die neuen Milliardäre in Russland und anderswo viel Geld für den Kauf von Fussballklubs und ihr schönes Leben an der Cote d'Azur. Der Systemwiderspruch war verschwunden, der Widerspruch konkurrierender Kapitalfraktionen ist an seine Stelle getreten.

Können die Russen den Krieg gewinnen?

Kann die Gruppe um Putin, können die Russen den Krieg gewinnen? Der konventionelle Krieg braucht Soldaten. Nur wenn ein Volk bereit ist, seine Kinder in den Krieg zu senden, kann Putin einen Krieg gewinnen. Im März 2020 wurde eine Verfassungsänderung vorgeschlagen, um die bisherigen Amtszeiten Putins zurückzusetzen und ihm zu ermöglichen, bis 2036 Präsident zu bleiben. Die Änderungen wurden in einer gesamtrussischen Abstimmung von fast 78 Prozent der Russen angenommen. Putins Popularität basiert darauf, dass er, anders als Jelzin, die Zahlung von Renten und Löhnen sicherte. Zur Zeit gibt ihm die Mobilisierung des Patriotismus einen weiteren Schub. Das wird sich ändern, wenn den Eltern die ersten Särge als Kriegsprodukte ins Haus geschickt werden.

"Bedrohung der Russen geht seit Jahren von der NATO aus"

Was geht der Krieg die Deutschen an? Die Angst vor einem Welt-Krieg wächst in den Umfragen. Einen Nato-Beitritt der Ukraine fände nur eine Minderheit von 45 Prozent gut. Aber im Ergebnis der Medien-Mobilisierung befürworten 78 Prozent der Befragten die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und auch die Aufrüstung der Bundeswehr. Die Kriegsgefahr bleibt. Für alle Beteiligten wäre ein schnelles Ende des Krieges gut. Die russische Führung wäre gut beraten, wenn sie an die gemeinsamen historischen Wurzeln der Russen und Ukrainer erinnern würde. Wer im Westen lebt, wäre gut beraten, wenn er sich klar machen würde, dass die Bedrohung der Russen seit Jahren von der NATO ausgeht. Wer Verstand hat und ein Erinnerungsvermögen, der kennt die Blutspur der NATO: Von Afghanistan über Jugoslawien bis zum Irak, bis Syrien und Libyen.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


zuletzt bearbeitet 02.03.2022 16:12 | nach oben springen

#131

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 02.03.2022 17:33
von Dr. Yes | 1.346 Beiträge

Sorry, aber langsam kommt mir bei Gellermann das Kotzen.

Eine derart einseitige Haltung pro Russland und anti NATO ist mehr an Propaganda, als ein normaler Mensch verträgt und erinnert an DDR-Sprech zu Hochzeiten des Kalten Krieges (Neues Deutschland, Sudelede etc.).

Den Krieg mit einem "sagenumwobenen mittelalterlichen alt-ostslawischen Großreich" vor 1000 Jahren zu rechtfertigen, ist schon Volksverdummung. Genauso könnte sich Deutschland auf Karl den Großen berufen und Frankreich und Norditalien erobern. ER soll endlich mal in der Gegenwart ankommen; selbst die Russen haben mit der Gründung der UdSSR eine Eigenständigkeit der Ukraine anerkannt; lediglich Putin in seinem zaristischen Größenwahn will das Rad der Geschichte zurückdrehen.

Deutschland hat RT das lineare Fernsehprogramm untersagt, weil RT schlicht keine Sendelizenz beantragt hat. RT sendet aber munter weiter bis zu einer gerichtlichen Klärung; so ist das auch vorgesehen. Im Gegenzug musste die Deutsche Welle in Russland von einem Tag auf den anderen dicht machen. Aber das Verbot russischer Propaganda-Sender als "Brandbeschleuniger" für den Krieg zu bezeichnen, hat was. Das heißt also, künftig muss man vor jedem Despoten kuschen, nur um ihn nicht zu provozieren?

