#76

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 09.10.2019 23:36
von Gelöschtes Mitglied
avatar

Zitat von Findus im Beitrag #69
Skizzieren wir zuerst die Politik der FDP: Steuern runter, Leistung muss sich lohnen, Erleichterungen für die Wirtschaft. Du wirst mir zustimmen, dass die Politik der FDP im großen die Frage sozialer Ungleichheit ausklammert.
Skizzieren wir nun die Politik der Grünen: Neue Leitsätze zur grünen Marktwirtschaft, Wirtschaft braucht Unterstützung. Statt Steuern runter öfter mal kostenspielige Verbote (zumindest als Idee). Die Zusatzkomponenten Klimaschutz und Rechte von Minderheiten machen das Programm der Grünen menschenfreundlicher als das der FDP - ohne Frage. Soziale Ungleichheit wird auch bei den Grünen weitgehend als Thema ausgeklammert.

Bezogen auf das Soziale nun der Vergleich: FDP: Wohlstand für die, die Leistung erbringen. Grüne: Wohlstand für die, die Leistung erbringen - aber bitte dabei die Diversität beachten.



So pauschal würde ich das gar nicht sehen. Wenn du dir die FDP- oder die GRÜNEN-Mitglieder anschaust, dann findest du dort regelmäßig alle möglichen Sichtweisen. Auch sehr konservative oder sehr progressive.

Entscheidend ist deshalb wohl eher, was sich im Perteienkontext dann auch durchsetzt.

1970-1980 gab es so beispielsweise in der FDP deutlich sozialliberale Politikansätze - heute ist davon nur noch sehr wenig übrig geblieben. Die heutigen Ansätze sind regelmäßig sehr neoliberal.

Bei den Grünen waren in den Anfängen sehr linke bis hin zu linksextremen Positionen zu finden - die heutigen Grünen hingegen sind in den Kernaussagen wohl eher in der demokratischen Mitte angesiedelt - und in einigen Positionen sogar konservativ zu benennen. Es ist kein Wunder, dass die Grünen heute auch in der Lage sind, Politik mit der CDU zu machen.

Ich halte es für falsch, bei den Grünen zu unterstellen, dass die sozialen Fragen ausgeklammert werden - ich denke eher, dass die sozialen Fragen bei den Grünen regelmäßig aus Sicht einer recht wohlhabenden Mittel definiert werden. Prinzipiel sind die Grünen durchaus in der Lage, soziale Fragen mit zu diskutieren und auch Lösungen für soziale Themen mit zu adressieren - weil viele der Wähler der Grünen durchaus bereit sind, für den sozialen Ausgleich auch zu investieren.

Von allen Parteien bin ich derzeit von den Grünen deshalb am meisten überzeugt, weil die Grünen mehr als alle anderen Parteien derzeit in der Lage sind, politische Fragestellungen nicht nur für die nächsten 2 Jahre zu denken, sondern auch mal für die nächsten 20 Jahre oder 100 Jahre zumindest eine Vision zu verfolgen.

Von der politischen Breite her sehe ich bei den Grünen, dass sie voll in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, sie sind damit wählbar von relativ konservativ bis hin zu relativ links. So gesehen sind für mich die Grünen die einzig verbleibende Volkspartei - die sich allerdings in ihrer Wählerschicht auf tendenziell gut bürgerliche Wähler beschränkt.


nach oben springen

#77

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 10.10.2019 09:33
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #75

Wenn der Fleischkonsum derart hoch ist, dass er nur durch Massentierhaltung aufrecht erhalten werden kann, die niedrigen Preise durch Ausbeutung v.a. bulgarischer und rumänischer Arbeiter in den deutschen Schlachthöfen. Und wenn die Massentierhaltung direkt und indirekt zu hohen Treibhausgasemissionen führen, zur Auslaugung von Böden usw. Und fürs Tierwohl ist auch nicht gesorgt.


Das sind nicht die Gründe der Grünen. Nach dem durch dich verlinkten TAZ-Artikel muss ich die Vorgaben zum Fleischkonsum als eine Maßnahme zur CO2-Reduzierung begreifen. Leider setzt die Tierhaltung viel CO2 frei. Und das wollen die Grünen nicht mehr.
Der Schutz rumänischer Arbeiter ist denke ich auch nicht über den Preis zu machen. Der höhere Preis würde m.E. direkt zu einer höheren Gewinnmarge der Unternehmen führen. Und davon kommt nichts unten an. Den Schutz von Arbeitnehmern muss man Sozialpolitik und bei Bedarf mit Ordnungsrecht durchsetzen, aber nicht mit grüner Klimapolitik.

Zitat von Meridian im Beitrag #75

Es geht nicht darum, sich um die Ernährung des Volkes zu kümmern, sondern preislich einige Dinge gerade rücken. Wer Fleisch ist, dem sollte bewusst werden, was er damit unterstützt. Natürlich abhängig davon, wo er das Fleisch kauft. (Bei Fertiggerichten und Salaten ist aber die Herkunft der Zutaten bereits nicht angegeben.)


Die kleinen Höfe sterben seit Jahrzehnten langsam aus. Auch beim Kauf von Getreide, Obst und Gemüse unterstütze ich inzwischen so ziemlich die Agarindustrie. Selbst wenn ich Bioware kaufe (was nicht ausschließt, dass die Erzeugnisse nicht ggf. sogar klimaschädlich aus Übersee kommen).
Ich erweiterte deine Frage und gebe sie an dich zurück: Brauchen wir den Kiwis, Zitrusfrüchte und Bananen? Und was sagen die Grünen zum klimaschädlichen Import von Südfrüchten? Verfolge ich dererlei Argumente weiter, ist mein Teller rasch recht leer. Der Jahreszeit entsprechend ständen jetzt mehrere Wochen Kohl und Kartoffeln auf dem Speiseplan. Und die saure Gurkenzeit Januar / Februar ständen erst noch bevor.

Ach ja, ich vergaß. Alles kein Problem. Alle wollen zukünftig ihre Lebensqualität einschränken und nur noch Algen aus der Fabrik essen. Verdient zwar auch eine Industrie dran, aber he, es verdienen mal andere Leute

Zitat von Meridian im Beitrag #75

Es geht doch gar nicht darum, Fleisch zu verbieten oder per Lebensmittelkarten einzuschränken, aber hat man es wirklich nötig, jeden Tag Fleisch zu essen? Wer es weiterhin nötig hat, aber gesundheitlich nicht muss, der soll in Zukunft mehr zahlen. Wer aus gesundheitlichen Gründen Fleisch braucht, dem soll die KV einen Anteil zahlen.


Persönlich würde ich als Vegetarier sagen nein. Ich muss allerdings jeder anderen Person zugestehen, dass sie die berechtigte Freiheit hat, deine Frage auch mit Ja zu beantworten.
Mich stört, dass du mit deiner eigenen Antwort hier anfängst im unbestimmten zu Rudern. Die Grünen haben überhaupt nichts zum Thema Finanzierung gesundheitlichen notwendigen Fleischkonsums als besondere Ernährung über die Krankenkassen gesagt. Die gleiche Unbestimmtheit und Ruderei, die man früher nur aus Diskussionen zur FDP kannte.


nach oben springen

#78

RE: Warum die Grünen unverdient gleichauf liegen

in Parteien - kritisch betrachtet 10.10.2019 09:56
von Findus | 2.520 Beiträge

Hallo Atue,

ich möchte gerne auf zwei Aspekte deines interessanten Beitrages eingehen:

Zitat von Atue im Beitrag #76
Ich halte es für falsch, bei den Grünen zu unterstellen, dass die sozialen Fragen ausgeklammert werden - ich denke eher, dass die sozialen Fragen bei den Grünen regelmäßig aus Sicht einer recht wohlhabenden Mittel definiert werden. Prinzipiel sind die Grünen durchaus in der Lage, soziale Fragen mit zu diskutieren und auch Lösungen für soziale Themen mit zu adressieren - weil viele der Wähler der Grünen durchaus bereit sind, für den sozialen Ausgleich auch zu investieren.


