#61

RE: Antworten?

in Parteien - kritisch betrachtet 27.09.2019 17:13
von Anthea | 12.404 Beiträge

Auch wenn es bei der alten Fraktionsspitze mit Hofreiter und Göring-Eckardt bleibt, so ist dies jedoch für beide kein wirklicher Triumph, denn ihre Ergebnisse rutschten in den Keller. Dass der Herausforderer Özdemir nicht siegte liegt offenbar daran, dass momentan die Grünen in ihrer Hochphase keine personellen Experimente wagen wollen. Erst einmal. Özdemir wird mMn nicht aufgeben und mit einem Finger auf eine parteiliche Führungsschwachstelle gezeigt.

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#62

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 27.09.2019 18:02
von Meridian | 2.859 Beiträge

Ja und nein mit dem Fauxpas von Habeck. Aber die Art, wie sich andere Politiker auf Habeck stürzten und wegen seines Fehlers dann auch alle anderen Aussagen als wertlos dann bezeichnen wollen, offenbart nur die aktuelle politische Kultur, die eindeutig einen Niedergang durchmacht.

https://www.t-online.de/nachrichten/deut...che-kultur.html

Immerhin hat er sich nicht versucht, sich auf die politiker-typische Art heraus zu lavieren.

Auch die Grünen wissen ganz genau, dass das Reaktivieren oder der Neubau von Bahnstrecken alles andere als einfach ist. Man sieht es im grün-regierten Baden-Württemberg, wo selbst die einzige Reaktivierung, die Herman-Hesse-Bahn nach Calw, viele Hürden nehmen muss: NIMBY-Bürger, aber auch Umweltschützer, die in einem Tunnel schützenswerte Fledermäuse sehen. Die Reaktivierung ist bis jetzt noch nicht ganz sicher. Auf jeden Fall gibt es Konflikte zw. den örtlichen Grünen und den Landes-Grünen.

Noch bizarreren Streit gab es bei der Elektrifizierung der Nebenstrecken um Freiburg, die in das zukünftige Breisgau-S-Bahnnetz integriert werden: Anwohner wehrten sich gegen eine Elektrifizierung, weil sie erhöhten Elektrosmog 1000m rechts und links der Bahnstrecke befürchteten.

Dennoch hat sich in BW einiges getan: Der Bahnverkehr wird verdichtet: Auf Hauptstrecken werden stündliche RE-Züge erwartet, und auf Strecken ohne RE-Verkehr von 5-23h stündliche Züge. Nur auf Nebenstrecken kann in Tagesrandlagen der Zug auch durch einen Bus ersetzt werden. Und der bwegt-Tarif wird derzeit schrittweise eingeführt. Er ist billiger als der DB-Tarif ohne Bahncard, und man kann damit 1 Ticket für den gesamten Nahverkehr (Busse und Regionalbahnen) lösen und nicht wie früher, wo man erst ein Busticket zum nächsten Bahnhof, dann das Bahnticket selber und dann nochmal ein Busticket kaufen muss. Auch die Stadt Stuttgart hat ihre Tickets für den ÖPNV gesenkt und die Tarifstruktur vereinfacht.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#63

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 27.09.2019 20:56
von Anthea | 12.404 Beiträge

Man könnte zur Ehrenrettung von Habeck somit feststellen: Seine Feinde hat er sich redlich verdient!
Viel Feind, viel Ehr!!!

Aber diese "Unkultur", die in politischen Kreisen herrscht ist echt schlimm.

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#64

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 28.09.2019 07:53
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #62
Ja und nein mit dem Fauxpas von Habeck. Aber die Art, wie sich andere Politiker auf Habeck stürzten und wegen seines Fehlers dann auch alle anderen Aussagen als wertlos dann bezeichnen wollen, offenbart nur die aktuelle politische Kultur, die eindeutig einen Niedergang durchmacht.



