#1

Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 13.08.2018 12:52
von Anthea | 12.399 Beiträge

Von Anfang an? Natürlich ist der Ursprung von Faszination, von Mythen und Legenden, von Spekulationen und Erklärungsversuchen grundsätzlich das Unbegreifliche, etwas, das jenseits unseres Verstehens der eigenen (Nicht)Existenz und der Welt schlechthin liegt. Aber immer haben die Menschen schon die Endlichkeit gesehen bei ihren Toten. Und Fragen gestellt - und Furcht gelernt.

Alles schon einmal da gewesen. Alles schon einmal "geglaubt" worden.

Wenn wir von Mythologien sprechen, dann ist den meisten die griechische und römische geläufiger als z.B. die nordische.. Ich finde sie sehr schön. Hier einmal auszugsweise eine Beschreibung von der Entstehung der Welt.

<<Ginnungagab (Weltabgrund)

Eh´der Urzeit Wasser brausten, war ein Abgrund endlos, dunkel –
statt der luftumwallten Erde, statt des Himmels Sterngefunkel,
statt Gebirg und Thalestiefen, die zur Herrlichkeit erkoren
Stehn im Licht, lag Ginnungagab, wesenleer in Schlaf verloren.
Ginnungagab, Schreckgebilde allen Seins und aller Zeiten,
Und doch sollt´aus deinem Grauen Werden und Bewegung schreiten.
Lebens-Sehnsucht rang nach Ausdruck, die zuerst aus Traum erwachte,
Unbewußt ein kleiner Funke, der des Weltalls Brand entfachte.<<

Auch hier sieht man die Ähnlichkeit zur biblischen Schöpfungsgeschiche.

Betrachten wir einmal das sündige Babylon. Die „Gottheiten“ teilten sich Ober- und Unterwelt. Die Hauptgöttin Ischtar (Innana) fungierte dreigestaltig als männliches, weibliches und Zwitterelement. Sie war die Göttin der Liebe, des Krieges und der Zwietracht.

Ähnlichkeiten zur „Dreieinigkeit“ des christlichen Gottes sind unverkennbar. Zufall?

Die Zahl sieben spielte eine große Rolle, u.a. Marduk ordnete die Welt in 7 Tagen, dann erschuf er 6 Tage lang den Menschen und ruhte am 7. Tage!

Die heidnische Mythologie nennt Nimrod, dessen Frau Semiramis nach dessen Tode erklärte, er sei der „Gott gesandte“ Nachkomme gewesen, der sich für sein Volk geopfert! habe, worauf er zum Gott erklärt wurde. Was weiterhin zur Folge hatte, dass die folgende herrschende Klasse der König und Hohepriester war, der Pontifax Maximus. Später folgte aufgrund der Annahme von Seelenwanderung der Chaldäer die Verehrung von Mutter und Kind, da man glaubte, Nimrod sei nach seinem Tode noch einmal als sein eigener Sohn von seiner Witwe geboren worden!
Später dann, als die christliche Religion nach Ägypten getragen wurde, verwandelte man die babylonische Göttin nebst Kind in die Jungfrau Maria und Sohn!

Johannes verteufelte Babylon als sündige Stadt, die Götzenkult huldigte und sich dem „wahren“ Gott verschließen wolle. Nach Vererbung seiner Ämter und Besitztümer des Königs Attalus II, 133 v.Chr., gingen seine Ämter an die Bürger Roms, das in der Nachfolge der Mittelpunkt wurde. Der „Pontifex Maximus“ wurde dann dort eingesetzt und dem Bischof Damasius von Rom 378 n,Chr. übertragen. Somit hatte er auch die heidnische Hinterlassenschaft geerbt. Zwecks Machtvertiefung strebte der Vatikan sodann eine Vereinheitlichung an, alles unter einem Dach mit einem Namen! Gewisse Zugeständnisse mussten gemacht werden. So gab es gewisse Übernahmen aus der heidnischen Kultur, unter anderem – und ganz wichtig – auch die politische und religiöse Beaufsichtigung!

"Kosmogonische Mythen haben den umfassenden Anspruch, sinnstiftend den Ursprung der Welt vorstellbar zu machen und die Grundordnung für den Lebensraum des Menschen festzulegen. Wo Mythen ein Teil der kulturellen Identität sind, können sie dieselbe Überzeugungskraft wie die Wissenschaft haben.

