Es ist eine Fehlinterpretation wenn man bei Stauffenberg seinen Mordanschlag als Denkmalwürdig interpretiert.

Richtig ist vielmehr, dass er zu der kleinen Gruppe an Menschen gehörte, die sich im Dritten Reich entschlossen und bis zum äußersten gegen das Regime eingesetzt hat. Der Mut, der dazu gehört, wenn man sich gegen ein diktatorisches Regime stellt - der ist bemerkenswert, und auch mal ein Denkmal wert.

Stauffenberg war klar, dass egal ob seine Attentatspläne aufgehen oder nicht, er allenfalls eine geringe Überlebenschance hatte. Und dennoch hat er den Versuch unternommen, das verbrecherische Regime vom Kopf her zu beseitigen.

Die Tat als solche ist nicht heldenhaft - aber eine geordnete Festnahme und Überstellung von Hitler an einen internationalen Strafgerichtshof war damals sicher nicht realistisch.

Und ob der Soldat, der Osama bin laden erschossen hat, nicht doch auch ein Denkmal bekommt....da wäre ich mir gar nicht so sicher. In den USA ist er sicher ein Held - mit oder ohne Denkmal. Dass ihm allein deshalb schon in seinem Heimatort ein Denkmal aufgestellt wird, ist dann doch eher wahrscheinlich - selbst wenn es nur eine Ehrentafel oder ähnliches wäre.

Nur - kaufen kann sich der Soldat dafür auch nichts. Letzten Endes hatte er einen Befehl, einen Job - und zu seinem Job hat die Ausführung des Befehls gehört - und nach amerikanischem Recht hatte er alles Recht der Welt den Befehl auch umzusetzen.

Der Unterschied zwischen diesem Soldaten und Stauffenberg ist, dass der Soldat eine mächtige Organisation im Hintergrund hatte, die ihn zu jedem Zeitpunkt in seinem Handeln unterstützt hat.
Stauffenberg hatte im Gegenteil eigentlich nur Menschen um sich, die ihm bei seiner Tat nicht wohl gesonnen waren. Trotzdem hat er sich entschlossen, gegen einen grausamen Diktator vorzugehen - eine solche Entscheidung bringt mich nicht dazu, ihm für den Mordversuch zu gratulieren - aber Respekt vor seiner Willenskraft habe ich durchaus.

Ich denke, darauf geht auch die Aufforderung Pistorius hinaus.Ein Beispiel daran nehmen, die Demokratie mit aller Entschlossenheit gegen die Feinde der Demokratie zu verteidigen - mit Mut und auch unter Inkaufnahme der Konsequenzen für sich selbst.

Man kann das auch anders sehen - aber Pistorius würde ich nicht unterstellen, dass er das anders sieht.

Ist alles richtig, und trotzdem ist Stauffenberg der falsche Kandidat für die Ehrung. Eine Dekade hat er mitgewirkt, den Krieg, in dem halb Europa in Schutt und Asche gelegt wurde, vorzubereiten, hat sich gefreut, wie schnell Polen und Frankreich besiegt wurden, und erst, als die Niederlage nicht mehr abzuwenden war, hat er sich eines anderen besonnen. Und auch nicht, um schnellstmöglich zu kapitulieren, sondern man wollte den Krieg "ehrenhaft" zu Ende bringen, ja man träumte immer noch von einem Großdeutschland wie in der 1. Strophe des Deutschlandliedes beschrieben.

Nicht Stauffenberg verdient eine Ehrung, sondern Georg Elser.