Du machst hier in deiner Analyse durchaus Recht haben. Sie macht das Problem aber nicht besser. Die Mittelschicht investiert also in den sozialen Ausgleich um Sozialen Frieden zu bekommen. Man ist bereit, ins soziale Gewissen zu investieren. Ich sehe in solch einer Haltung zwar einen freundlicheren liberalen Anstrich, aber darunter steckt der gleiche Liberalismus wie in der FDP. Denn sonst könnte man auch nicht - wie du ja selbst schriebst - auch mit den Konservativen koalieren.
Mit Habecks grünem Grundeinkommen gab es einen Sozialpolitik interessanten Ansatz der Grünen. Was ist passiert? Die Idee ist sang und klanglos wieder verschwunden.

Zitat

Von allen Parteien bin ich derzeit von den Grünen deshalb am meisten überzeugt, weil die Grünen mehr als alle anderen Parteien derzeit in der Lage sind, politische Fragestellungen nicht nur für die nächsten 2 Jahre zu denken, sondern auch mal für die nächsten 20 Jahre oder 100 Jahre zumindest eine Vision zu verfolgen.



Verfolgen die Grünen eine Vision? Ihr Plus heißt Robert Habeck. Habeck stellt viele wichtige Fragen an seine Partei. Fragen für die nächsten Jahrzehnte sind jedoch keine Antworten für die nächsten Jahrzehnte.

Der Eindruck von Rezos Youtube-Video hat auch bei mir das Wahlverhalten bei der Europawahl beeinflusst. Inzwischen ärgere ich mich, nicht genauer recherchiert zu haben. Rezo hat ein Klimaszenario sehr anschaulich beschrieben. Und zwar das schlimmste denkbare Szenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von unter einem Prozent.



zuletzt bearbeitet 10.10.2019 10:01 | nach oben springen

#79

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 10.10.2019 12:28
von Meridian | 2.859 Beiträge

Zitat
Das sind nicht die Gründe der Grünen. Nach dem durch dich verlinkten TAZ-Artikel muss ich die Vorgaben zum Fleischkonsum als eine Maßnahme zur CO2-Reduzierung begreifen. Leider setzt die Tierhaltung viel CO2 frei. Und das wollen die Grünen nicht mehr.
Der Schutz rumänischer Arbeiter ist denke ich auch nicht über den Preis zu machen. Der höhere Preis würde m.E. direkt zu einer höheren Gewinnmarge der Unternehmen führen. Und davon kommt nichts unten an. Den Schutz von Arbeitnehmern muss man Sozialpolitik und bei Bedarf mit Ordnungsrecht durchsetzen, aber nicht mit grüner Klimapolitik.



Verbeiß dich nicht so sehr auf die osteuropäischen Arbeiter. Ich habe sehr wohl die Massentierhaltung und die Treibhausgase in meinem vorigen Beitrag erwähnt. Wenn die Grünen die Fleischherstellung tierfreundlich gestalten wollen, wird das automatisch zu einer Teuerung des Fleisches führen, ganz einfach, weil weniger angeboten wird.

Zu Obst aus anderen Regionen: Ich habe von einer Frau gehört, die mit dem Spruch "Wächst hier nicht, ess ich nicht" konsequent nur gegessen hat, was in der Region wächst. Selbst Speisen, sie regional bekannt sind, aber Zutaten aus Übersee oder sonstwo benötigen (z.B. Schwarzwälder Kirschtorte, die u.a. Kakao enthält), hat sie konsequent verweigert. Kaffee hat sie zwar getrunken, aber den als Muggefug bekannten Getreidekaffee. Sie wurde 92 Jahre alt und erfreute sich bis kurz vor ihrem Tod bester Gesundheit. Auf Fleisch hat sie aber genauso wenig verzichtet wie auf alkoholische Getränke, stets aber in Maßen.

Nein, solche Konsequenz fordere ich nicht ein, aber es muss so ausgerichtet sein, dass Produkte aus der Region günstiger sind als aus der Ferne. Es kann nicht sein, dass 1kg Bananen billiger ist als 1kg Äpfel.

Ich weiß aber auch, dass alles noch komplexer ist. So habe ich vor kurzem etwas über Äpfel im Frühling gelesen. Deutsche Äpfel werden im Herbst eingelagert und mit einer bestimmten Begasung frisch gehalten bis in den nächsten Sommer. Problem ist aber, dass diese Begasung noch mehr Energie verbraucht als der Transport von frischen Äpfeln aus Südamerika oder Neuseeland. So gesehen sollte sich der Preis nicht nur nach der Entfernung richten, sondern auch nach dem Energieaufwand, der hinter dem Produkt steckt.

Wir haben eine globale Wirtschaft, und ich habe auch grundsätzlich nichts dagegen. Dennoch brauchen regionale Wirtschaftskreisläufe mehr Unterstützung als globale Kreisläufe. Im Falle von der Verschlechterung von Beziehungen zu anderen Ländern, Katastrophen (menschlich oder natürlich) oder Wirtschaftssanktionen hat man dann wenigstens noch diese regionalen Kreisläufe. Die überregionalen und globalen Kreisläufe sollten trotzdem nicht vernachlässigt werden, denn sie können helfen, wenn das eigene Land eine schwere Katastrophe erleidet.

Zitat
Persönlich würde ich als Vegetarier sagen nein. Ich muss allerdings jeder anderen Person zugestehen, dass sie die berechtigte Freiheit hat, deine Frage auch mit Ja zu beantworten.
Mich stört, dass du mit deiner eigenen Antwort hier anfängst im unbestimmten zu Rudern. Die Grünen haben überhaupt nichts zum Thema Finanzierung gesundheitlichen notwendigen Fleischkonsums als besondere Ernährung über die Krankenkassen gesagt. Die gleiche Unbestimmtheit und Ruderei, die man früher nur aus Diskussionen zur FDP kannte.



Ich gestehe jedem zu, dass er diese Frage mit Ja beantworten darf. Aber dann muss so jemand im Falle einer Umstellung auf tierfreundliche Landwirtschaft auch die Konsequenz ziehen und bereit sein, mehr für Fleisch auszugeben.

Mag sein, dass die Grünen nichts zum Thema "Finanzierung gesundheitlichen notwendigen Fleischkonsums als besondere Ernährung über die Krankenkassen" gesagt haben, jedenfalls nicht über die Presse. Das waren auch meine Gedanken. Ob sie bei den Grünen intern auch schon angesprochen wurden oder werden, kann ich nicht sagen. Da sie sich mit dem Thema Fleischkonsum anscheinend auseinandersetzen, gehe ich davon aus, dass sie sich bestimmt schon Gedanken darüber machen und wahrscheinlich sich auch mit anderen Details und gesellschaftliche Auswirkungen befassen. Man bringt ja nicht jeden Gedanken an die Öffentlichkeit.