Die philosophische Kosmologie der griechischen Vorsokratiker begann spekulativ und leitete sich von älteren mythologischen Vorstellungen her. Am Beginn der Neuzeit beschrieb René Descartes erstmals ein Weltentstehungsmodell auf der Grundlage einer rationalistischen Metaphysik." WP

Bei allen sich anbietenden Vergleichen bleibt die Frage, ob es sich bei der Entstehung der Welt um einen "göttlichen Funken" handelt oder doch um einen "Urknall" aus sich heraus und es dann auch "Darwin lässt grüßen" heißen muss. Aber das ist wieder die Frage aller Fragen. Oder anders: Wissenschaft versus Gott.

Wird es jemals geschehen, dass es keinen (Gott)Glauben mehr gibt?
Wäre das nicht schrecklich? Ginge da nicht irgendetwas verloren?
Ich persönlich möchte nicht - trotz aller Wissbegier - dass alles erklärbar ist. Entmystifiziert...Ich möchte - eigentlich? - "meinen" geheimnisvollen Gott behalten.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#2

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 13.08.2018 23:02
von Gelöschtes Mitglied
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Ganz ehrlich - ich habe keine Ahnung, ob es einen Gott gibt, oder nicht.

Was ich sofort entscheidungsreif antworten kann ist aber der Punkt, dass die gängigen Weltreligionen allesamt Blödsinn sind. SO wie es dort gelehrt wird, macht Religion und Gott oder Götter keinen Sinn. SO wird es nicht stimmig.

Was ich weiß und kenne, das ist der Satz von Gödel - ein Satz eines Mathematikers, der final beweist, dass wir in unserem Universum nie ausreichend Erkenntnis haben KÖNNEN, damit wir final nicht unendlich viele Fragestellungen haben werden, die wir nicht entscheiden können, ob diese wahr oder falsch sind....da ist Platz für jede Religion der Welt! Auch die, die wir noch gar nicht kennen.

Was ich auch noch kenne ist die Bewegung rund um das Buch Gott 9.0. Das Buch ist für mich durchaus schlüssig und erklärt gut, dass es Sinn macht zu Glauben, es erkärt, wie ein zukünftiger sinnvoller Glaube aussehen könnte, und es erklärt, warum heute typische Religionen nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

Meine Entscheidung für einen Glauben basiert auf der Grundüberlegung, dass es letzten Endes um die Frage geht, ob unsere Existenz, das Universum und irgendwie alles Sinnvoll ist, oder nicht. Und hier kann man als Mensch locker abwägen - was würde passieren, wenn es NICHT sinnvoll wäre?
Eine Konsequenz wäre, dass alles beliebig wäre. Ein Mord eines Vaters an seiner Tochter? Egal - ist ja alles sinnfrei. Eine Vergewaltigung? Eine Enthauptung? Völkermord? Folter? Alles beliebig - ist ja sinnfrei.......

Die Alternative zur Sinnfreiheit ist, dass alles einen Sinn hat - oder mir gefällt der griechische Begriff des LOGOS besser.......

OHNE Logos kann und darf und sollte sich auch jeder so verhalten, wie es ihm beliebig in den Sinn kommt. Mit allen Konsequenzen.

Da ich die Konsequenzen eines solchen Szenarios für ziemlich unattraktiv halte, ist für mich klar, dass ich statt dessen annehme, dass das ALLES einen SINN hat.
WENN es aber einen SINN gibt, dann macht Religion Sinn - wenn auch andere Religionen als die, die wir heute typischerweise kennen.

Ich habe mich persönlich dafür entschieden, dass ich die sinnhaftigkeit des Universums, des Lebens und des Ganzen Rests voraussetze - und in Kombination mit dem Satz von Gödel habe ich ausreichend Freiraum, um valide für mich argumentieren zu können, dass Platz für Glaube und Religion besteht - wohl wissend, dass die heute gängigen Weltreligionen allesamt in weiten Teilen Bullshit sind.


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#3

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 15.08.2018 13:33
von Anthea | 12.399 Beiträge

Religion macht in meinen Augen insofern Sinn, dass die Menschen an ETWAS glauben, das ihnen Hoffnung gibt. An was ist erst einmal zweitrangig.

Der "Sinn" ist aus meiner Sicht das Wesentliche. Denn ich kann nicht glauben, dass alles, was Menschen denken, tun, fühlen - dass dies alles der Sinnlosigkeit anheim fällt. Klappe zu, Affe tot.

