Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 22.04.2019 09:07von Anthea • | 12.401 Beiträge
Heute ist der „Tag der Erde – International Mother Earth Day". Die Erde – unser aller Lebensraum, der erhalten werden sollte. Der aber in vielen Teilen bereits zerstört wurde, so dass Reparieren vonnöten ist…Und da ruht immer die Hoffnung auf guten "Baumeistern" und "Gärtnern". Greta ist solch eine Hoffnungsträgerin. Kann sie bestehen und widerstehen?
Uli Gellermann hat einen neuen Artikel geschrieben:
Greta for Parliament
Politischer Suizid einer Bewegungs-Ikone
Autor: U. Gellermann
Datum: 22. April 2019
Irgendwie ist sie doch unsere Greta, die 16-jährige Greta Thunberg, die nette Greta mit den lustigen Zöpfen, die mit dem von ihr initiierten Schülerstreik der Umweltbewegung neue Akzente verschaffte. Immer mehr junge Leute beteiligen sich inzwischen an den Fridays for Future, an jener Bewegung, die am 15.3.2019 eine Million Menschen in über 2.000 Städten, in 125 Ländern, auf allen Kontinenten vereinte. Der SPIEGEL sah sie heroisch: "Greta Thunberg erobert Rom". Der Deutschlandfunk sieht sie als "Allheilsbotschafterin". Die Bildzeitung schreibt wohlwollend über die "Die große Greta-Show in Berlin". Eins ist sicher: Greta ist bewegend, die kann bewegen und bisher fand diese Bewegung unter freiem Himmel statt, auf Straßen und Plätzen. Greta war das sympathische Gesicht einer neuen außerparlamentarischen Opposition.
Nun rief Greta den Wählern in der Europäischen Union zu: "Sie sollen für Leute wie mich wählen, die von der Krise betroffen sein werden". Diesen Wahlaufruf verkündete jene Klima-Ikone, die ihre Generation gerade in das politische Handeln geführt hatte. Sie ruft zur Wahl zu einem Parlament auf, das von Lobby-Organisationen geradezu umzingelt ist: Rund 25.000 Lobbyisten mit einem Jahresbudget von 1,5 Milliarden Euro nehmen in Brüssel Einfluss auf die EU-Institutionen. Unter ihnen jede Menge Energiekonzerne. Großkonzerne – die Hauptverursacher der Klima-Katastrophe – zahlen fast nirgends in der EU die gesetzlich vorgeschriebenen Steuern. Der gesetzliche Unternehmenssteuersatz in der EU beträgt durchschnittlich 23 Prozent, doch die Firmen zahlen im Schnitt nur 15 Prozent. Und Steuern sind das wesentliche Steuermittel zur Lenkung der Emissionen. Immerhin stammen 56,8 % der Treibhausgasemissionen in der EU aus der Energiegewinnung. Der Weg zum EU-Parlament ist der Weg in den Suizid einer außerparlamentarischen Bewegung.
Wahrscheinlich ist es zu viel verlangt von einer 16-Jährigen – die immerhin mit Erfolg jede Menge Menschen weit über ihre Generation hinaus für ein wichtiges Menschheitsziel bewegt hat – einen kritischen Blick auf den Parlamentarismus zu erlangen. Aber was ist mit den erwachsenen Oppositionellen? Die LINKE will "Europa anders denken" und geht mit einer Reihe respektabler Forderungen ins Wahlgefecht. Na, ist man versucht zu sagen: Dann denkt mal schön. Oder in der Abwandlung eines Opa-Spruchs: Der Mensch denkt und der Konzern lenkt. Gleich um die Ecke, leicht links, die GRÜNEN. Die wollen "Europas Versprechen erneuern". Wer ist eigentlich der Herr Europa? Und was hat er versprochen? Und wenn er mal was versprochen haben sollte, dann hat er es längst mehrfach gebrochen. Zum Erbrechen blöd, wer auf ein parlamentarisches Konstrukt setzt, das sich als NATO-Partner versteht und als Gründung gegen die Sowjetunion bis heute im blinden, ahistorischen Reflex gegen Russland agiert.