Überhaupt scheinen die Grünen mit vorzeitigem Öffentlich-Machen von Gedanken mehr zurückzuhalten, seitdem solche Gedanken wie "Veggie-Day" nur Ärger und Stimmverluste einbrachten.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
nach oben springen

#80

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 10.10.2019 13:48
von Findus | 2.520 Beiträge

Ist jetzt ja echt wieder Leben im Forum. Gut, ich antworte dir gerne, die Diskussion macht Spaß

Zitat von Meridian im Beitrag #79

Zitat
Das sind nicht die Gründe der Grünen. Nach dem durch dich verlinkten TAZ-Artikel muss ich die Vorgaben zum Fleischkonsum als eine Maßnahme zur CO2-Reduzierung begreifen. Leider setzt die Tierhaltung viel CO2 frei. Und das wollen die Grünen nicht mehr.
Der Schutz rumänischer Arbeiter ist denke ich auch nicht über den Preis zu machen. Der höhere Preis würde m.E. direkt zu einer höheren Gewinnmarge der Unternehmen führen. Und davon kommt nichts unten an. Den Schutz von Arbeitnehmern muss man Sozialpolitik und bei Bedarf mit Ordnungsrecht durchsetzen, aber nicht mit grüner Klimapolitik.


Verbeiß dich nicht so sehr auf die osteuropäischen Arbeiter.



Zum einen zitierst du nur einen von mehreren Absätzen - das kann man beim besten Willen nicht verbeißen nennen - zum anderen halte ich die Frage der Lebensbedingungen osteuropäischer Leiharbeiter für wichtig genug, auch von den Grünen eine sozialpolitische Antwort zu erwarten.

Zitat von Meridian im Beitrag #79
Ich habe sehr wohl die Massentierhaltung und die Treibhausgase in meinem vorigen Beitrag erwähnt. Wenn die Grünen die Fleischherstellung tierfreundlich gestalten wollen, wird das automatisch zu einer Teuerung des Fleisches führen, ganz einfach, weil weniger angeboten wird.


Oder zu Importen von Fleisch aus dem Ausland. Wenn es Nachfrage am Markt gibt, wird sie bedient werden. Dann mit CO2 an anderer Stelle. Wir leben nicht auf einer wirtschaftlich und kulturell isolierten Insel.
Es bräuchte andere Ansätze als die "Klima-Fleisch-Quote". Da bin ich jedoch auch überfragt. Ziel muss jedoch eine ethisch vertretbare Agrarwirtschaft im Inland sein, die wenigstens in Ansätzen die Nachfrage am Binnenmarkt befrieden kann. Die bewusste Teuerung von Lebensmitteln als Grundbedarf wäre eine unsoziale Politik.

Zitat von Meridian im Beitrag #79

Zu Obst aus anderen Regionen: Ich habe von einer Frau gehört, die mit dem Spruch "Wächst hier nicht, ess ich nicht" konsequent nur gegessen hat, was in der Region wächst. Selbst Speisen, sie regional bekannt sind, aber Zutaten aus Übersee oder sonstwo benötigen (z.B. Schwarzwälder Kirschtorte, die u.a. Kakao enthält), hat sie konsequent verweigert. Kaffee hat sie zwar getrunken, aber den als Muggefug bekannten Getreidekaffee. Sie wurde 92 Jahre alt und erfreute sich bis kurz vor ihrem Tod bester Gesundheit.


Sie hat eine Entscheidung für sich selbst getroffen. Das führt uns zur Frage "Was fällt den Grünen eigentlich ein, über andere Menschen entscheiden zu wollen - und sei es bei der Frage der Ernährung?"

Zitat von Meridian im Beitrag #79

Nein, solche Konsequenz fordere ich nicht ein, aber es muss so ausgerichtet sein, dass Produkte aus der Region günstiger sind als aus der Ferne. Es kann nicht sein, dass 1kg Bananen billiger ist als 1kg Äpfel.


Willkommen in der Marktwirtschaft Die Gesetze des Marktes lassen sich auch mit grüner Marktwirtschaft nicht ändern. Was am Markt Bedarf ist, bestimmt der Konsument, nicht die Grünen.
Es gilt doch andere Vorteile zu fördern: Der Apfel aus dem Inland muss eine deutlich höhere Qualität als die importierte Banane haben. Dann würde dank diesem Vorteil der teurere Apfel gekauft.
Eine bessere Qualität unserer Lebensmittel wäre durchaus nicht unattraktiv.

Zitat von Meridian im Beitrag #79
I
Ich weiß aber auch, dass alles noch komplexer ist. So habe ich vor kurzem etwas über Äpfel im Frühling gelesen. Deutsche Äpfel werden im Herbst eingelagert und mit einer bestimmten Begasung frisch gehalten bis in den nächsten Sommer. Problem ist aber, dass diese Begasung noch mehr Energie verbraucht als der Transport von frischen Äpfeln aus Südamerika oder Neuseeland. So gesehen sollte sich der Preis nicht nur nach der Entfernung richten, sondern auch nach dem Energieaufwand, der hinter dem Produkt steckt.


In der Tat wird es da noch komplexer. Mit der Thematik könntest du eine ganze neue Verwaltung beschäftigen.
Ein klimarelevantes Beispiel, warum eine volle Regionalisierung der Wirtschaft allein eben auch nicht die Antwort sein kann.

Zitat von Meridian im Beitrag #79

Wir haben eine globale Wirtschaft, und ich habe auch grundsätzlich nichts dagegen. Dennoch brauchen regionale Wirtschaftskreisläufe mehr Unterstützung als globale Kreisläufe. Im Falle von der Verschlechterung von Beziehungen zu anderen Ländern, Katastrophen (menschlich oder natürlich) oder Wirtschaftssanktionen hat man dann wenigstens noch diese regionalen Kreisläufe. Die überregionalen und globalen Kreisläufe sollten trotzdem nicht vernachlässigt werden, denn sie können helfen, wenn das eigene Land eine schwere Katastrophe erleidet.


Auf der anderen Seite bekommst du viele Güter nur am internationalen Markt. Ich vermute, es wird ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Region und Welt geben müssen.
Und bei einer vollen Regionalisierung der Wirtschaft müssten auch die unterschiedlichen Regionen sich wieder überregional verflechten, um in Austausch kommen zu können. Nicht in jeder Region wird alles produziert. Flankieren müsste man Regionalisierung mit einer bundespolitischen Förderung ländlicher Regionen, sonst erhalten die großstädtischen Regionen in der Regionalisierung von vorne herein wieder Übergewicht.
Im kleinen finde ich das Modell der Genossenschaft einen guten Ansatzpunkt für den Einstieg in die Regionalisierung.

Zitat von Meridian im Beitrag #79

Zitat
Persönlich würde ich als Vegetarier sagen nein. Ich muss allerdings jeder anderen Person zugestehen, dass sie die berechtigte Freiheit hat, deine Frage auch mit Ja zu beantworten.
Mich stört, dass du mit deiner eigenen Antwort hier anfängst im unbestimmten zu Rudern. Die Grünen haben überhaupt nichts zum Thema Finanzierung gesundheitlichen notwendigen Fleischkonsums als besondere Ernährung über die Krankenkassen gesagt. Die gleiche Unbestimmtheit und Ruderei, die man früher nur aus Diskussionen zur FDP kannte.


Ich gestehe jedem zu, dass er diese Frage mit Ja beantworten darf. Aber dann muss so jemand im Falle einer Umstellung auf tierfreundliche Landwirtschaft auch die Konsequenz ziehen und bereit sein, mehr für Fleisch auszugeben.