Über den Sinn des Lebens haben sich viele - eigentlich ein jeder - Gedanken gemacht. Und da gibt es diverse Erkenntnisse, die sich alle auf das "heute" beziehen, also auf das "während" der Erfahrung von Leben.
Aber ich denke an die Nachhaltigkeit - das alles irgendwo noch nach dem letzten Atemzug weiter "lebt".

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#4

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 16.08.2018 00:36
von Gelöschtes Mitglied
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Ob die Menschen an ETWAS glauben oder auch nicht - das ist für mich wenig relevant. Die Menschheit wird durch Glauben nicht besser. Wenn Glauben nur den Zweck hat, Hoffnung zu bedienen - dann wäre Glaube für mich was negatives.

"Sinn" ist auch aus meiner Sicht der wesentliche Knackpunkt. Die Konsequenz, die es hat, wenn wir unterstellen, alles hat keinen Sinn - die ist erheblich. Wie schon erwähnt wird ALLES unter den Annahme der Sinnlosigkeit beliebig. Menschenrechte, Tötungsdelikte, Morde - alles kann man beliebig sehen, wenn man Sinnlosigkeit zur Grundlage erhebt.

Relevant ist auch nicht die Frage danach, "Was ist der Sinn des Lebens" - sondern relevant ist "Was ist für MICH MEIN Sinn MEINES Lebens".
Meine Erfahrung ist nicht, dass sich wirklich viele darüber Gedanken gemacht haben - meine Erfahrung ist eher, dass bestimmt 80% der Menschen sich da ziemlich (vor-)schnell einfach bereits anderen Gedankenmodellen anschließen......

Leider nicht reflektivert, sondern einfach, weil es irgendwie zum Menschen gehört, dass man solche Entscheidungen mal trifft, ganz egal wie, hauptsache sie sind getroffen......


REFLEKTIERT ist das aber noch lange nicht!

Lebt alles irgendwie nach dem letzten Atemzug weiter?

Ist das so?

Will ich wirklich, dass ich dauerhaft meine Umwelt mit meinen Fußstapfen belaste?
Es war über nicht gerade wenige Jahrhunderte das Ziel vieler prominenter Zeitgeister, dass sie irgendwie dauerhaft Relevanz haben wollten.....so mancher Kaiser hatte vor allem das Ziel, dass möglichst viele Jahrhunderte später noch Menschen von ihm reden......

Ganz gleich - heute sind wir oft weiter. Wir sind uns bewußt, dass auch 500 Jahre Erwähnung in Geschichtsbüchern im Verhältnis zur Lebensdauer des Universums ziemlich irrelevant sind......auch deshalb gibt es durchaus einen Trend in Richtung Feierbestattung und anonymer Gräber........


Was mehr und mehr bleibt, ist, dass wir unserem persönlichen Leben einfach einen Sinn geben wollen! Und zwar im Rahmen unserer Lebenszeit. NAch dem Motto: Wenn ich von Außen auf mein Leben drauf schaue - halte ich es dann für ok, erfolgreich, oder für überflüssig?

Hier ändert sich gerade langfristig was in unserer Geselllschaft......


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#5

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 16.08.2018 07:17
von Anthea | 12.399 Beiträge

Was wiederum die Frage aufwirft: Woher kommt der Sinn? Hat er sich aus sich heraus geschaffen oder wurde er "installiert"? Wenn ja, von wem? "Sinngebung" ist eigentlich immer willkürlich, beliebig.
"Wie alles sich zum Ganzen fügt, eins in dem anderen wirkt und lebt..."

Der Sinn des Lebens - ora et labora oder was auch immer - ist dies im Grunde genommen doch nichts weiter als ein Instrument der Erziehung? Mit Ursprung auf den 10 Steintafeln des Moses?
Was immer bleibt, ob man nun an "Höheres" glaubt oder nicht, das ist die Frage "Warum"?

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#6

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 16.08.2018 23:26
von Gelöschtes Mitglied
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Sinngebung ist aber der zweite, der menschliche Schritt. Die übergeordnete Frage ist, ob alles einen Sinn HAT - also die "Sinnhabung".