Ich erinnere mich an den frühen Faux pas von Merkel, als sie einmal brutto und netto verwechselt hat. Da haben die Grünen dann sich wie viele andere auf Merkel gestürzt. Die SPD kann manchen was sie möchte - ob richtig oder falsch, alle stürzen sich auf sie. Und die Linke kann in Sachen Kritik und Schelte von anderen sicher Bände erzählen.
Habeck ist nicht heilig und darum ist der Umgang mit ihm vermutlich so, wie er auch anderswo im politischen Tagesgeschäft ist.Habeck ist mit seinen Grünen jetzt in der Realität angekommen. Das dies eine Unkultur an schlechter Kommunikation ist, muss man Anthea bestätigen.

Zitat von Meridian im Beitrag #62
Dennoch hat sich in BW einiges getan: Der Bahnverkehr wird verdichtet: Auf Hauptstrecken werden stündliche RE-Züge erwartet, und auf Strecken ohne RE-Verkehr von 5-23h stündliche Züge. Nur auf Nebenstrecken kann in Tagesrandlagen der Zug auch durch einen Bus ersetzt werden. Und der bwegt-Tarif wird derzeit schrittweise eingeführt. Er ist billiger als der DB-Tarif ohne Bahncard, und man kann damit 1 Ticket für den gesamten Nahverkehr (Busse und Regionalbahnen) lösen und nicht wie früher, wo man erst ein Busticket zum nächsten Bahnhof, dann das Bahnticket selber und dann nochmal ein Busticket kaufen muss. Auch die Stadt Stuttgart hat ihre Tickets für den ÖPNV gesenkt und die Tarifstruktur vereinfacht.


Du beschreibst das Problem doch selbst, nur eine Streckenreaktivierung überhaupt. Und die noch gar nicht sicher. Der Bus ist zwar auch ein öffentliche Verkehrsmittel, aber nie so gut angenommen wie ein Zug oder eine Straßenbahn. Irgendwie schade, dass die Kleinbahnen, die es in den 1950ern noch gab, der Modernisierung zum Opfer gefallen sind. Das wäre jetzt eine gute Alternative für den Nahverkehr.
Auch grüne Politik darf sich nicht allein auf die Städte konzentrieren, sondern muss auch dem Land und der Fläche notwendige Angebote machen. Es gibt immer noch Regionen in Deutschland, wo der Weg zum nächsten Bahnhof eine Stunde dauert - direkte Strecke mit dem Auto.


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#65

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 28.09.2019 11:33
von Meridian | 2.859 Beiträge

Mir geht es nicht darum, Habeck zu heiligen, sondern, dass leider die politische Kultur darum dreht, einen Fauxpas dazu nutzen, nicht mehr über das Thema selber zu sprechen. Habeck hat ja nach seinem Fauxpas trotzdem die Kritik an der Pendlerpauschale erneuert. Doch da hört kaum noch jemand hin. Ich weiß, es ist auch Habecks eigene Schuld. Er weiß ja als Politiker, was ein Fauxpas für Folgen haben kann, gerade heutzutage.

Oder man wird wie Trump, den man als Fauxpas in Person darstellen kann, und dem das einfach egal ist. Oder er nutzt bewusst seine eigenen Fauxpasse (ist das der Plural??), um von anderen Dingen abzulenken. Wer weiß... Auch bei der AfD habe ich den Verdacht, dass sie den einen oder anderen Fauxpas bewusst setzt.

Zur Eisenbahn in BW: Mir fällt noch ein 2. kleines Reaktivierungsprojekt ein: Im Rahmen der Regionalstadtbahn Neckar-Alb (Tübingen und Reutlingen als Zentrum) werden die beiden Städte nicht nur Straßenbahnen bekommen, sondern es werden Stadtbahnen ähnlich dem Karlsruher Modell. Dazu werden einige Bahnstrecken elektrifiziert wie nach Horb, Bad Urach, Herrenberg, Burladingen und nach Sigmaringen, welche die Stadtbahnen benutzen sollen und die dortigen RB (nicht die RE) ersetzen. Auf dem Weg nach Sigmaringen wird die Stadt Albstadt passiert. Dort wird eine kurze Anschlussstrecke nach Onstmettingen reaktiviert und zudem elektrifiziert, die durch dicht besiedeltes Gebiet führt und für eine Stadtbahn sehr geeignet ist. Zu erwähnen ist aber auch, dass einige Neubaustrecken geplant sind, und nicht nur im Stadtgebiet von Tübingen und Reutlingen.