Dann muss man ihm Vorteile geben, dass es rationaler wird diese Entscheidung zu treffen. Eine bessere Qualität von Biofleisch wäre ein Grund. Gläserne Betriebe, so dass man nachvollziehen kann, woher das Fleisch kommt. Und zur Regionalisierung: Wieder eine Fleischerei vor Ort, der der Konsument vertraut und wo er Beratung erhält (Service wäre auch ein Vorteil am Markt).
Sind die Vorteile für den Konsumenten erkennbar, werden viele sich für eine "weniger, dafür aber besseres Fleisch"-Strategie entscheiden. Eine solche Veränderung wäre so nicht aufgezwungen.

Zitat von Meridian im Beitrag #79

Mag sein, dass die Grünen nichts zum Thema "Finanzierung gesundheitlichen notwendigen Fleischkonsums als besondere Ernährung über die Krankenkassen" gesagt haben, jedenfalls nicht über die Presse. Das waren auch meine Gedanken. Ob sie bei den Grünen intern auch schon angesprochen wurden oder werden, kann ich nicht sagen. Da sie sich mit dem Thema Fleischkonsum anscheinend auseinandersetzen, gehe ich davon aus, dass sie sich bestimmt schon Gedanken darüber machen und wahrscheinlich sich auch mit anderen Details und gesellschaftliche Auswirkungen befassen. Man bringt ja nicht jeden Gedanken an die Öffentlichkeit.


Wie wäre es hier mit der gleichen Wissenschaftlichkeit, die beim Klimaschutz verlangt wird? Fragen wir zur Ernährung doch am besten Ernährungswissenschaftler, um die Politik zu beraten.

Zitat von Meridian im Beitrag #79
Überhaupt scheinen die Grünen mit vorzeitigem Öffentlich-Machen von Gedanken mehr zurückzuhalten, seitdem solche Gedanken wie "Veggie-Day" nur Ärger und Stimmverluste einbrachten.


Mag sein. Warum sollten sie andere Strategien wählen, als andere Parteien?


nach oben springen

#81

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 10.10.2019 20:30
von Meridian | 2.859 Beiträge

Zitat
Zum einen zitierst du nur einen von mehreren Absätzen - das kann man beim besten Willen nicht verbeißen nennen - zum anderen halte ich die Frage der Lebensbedingungen osteuropäischer Leiharbeiter für wichtig genug, auch von den Grünen eine sozialpolitische Antwort zu erwarten.


Naja, erst einmal der Mindestlohn von 12€ und v.a. dass er eingehalten wird.

Ich habe im Netz recherchiert nach den Ansätzen zum Grundgehalt von Habeck. Dazu noch ein Link dazu:

https://www.gruene.de/themen/soziales

Das ist der Stand von Juni 2019. Aktuelleres ist nicht zu finden. Ich denke, sobald Hartz4 wieder ein Thema wird, werden sich auch die Grünen wieder dazu äußern.

Zitat
Oder zu Importen von Fleisch aus dem Ausland. Wenn es Nachfrage am Markt gibt, wird sie bedient werden. Dann mit CO2 an anderer Stelle. Wir leben nicht auf einer wirtschaftlich und kulturell isolierten Insel.
Es bräuchte andere Ansätze als die "Klima-Fleisch-Quote". Da bin ich jedoch auch überfragt. Ziel muss jedoch eine ethisch vertretbare Agrarwirtschaft im Inland sein, die wenigstens in Ansätzen die Nachfrage am Binnenmarkt befrieden kann. Die bewusste Teuerung von Lebensmitteln als Grundbedarf wäre eine unsoziale Politik.



Immerhin hat die Kette Edeka eine interessante Antwort darauf:

https://www.mopo.de/hamburg/konzept-in-h...erheit-33293782

Es ist auch eine Kampfansage an die bisherigen Bio-Supermärkte, denn die stehen auf einmal rückständig da. Aber Edeka gilt ja auch im konventionellen Bereich als der Supermarkt, der für bessere Qualität sorgt. Und gerade Edeka kann sich gut anpassen. Bsp in Lörrach: Im dortigen Edeka gibt es eine Riesenauswahl an hochwertigen Produkten. Grund sind die Schweizer, die allzu gerne in DE billiger einkaufen. Edeka trägt dem Rechnung, aber berücksichtigt auch das viel bessere Ernährungsbewusstsein der Schweizer. So bekommt man dort Produkte, wie sie wohl in Schweizer Supermärkten üblich sind. Ich kann nur sage, als ich dort war: Es war eine Augenweide...

Auf die andere Punkte gehe ich ein ander Mal ein. Nur dazu:

Zitat

Wie wäre es hier mit der gleichen Wissenschaftlichkeit, die beim Klimaschutz verlangt wird? Fragen wir zur Ernährung doch am besten Ernährungswissenschaftler, um die Politik zu beraten.



Oje! Dann müssen die Grünen ja Berater aus allen Fachbereichen holen. Und plötzlich geben sie noch mehr Geld aus als von der Leyen für ihre Berater. Nun, wer sich breit aufstellen will...

Und nochwas Grundsätzliches: Wer alternativ zu den Regierenden sein will, wird immer mit strengeren Maßstäben gemessen als die Regierenden. Man will sich ja besser darstellen. Erwischt eine Korruptionsaffaire die Grünen, würde sich die Wähler weitaus mehr abwenden als von der CDU. Genauso wäre es, wenn Listerien nicht in Wilke-Wurst, sondern in Bio-Wurst gefunden worden wären. Hier trifft es nur Wilke, aber der Wurstkonsum dürfte kaum einbrechen. Trifft es irgendeinen Biohof, muss eher damit gerechnet werden, dass Biowurst in nächster Zeit weniger konsumiert wird. Denn sie ist teurer. Da erwartet man nicht nur weniger Schadstoffe und besseren Geschmack, sondern auch keine Keime durch schlechte Lagerung.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
nach oben springen

#82

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 11.10.2019 10:08
von Findus | 2.520 Beiträge

Hallo Meridian,

Zitat von Meridian im Beitrag #81
Naja, erst einmal der Mindestlohn von 12€ und v.a. dass er eingehalten wird. Ich habe im Netz recherchiert nach den Ansätzen zum Grundgehalt von Habeck. Dazu noch ein Link dazu:https://www.gruene.de/themen/sozialesDas ist der Stand von Juni 2019. Aktuelleres ist nicht zu finden. Ich denke, sobald Hartz4 wieder ein Thema wird, werden sich auch die Grünen wieder dazu äußern.


zuerst vielen Dank für den Link. Wichtig finde ich dort vor allem den Hinweis auf die Kindergrundsicherung. Diese Frage beschäftigt seit etwa 2 bis 3 Jahren den Fachdiskurs. Politik greift hier also etwas ganz aktuelles auf.
Die Frage nach Hartz IV und seinen Alternativen wäre sozialpolitisch hoch relevant. Ich bin gespannt, wie sich die Grünen äußern werden. Der Vollständigkeit halber muss auch gesagt werden, das die Linkspartei hierzu Aussagen trifft und die SPD immer mal wieder recht öffentlich ihre Haltung dazu diskutiert.

Zitat von Meridian im Beitrag #81

Zitat
Zum einen zitierst du nur einen von mehreren Absätzen - das kann man beim besten Willen nicht verbeißen nennen - zum anderen halte ich die Frage der Lebensbedingungen osteuropäischer Leiharbeiter für wichtig genug, auch von den Grünen eine sozialpolitische Antwort zu erwarten.