Da Gellermann schon die Nato-Russland-Grundakte von 1997 anspricht, sollte er auch erwähnen, dass mit ihr die Aufnahme Polens, Tschechiens und Ungarns in die NATO mit Russland vereinbart wurde. Wenn andere Staaten des Ostblocks und der GUS später eine Aufnahme beantragten, wird das schon einen Grund gehabt haben. Für diese Staaten ging es nicht um militärische Aufrüstung, sondern schlicht um den NATO-Schutzschirm in Form des Bündnisfalls.
Was die Ukraine betrifft: Hier findet man eine kurze Darstellung der Beziehung NATO - Ukraine - Russland in der jüngeren Vergangenheit. Von einem Druck der NATO insgesamt auf die Ukraine kann danach überhaupt keine Rede sein. Außerdem ist klar, dass die Ukraine nicht beitreten konnte, solange sie sich im Konflikt mit anderen Staaten befand. Ein Grund, warum der Konflikt im Donbas von Russland ständig geschürt wurde?

Ich weiß nicht, was Gellermann will. In den letzten 20 Jahren hat sich der Handel zwischen "dem Westen" und Russland so verstärkt, dass sich Deutschland beispielsweise zu 55% von russischem Erdgas und mehr als einem Drittel von russischem Erdöl und russischer Steinkohle abhängig gemacht hat. Das jetzt als "Gier nach Märkten und Rohstoffen" zu bezeichnen, ist schon krank; wie anders sollte Handel mit Russland ablaufen? Wie sich jetzt zeigt, war das für Deutschland ein viel größeres Risiko als für Russland. Dass Russland seine Industrie ausverkauft hat (an eigene Oligarchen, nicht an den Westen, wie es bei der DDR der Fall war), kann man auch nicht dem Westen anlasten.

Natürlich wird Putin den Krieg gewinnen. Was bis jetzt gelaufen ist, war Vorgeplänkel. Putin schickt nun auch schon seinen "Mann fürs Grobe" ins Kriegsgebiet; dessen Leute werden sich nicht scheuen, die unbewaffneten Ukrainer, die sich russischen Panzern entgegengestellt haben und die russischen Fahrer verunsichert haben, einfach umzunieten. Und in einer zweiten Zerstörungswelle wird der Druck zunehmen, bis die Ukrainer dem nichts mehr entgegenzusetzen haben.

Die NATO jetzt für alles Schlechte in der Welt verantwortlich zu machen, ist lächerlich. Ungarn, ČSSR, die vielen Stellvertreterkriege in Afrika, Tschetschenien - alles NATO?
Afghanistan? Wer ist da 1979 einmarschiert?
Jugoslawien? Das Eingreifen der NATO dort war in Teilen falsch oder kontraproduktiv. Aber wer hat dort eine Blutspur hinterlassen? Frag mal die Bosnier.
Und wie hat die Bedrohung Russlands, einem Land, das die Welt mit seiner atomaren Bewaffnung mehrfach pulverisieren kann, durch die NATO konkret ausgesehen?

Ich wünsche Gellermann, dass er irgendwann zu Verstand kommt.


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#132

RE: Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr

in Europa 02.03.2022 18:25
von Anthea | 12.414 Beiträge

Lieber Yves, du kannst auch selbst in der Nationalgalerie seine Artikel kommentieren!
Ich bin der Meinung, dass Uli Gellermann eine Menge an Informationen gibt, die Zusammenhänge in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Unerlässlich ist es doch meistens oder sogar immer, die Vergangenheit in Betrachtungen mit einzubeziehen.
Das wollen viele nicht, wenn ich z.B. an Stimmen denke, so es um die Hitler Aera geht, die sagen, dass man das Kapitel doch abschließen sollte...Aber das wäre nicht richtig, denn aus der Vergangenheit und Fehlern sollten die Menschen lernen. Wegen des "nie wieder", was sich in Köpfe und Herzen! einpflanzen sollte!
Aber die Menschheit ist lernresistent...


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
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#133

Ideologie ist kein SINN - sondern ein Sinnsurrogat!

in Europa 02.03.2022 23:16
von Atue (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #132
Unerlässlich ist es doch meistens oder sogar immer, die Vergangenheit in Betrachtungen mit einzubeziehen.


Da geh ich mit - aber Geschichtsfälschung ist einfach nur billige Propaganda.