Wie schon erläutert, halte ich die Prämisse, dass alles einen Sinn hat, einerseits für stimmig mit dem, was wir Menschen mit unseren Sinnen und Fähigkeiten erleben können. Andererseits ist die Existenz eines Sinns gegenüber der Kontraposition der Abwesenheit eines Sinns aufgrund der Folgen dieser beiden Optionen die, die für mich und wahrscheinlich die überwiegende Zahl an Menschen die attraktivere zu sein scheint. Insofern bejahe ich für mich die Existenz eines Sinns.

Nun versucht der Mensch im Allgemeinen, diesen Sinn zu ergründen - das ist der Prozess der Sinngebung. Willkürlich würde ich ihn nicht nennen - auch nicht beliebig. Denn über die Jahrtausende hinweg wurde das Bemühen darum doch immer wissenschaftlicher, die Erkenntnislage immer dichter und vieles mehr. Insofern wurden auch die Modelle der Menschen beständig weiterentwickelt und immer besser, weil besser im Einklang mit dem, was wir beobachten können.

Das gilt für die wissenschaftliche Welt - das gilt aber auch für die geisteswissenschaftliche Welt - wer sich mal mit Philosophie beschäftigt, und durchaus auch mit den erkenntnistheoretischen Ansätzen der Religionen, der stellt fest, dass es über alles trennende hinweg schon so etwas wie viel Gemeinsamkeit und Konsens gibt.

Ora et labore - wird klassisch mit "Bete und Arbeite" übersetzt.
Moderne auch mit Psychologischen Erkenntnissen gespickte Ideen dazu, würden vielleicht eher mit "Gehe in dich, und gehe aus dir raus!" übersetzen - im Sinne von: Du musst mit dir Selbst ins Reine kommen! Und: Es ist gut, was zu schaffen/zu gestalten.....

Beten als der Prozess der Beschäftigung mit sich selbst - Arbeiten als der Prozess, der dem Stillstand, der (negativen) Muße entgegen steht.

Ich würde dies schon als eine menschliche Erkenntnis zum Sinn interpretieren. Und zwar durchaus als eine, die sowohl wissenschaftlich wie auch geisteswissenschaftlich/religiös Stand hält.

Wirklich - ich kann das Buch "Gott 9.0" nur empfehlen......



zuletzt bearbeitet 16.08.2018 23:28 | nach oben springen

#7

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 17.08.2018 08:44
von Teddybär | 1.675 Beiträge

Der Herr 🐻 "glaubt" nur an zwei Prinzipien, und zwar des Fressens und des Gefressenen werden, das ist von Natur aus so vorgegeben — alles anderes ist pure Spekulation, ansonsten wacht der Kleine und Große Bär am Firmament über alles.


Es gibt immer ein a🐻

Plüsch ist liebe.


zuletzt bearbeitet 17.08.2018 08:59 | nach oben springen

#8

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 17.08.2018 15:15
von Anthea | 12.399 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #6
Wirklich - ich kann das Buch "Gott 9.0" nur empfehlen......


Herzlichen Dank für den Tipp. Ich habe einmal ein wenig nachgelesen und stieß auf diese Rezension auf Integrales Leben:

Buch-Rezension GOTT 9.0

von Michael Habecker

Das Buch Gott 9.0 stellt, in dieser Form meines Wissens erstmals, eine Verbindung her zwischen der Konzeption von Stufen (oder Strukturen) des Bewusstseins und dem Thema (christliche) Religion. Das Panorama, das sich dabei auf dem Weg von Gott 1.0 (unterste Entwicklungsstufe) bis zu Gott 9.0 (höchste Entwicklungsstufe) auftut, ist atemberaubend. Es umfasst die gesamte Menschheitsentwicklung, erstreckt sich weit in eine mögliche Zukunft, und es macht sowohl die Chancen wie auch die Risiken von Entwicklung deutlich.

Auf der Basis des auf Clare Graves zurückgehenden wertorientierten Entwicklungsmodells „Spiral Dynamics“ werden neun Entwicklungsstufen (daher der Titel GOTT 9.0) im Hinblick auf das Thema Gott und Religion einer eingehenden Betrachtung unterzogen. Dabei, und das ist ein großer Wert des Buches, bleiben die Autoren nicht bei äußerlichen Beschreibungen stehen. Sie geben durch ausführliche Zitate und Schilderungen einen lebendigen Eindruck davon, wie sich das (nicht nur religiöse) Leben auf den Stufen jeweils „von innen“ anfühlt, und zwar immer aus der Sicht derjenigen, die mit der Perspektive dieser Bewusstseinsstufe identifiziert sind und sie darum (noch) nicht aus der Distanz reflektieren können. Die LeserInnen sind eingeladen, selbst einzutauchen in die Lebenswelten jeder Ebene, um von dort einfühlend die Welt zu sehen, wie sie für Millionen von Menschen erscheint, auch im Hinblick auf deren Religiosität.