Naja, erst einmal der Mindestlohn von 12€ und v.a. dass er eingehalten wird.



Und das verkennt das Problem der osteuropäischen Leiharbeitnehmer. In der Fleischindustrie bekommen sie inzwischen regelmäßig Werkverträge und sind damit faktisch Selbstständig. Der Mindestlohn greift jedoch nur für sozaiversicherungspflichtig Beschäftigte. Kurz: Er erreicht die "Leiharbeitnehmer" in der Fleischverarbeitung erst gar nicht. Hier braucht es mehr Antworten als nur den Mindestlohn allein.

Zitat von Meridian im Beitrag #81

Zitat
Oder zu Importen von Fleisch aus dem Ausland. Wenn es Nachfrage am Markt gibt, wird sie bedient werden. Dann mit CO2 an anderer Stelle. Wir leben nicht auf einer wirtschaftlich und kulturell isolierten Insel.
Es bräuchte andere Ansätze als die "Klima-Fleisch-Quote". Da bin ich jedoch auch überfragt. Ziel muss jedoch eine ethisch vertretbare Agrarwirtschaft im Inland sein, die wenigstens in Ansätzen die Nachfrage am Binnenmarkt befrieden kann. Die bewusste Teuerung von Lebensmitteln als Grundbedarf wäre eine unsoziale Politik.


Immerhin hat die Kette Edeka eine interessante Antwort darauf:

https://www.mopo.de/hamburg/konzept-in-h...erheit-33293782

Es ist auch eine Kampfansage an die bisherigen Bio-Supermärkte, denn die stehen auf einmal rückständig da. Aber Edeka gilt ja auch im konventionellen Bereich als der Supermarkt, der für bessere Qualität sorgt. Und gerade Edeka kann sich gut anpassen. Bsp in Lörrach: Im dortigen Edeka gibt es eine Riesenauswahl an hochwertigen Produkten. Grund sind die Schweizer, die allzu gerne in DE billiger einkaufen. Edeka trägt dem Rechnung, aber berücksichtigt auch das viel bessere Ernährungsbewusstsein der Schweizer. So bekommt man dort Produkte, wie sie wohl in Schweizer Supermärkten üblich sind. Ich kann nur sage, als ich dort war: Es war eine Augenweide...



Finde ich gut, wenn ein Unternehmen versucht sich weiter zu entwickeln. Auf unverpackte Lebensmittel zu setzen hilft auch, unnötiges Plastik zu vermeiden. In einer Großstadt finden sich natürlich auch am ehesten die kaufkräftigen Kunden für die Produkte in ausreichender Zahl.
Persönlich habe ich auch nichts gegen den konventionellen Kleinbetrieb aus der Region. Man kennt die landwirtschaftlichen Betriebe und weis, wie sie arbeiten. Und ich habe nichts gegen den krummen Spargel oder die nicht der DIN-Norm entsprechende Kartoffel, wenn die Qualität einfach nur gut ist. Du hörst heraus, ich liebe den Wochenmarkt.
Trotzdem muss ich anerkennen, das die Lebensmittel ihren Preis haben und nicht jeder im Bio-Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt kaufen kann. Wie sollte das auch z.B. mit einem Hart z IV - Regelsatz? Es braucht also genau so günstige und qualitativ gute Lebensmittel. Die Zwei-Drittel-Gesellschaft darf nicht auch noch auf dem Mittagstisch sichtbar werden!

Ein letztes Wort zum neuen Bio-Angebot von Edeka: Ich bin auch gespannt, was die Konkurrenz durch Edeka bei den Arbeitsbedingungen anderer Bio-Ketten macht. Es gibt Ketten, die keine Betriebsräte wollen.

Zitat von Meridian im Beitrag #81

Zitat

Wie wäre es hier mit der gleichen Wissenschaftlichkeit, die beim Klimaschutz verlangt wird? Fragen wir zur Ernährung doch am besten Ernährungswissenschaftler, um die Politik zu beraten.


Oje! Dann müssen die Grünen ja Berater aus allen Fachbereichen holen. Und plötzlich geben sie noch mehr Geld aus als von der Leyen für ihre Berater. Nun, wer sich breit aufstellen will...



Ich verstehe was du sagen willst. Nur warum muss es immer der - hier grüne - Think Tank oder die teuer eingekaufte Expertise sein? Unsere Hochschulen forschen viel und publizieren zu allen Bereichen Studien. Größere Studien werden sogar öffentlichkeitswirksam vorgestellt. Vielleicht sehe ich das jetzt zu platt: Warum nicht selber mal lesen oder sich von seinen Mitarbeitern eine Zusammenfassung des Wesentlichen geben lassen? Die Wissenschaft hat mit der Publikation der Studie doch schon gesprochen.


Zitat von Meridian im Beitrag #81

Und nochwas Grundsätzliches: Wer alternativ zu den Regierenden sein will, wird immer mit strengeren Maßstäben gemessen als die Regierenden. Man will sich ja besser darstellen. Erwischt eine Korruptionsaffaire die Grünen, würde sich die Wähler weitaus mehr abwenden als von der CDU. Genauso wäre es, wenn Listerien nicht in Wilke-Wurst, sondern in Bio-Wurst gefunden worden wären. Hier trifft es nur Wilke, aber der Wurstkonsum dürfte kaum einbrechen. Trifft es irgendeinen Biohof, muss eher damit gerechnet werden, dass Biowurst in nächster Zeit weniger konsumiert wird. Denn sie ist teurer. Da erwartet man nicht nur weniger Schadstoffe und besseren Geschmack, sondern auch keine Keime durch schlechte Lagerung.



Misst man die Opposition mit strengeren Maßstäben? Oder die Regierung, weil sie gerade am gestalten ist? Keine AhnungUnd Listerien in der Salami sind weder Skandal der Regierung noch der Opposition. Meinst du wirklich, dass die "Wilke-Wurst" politische Dimensionen erreicht?
Ich dachte bisher immer, es geht um die besten Ideen und eine lebenspraktische Umsetzung. Vielleicht ist das auch nur meine Meinung.



zuletzt bearbeitet 11.10.2019 10:25 | nach oben springen

#83

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 12.10.2019 10:44
von Meridian | 2.859 Beiträge

Zitat
Und das verkennt das Problem der osteuropäischen Leiharbeitnehmer. In der Fleischindustrie bekommen sie inzwischen regelmäßig Werkverträge und sind damit faktisch Selbstständig. Der Mindestlohn greift jedoch nur für sozaiversicherungspflichtig Beschäftigte. Kurz: Er erreicht die "Leiharbeitnehmer" in der Fleischverarbeitung erst gar nicht. Hier braucht es mehr Antworten als nur den Mindestlohn allein.


Ich habe endlich wieder den Link gefunden, den ich bereits im vorigen Beitrag einfügen wollte. Hier Habecks Haltung dazu:

https://www.gruene.de/artikel/anreiz-sta...d-bedingungslos

Es werden auch die Mindestlohnumgehungen wie Leiharbeit, Werksvertrag und Scheinselbstständigkeit angesprochen. Was die Grünen dann letztlich in ihr Programm aufnehmen werden und wie sie das machen, muss sich zeigen.