Doch wer denkt, der EU-Illusionen seien nun genug, der findet die größte Seifenblase in einer Aktion, die sich "Europa für alle" nennt. Da rufen jede Menge Organisationen – unter ihnen auch die GRÜNEN und die LINKE zur EU-Wahl vom 23. bis 26. Mai 2019 auf. Zentrale Begründung: Die EU sei gegen Nationalismus! Als ob es in der EU nicht ein nationales Sonderbündnis zwischen Deutschland und Frankreich gäbe. Als ob die Deutschen nicht der Hauptprofiteur der EU wäre. Aber das Einseifen geht weiter im Text des Flyers: "Unser Europa der Zukunft verteidigt Humanität und Menschenrechte; steht für Demokratie, Vielfalt und Meinungsfreiheit; garantiert soziale Gerechtigkeit und treibt einen grundlegenden ökologischen Wandel und die Lösung der Klimakrise voran." Als gäbe es kein EU-Militär. Als habe sich die EU, zum Beispiel im Fall der Ukraine, nie als Vorfeld-Organisation der NATO verstanden. Dafür sollen, nach dem Willen der Initiatoren, am 19. Mai europaweit "zehntausende Menschen gleichzeitig auf die Straße gehen". Und natürlich ist unter den Unterstützern des Aufrufes auch AVAAZ wieder dabei, jene Truppe, die in Syrien die sogenannte Opposition unterstützt hat und damit Partner der ausländischen Interventen war. Eine Organisation, die auch gern Geld vom Multi-Milliardär George Soros annahm.
Das Impressum des EU-ist-total-gut-Flyers weist Uwe Hiksch als Verantwortlichen und Chef des "Demobüro" aus. Hiksch ist ein Hans-Krampf in allen Gassen. Er war mal in der SPD. Zur Zeit soll er einer der Sprecher des bundesweiten Arbeitskreises Europäische Integration der Linkspartei sein. Hiksch ist immer zu sehen, wenn eine Bühne und ein Mikro in der Nähe sind. Nun arbeitet er als Promoter parlamentarischer Visionen. Vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung zur EU-Wahl europaweit bei historisch niedrigen 42,6 Prozent. Da muss mobilisiert werden. Mit allen Mitteln. Auch mit dem außerparlamentarischen Sektor. Da sind sogar Demonstrationen recht. Jene Formen demokratischer Artikulation, für die in den Mitglied-Staaten der EU primär die Polizei zuständig ist. Die französischen Gelbwesten können ein Lied davon singen. Doch davon im Hiksch-Flyer keine Rede.
Dass Greta – die außerparlamentarische Ikone – mit einem Wahlaufruf von der Bühne der direkten Aktion abtritt, ist bedauerlich. Denn in den Aktionen kann man all das lernen, was bei Wahlen ausgeblendet ist: Mißtrauen gegenüber den politischen Instanzen, Vertrauen in die eigene Kraft. Denn die Parlamente sind verführerisch. Sie sind Orte der Korruption: Sei es durch die aktiven, materiellen Zuwendungen der Lobbyisten. Sei es durch den wunderbaren Glauben, man könne im Parlament tatsächlich etwas bewegen. Diese Selbsttäuschung ist die billigste Korruption. Wahlen zum EU-Parlament gibt es seit 1979. Sein Hauptzweck ist von Beginn an die Stabilisierung der Finanzherrschaft. Bestes Beispiel: Der Euro-Coup. Wer seine Stimme dort abgibt, bekommt sie nie wieder.
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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
Zitat
Nun rief Greta den Wählern in der Europäischen Union zu: "Sie sollen für Leute wie mich wählen, die von der Krise betroffen sein werden".
Was ist daran verkehrt? Ach so, ja, alle Politiker in Europa sind ausnahmslos korrupt. Greta sollte doch lieber für Putins Russland, dem Hort der Demokratie, Freiheit und Integrität, werben. Aber daran arbeitet Gellermann sicher schon.
RE: Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 23.04.2019 08:11von kuschelgorilla • | 3.292 Beiträge
Zitat von all it im Beitrag #2ZitatWas ist daran verkehrt? Ach so, ja, alle Politiker in Europa sind ausnahmslos korrupt. Greta sollte doch lieber für Putins Russland, dem Hort der Demokratie, Freiheit und Integrität, werben. Aber daran arbeitet Gellermann sicher schon.