Diese Mitgefühlspraxis lädt dazu ein, liebevoll auf den Weg unserer individuellen und kollektiven Entwicklung zu schauen, sowohl nach vorne als auch nach hinten. Das ist eine der Voraussetzungen, um für andere Verständnis zu entwickeln und einengende Verabsolutierungen und Dogmenbildung zu überwinden. Dabei wird deutlich, dass jede der Stufen ihre eigene Größe und Bedeutung auf dem Entwicklungsweg hat, aber auch ihre Grenzen, Horizonte und Einschränkungen. Man erkennt auch, dass jede höhere Stufe zusätzliche Perspektiven einnehmen und auch mehr Mitgefühl und Fürsorge entwickeln kann. Ob die Religionen diesen Weg zu einem GOTT 9.0 gehen werden, jeweils auf ihre eigene Weise, bleibt abzuwarten. Doch das Wissen darüber und die damit verbundenen Chancen liegen mittlerweile unübersehbar auf dem Tisch, auch in der Form des hier besprochenen und wärmstens empfohlenen Buches.

Gott 9.0: Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird von Marion Küstenmacher, Tilmann Haberer und Werner Tiki Küstenmacher, Gütersloher Verlagshaus, 2010, ISBN 9783579065465, € 22,99

Ich werde das voraussichtlich für die Wintermonate vormerken. Als Urlaubslektüre ist mir das etwas zu "schwere Kost".

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#9

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 18.08.2018 06:17
von gun0815 (gelöscht)
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Haben die Menschen schon immer geirrt? Aber natürlich! Irren ist menschlich!


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!


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#10

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 18.08.2018 10:25
von Anthea | 12.399 Beiträge

Zitat von gun0815 im Beitrag #9
Haben die Menschen schon immer geirrt? Aber natürlich! Irren ist menschlich!




Das ist richtig, aber nur der erste Teil der Erkenntnis. Denn Augustinus sagte:

"Irren ist menschlich, aber aus Leidenschaft im Irrtum zu verharren ist teuflisch."

Wobei das Substantiv "Leidenschaft" durch Ignoranz oder Dummheit ersetzt werden kann. Oder auch durch Dekadenz, wo Leute dann auf einem Standpunkt beharren, weil ihre Eitelkeit es nicht zulässt, Irren und Fehler zuzugeben.
Dabei: "Es irrt der Mensch so lang er strebt".
Und das Streben kann eigentlich nur Vervollkomnung bedeuten.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#11

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 15.10.2021 11:04
von denker_1 | 1.598 Beiträge

[Quote = "Anthea"]Wobei das Substantiv "Leidenschaft" durch Ignoranz oder Dummheit ersetzt werden kann. Oder auch durch Dekadenz, wo Leute dann auf einem Standpunkt beharren, weil ihre Eitelkeit es nicht zulässt, Irren und Fehler zuzugeben.
Dabei: "Es irrt der Mensch so lang er strebt".
Und das Streben kann eigentlich nur Vervollkomnung bedeuten.
[/quote]

Diese "Vervollkommnung setzt aber ein bedingungsloses Zugeben eigener Fehler, eigener Irrtümer und die Anerkenntnis jeglicher Beweise voraus, welche die eigenen Auffassungen zu einem Thema auch mal widerlegen. Auch dann wenn die träge Masse der Lemminge der falschen Auffassung blind hinterher läuft.

Dann zählen halt nur knallharte Beweise und nicht etwa irgendein Glaube. So dann auch keine Modellrechnung oder sonstige auf den ersten Blick plausible Annahme. Die kann schließlich auch durch Faschinformation manipuliert sein.



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#12

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 15.10.2021 12:39
von Anthea | 12.399 Beiträge

Zitat
Und das Streben kann eigentlich nur Vervollkomnung bedeuten.


Diese "Vervollkommnung setzt aber ein bedingungsloses Zugeben eigener Fehler, eigener Irrtümer und die Anerkenntnis jeglicher Beweise voraus, welche die eigenen Auffassungen zu einem Thema auch mal widerlegen. Auch dann wenn die träge Masse der Lemminge der falschen Auffassung blind hinterher läuft.