Ich will es nochmals klar machen:
Es ist FALSCH, dass die NATO sich nach Osten ausgedehnt hat.
Richtig ist, dass Staaten Osteuropas nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Russland in der UDSSR sich nach dem Ende des kalten Krieges um Aufnahme in die NATO bemüht haben. Diese Aufnahme war und ist mit Bedingungen verknüpft - also beispielsweise, dass man bei einem Angriff eines NATO-Landes sich im Bündnis so verhält, als wären alle NATO-Länder angegriffen worden. Um Mitglied zu werden, muss man sich an demokratische Werte halten und zur euro-atlantischen Sicherheit betragen, um überhaupt berücksichtigt werden zu können. Ist das der Fall, werden erst mal Beitrittsgespräche geführt.

Konkret zur Ukraine:
2008 hat die NATO die Bestrebungen der Ukraine (und auch Georgiens) grundsätzlich begrüßt, Mitglied der NATO werden zu wollen. Einen konkreten Aktionsplan gab es aber nicht, wohl aber noch eine Reihe offener Fragen, um die man sich bemühen wolle....
Viktor Janukowitsch - ex-Präsident der Ukraine - sagte 2010, es bestünde keine Notwendigkeit für einen NATO-Beitritt des Landes. Dafür gab es auch einen Parlamentsbeschluss der Ukraine, die den bündnisfreien Status des Landes bestätigte.

Die weitere Geschichte sollten wir kennen:
2014: Anexion der Krim durch Russland. 2017 verabschiedete das Ukrainische Parlament ein Gesetz, was das Ziel einer NATO-Mitgliedschaft festschrieb.
2020 bekam die Ukraine den Status eines Partners der NATO - einen Status den auch Finnland hat. Dieser Status ermöglicht eine gewisse Zusammenarbeit - ist aber eben keine Mitgliedschaft.

Wäre es richtig, dass der Westen die NATO nach Osten ausgedehnt hat, was genau hat dann den Westen abgehalten, dem Begehren der Ukraine schon 2017 stattzugeben?
Eine (von mehreren) wichtigen Ursache dafür, dass die russisch-freundlichen Präsidenten sich in der Ukraine nicht halten konnte, waren die negative Einflussnahme Russlands auf das Geschehen in der Ukraine, mit ihrem ersten Höhepunkt, der Anexion der Krim.

Was genau also wirft Russland der NATO bezüglich der Ukraine vor? Dass wir Handel mit der Ukraine betrieben haben? Dass wir den Menschen dort die Hand gereicht haben - wie übrigens auch Russland?

Als Russland noch ernsthaft über einen eigenen Beitritt zur NATO und zur EU nachgedacht hat, war Russland auf dem Weg hin zu einer echten Demokratie. Es gab mehrere Parteien, freie und geheime Wahlen, ein Umbau der Wirtschaft in Richtung Marktwirtschaft, eine freie und blühende vielfältige Medienlandschaft und und und. Allerdings verarmte das einfache Volk, die Oligarchenschicht bildete sich, und eine Minderheit mit großem Einfluss verdiente sich dumm und dämlich - oft genug auch mit Korruption und halblegalen Mitteln.
War daran die NATO oder die EU schuld?

Die Wende in Russland kam mit Putin. Sukzessive baute er den Staat um, verschaffte sich selbst mehr und mehr Macht und Einfluss, begann die Opposition auszuschalten, schaltete die freie Presse sukzessive wieder ab und viele weitere Dinge, die in einer echten Demokratie nicht geschehen dürfen.

Inzwischen ist Putin platt gesprochen nur noch ein Diktator. Die Wahlen wie auch die Volksabstimmungen zu Änderungen der Gesetzeslage sind regelmäßig nicht frei, und oft genug auch nicht geheim. Gibt es eine Opposition, wird diese möglichst noch vor den Wahlen ausgeschaltet. Deren Kandidaten werden verhaftet und verurteilt, oder auch mal vergiftet.

Dem einfachen Volk ging es trotzdem etwas besser - Brot und Spiele. Finanziert unter anderem aus dem Handel, den der Westen mit Russland betrieben hat. Ist es also ein Fehler gewesen, mit Russland Handel zu treiben? Wäre es besser gewesen, die noch junge Demokratie in Russland konsequent mit Nicht-Handel zu begleiten?