Zitat
Ich verstehe was du sagen willst. Nur warum muss es immer der - hier grüne - Think Tank oder die teuer eingekaufte Expertise sein? Unsere Hochschulen forschen viel und publizieren zu allen Bereichen Studien. Größere Studien werden sogar öffentlichkeitswirksam vorgestellt. Vielleicht sehe ich das jetzt zu platt: Warum nicht selber mal lesen oder sich von seinen Mitarbeitern eine Zusammenfassung des Wesentlichen geben lassen? Die Wissenschaft hat mit der Publikation der Studie doch schon gesprochen.



Oder man beauftragt ein möglichst unabhängiges Forschungsinstitut zu einer (öffentlichen) Stellungsnahme zu einem bestimmten Thema. Die Grünen haben z.B. immerhin ein unabh. Institut zu ihrer eigenen Vergangenheit mit dem Umgang von Pädophilie beauftragt, um Klarheit in einem dunklen Punkt in der Vergangenheit zu bekommen.

Zitat
Misst man die Opposition mit strengeren Maßstäben? Oder die Regierung, weil sie gerade am gestalten ist? Keine AhnungUnd Listerien in der Salami sind weder Skandal der Regierung noch der Opposition. Meinst du wirklich, dass die "Wilke-Wurst" politische Dimensionen erreicht?
Ich dachte bisher immer, es geht um die besten Ideen und eine lebenspraktische Umsetzung. Vielleicht ist das auch nur meine Meinung.



Das mit dem Messen mit strengeren Maßstäben sehe ich nicht nur in der Politik, sondern grundsätzlich: Z.B. wird die Biobranche alleine wegen ihrer höheren Verkaufspreise mit strengeren Maßstäben gemessen. Man erwartet neben der Einhaltung der ökologischen Vorgaben auch eine höhere Qualität und auch eine bessere Rückverfolgung der Lebensmttel-Herkunft.
Auch Einzelpersonen, die mehr Moralität einforderten, wie ein gewisser Karl-Theodor von Guttenberg, scheitern schneller an ihren Vorgaben, als sie kopier... ähhh denken können. Oder als Land die Schweiz, die allzu gerne den Anschein erweckt, dass alles rein und sauber sei. Doch auch dieses Land hat dunkle neuzeitliche Vergangenheiten. Man gebe in Wikipedia einfach die Begriffe "Verdingung" und "Kinder der Landstrasse", aber auch "Frauenstimmrecht in der Schweiz" ein. Im Gegensatz zum Holocaust sind die Vorfälle alle zusammen zwar ein "Vogelschiss", aber Deutschland verleugnet seine finstere Nazi-Vergangenheit auch nicht. In CH werden aber erstere beide Punkte nur sehr zögernd aufgearbeitet.

PS: Bin die nächsten Tage weg; die wahrscheinlich letzten warmen Tage in diesem Jahr müssen ausgenutzt werden!


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.


zuletzt bearbeitet 12.10.2019 10:46 | nach oben springen

#84

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 12.10.2019 11:20
von Anthea | 12.404 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #83
PS: Bin die nächsten Tage weg; die wahrscheinlich letzten warmen Tage in diesem Jahr müssen ausgenutzt werden!



Nutze die schönen goldenen Oktobertage und hab viel Freude.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


nach oben springen

#85

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 12.10.2019 23:29
von Gelöschtes Mitglied
avatar

Zitat von Findus im Beitrag #80
Sie hat eine Entscheidung für sich selbst getroffen. Das führt uns zur Frage "Was fällt den Grünen eigentlich ein, [b]über andere Menschen entscheiden zu wollen - und sei es bei der Frage der Ernährung?"/b]


Es ist eine Kernaufgabe der Politik, "Spielregeln" zu definieren, mit denen das Zusammenleben vieler Menschen gewährleistet wird - und zwar zu fairen Bedingungen. Die Grünen entscheiden nicht ÜBER andere Menschen, aber haben eine Vorstellung davon, wie das Zusammenleben fair gestaltet werden kann. Ehrlich gesagt erwarte ich auch genau das von den Parteien. Parteien, die dazu keine Antworten haben, sind für mich nicht wählbar.


Zitat von Findus im Beitrag #80
Willkommen in der Marktwirtschaft Die Gesetze des Marktes lassen sich auch mit grüner Marktwirtschaft nicht ändern. Was am Markt Bedarf ist, bestimmt der Konsument, nicht die Grünen.Es gilt doch andere Vorteile zu fördern: Der Apfel aus dem Inland muss eine deutlich höhere Qualität als die importierte Banane haben. Dann würde dank diesem Vorteil der teurere Apfel gekauft.Eine bessere Qualität unserer Lebensmittel wäre durchaus nicht unattraktiv.


Sorry, aber das kann man so nicht stehen lassen. Eigentlich ist das aus der aktuellen Klimadiskussion auch hinreichend bekannt. Eine Aufgabe des Staates ist es auch, die Märkte so zu gestalten, dass sie ein faires Miteinander der Menschen ermöglichen. Deshalb werden auch Märkte reguliert - und das klingt viel schlimmer als es ist, denn in den meisten Fällen sind wir alle sehr dankbar für die Regeln. So gibt es Regeln für Wurstverkäufer, dass sie bestimmte Hygienestandards einzuhalten haben, wenn sie am Markt teilnehmen wollen - und wenn sie das nicht tun, dann schließt auch mal der Staat den Betrieb - und das ist richtig, und gut für den Verbraucher!

Zur Gestaltung von Märkten gehört aber auch, dass der Staat definiert, was kostenfrei ist, und was einen Preis bekommt. Und wenn der Staat ausrechnet, dass der Ausstoß von CO2 je Tonne eigentlich 180€ an Kosten für die Allgemeinheit generiert, dann ist eine Möglichkeit des Staates, sukzessive einen Preis für CO2 einzuführen, und diesen auch bis zu den 180€ je Tonne sukzessive zu erhöhen.

Und wenn dies geschieht - und das wird kommen - dann verändert das nicht nur den Markt, sondern auch das Verhalten von Verkäufern und von Käufern - und zwar ganz einfach über den Preis. Wenn der regional und gerade eben geerntete Apfel dann 0,50 Cent kostet, während die Banane aus Übersee im Preis auf 2,50€ das Stück steigt, werden mehr Menschen zu regional und gerade eben geernteten Äpfeln greifen, und weniger zu den Bananen. Klar bestimmen auch dann noch die Marktteilnehmer, was am Markt gekauft und was verkauft wird - aber dennoch verändert die Marktgestaltung durch die Politik selbstverständlich auch das Verbraucherverhalten.

Dies gilt natürlich für jede Politik, nicht nur für die Politik der Grünen! "Grüne Marktwirtschaft" ist insofern auch ein irreführender Begriff. Eigentlich brauchen wir generell politisch eine Marktwirtschaft, die gerade auch sicherstellt, dass auch die nächste Generation und die übernächste etc. ausreichend Lebensgrundlagen haben. Auch wenn die Klimagesetzgebung der aktuellen Regierung eher stümperhaft daherkommt - sind doch auch schon diese minimalistischen Ansätze wenn auch nur ein homöopathischer Schritt aber in die richtige Richtung.
Die politische Schlagzahl der Grünen ist da - allerdings aus der Oppositionsrolle heraus - deutlich fordernder und anspruchsvoller. Dass sie aber deshalb die Menschen überfordert, ist nicht der Fall, das passiert eher bei dem Entwurf der Bundesregierung, weil es harte und vertraglich definierte einzuhaltende Ziele gibt - wenn wir die nicht einhalten, dann drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Wenn wir jetzt also zu wenig tun, bedeutet das nur, dass die Regierung das Problem in deutlich größerer Schärfe an die nächste Regierung übergibt - und DANN werden deutlich dramatischere Markteingriffe notwendig werden.