Mal sehen, was verwirklicht wird. Der Autoverkehr in diesem Gebiet staut sich in der Hauptverkehrszeit recht häufig. Aber die Schwaben, konservativ wie sie sind, sitzen lieber in ihrem "Heiligs Blechle" im Stau als im Zug. Ist aber nicht nur dort. Mir hat jemand erzählt, dass er bei Lugano in der italienischen Schweiz lange im Stau stand (rein wegen des Berufsverkehrs). Parallel dazu eine Bahnlinie mit regem Zugverkehr, deren Züge nur halbvoll sind. Offenbar will man lieber die "Freiheit" im Stau genießen als im Zug sitzen. Offenbar ist der Verkehr für viele noch nicht dicht genug, um einen Umstieg in die Bahn zu erwägen. Komischerweise kann das noch schlimmer werden, wenn die Autos elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden. Dann muss man im Stau (v.a. Stau im Tunnel) nicht einmal mehr Abgase einatmen.

Mit anderen Worten: Der beste ÖPNV nützt nichts, wenn die Leute lieber im Auto sitzen, selbst wenn sie im Stau sitzen und länger brauchen.

Nützlich wären vielleicht HOV-Spuren wie in Amerika: High Occupance Lanes, die nur von Autos mit mind. 2 Personen benutzt werden darf.

Oder noch radikaler: Singapur, das die Anzahl der Autos schlicht und einfach begrenzt. Zitat aus wikipedia:

"Im Rahmen einer restriktiven Verkehrspolitik unterliegt der private Autobesitz strengen Regulierungen. Jeder potenzielle Autokäufer muss zuerst eine Berechtigung (Certificate of Entitlement, COE) ersteigern. Regelmäßig entscheidet die staatliche Land Transport Authority (LTA) über die Erteilung von Lizenzen, die in einem Bieterverfahren ersteigert werden können, nach zehn Jahren aber wieder verfallen. Dies ist ein wirksames Instrument, um die Anzahl von Pkw in Singapur zu begrenzen.[66] Der Import von Kraftfahrzeugen ist mit Abgaben von teilweise über 200 Prozent besteuert, hat aber eine hohe Bedeutung als Statussymbol. Weiterhin wird der Verkehr im Stadtzentrum durch ein elektronisches Mautsystem mit hohen Abgaben belegt."


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zuletzt bearbeitet 28.09.2019 11:34 | nach oben springen

#66

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 28.09.2019 11:37
von Findus | 2.520 Beiträge

Wenn du keine Verbots-Gesellschaft willst, werden die Menschen das Verkehrsmittel ihrer Wahl wählen dürfen. Der ÖPNV muss eben attraktiver werden. Über das wie und was müsste man diskutieren.



zuletzt bearbeitet 28.09.2019 11:38 | nach oben springen

#67

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 28.09.2019 15:29
von Meridian | 2.859 Beiträge

Mir ist schon klar, dass die Regelung in Singapur bei uns nicht durchkommen wird. Für HOV-Spuren hat es hier nicht genug Platz. In den USA gibt es Autobahnen mit 5 oder mehr Spuren, davon eine mit HOV, und die muss natürlich überwacht werden. Gerne ist diese HOV-Spur frei, und auf den übrigen Spuren ist Stau.