Nun rief Greta den Wählern in der Europäischen Union zu: "Sie sollen für Leute wie mich wählen, die von der Krise betroffen sein werden".
Was daran verkehrt ist? Nun - die AfD könnte nun geschlossen ins Wattenmeer ziehen. Damit wären sie betroffene der Krise und auch wählbar...
Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
RE: Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 23.04.2019 08:35von Anthea • | 12.401 Beiträge
Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #3
Was daran verkehrt ist? Nun - die AfD könnte nun geschlossen ins Wattenmeer ziehen. Damit wären sie betroffene der Krise und auch wählbar...Kichern]
Keine schlechte Idee, ich meine, das mit dem Wattenmeer. Wenn es zu einem Dauerverbleib kommen würde.
Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
RE: Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 23.04.2019 08:47von kuschelgorilla • | 3.292 Beiträge
Zitat von Anthea im Beitrag #4Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #3
Was daran verkehrt ist? Nun - die AfD könnte nun geschlossen ins Wattenmeer ziehen. Damit wären sie betroffene der Krise und auch wählbar...Kichern]
Keine schlechte Idee, ich meine, das mit dem Wattenmeer. Wenn es zu einem Dauerverbleib kommen würde.
Fatal könnte nur sein, dass die wirklich gewählt werden und die meiste Zeit in Parlementen und ähnlichem rumtingeln.
Die Büros in der Heimatgemeinde werden verlegt in die Vogelbeobachtungsstationen. Die Sozialdienstleistenden werden ausflippen. Kaste mal glauben...
Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
RE: Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 23.04.2019 10:00von kuschelgorilla • | 3.292 Beiträge
Zitat von Teddybär im Beitrag #6
AfD ins Wattenmeer zur Volgelbeobachtung = eine Art Therapie zur Gesundung von der Nazi-Krankheit
Harharhar... schön wäre es, wenn das mal klappen würde. Ich befürchte jedoch, dass eher die Vögel dann mit der bekannten Armbinde um die Flügel wie einst die Stuka auf uns hernieder stürzen und ihre "Bombenlast" auf uns niedersch...!
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RE: Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 23.04.2019 10:20von heiner • | 881 Beiträge
Zitat von Anthea im Beitrag #4Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #3
Was daran verkehrt ist? Nun - die AfD könnte nun geschlossen ins Wattenmeer ziehen. Damit wären sie betroffene der Krise und auch wählbar...Kichern]
Keine schlechte Idee, ich meine, das mit dem Wattenmeer. Wenn es zu einem Dauerverbleib kommen würde.
In den 1970er Jahren habe ich den Erfolg der NPD erlebt, in den 1980ern, den der Republikaner und immer schworen die begeisterten "Superdeutschen" in Treue fest zu ihrer Partei stehen zu wollen. Mit dem was wir heute dazu wissen, kann man davon ausgehen, dass es den Nazzen der AfD ebenso ergeht. Schade ist, dass dort wo sie derzeit viel Zuspruch haben (im Osten) der Generalverdacht über alle Ossis schwebt, alle wären sie Nazzen & wollten eine Mauer um Europa bauen.
dass ein Traum nicht wahr ist, sehe ich ein, dass er wahr werden kann, auch.
RE: Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 23.04.2019 10:25von Anthea • | 12.401 Beiträge
Zitat von heiner im Beitrag #8
Schade ist, dass dort wo sie derzeit viel Zuspruch haben (im Osten) der Generalverdacht über alle Ossis schwebt, alle wären sie Nazzen & wollten eine Mauer um Europa bauen.
Natürlich sind nicht alle verkappte Nazis! Aber ideologisch doch oftmals recht verhaltensauffällig.
Und kleine bosliche Anmerkung: Wenn man das Wort "Generalverdacht" durch Versprechen ersetzen würde, dieses dann erfüllt würde, dann könnten diese ja "herrlich und in Freuden" mit ihren AfD-Granden dort "jenseits der Mauer" leben.
