#106

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 21.10.2019 17:43
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #104
Grüne und Grünlibera


Und was sagt dir dieser Blick in die Schweiz?

Zitat von heiner im Beitrag #105
Wir haben zur Zeit einen Wandel in der Gesellschaft, der den Problemen unserer Umwelt geschuldet ist. Wir wissen wie es geht, Verbrennung zu vermeiden, dennoch wird da zu wenig getan. Oft denke ich, das ist wie mit dem Rauchverbot, früher konnte ich mir einen Irischen Pub oder eine schwäbische Besenwirtschaft nicht vorstellen, ohne im stehen in einer fulminanten Rauchwolke zu sein. Heute ist das unvorstellbar und auch das Rauchen habe ich mir schon seit Jahren abgewöhnt.
Die grüne Partei hat dadurch einen nie gekannten Aufschwung & grundsätzlich ist das ja auch gut so.


Wenn du jetzt CO2 auf Verbrennung verkürzt, hätten wir keine Probleme, heiner. Das ist eine eher ideologische Verkürzung. Auch die Landwirtschaft trägt zum CO2 Ausstoß bei. Und auch nicht jedes Gemüse ist gut für das Klima. Reis hat z.B. eine miserable CO2 - Bilanz, ernährt weltweit gesehen viele Menschen (auch aus armen Ländern). Du würdest also den Reisanbau trotzdem nicht einschränken.
In der ganzen Thematik liegt ein Widerspruch, den die grüne Partei auch mit einem brillianten Denker wie Robert Habeck nicht auflösen kann.


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#107

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 21.10.2019 22:38
von Gelöschtes Mitglied
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Der Widerspruch liegt darin, dass es faktisch eine Überbevölkerung gibt, die aber niemand ansprechen will - und schon gar nicht will irgendwer Konsequenzen fordern. Das geht halt ethisch nicht....

Trotzdem: NICHTS tun ist keine Alternative! Und wenigstens versuchen die Grünen auch mal auf der politischen Seite ein wenig anzufangen - auch wenn es letzten Endes nicht reichen wird.


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#108

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 22.10.2019 07:54
von heiner | 881 Beiträge

Wenn man ein Problem lösen will, dann sollte man deshalb keine Revolution anzetteln sondern das Problem mit Blick auf die Problemlösung betrachten. Wenn die Wissenschaft mehrheitlich einen vom Menschen veranlassten Klimawandel attestiert, so nützt es nichts, allerlei Verbote zu postulieren. Was wir tun können, tun sollten, ist das was unsere technischen Möglichkeiten erlauben. Die "Verbrennung" zurückzudrängen, ist keine Ideologie, sondern eine recht simple Methode, den CO 2 - Ausstoß zu reduzieren.


dass ein Traum nicht wahr ist, sehe ich ein, dass er wahr werden kann, auch.
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#109

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 22.10.2019 19:33
von Findus | 2.521 Beiträge

Richtig lesen, heiner. Niemand hat geschrieben, dass CO2 zurückdrängen Ideologie wäre. Unstrittig ist, dass wir zu viel CO2 produzieren.
Die Kritik lautete vielmehr, dass man Klimawandel nicht ideologisch allein auf Verbrennungstechnologie verkürzen kann. Schau dir doch z.B. die Probleme der Landwirtschaft an. Mit Verbrennungsmotoren hat das nichts zu tun, sondern mit Fragen der Tierhaltung.

PS: Auch Methan ist ein Klimagas.



zuletzt bearbeitet 22.10.2019 19:50 | nach oben springen

#110

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 23.10.2019 14:45
von heiner | 881 Beiträge

Wer hat die Problemstellung "Klimawandel" auf "Verbrennung" verkürzt? Also ich ganz sicher nicht. Mein Tenor war & ist, wir sehen uns an was man zur Problemlösung aktuell & kurzfristig tun kann, dort gehen wir ran. Es gibt Menschen die sagen uns, wir könnten zu wenig tun, Weltweit gibt es Länder die zu wenig tun, also lassen wir alles beim Alten, Bullshit. Hier in Deutschland ist die Zivilgesellschaft aufgefordert, das ihre zu tun. Wenn man damit beginnt, die "Verbrennung" zurückzufahren, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Abgasfreie Heizung statt Kamine, bei jedem Neubau Solardächer, statt Verbrennungsmotoren, E-Mobilität. Das ist sofort umzusetzen & es gibt auch keinen Grund es nicht zu tun, ok. einen Strukturwandel gibt das aber den gibt es seit Menschengedenken schon immer.


dass ein Traum nicht wahr ist, sehe ich ein, dass er wahr werden kann, auch.
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#111

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 23.10.2019 18:47
von Findus | 2.521 Beiträge

Ich freue mich, dass du feste Glaubenssätze hast Und das meine ich so positiv, wie ich es schreibe. Du hast so ein Ziel, zu dem du hin arbeiten kannst.