Zum ÖPNV: Es werden gerne übermäßige Forderungen an den ÖPNV gestellt: Er muss schneller als das Auto sein. Aber gleichzeitig verlangt jedes Dorf einen Halt, am besten einen ICE-Halt und einen S-Bahnhalt. Dabei wird gerne vergessen, dass man im Zug Dinge tun kann, die man im Auto nicht erledigen kann (oder besser: nicht darf wie z.B. mit dem Handy telefonieren oder Geschäfte machen).

Vielleicht müssen auch Ansätze her, wie man den Verkehr reduzieren kann. Unternehmen sollen Anreize bekommen, Angestellte aus der Umgebung einzustellen, wenn es irgendwie geht. Produkte aus der Region sollen günstiger werden als aus der Ferne. Das würde so manch unnötige Transporte einsparen.


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#68

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 28.09.2019 16:55
von Findus | 2.520 Beiträge

Hallo Meridian,

vielen Dank für den neuen Denkansatz. Ich teile zwar nicht alles, aber es ist eine schöne Diskussionsgrundlage.

Zitat von Meridian im Beitrag #67

Zum ÖPNV: Es werden gerne übermäßige Forderungen an den ÖPNV gestellt: Er muss schneller als das Auto sein. Aber gleichzeitig verlangt jedes Dorf einen Halt, am besten einen ICE-Halt und einen S-Bahnhalt. Dabei wird gerne vergessen, dass man im Zug Dinge tun kann, die man im Auto nicht erledigen kann (oder besser: nicht darf wie z.B. mit dem Handy telefonieren oder Geschäfte machen).


Wenn alles am ÖPNV gut wäre, würde er mehr genutzt. Das ist eine Abstimmung mit den Füßen.
Die Bahnen haben tatsächlich mit ihrer Ausstattung (z.B. kostenfreies W-Lan und Stromanschluss) an Komfort zugelegt. Und ich muss dir zustimmen, eine Zugfahrt kann man zum Arbeiten oder auch zum Entspannen nutzenDie Bahn konzentriert sich mit ihren Neubauten darauf, große Städte noch schneller aneinander anzubinden. Die Menschen kommen aber nicht schneller zu den großen Bahnknotenpunkten. Der Zurbinger ist u.U. nur eine kleine Regionalbahn, die vielleicht nicht einmal mehr stündlich verkehrt. Und auch nicht zu jeder Tageszeit. Habe ich Pech, lebe ich auch heute an einer Linie wo um 20:00 Uhr Schluss mit dem Bahnverkehr ist.
Zeit, Takt und Geschwindigkeit haben eine hohe Relevanz für die Attraktivität der Bahn im Nahverkehr. Niemand erwartet, dass der Nahverkehr die Zeiten des Fernverkehrs erbringt. Wohl aber einen ausreichend regelmäßigen, verlässlichen und halbwegs im Fahrplan durchdachte Verkehrsplanung.

Klimaneutralität durch öffentliche Verkehrsmittel kostet Geld. Beispiel: Ich habe heute mit einem Bekannten gesprochen, der in der beruflichen Weiterbildung tätig ist. Sein Unternehmen möchte klimaneutral werden. Wo früher geflogen wurde, wird daher heute Bahn gefahren. Für die Kunden hat das einen Preis, nämlich den eines zusätzlichen Tages für Vorbereitung und Anreise.

Zitat von Meridian im Beitrag #67

Vielleicht müssen auch Ansätze her, wie man den Verkehr reduzieren kann. Unternehmen sollen Anreize bekommen, Angestellte aus der Umgebung einzustellen, wenn es irgendwie geht. Produkte aus der Region sollen günstiger werden als aus der Ferne. Das würde so manch unnötige Transporte einsparen.


Verzeih mir, aber das halte ich für Blödsinn. Fachkräfte werden überall gebraucht, nicht nur in den Städten und Ballungsräumen. Manche Berufe sind sogar recht selten. Im Grunde würdest du die im Grundgesetz verankerte freie Berufsausübung damit einschränken - ein Grundrecht! Einmal abgesehen davon, dass es weder dem Gedanken gleichwertiger Lebensverhältnisse noch angesichts der Probleme mit dem Wohnraum nicht sinnvoll ist, die Städte über Maßen zu fördern. Entschuldige, ist mir zu grün gedacht.