Ein Partner der Marktwirtschaftlichen Regelungen ist in der BRD seit Ludwig Ehrhard die Sozialpolitik. Das ist etwas, was auch die meisten Parteien immer wieder mehr oder weniger im eigenen politischen Sinne interpretieren - dies tun aber auch die Grünen. Wenn sie beispielsweise einen engagierteren Ansatz bei der Klimapolitik verfolgen, dann verteuern sie klar damit viele Produkte - aber als Ausgleich schlagen die Grünen beispielsweise auch vor, dass jeder Bürger ein Energiegeld von 100€ bekommen soll, und zusätzlich sollten die Stromsteuern auf das europarechtlich erlaubte Minimum abgesenkt werden.

Link zum Tagesspiegel

Die Wissenschaft ist sich nicht ganz einig - aber viele halten selbst die Vorschläge der Grünen für nicht ausreichend.

Sind solche Vorschläge nun Neoliberal? Ich denke eher nicht.


nach oben springen

#86

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 13.10.2019 20:03
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #85
Zitat von Findus im Beitrag #80
Sie hat eine Entscheidung für sich selbst getroffen. Das führt uns zur Frage "Was fällt den Grünen eigentlich ein, [b]über andere Menschen entscheiden zu wollen - und sei es bei der Frage der Ernährung?"/b]


Es ist eine Kernaufgabe der Politik, "Spielregeln" zu definieren, mit denen das Zusammenleben vieler Menschen gewährleistet wird - und zwar zu fairen Bedingungen. Die Grünen entscheiden nicht ÜBER andere Menschen, aber haben eine Vorstellung davon, wie das Zusammenleben fair gestaltet werden kann. Ehrlich gesagt erwarte ich auch genau das von den Parteien. Parteien, die dazu keine Antworten haben, sind für mich nicht wählbar.


Nein. Das kann ich so nicht teilen. Da lieber Atue, kannst du nur für dich allein sprechen.
Das eine sind selbstverständlich die Regeln für ein vernünftiges und gutes Zusammenleben. Politik soll definieren, wie z.B. soziale Absicherung erfolgt und wie die ökonomischen Rahmenbedingungen aussehen. Ein zweites ist z.B. die Freiheit eines jeden Einzelnen, einen eigenen Lebensstil wählen zu können. Lebensstil macht sich an Symbolen fest, machmal auch an Fragen der Essgewohnheiten. Hier hat Politik die Aufgabe, die Pluralität der Lebensstile und die Freiheit des Einzelnen zu schützen. Und genau das tun die Grünen nicht, wenn Sie versuchen Ernährung vorzuschreiben.

Zitat von Atue im Beitrag #85

Zitat von Findus im Beitrag #80
Willkommen in der Marktwirtschaft Die Gesetze des Marktes lassen sich auch mit grüner Marktwirtschaft nicht ändern. Was am Markt Bedarf ist, bestimmt der Konsument, nicht die Grünen.Es gilt doch andere Vorteile zu fördern: Der Apfel aus dem Inland muss eine deutlich höhere Qualität als die importierte Banane haben. Dann würde dank diesem Vorteil der teurere Apfel gekauft.Eine bessere Qualität unserer Lebensmittel wäre durchaus nicht unattraktiv.


Sorry, aber das kann man so nicht stehen lassen. Eigentlich ist das aus der aktuellen Klimadiskussion auch hinreichend bekannt. Eine Aufgabe des Staates ist es auch, die Märkte so zu gestalten, dass sie ein faires Miteinander der Menschen ermöglichen.


Nein, nur die Rahmenbedingungen der Märkte. Wenn du die Märkte politisch gestaltet haben willst, dann müsstest du in ein planwirtschaftlich agierendes Land umziehen. Bitte erst einmal um begriffliche Klärung zu deinem Beitrag. Was möchtest du genau?

Zitat

Zur Gestaltung von Märkten gehört aber auch, dass der Staat definiert, was kostenfrei ist, und was einen Preis bekommt. Und wenn der Staat ausrechnet, dass der Ausstoß von CO2 je Tonne eigentlich 180€ an Kosten für die Allgemeinheit generiert, dann ist eine Möglichkeit des Staates, sukzessive einen Preis für CO2 einzuführen, und diesen auch bis zu den 180€ je Tonne sukzessive zu erhöhen.



Das wäre ein Beispiel zum setzen von Rahmenbedingungen. Hier bist du begrifflich klarer.

Zitat

Und wenn dies geschieht - und das wird kommen - dann verändert das nicht nur den Markt, sondern auch das Verhalten von Verkäufern und von Käufern - und zwar ganz einfach über den Preis. Wenn der regional und gerade eben geerntete Apfel dann 0,50 Cent kostet, während die Banane aus Übersee im Preis auf 2,50€ das Stück steigt, werden mehr Menschen zu regional und gerade eben geernteten Äpfeln greifen, und weniger zu den Bananen. Klar bestimmen auch dann noch die Marktteilnehmer, was am Markt gekauft und was verkauft wird - aber dennoch verändert die Marktgestaltung durch die Politik selbstverständlich auch das Verbraucherverhalten.



Nicht zwingend. Stichwort: Preiselastizität. Wenn es z.B. am Markt einen Bedarf nach Bananen für 2,50 € gibt, werden sie trotz CO2 - Steuer weiter gekauft.
Ein anderer Faktor ist die Qualität. Wenn die geernteten Äpfel aus der Region eine hohe Qualität haben, werden sie sicherlich gerne für 50 Cent eingekauft. Ist die Qualität schlecht, bleibt so manch billiger Apfel ein nicht preiswerter Ladenhüter. Ausführlich bereits in den letzten Beiträgen von Meridian und mir durchdiskutiert. Bei Interesse lies weiter vorne nach

Zitat

Die politische Schlagzahl der Grünen ist da - allerdings aus der Oppositionsrolle heraus - deutlich fordernder und anspruchsvoller. Dass sie aber deshalb die Menschen überfordert, ist nicht der Fall, das passiert eher bei dem Entwurf der Bundesregierung, weil es harte und vertraglich definierte einzuhaltende Ziele gibt - wenn wir die nicht einhalten, dann drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Wenn wir jetzt also zu wenig tun, bedeutet das nur, dass die Regierung das Problem in deutlich größerer Schärfe an die nächste Regierung übergibt - und DANN werden deutlich dramatischere Markteingriffe notwendig werden.



Ein Instrumentarium, dass interessanterweise die Sozialdemokratin Svenja Schulze für zukünftige - auch grüne - Umweltminister geschaffen hat.

Zitat

Ein Partner der Marktwirtschaftlichen Regelungen ist in der BRD seit Ludwig Ehrhard die Sozialpolitik.



Klares Nein. Die Geschichte des Begriffes "Soziale Marktwirtschaft" kannst du hier nachlesen: https://taz.de/Oekonom-ueber-Soziale-Mar...chaft/!5627461/

Zitat
aber als Ausgleich schlagen die Grünen beispielsweise auch vor, dass jeder Bürger ein Energiegeld von 100€ bekommen soll, und zusätzlich sollten die Stromsteuern auf das europarechtlich erlaubte Minimum abgesenkt werden.