Dann wäre "Ruhe im Karton". ;-)))
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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
RE: Greta – oder Verlust der Unabhängigkeit?
in Ökonomie 23.04.2019 21:42von kuschelgorilla • | 3.292 Beiträge
Zitat von heiner im Beitrag #8Zitat von Anthea im Beitrag #4Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #3
Was daran verkehrt ist? Nun - die AfD könnte nun geschlossen ins Wattenmeer ziehen. Damit wären sie betroffene der Krise und auch wählbar...Kichern]
Keine schlechte Idee, ich meine, das mit dem Wattenmeer. Wenn es zu einem Dauerverbleib kommen würde.
In den 1970er Jahren habe ich den Erfolg der NPD erlebt, in den 1980ern, den der Republikaner und immer schworen die begeisterten "Superdeutschen" in Treue fest zu ihrer Partei stehen zu wollen. Mit dem was wir heute dazu wissen, kann man davon ausgehen, dass es den Nazzen der AfD ebenso ergeht. Schade ist, dass dort wo sie derzeit viel Zuspruch haben (im Osten) der Generalverdacht über alle Ossis schwebt, alle wären sie Nazzen & wollten eine Mauer um Europa bauen.
lieber heiner,
das zeigt vor allem eines: Quer durch die Zeiten haben wir irgendwo immer latent vorhanden irgendwelche Rechtsaußen - potentiell um die 20%. Diese Erkenntnis lässt sich nicht wegleugnen...
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Sie wird nach Amerika zur UNO-Klimakonferenz...
nicht fliegen.
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/sc...-a-1279508.html
Auch das das umweltschädliche Kreuzfahrtschiff meidet sie.
Bleibt zu hoffen, dass sie die Fahrt gut übersteht. Schlechtes Wetter kann in so einem Boot sich schlimmer anfühlen wie in einer Achterbahn. Sollte sie in Seenot geraten, sollte die Besatzung beten, dass sie nicht an Italiens Küste geraten. Dort ist man derzeit nicht willkommen.
Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
Eine interessante Bemerkung hat Greta über Trump gemacht.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/thu...klima-1.4545338
Zitat
Thunberg schloss ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump nicht aus, äußerte aber Zweifel am Sinn eines Gesprächs. Trump lehnt des Klimaabkommen von Paris 2015 ab. Thunberg sagte, sie glaube, dass ein Treffen "nur Zeitverschwendung" wäre. Sie habe Trump "nichts zu sagen", sagte sie. "Er hört offensichtlich nicht der Wissenschaft zu und den Wissenschaftlern. Also warum sollte ich, ein Kind mit keiner angemessenen Bildung, dazu in der Lage sein, ihn zu überzeugen?", fragte Thunberg.
"Zeitverschwendung"... Das ist ein Wort, das Trump auch gerne verwendet, wenn er mit jemanden nicht reden will. Aber Greta legt ihre Haltung zu Trump ganz nüchtern vor ohne diesen zu beleidigen. Eher lautet ihre Botschaft, dass es wichtigeres für sie gibt als ein Treffen mit ihm.
Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
Greta Thunberg ist wohl Autistin. Autisten neigen dazu, sehr klare Worte dazu zu sagen, was sie denken.
Autisten sind sehr gut darin, Muster zu erkennen, und Fakten anzuerkennen - aber auch Fragwürdiges als Fragwürdig zu empfinden und dies auch klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen.
Im Prinzip ist das auch eine große Stärke von Greta - gerade weil sie diese Stringenz und Konsequenz in ihrem Auftreten hat, ist sie so glaubwürdig und überzeugend. Wir können nur dankbar sein, dass es sie gibt!
Im Prinzip sagt sie ja nichts neues - vieles ist seit Jahrzehnten bekannt - jedem von uns. Und trotzdem macht es einen großen Unterschied, ob Greta in ihrer Art uns die Fakten um die Ohren schlägt, oder ob Politiker, Wissenschaftler oder wer auch sonst immer stets ein wenig um den heißen Brei herumredet. Bei den einen ist es uns zu radikal, bei den anderen vermuten wir persönliche Motive - bei Greta kann man schlicht und einfach davon ausgehen, dass ihr Einsatz und ihr Handeln authentisch ist - und genau deshalb wirkt es so stark.
Gerade deshalb ist es so konsequent, wenn sie auch zu einer Begegnung mit Trump schlicht und einfach sagt, dass es eigentlich Zeitverschwendung ist - gerade auch weil er nicht zuhört.
Stark Greta - ich bin ein Fan von dir.
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