Ich frage mich aber, warum wir nicht die Chancen der Digitalisierung nutzen? Büroraum ist überall knapp. Die technischen Möglichkeiten, dass Arbeitnehmer wenigstens tageweise von zu Hause arbeiten sind vorhanden. Könnte man da nicht die Digitalisierung für den Klimaschutz nutzen?



zuletzt bearbeitet 28.09.2019 16:57 | nach oben springen

#69

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 08:36
von Findus | 2.520 Beiträge

Hallo Atue,

in das Umweltthema "Weltklima" passt der Beitrag nicht. Daher habe ich den Diskussionsstrang zur besseren Übersichtlichkeit gewechselt.

Zitat von Atue im Beitrag Weltklima
In der Praxis haben sich die Grünen meiner Ansicht nach in den bisherigen Regierungen sowohl im Bund wie auch in den Ländern regelmäßig als ziemlich staatstragend erwiesen. Selbst in BW ist jetzt keine Revolution ausgebrochen, und die Autoindustrie produziert auch dort noch.


Skizzieren wir zuerst die Politik der FDP: Steuern runter, Leistung muss sich lohnen, Erleichterungen für die Wirtschaft. Du wirst mir zustimmen, dass die Politik der FDP im großen die Frage sozialer Ungleichheit ausklammert.
Skizzieren wir nun die Politik der Grünen: Neue Leitsätze zur grünen Marktwirtschaft, Wirtschaft braucht Unterstützung. Statt Steuern runter öfter mal kostenspielige Verbote (zumindest als Idee). Die Zusatzkomponenten Klimaschutz und Rechte von Minderheiten machen das Programm der Grünen menschenfreundlicher als das der FDP - ohne Frage. Soziale Ungleichheit wird auch bei den Grünen weitgehend als Thema ausgeklammert.

Bezogen auf das Soziale nun der Vergleich: FDP: Wohlstand für die, die Leistung erbringen. Grüne: Wohlstand für die, die Leistung erbringen - aber bitte dabei die Diversität beachten.


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#70

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 10:58
von Meridian | 2.859 Beiträge

Hier noch ein Beitrag, der zeigt, dass die Grünen auch die Arbeitswelt ändern wollen.

https://taz.de/Gruene-mit-eigenem-Klimapaket/!5631357/

U.a. soll auch der Mindestlohn steigen. Doch Vorsicht: Wenn die Vollzeit bereits ab 30h pro Woche als solche definiert werden soll, ist ein Mindestlohn von 12€ gar nicht so hoch. Vom Grundgehalt, wie Habeck es vor ein paar Monaten angesprochen hat, hört man in letzter Zeit nichts.
Was Homeoffice betrifft: Das ist es im Ländlichen wiederum ein Problem, dass die Internetanbindung in einigen Regionen immer noch recht langsam ist. Ich denke aber, dass es auch der Grünen Wunsch ist, diesen Mangel zu beheben.

Aber man sollte nicht vergessen, dass bei den Grünen noch vieles in der Ausarbeitung ist. Ihr neues Grundsatzprogramm soll ja erst irgendwann 2020 stehen. U.a. ein Grund, warum vorgezogene Neuwahlen ihnen trotz guter Umfragen gar nicht so gelegen kämen.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#71

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 11:32
von Anthea | 12.404 Beiträge

Tja, "viel gibt's zu tun, packt es an". Wenn dann alles so wird wie geplant, dann prima.
Ansonsten wie so oft bei allen Parteien: Am Ende offensichtliche "Versprecher" und keine erfüllten Versprechen....
Muss das sein?

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#72

Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 14:40
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #70
Hier noch ein Beitrag, der zeigt, dass die Grünen auch die Arbeitswelt ändern wollen.