Dann schau dir mal den Preis eines Jobticktes an. Mit etwa 100,- € im Monat für den Nahraum bist du wenigstens dabei. Die Preiserhöhungen für sonstige Energiekosten, für höhere Lebensmittelpreise usw. sind dann alle noch nicht abgedeckt. Das Energiegeld scheint mir daher sozial ungerecht zu sein.
Ich denke, lieber mehr Steuern zahlen und dafür eine gute Infrastruktur bereitgestellt bekommen. Dann zahlt wenigstens nach Leistungsfähigkeit, wer Geld hat.

Zitat

Die Wissenschaft ist sich nicht ganz einig - aber viele halten selbst die Vorschläge der Grünen für nicht ausreichend.



Wir leben jedoch nicht in einer Oligarchie, sondern in einer Demokratie. Daher werden es die Grünen oder FFF aushalten müssen, dass es auch Menschen gibt, die andere Interessen haben oder andere Werte verfolgen.
Darum weise ich in zahlreichen Beiträgen darauf hin, dass man den Menschen Angebote machen muss, die sie mitnehmen. Wie Welt ist glücklicherweise bunt. Ich hoffe, dass sieht man auch durch grüne Brillengläser.

Zitat

Sind solche Vorschläge nun Neoliberal?



Beispiel Energiegeld: Ja. Beispiel "grüne Marktwirtschaft": Ja.



zuletzt bearbeitet 13.10.2019 20:05 | nach oben springen

#87

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 14.10.2019 09:32
von heiner | 881 Beiträge

Es sind ja nun nicht "die Grünen" die über allerlei Regulierung nachdenken, es sind einzelne Mitglieder, teils auch Gruppierungen. Gehen wir davon aus, dass "RRG" die nächste Regierung im Bund stellt, da wird man keineswegs die Träume einiger Regulierer aufgreifen, sondern Kompromisse erarbeiten, wie das z.B. in BaWü sogar mit der CDU gelingt. Bei "RRG" ist die Gesellschaft einer freiheitlichen & demokratischen Ordnungsstruktur auf Beste abgebildet, da reglementiert uns niemand zu, auch nicht via allgemeines Tempolimit.


dass ein Traum nicht wahr ist, sehe ich ein, dass er wahr werden kann, auch.
nach oben springen

#88

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 14.10.2019 19:48
von Findus | 2.520 Beiträge

Ich glaube nicht an Rot-rot-grün. Früher scheiterte RRG an SPD und Linkspartei. Heute scheinen die Grünen sich nicht einig zu sein, wo sie hin wollen. Zu rot und rot oder lieber zur CDU.

Nichts gegen ein Tempolimit auf Autobahnen. Wenn z.B. alle 130 fahren würden, wäre nicht nur die Klimabilanz besser, auch die Mehrzahl an Autofahrern würde bei fließendem Verkehr schneller zum Ziel kommen als heute. Wäre eine klassische Win-win Situation.


nach oben springen

#89

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 15.10.2019 00:33
von Gelöschtes Mitglied
avatar

Zitat von Findus im Beitrag #86
Hier hat Politik die Aufgabe, die Pluralität der Lebensstile und die Freiheit des Einzelnen zu schützen. Und genau das tun die Grünen nicht, wenn Sie versuchen Ernährung vorzuschreiben.


Es ist eine Fake-News, dass Grüne versuchen, Ernährung vorzuschreiben. Wiewohl sind sich viele Grüne sehr bewußt, wie eine vernünftige Ernährung aussieht.

Und: Die, die eine vernünftige Ernährung aus falsch verstandener Freiheitsliebe ablehnen, leben keineswegs besser oder gesünder.

Grüne akzeptieren durchaus auch, dass Menschen sich entscheiden, sich ungesund und unökologisch und energetisch überteuert und klimatechnisch katastrophal ernähren - nur sehen es Menschen mit gesundem Menschenverstand nicht ein, warum sie für die Folgekosten aufkommen müssen. Einzelne Mitglieder der Grünen haben deshalb Vorschläge unterbreitet, die für die Folgekosten mehr die Verursacher in den Blick nehmen. Parteimeinung wurde das nie!

Zitat von Findus im Beitrag #86

Nein, nur die Rahmenbedingungen der Märkte. Wenn du die Märkte politisch gestaltet haben willst, dann müsstest du in ein planwirtschaftlich agierendes Land umziehen. Bitte erst einmal um begriffliche Klärung zu deinem Beitrag. Was möchtest du genau?


Das ist Quark. Wenn ich den Staat als Gestalter der Märkte sehe, ist das keineswegs gleichbedeutend mit Planwirtschaft.
Ohne Staat werden Märkte durch das Recht des Stärkeren bestimmt. So einfach ist es. Wer keinen Staat bei Märkten sieht, fordert das Faustrecht.

So gesehen könnte ich dir empfehlen, doch in eine beliebige Diktatur umzuziehen.
Mache ich aber nicht!

Gestalter der Märkte zu sein bedeutet nicht: Planwirtschaft!
Was aber sehr wohl gestaltet werden kann ist, dass der Markt Kriterien berücksichtigt, die für die Gesamtgesellschaft und vielleicht auch für die Nachhaltigkeit relevant sind. Dazu zählt beispielsweise die Entscheidung des Staates, ob CO2 einen Preis hat oder nicht.

Dieses Thema ist keineswegs neu - vor vielen Jahrhunderten entstand schon die Frage danach, ob Wald, Wiese Weide Allgemeingut ist, oder einen Preis hat. Deutschland hat sich entschieden, in Richtung einer nachhaltigen Forstwirtschaft unterwegs zu sein - Spanien hat dies versäumt. Deutschland hat auch heute noch einen hohen Baumbestand - Spanien kämpft.....

Man kann Politik schlecht machen, oder eben vernünftig gestaltend einsetzen. Wenn Politik Märkte kastriert und Planwirtschaft einsetzt, dann überzieht sie klar und es scheitert regelmäßig. Wenn Politik Märkte unkontrolliert laufen lässt - schadet das aber genauso.
Deshalb ist das Thema, Rightsizing!

Märklte müssen politisch entwickelt werden, und zwar so, dass sie zum Wohle der Menscheit, der Nachhaltigkeit, und jedes Einzelnen wirken. Wo das nicht stattfindet, sind die politischen Rahmenbedingungen falsch und müssen geändert werden.

So einfach ist es.

Das spricht in keiner Weise gegen freie Märkte - aber es spricht dafür, dass die Politik dafür Verantwortung nimmt, dass die vorhandenen Märkte auch zum Wohle der Bürger wirken. tun sie das nicht, haben sie ihre Berechtigung verloren - und die Politik muss (!) eingreifen.


nach oben springen

#90

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 18.10.2019 17:12
von Findus | 2.520 Beiträge

Nach ZDF Politbarometer haben die Grünen wieder 3% verloren (siehe: https://www.zdf.de/politik/politbaromete...uerkei-100.html ). Und das, obwohl das Thema Klimawandel präsent wie nie ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass 69% der Befragten Blockaden der Verkehrswege und andere illegale Protestformen zu weit gehen. Selbst 45% der Grünen-Anhänger äußerten kein Verständnis für diese Protestformen von Klima-Schützern.

Die GroKo gewinnt hingegen 3 Prozentpunkte Zustimmung.


nach oben springen


Besucher
1 Mitglied und 5 Gäste sind Online

Besucherzähler
Heute waren 29 Gäste und 1 Mitglied, gestern 342 Gäste und 4 Mitglieder online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 2264 Themen und 50188 Beiträge.

Heute war 1 Mitglied Online :