Dann zählen halt nur knallharte Beweise und nicht etwa irgendein Glaube. So dann auch keine Modellrechnung oder sonstige auf den ersten Blick plausible Annahme. Die kann schließlich auch durch Faschinformation manipuliert sein.[/quote]


Man "vervollkommnet" immer etwas auf der Basis einer Grundlage. Diese kann falsch sein, jedoch hat der nach Vervollkommnung Strebende dieses "Etwas" erweitert. Sei es auch nur der "Glaube", der ja bekanntlich Berge versetzt, jedoch nicht in der Wirklichkeit.
"Zwar bin ich klug, doch möcht' ich alles wissen" ließ schon Goethe seinen Faust sprechen. Hier ist die Basis "Wissen". Und dieses beruht auf Fakten und Ergebnissen, die jedoch nicht unbedingt der "Weisheit letzter Schluss" sein müssen und später wieder ein "Upgrade" erhalten, modifiziert werden können.
Somit gehört der Irrtum zur (Dauer)Suche. Und Vollendung ergibt sich wohl nur in dem weisen Spruch: "Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß".

Goethe erkannte übrigens auch:

"Der Irrtum verhält sich gegen das Wahre wie der Schlaf gegen das Wachen. Ich habe bemerkt, daß man aus dem Irren sich wie erquickt wieder zu dem Wahren hinwende."

Der Irrtum gehört zum Leben.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#13

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 15.10.2021 12:56
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Anthea
Man "vervollkommnet" immer etwas auf der Basis einer Grundlage. Diese kann falsch sein, jedoch hat der nach Vervollkommnung Strebende dieses "Etwas" erweitert. Sei es auch nur der "Glaube", der ja bekanntlich Berge versetzt, jedoch nicht in der Wirklichkeit.
"Zwar bin ich klug, doch möcht' ich alles wissen" ließ schon Goethe seinen Faust sprechen. Hier ist die Basis "Wissen". Und dieses beruht auf Fakten und Ergebnissen, die jedoch nicht unbedingt der "Weisheit letzter Schluss" sein müssen und später wieder ein "Upgrade" erhalten, modifiziert werden können.
Somit gehört der Irrtum zur (Dauer)Suche. Und Vollendung ergibt sich wohl nur in dem weisen Spruch: "Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß".



Auch das, aber das hast Du hier auch nur theoretisch her gesagt. In der harten Praxis gehört das aber angewendet. In jedem Bereich unserer Erkenntnisgewinnung und ganz besonders bei relativ neuen Gegebenheiten, Da muss besonders genau hin geschaut werden, ob die vermutete Wahrheit noch wahr ist oder sich durch neue Erkenntnisse inzwischen überholt hat. Diese neuen Erkenntniss gilt es dann auch mental zur Kenntnis zu nehmen und dann auch hier lieb gewordene Überzeugungen radikal über Bord zu schmeißen. Insbesondere dann wenn wegen alter Vermutungen unser Leben unnötig eingeschränkt wird und die neueren Erkenntnisse diese Einschränkungen eigentlich überflssig machen. Besonders dann sind diese neuen Erkenntnisse zeitnah in die Politik zu übernehmen. Besondersd dann, wenn der Kenntnissstand Konsequenzen für unser Leben hat. Ohne Risiko ist eh nichts. Auch der vorsichtigste kann sterben, auch zuhause bei einem Hauhaltsunfall. Also kann dieser Mensch dann auch gleich raus in die wilde Gefahr gehen. Dorthin wo er sich am liebsten aufhält.

Einen Glauben vervollkommnen hat nur für einen persönlich einen Sinn, aber nicht wenn dieser Glaube dann den Mitmenschen aufgezwungen wird. In diesem Fall verlange ich dann schon schlagkräftige wasserdichte Beweise.

Zitat von Anthea

Goethe erkannte übrigens auch:

"Der Irrtum verhält sich gegen das Wahre wie der Schlaf gegen das Wachen. Ich habe bemerkt, daß man aus dem Irren sich wie erquickt wieder zu dem Wahren hinwende."



Schön aufgesagt. Aber danach zu handeln wäre weitaus zielführender. Und dieses "zum Wahren hinwenden" geht auch nur durch das ganz praktische Experiment, das klare Beweise für die vermutete Wahrheit liefert oder die Vermutung halt ad absurdum führt. Ganz prosaisch.