U.a. soll auch der Mindestlohn steigen. Doch Vorsicht: Wenn die Vollzeit bereits ab 30h pro Woche als solche definiert werden soll, ist ein Mindestlohn von 12€ gar nicht so hoch.


Um Niedriglöhnern zu helfen, müsste es schon ein größerer Betrag sein - durch entsprechende Vorschläge sind die Grünen bisher nicht aufgefallen.
Dein Argument mit 12,- € bei nur 30 Wochenstunden ist in der Tat wichtig. Man bewegt sich weiterhin am steuerlichen Existenzminimum. Auch muss man eben erst einen Vertrag über 30 Stunden in der Teilzeit- und Minilohngesellschaft haben.

Zitat von Meridian im Beitrag #70
Wenn die Vollzeit bereits ab 30h pro Woche als solche definiert werden soll


Genauer: Die "Wahlarbeitszeit zwischen 30 und 40 Wochenstunden" die sich die Grünen wünschen. Klingt nett. In Zeiten des Fachkräftemangels für alle Arbeitgeber schwierig. In der Realität werden aufgrund des Fachkräftemangels bereits eigentlich bereits in Rente befindliche Beschäftigte im möglichen Rahmen weiterbeschäftigt. In solch einer Situation die Vollzeit reduzieren? Volkswirtschaftlich Unsinn.
Auch denke man wieder an die Niedriglöhner. Welche Möglichkeit bliebe ihnen - oder auch der mittelständischen Familie, die Kinder großziehen muss - denn anders, als 40 Stunden Vollzeit zu wählen? Die 30-Stunden Vollzeit hingegen ist eine reale Option für gutverdienende Grünenwähler (Lehrer, Ingenieure, Personen aus der Greeen-Economy,...).

Zitat

Vom Grundgehalt, wie Habeck es vor ein paar Monaten angesprochen hat, hört man in letzter Zeit nichts.



Nein, tatsächlich nicht. Schade, die Idee war nicht schlecht.

Zitat

Was Homeoffice betrifft: Das ist es im Ländlichen wiederum ein Problem, dass die Internetanbindung in einigen Regionen immer noch recht langsam ist. Ich denke aber, dass es auch der Grünen Wunsch ist, diesen Mangel zu beheben.



Aber, aber. Denk an der Erwärmung des Bodens durch Internetkabel (ein wenig Humor muss sein).

Zitat

Aber man sollte nicht vergessen, dass bei den Grünen noch vieles in der Ausarbeitung ist. Ihr neues Grundsatzprogramm soll ja erst irgendwann 2020 stehen. U.a. ein Grund, warum vorgezogene Neuwahlen ihnen trotz guter Umfragen gar nicht so gelegen kämen.



Es ist ständig etwas in Ausarbeitung. Bereits seit den 1980ern haben die Grünen alle Freiheit Ideen zu entwickeln. Warum soll ich diesen Punkt, der genau so auf jede andere Partei angewendet werden könnte, explizit den Grünen zu Gute halten?

Du erwähnst aus dem Artikel die politisch verordnete Reduzierung des Fleischkonsums nicht. Im TAZ-Artikel ist von „mehr Selbstverständlichkeit von vegetarischer und veganer Ernährung“.
Mich persönlich stört das nicht, ich bin seit Jahren Vegetarier. Andere Menschen können solche Forderungen sehr wohl als Eingriff in ihre persönliche Freiheit erleben.
Auch sollte erwähnt werden, dass der Mensch grundsätzlich noch immer ein Allesfresser ist. Gerade Kinder benötigen für ein gesundes Wachstum und eine gesunde Ernährung regelmäßig Fleisch auf dem Speiseplan.Bei veganer Ernährung von Kindern sind Mangelerscheinungen vorprogrammiert. Wie kommen die Grünen also dazu, derart ideologisch über die Ernährung der Menschen entscheiden zu wollen?
Das Argument, dass ich dir hingegen zugestehen muss ist, dass die Haltungsbedingungen von Tieren deutlich verbessert werden müssten.