Nimm es mir bitte nicht krumm, dass ich das Thema Klimawandel etwas pragmatischer sehe. Es ist für mich einfach nur eine sehr drängende Sachfrage. Die Argumente sind ausgetauscht. Es bringt wenig nochmals zu betonen, dass ich eher die Notwendigkeit einer großen, internationalen Lösung für das Klima-Problem sehe. Ein deutsches Klimaschutzpaket bringt eben nur ein paar Monate mehr Zeit, eine Lösung zur Rettung des Klimas zu finden.
Über Methan und Lachgas als weitere relevante Klimagase aus der Landwirtschaft könnte man noch zwei, drei Beiträge schreiben - das wäre aber dann doch ein eher spezielles Thema vermutlich für Fachleute.

Also wie diskutieren wir weiter, heiner? Gibt es weitere Aspekte oder ist schlicht jedes Argument bereits benannt worden?


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#112

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 23.10.2019 21:35
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #107
Der Widerspruch liegt darin, dass es faktisch eine Überbevölkerung gibt, die aber niemand ansprechen will - und schon gar nicht will irgendwer Konsequenzen fordern. Das geht halt ethisch nicht....

Trotzdem: NICHTS tun ist keine Alternative! Und wenigstens versuchen die Grünen auch mal auf der politischen Seite ein wenig anzufangen - auch wenn es letzten Endes nicht reichen wird.


Aber lieber Atue, ohne das Bevölkerungswachstum wäre doch schon lange unsere auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft zusammengebrochen... Außerdem sind viele billige Arbeitskräfte gut, um die Arbeitnehmer gegeneinander auszuspielen. Dann noch ein wenig Hetzerei gegen die eine oder andere Randgruppe... Bitte verzeih mir meinen Zynismus. Je älter ich werde, um so radikaler werde ich...

... und du hast verdammt recht - nicht tun ist nun wirklich keine Alternative... Aber die vermeintlich grüne Politik der Grünen ist auch nur Greenwashing...


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#113

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 23.10.2019 22:46
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #112
Aber lieber Atue, ohne das Bevölkerungswachstum wäre doch schon lange unsere auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft zusammengebrochen...


Danke für deinen Beitrag - wenn du nicht geschrieben hättest, dass das Zynismus ist.....ich hätts trotzdem erkannt

Tatsächlich aber ist da auch ein Punkt mit drinn, der es Wert ist, weiter besprochen zu werden.....WACHSTUM.

Meiner Ansicht nach ist das eigentlich kein großes Ding, die Wirtschaft so umzuorganisieren, dass es auch nachhaltig passt. Denn Wachstum wird immer möglich sein, weil es neben dem Wachstum auch den Verfall gibt.Und wo etwas verfällt, kann man es verbessert wieder aufbauen - was in aller Regel nur mit Wachstum möglich ist.

Ein Beispiel wäre der Wohnungsbau. Häuser werden gebaut, bewohnt, verwohnt, und schließlich verfallen sie. Die Häuser der nächsten Generation sind garantiert moderner, haben mehr Schnickschnack und Service etc. etc. - das ergibt Wachstum vom feinsten!

Nun könnte man meinen, dass man das Wachstum nicht hinbekommt, weil man dafür zu viel Energie braucht......ist aber nicht so! Die Sonne spendiert uns permanent mehr Energie, als wir brauchen.

So gesehen ist Wachstum nicht wirklich der Feind einer nachhaltigen Politik - übermäßiges Wachstum aber ist ein Krebsgeschwür.


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#114

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 24.10.2019 07:52
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #113
Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #112
Aber lieber Atue, ohne das Bevölkerungswachstum wäre doch schon lange unsere auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft zusammengebrochen...


Danke für deinen Beitrag - wenn du nicht geschrieben hättest, dass das Zynismus ist.....ich hätts trotzdem erkannt

Tatsächlich aber ist da auch ein Punkt mit drinn, der es Wert ist, weiter besprochen zu werden.....WACHSTUM.

Meiner Ansicht nach ist das eigentlich kein großes Ding, die Wirtschaft so umzuorganisieren, dass es auch nachhaltig passt. Denn Wachstum wird immer möglich sein, weil es neben dem Wachstum auch den Verfall gibt.Und wo etwas verfällt, kann man es verbessert wieder aufbauen - was in aller Regel nur mit Wachstum möglich ist.

Ein Beispiel wäre der Wohnungsbau. Häuser werden gebaut, bewohnt, verwohnt, und schließlich verfallen sie. Die Häuser der nächsten Generation sind garantiert moderner, haben mehr Schnickschnack und Service etc. etc. - das ergibt Wachstum vom feinsten!

Nun könnte man meinen, dass man das Wachstum nicht hinbekommt, weil man dafür zu viel Energie braucht......ist aber nicht so! Die Sonne spendiert uns permanent mehr Energie, als wir brauchen.

So gesehen ist Wachstum nicht wirklich der Feind einer nachhaltigen Politik - übermäßiges Wachstum aber ist ein Krebsgeschwür.