Ja - wir sollten die Vergangenheit nicht vergessen! Wir sollten uns erinnern, welche Strukturfehler es immer wieder sind, die Despoten an die Macht bringen. Wir sollten die Warnsignale ernst nehmen, wenn Freiheit eingeschränkt wird, ohne dass es dafür ausreichend nachvollziehbare Gründe gibt - und selbst wenn es diese Gründe gibt, sollten wir Misstrauisch bleiben. DAS sollten wir aus der Geschichte lernen - aber doch nicht, dass wir einem Putin vertrauen sollten, wenn dieser die Rechte im eigenen Land so umgestaltet, dass er zum Alleinherrscher wird.

Ja - auch die westliche demokratische Welt ist alles andere als frei von Fehlern. Man kann kritisch auf die Einmischung in Ex-Jugoslawien schauen. Man kann kritisch auf den Irak schauen. Man kann beim Angriff auf Afghanistan anderer Meinung sein. Ein vernünftiger Maßstab zur Bewertung kann aber sein, dass man sich der Frage stellt, ob durch die jeweiligen Eingriffe sich die Menschenrechtslage in den jeweiligen Ländern verbessert oder verschlechtert hat. Ich finde, dass die Menschenrechte ein guter Maßstab sind.

So gesehen geht es den Menschen in Ex-Jugoslawien nach dem Eingriff durch die NATO bezogen auf die Menschenrechte besser als vor dem Eingriff. Da lebten sie im Bürgerkrieg - heute sind weite Teile Bestandteil der EU.
Afghanistan - nach dem Angriff (der darauf basierte, dass die regierenden Taliban Osama bin Laden nicht ausliefern wollten, der für die Anschläge auf das WTC verantwortlich war....ein kriegerischer Akt!) ging es weiten Teilen der afghanischen Bevölkerung besser als zuvor - erst der Abzug der westlichen Truppen hat das Rad wieder zurückgedreht und die Menschenrechtslage verschlimmert.
Und im Irak? Da ist die Bilanz wirklich schlecht - zuvor herrschte ein Diktator, aber einer, der den Menschen doch noch Brot und Bildung zugestanden. Jetzt sind wir von einer Demokratie doch recht weit entfernt - und wirtschaftlich geht es vielen Menschen schlechter.

Wie wird die Prognose von Gellermann bezüglich der Menschenrechtssituation für die Ukraine vor und nach dem Eingriff Russlands ausschauen?
MEINE Bewertung ist, dass sich derzeit die Menschenrechtssituation in der Ukraine dramatisch verschlechtert.

Gellermann ist leider auf dem russischen Auge blind.

Welche konkrete Angriffsgefahr geht denn eigentlich konkret von der NATO gegenüber Russland aus? Sind es die paar Hundertschaften an symbolischen NATO-Truppen in den baltischen Staaten? Hat Polen, Ungarn, die Slowakei, Tschechien oder auch sonst einer der traditionellen NATO-Staaten in irgendeiner Form Russland bedroht? Hat die NATO an irgendeiner russischen Grenze 120.000 Soldaten in eine Übung geschickt? Hat die NATO mit ihren Atomwaffen gedroht?

Was also meint Gellermann wenn er von einer Bedrohung der Russen durch die NATO spricht?

Es kann nur die Angst der Russen vor der Demokratie sein, vor Freiheit, vor freien Medien, vor Wahlen, vor Opposition, vor demokratischen Machtwechseln... ... ...

Also - korrekterweise ist es nicht die Angst der RUSSEN - sondern allenfalls so etwas wie die Angst einiger weniger der russischen Elite - oder noch konkreter der Angst von Putin - dem angeblich so starken Mann.......
Die Russen selbst fanden das bessere Warenangebot eigentlich ganz ok. Wohlhabende Russen sah man doch auch ziemlich oft in beliebten Reisezielen ihren Urlaub verbringen.....
Den Handel mit dem Westen hat man in Russland eigentlich auch mitgenommen.....
Dass westliche Geheimdienste regelmäßig in Russland Anschläge vorgenommen haben.....ist auch irgendwie nicht so richtig dokumentiert.
Dass Russen aber im Westen Häuser kaufen konnten, oder auch mal Fußballvereine - alles westliche Angriffstaktik? Oder tickt da einer nicht mehr ganz richtig?