Ansonsten NDR Info hören. Heute lief ein Interessantes Interview. Die Bewältigung des Klimawandels zahlen Geringverdiener und Mittelschicht. Auch bei Grünen Klimakonzepten. Die aus dem TAZ-Artikel ersichtliche Kritik der "neoliberalen Grünen" ist also nicht so ganz von der Hand zu weisen.
Wer Klimaschutz will, sollte dabei auf gesellschaftliches und soziales Maß und Mitte achten. Entsprechende Ideen finden sich jedoch nur bei der Linkspartei.



zuletzt bearbeitet 09.10.2019 14:40 | nach oben springen

#73

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 18:38
von Meridian | 2.859 Beiträge

Zitat
Um Niedriglöhnern zu helfen, müsste es schon ein größerer Betrag sein - durch entsprechende Vorschläge sind die Grünen bisher nicht aufgefallen.
Dein Argument mit 12,- € bei nur 30 Wochenstunden ist in der Tat wichtig. Man bewegt sich weiterhin am steuerlichen Existenzminimum. Auch muss man eben erst einen Vertrag über 30 Stunden in der Teilzeit- und Minilohngesellschaft haben.


Ich glaube nicht, dass irgendeine Partei mehr als 12€ Mindestlohn fordert. In der SPD setzt sich das mehr und mehr durch, bei den Linken habe ich bislang nicht von höheren Werten gehört.

Zu Mindestlohn bei weniger als 40h Arbeitszeit: Das gibt es ja auch jetzt, und da wird dann in der Regel mit Hartz4 aufgestockt. Im vorigen Forum, in dem ich geschrieben habe, hat eine aus Ostdeutschland erzählt, dass Unternehmen den Mindestlohn immer wieder zu umgehen versuchen, z.B. indem Mitarbeiter nur noch einen 3/4-Arbeitsvertrag haben, aber dennoch zur Vollzeit gezwungen werden, sonst droht Kündigung. Oder Vollzeit-Mindestlohn mit vielen unbezahlten Überstunden. Da bedarf es mehr Arbeitskräfte, die solchen Missbrauch kontrollieren.

Zitat
Aber, aber. Denk an der Erwärmung des Bodens durch Internetkabel (ein wenig Humor muss sein).



Da wollte ich ursprünglich schon was dazu schreiben, aber das hätte meine ohnehin oft langen Beiträge gesprengt. Die Sache ist ernster zu nehmen, als man glaubt: Das Internet verbraucht angeblich weltweit mehr Energie mit seinen vielen Servern als der gesamte Flugverkehr, und das will was heißen. Man sollte beim Internet-Surfen nicht nur den eher geringen Verbrauch seines Laptops sehen.

Auf das Homeoffice bezogen bedeutet das aber nicht unbedingt mehr Verbrauch, wenn man am Arbeitsplatz um Büro genauso viel im Internet unterwegs ist.

Zitat
Es ist ständig etwas in Ausarbeitung. Bereits seit den 1980ern haben die Grünen alle Freiheit Ideen zu entwickeln. Warum soll ich diesen Punkt, der genau so auf jede andere Partei angewendet werden könnte, explizit den Grünen zu Gute halten?



Nach der letzten BT-Wahl waren die Grünen erneut mit knapp 9% Schlusslicht und dabei noch gut bedient, denn Umfragen sahen sie zuvor bei teilweise nur 6%, d.h. die 5%-Hürde war nicht mehr weit. Sie kamen zur Erkenntns, dass reine Klima- und Umweltpolitik zu wenig ist, und wollen sich nun in alle Politikfelder ausbreiten. Ob und wie ihnen das gelingt, ist völlig offen. In einem interessanten Artikel wird das angezweifelt.

https://www.spiegel.de/politik/deutschla...-a-1289731.html

In dem Artikel ist viel beschrieben, was ich selber an den Grünen kritisiere. Der gute Ansatz ist ohne Zweifel der Versuch, das politische Rechts und Links zu überwinden. Aber es scheint, dass sie die verschiedenen Politikfelder, die sich teils auch widersprechen, nicht in Einklang bringen werden. Möglich, dass sie sich damit selbst überfordern.