Zitat von Anthea
Der Irrtum gehört zum Leben.



Ja schon, aber man sollte da schon die Eier in der Hose haben auch mal von lieb gewordenem Glauben abzurücken, wenn er sich mit der Wirklichkeit nicht mehr verträgt.



zuletzt bearbeitet 15.10.2021 12:58 | nach oben springen

#14

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 15.10.2021 14:00
von Anthea | 12.399 Beiträge

Viele neigen dazu, sich ihre eigene Wahrheit aus einer Vielzahl von Erkenntnissen resp. Interpretationen herauszusuchen. Ob eine solche Darstellung den höchsten Ansprüchen momentaner Grundlagen - auf wissenschaftlicher Basis gewonnen - Genüge tut, ist dann für diese Leute zweitrangig. Anders gesagt: Es ist rein nach "Gusto".

Woran willst du denn die bestmögliche Wahrheit von Aussagen tatsächlich festmachen? Ob jemand einen Dr.-Titel besitzt oder gar Professor ist? Oder wer am fantasiebegabtesten ist und als moderner "Guru" oder "Rattenfänger" von den schlichtesten Gemütern in der Bevölkerung Beifall erhält?

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#15

RE: Haben die Menschen schon immer geirrt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 15.10.2021 15:44
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Anthea

Viele neigen dazu, sich ihre eigene Wahrheit aus einer Vielzahl von Erkenntnissen resp. Interpretationen herauszusuchen.



Zu diesen "Vielen" gehöre ich schon mal nicht, ich schaue mich stattdessen in allen möglichen mir verfügbaren Medien um, auch in solchen, die der Maistream Lehrmeinung diametral widersprechen. Dann schaue ich, inwiefern die offiziell verkndete Wahrheit sich in meinem ganz konkreten Umfeld manifestiert und wenn ich da die verkündete Wahrheit nicht bestätigt finde, schau ich nach anderen Auffassungen zum Thema. Übrigens ist es für die offiziell verkündete Wahrheit tödlich wenn sich die Verkünder dieser Wahrheit nicht an eventuell verordnete Regeln gemäß dieser Wahrheit halten. Da guck ich dann richtig genau hin ganz kleinlich pingelig! Ich guck dann wie es die Verknder dieser Wahrheit selber mit den verordneten Regeln halten, ganz besonders, wenn die Wahrheitsverkünder von einer tödlichen Gefahr schwafeln, vor der sie sich selber aber nicht schützen, weil das für die feinen Abgeordneten aus irgendeinem Grund nicht zumutbar sei.

Zitat von Anthea

Ob eine solche Darstellung den höchsten Ansprüchen momentaner Grundlagen - auf wissenschaftlicher Basis gewonnen - Genüge tut, ist dann für diese Leute zweitrangig. Anders gesagt: Es ist rein nach "Gusto".[/quote

Ist es für mich ganz und gar nicht, Es könnte aber sein, dass ich einfach anderen Quellen mehr glaube, als den offiziell verkündeten.

[Quote="Anthea"
Woran willst du denn die bestmögliche Wahrheit von Aussagen tatsächlich festmachen? Ob jemand einen Dr.-Titel besitzt oder gar Professor ist? Oder wer am fantasiebegabtesten ist und als moderner "Guru" oder "Rattenfänger" von den schlichtesten Gemütern in der Bevölkerung Beifall erhält?



Einerseits daran wie sich die Verkünder der Wahrheit selber zu dieser Wahrheit verhalten. Andererseits daran was in der harten Praxis wirklich passiert. Handeln da die Verkündder Wahrheit wirklich ganz bedingungslos strikt auch selber danach oder räumen die sich etwa irgendwo Sonderrechte ein? Wie werden wir von den Verkündern der Wahrheit über eventuelle Abweichungen von dieser als bisherige Wahrheit verkündeten Tatsachen informiert. Welche Schlussfolgerungen und welche Änderungen der Politik folgen daraus. Und daran, ob auch abweichende Auffssungen gehört werden und ob dann wirklich streng wissenschaftlich durch Experiment ermittelt wird, welche Seite die richtige Auffassung vertritt oder ob einfach der mächtigste Politiker festlegt welche Wahrheit zu gelten hat, weil die Politik das so will wie in der mittelalterlichen Kirche!



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