Welche Russe hatte also nun Angst vor der "Aggression" des Westens?

Die Kernfragestellung ist: Sind die Menschenrechte die akzeptierte Prämisse - oder eben nicht.

Gellermann hat nicht die Menschenrechte als Maßstab, sondern linke Ideologie. Ideologie sollte kein Maßstab für Haltungen sein. Ideologie kann lediglich eine Methode sein, wie man Menschenrechte (Ziel oder wenigstens Vision) erreichen möchte. Wenn sich die Ideologie aber aufschwingt selbst Maßstab sein zu wollen - wird die Ideologie zum Sinnsurrogat - aber niemals zum Sinn.

Das ist wahrscheinlich der größte Irrtum, der regelmäßig die Ideologen vereint. Ganz gleich welcher Ideologie man nachrennt - Ideologie ist kein Selbstzweck - sondern nur der Versuch, mittels einer Methode das eigentliche Ziel zu erreichen. Wenn man feststellt, dass die Ideologie dazu führt, dass man das Ziel nicht mehr erreichen kann, sondern sich sogar ins Gegenteil verkehrt - dann gehört die Ideologie in die Tonne.

Die Menschenrechte haben einen anderen Charakter als jede Ideologie! Sie stehen über ihr - denn sie sind SINN-stiftend. Ideologien sind Mittel zum Zweck - und wenn sie ihren Zweck nicht erfüllen, wie derzeit beispielsweise die Ideologie von Putin, dann gehören sie in die Tonne, auf den Müllhaufen der Geschichte.



zuletzt bearbeitet 02.03.2022 23:22 | nach oben springen

#134

RE: Ideologie ist kein SINN - sondern ein Sinnsurrogat!

in Europa 03.03.2022 18:04
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zuerst einmal und nochmals hervorhebend meine Ablehnung, was diesen Krieg anbelangt! Und grundsätzlich bezieht sich das auf jeden Krieg. Denn die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist niemals gewahrt, wenn am Ende zwecks Durchsetzung dieser, sprich: einer Forderung, eines Wunsches, einer Ideologie vernichtetes Leben steht. Von Menschen durch Menschen.
In diesem Zusammenhang lehne ich auch - wie soeben vom ukrainischen Präsidenten Selinsky gehört - “Erfolgsmeldungen” ab, dass die Ukrainer angeblich bereits 9000 russische Soldaten getötet hätten. Das ist für mich Propaganda und soll offenbar ein Motivierungsanschub für die kämpfenden Ukrainer sein, egal ob Armee oder Zivilisten.

Es ist ganz natürlich und meiner Meinung nach nicht wegzuleugnen, dass niemand sich davon freisprechen kann, Sympathien und Antipathien zu besitzen. Somit kann man sich immer nur weitestgehend um Neutralität seiner Sichtweise bemühen. Was bleibt ist immer eine Tendenz “hin zu…” Somit fließt diese immer, wenn auch mehr oder weniger (auch von demjenigen vllt. selbst) unbemerkt, in eine Stellungnahme hinein. Somit ist “Geschichte” schlussendlich auch teilweise eine “Interpretation”. Oder besser gesagt eine Perspektive. Eine Frage des Fundaments als Basis, wo alles drauffolgende klar und richtig ist. Aber anderes Fundament, andere Sichtweise. Und jeder wird dem anderen "Konstrukteur" eine Fälschung vorwerfen. Die Wahrheit liegt meistens irgendwo zwischen den "Stockwerken".