Zum Fleisch: Ich habe nirgends heraus gelesen, dass die den Fleischkonsum verbieten wollen. Reduzieren ja, aber nicht verbieten. Sie wollen vegetarische und vegane Ernährung selbstverständlicher machen, quasi gleichberechtigt unter den Ernährungsformen, die Fleisch und / oder Fisch mit einbeziehen. Es gibt immer noch Regionen, wo man als Vegetarier oder Veganer angefeindet wird. Umgekehrt erwarte ich aber auch, dass Veganer und Vegetarier weiterhin akzeptieren, wenn jemand weiterhin auf Fleisch steht.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#74

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 22:22
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #73

Zitat von Findus
Aber, aber. Denk an der Erwärmung des Bodens durch Internetkabel (ein wenig Humor muss sein).
Da wollte ich ursprünglich schon was dazu schreiben, aber das hätte meine ohnehin oft langen Beiträge gesprengt. Die Sache ist ernster zu nehmen, als man glaubt: Das Internet verbraucht angeblich weltweit mehr Energie mit seinen vielen Servern als der gesamte Flugverkehr, und das will was heißen. Man sollte beim Internet-Surfen nicht nur den eher geringen Verbrauch seines Laptops sehen.Auf das Homeoffice bezogen bedeutet das aber nicht unbedingt mehr Verbrauch, wenn man am Arbeitsplatz um Büro genauso viel im Internet unterwegs ist.



Der Teil war nicht ernst gemeint Ich glaub beim nächsten mal stell ich direkt das dahinter

Zitat von Meridian im Beitrag #73

Zum Fleisch: Ich habe nirgends heraus gelesen, dass die den Fleischkonsum verbieten wollen. Reduzieren ja, aber nicht verbieten. Sie wollen vegetarische und vegane Ernährung selbstverständlicher machen, quasi gleichberechtigt unter den Ernährungsformen, die Fleisch und / oder Fisch mit einbeziehen. Es gibt immer noch Regionen, wo man als Vegetarier oder Veganer angefeindet wird. Umgekehrt erwarte ich aber auch, dass Veganer und Vegetarier weiterhin akzeptieren, wenn jemand weiterhin auf Fleisch steht.


Und seit wann muss eine Partei sich um die Ernährungsgewohnheiten der Menschen kümmern?


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#75

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 23:27
von Meridian | 2.859 Beiträge

Wenn der Fleischkonsum derart hoch ist, dass er nur durch Massentierhaltung aufrecht erhalten werden kann, die niedrigen Preise durch Ausbeutung v.a. bulgarischer und rumänischer Arbeiter in den deutschen Schlachthöfen. Und wenn die Massentierhaltung direkt und indirekt zu hohen Treibhausgasemissionen führen, zur Auslaugung von Böden usw. Und fürs Tierwohl ist auch nicht gesorgt.

Es geht nicht darum, sich um die Ernährung des Volkes zu kümmern, sondern preislich einige Dinge gerade rücken. Wer Fleisch ist, dem sollte bewusst werden, was er damit unterstützt. Natürlich abhängig davon, wo er das Fleisch kauft. (Bei Fertiggerichten und Salaten ist aber die Herkunft der Zutaten bereits nicht angegeben.)

Es geht doch gar nicht darum, Fleisch zu verbieten oder per Lebensmittelkarten einzuschränken, aber hat man es wirklich nötig, jeden Tag Fleisch zu essen? Wer es weiterhin nötig hat, aber gesundheitlich nicht muss, der soll in Zukunft mehr zahlen. Wer aus gesundheitlichen Gründen Fleisch braucht, dem soll die KV einen Anteil zahlen.


Zum Stromfresser Internet ein Link:

https://web.de/magazine/wissen/wissensch...auchen-33170202


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