Selinsky wird zwischenzeitlich als "Held" gefeiert. Man sollte jedoch nicht außer Acht lassen, dass er gewandtes Reden gewohnt ist. Als Schauspieler war es seine Profession, glaubwürdig und mitreißend zu sein. Das nun kommt ihm bei seiner neuen Aufgabe entgegen. Bei all den Schrecknissen, bei Leid und Tod, wodurch dieses Land zu leiden hat, erstaunt es mich, dass unbedingt jetzt das Thema EU/Nato-Beitritt von ihm angeführt wird. Nach dem Motto: Die Gelegenheit ist günstig...? Wer wird angesichts der Geschehnisse dazu schon "nein" sagen können... Es hat aber Jahre lang Gründe gegeben, denn Beitritte sind eben auch an Stabilität gebunden. Und die internen Unruhen und das Nazi-Unwesen sind keine seriöse Grundlage. Und wenn jemand Blumen am Grab eines Verbrechers gegen die Menschlichkeit niederlegt, dann muss derjenige sich auch eine mentale Nähe zu demjenigen gefallenen lassen.
Was ich sagen möchte ist, dass Selinsky mir nicht geheuer, oder wirklich "koscher" erscheint. Dass immer wieder auf seine jüdische Herkunft verwiesen wird, erinnert mich an die versuchten Bewahrheitungen von Personen, die im Grunde genommen zutiefst antisemitisch sind, dies aber unter dem Begriff eines Antizionismus zu verstecken trachten. Und dafür zitieren diese dann jüdische Menschen, die politisch Kritik an Israel üben. Nach dem Motto: Der/die ist doch über jeden Verdacht erhaben, da er/sie selbst....

Für mich gibt es viele "Helden". Das sind die stillen Helfer, die sich um Verletzte kümmern, um verzweifelte Menschen, die Trauernde trösten, Tränen trocknen, die "ihr letztes Hemd" geben... Ich bin sehr froh, dass es davon eine ganze Menge gibt. Die "menschlichen Menschen".
Helden sind für mich nicht die Menschen, die andere auf das Anonymum "Feind" hetzen. Denn DER Feind ist auch ein Mensch und keine Pappfigur in einer Schießbude.
Ich weiß, dass viele das anders sehen. Genau so, wie ich einem Stauffenberg immer schon seinen "Heldenstatus" abgesprochen habe.


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Urmel hat sich bedankt!
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#135

RE: Ideologie ist kein SINN - sondern ein Sinnsurrogat!

in Europa 03.03.2022 21:21
von Dr. Yes | 1.346 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #134
Bei all den Schrecknissen, bei Leid und Tod, wodurch dieses Land zu leiden hat, erstaunt es mich, dass unbedingt jetzt das Thema EU/Nato-Beitritt von ihm angeführt wird. Nach dem Motto: Die Gelegenheit ist günstig...? Wer wird angesichts der Geschehnisse dazu schon "nein" sagen können... Es hat aber Jahre lang Gründe gegeben, denn Beitritte sind eben auch an Stabilität gebunden.
Das ist auch genau der Grund, warum die Ukraine nicht schon lange Mitglied der EU oder der NATO ist, entgegen allen Fake News, die von einem unmittelbar bevorstehenden Beitritt schwafelten.
Nun ist es einigen besonders schmerzlich bewusst geworden, dass allein EU und / oder NATO kleinen Staaten Sicherheit geben können. Denn es ist nicht nur die Ukraine, die einen EU-Beitritt anstrebt; auch Georgien und Moldawien wollen diesen Schritt gehen. Die Frage ist, ob die Zeit dafür noch reicht. Moldawien hätte es im Prinzip einfacher: Man könnte eigenen Nationalismus über Bord werfen und sich mit Rumänien zusammenschließen.
Zitat von Anthea im Beitrag #134
Dass immer wieder auf seine jüdische Herkunft verwiesen wird, erinnert mich an die versuchten Bewahrheitungen von Personen, die im Grunde genommen zutiefst antisemitisch sind, dies aber unter dem Begriff eines Antizionismus zu verstecken trachten.
Die Aussage habe ich zwar nicht verstanden, aber ist auch egal. Man hat eigentlich immer nur die jüdische Herkunft Selenskyjs im Zusammenhang mit dem lächerlichen Vorwurf der Russen erwähnt, er sei Protagonist eines Nazi-Regimes in der Ukraine. Dabei passt letzterer Vorwurf viel besser auf Putin. Die Ukraine ist vielleicht kein demokratisches, pluralistisches, tolerantes Musterländle, aber kommt dem wesentlich näher als Russland.


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