Umorganisieren? Kein großes Ding? Mir brauchst du das eigentlich gar nicht erzählen. So weit ists jedoch nur Theorie. Aber frag doch mal einen Ökonomen, wie er darüber denkt... Sag ihm mal, dass er die Welt retten kann, wenn er jetzt ein klein wenig Geld zur Umorganisation der Wirtschaft in die Hand nehmen muss. Was meinst du passiert dann? Ganz direkt gesagt: dann passiert das berühmte NIX. Die Gier ist dorten inzwischen ganz einfach viel zu groß. Ich bin inzwischen der Meinung, dass es mit "ein bisschen umorganisieren" nicht mehr getan ist. Der Aufrei kommt sowieso, egal ob du nur ein bisschen beschneidest oder etwas mehr. Mit etwas mehr kommen wir aber definitiv besser ans Ziel als mit laissez-faire-Kapitalismus...


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#115

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 24.10.2019 18:44
von Findus | 2.521 Beiträge

Wie werden die Grünen auf Ölbohrungen im Nationalpark Wattenmeer reagieren? Welche Einflussmöglichkeiten haben Sie überhaupt?
Die Pläne des Mineralöl-Konzerns Wintershall Dea vor der Dithmarscher Nordseeküste. Der Schleswig-Holsteiner Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) positionierte sich im Schleswig-Holsteiner Umweltausschuss bereits gegen die Pläne des Konzerns. Dennoch ist bisher keine Entscheidung getroffen. Albrecht kündigte nur an, sich eng mit dem Bergamt austauschen zu wollen
Es könnte spannend sein, die Entwicklungen im Dithmarscher Watt weiter zu beobachten.


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#116

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 24.10.2019 22:50
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #114
Die Gier ist dorten inzwischen ganz einfach viel zu groß. Ich bin inzwischen der Meinung, dass es mit "ein bisschen umorganisieren" nicht mehr getan ist. Der Aufrei kommt sowieso, egal ob du nur ein bisschen beschneidest oder etwas mehr. Mit etwas mehr kommen wir aber definitiv besser ans Ziel als mit laissez-faire-Kapitalismus...


Ich verstehe schon was du meinst - trotzdem denke ich darüber differenzierter.
Ich habe manchmal das Glück, mit dem ein oder anderen Industrie- oder weiter gefasst auch generell Konzernchefs ein wenig plaudern zu können. Im großen und ganzen sind das relativ normale Menschen. Ja, sie haben meist eine Art von Gier - die geht aber nicht unbedingt um das Geld - das nehmen sie tendenziell eher einfach mit, weil es ihnen gefühlt einfach auch zusteht. Aber ob das mehr oder weniger ist, ist nicht wirklich entscheidend.
Regelmäßig erlebe ich dort Menschen, die ihr Unternehmen voran bringen wollen. Sie setzen sich Ziele, und versuchen die zu erreichen. Und das oft mit sehr hohem Engagement, und Ehrgeiz - und immer wieder auch mal so, dass man rechts und links die, die man dabei verliert, gar nicht mehr wahr nimmt.

Es gibt auch ganz sicher die von dir beschriebene Gier - aber sie ist weitaus seltener das Motiv, als so der kleine Mann das gerne in den Raum stellt.

Und: Die meisten Unternehmen sind ja keine Riesenkonzerne, sondern kleinere und mittelständische Unternehmen. Die kämpfen eher ums Überleben - und das jeden Tag aufs Neue.

Das Fehlurteil über die Unternehmen und die Unternehmer entsteht deshalb meiner Ansicht nach zu Unrecht. Dass die Unternehmen nicht immer zum Wohle der Menschheit agieren, das hängt auch stark damit zusammen, dass es ja auch nicht ihre Aufgabe ist (und nicht ihr Ziel), die Welt zu retten, sondern sie stellen Software her, bauen Industrieprodukte für den Massenmarkt oder betreiben ein Immobilienunternehmen. Dass sie gewinnbringend arbeiten müssen, ergibt sich aus unserer Wirtschaftsordnung (was ich auch prinzipiell für sinnvoll halte).

Gier erlebe ich durchaus häufiger beim kleinen Mann. Auch als Gegenstück zum Neid. Da hat der Nachbar das größere Auto, der Bruder den schöneren Garten und der Chef das schönere Haus - also will man das auch. Ok - vielleicht will man nicht so hart arbeiten wie die drei, aber das heißt ja noch lange nicht, dass man verzichten muss.....

Dass Unternehmer auf Veränderungen in der Politik häufig sensibel reagieren, und oft genug auch ablehnend, das liegt daran, dass sie immer mitdenken, was die geplante politische Veränderung für ihr Unternehmen bedeuten könnte - und wenn ein größeres Risiko entsteht, dann lehnt man erst mal ab. Stabilität der Rahmenbedingungen ist das, was ein funktionierendes Unternehmen und mehr noch eine funktionierende Wirtschaft braucht.

Wenn man also beispielsweise CO2 verteuert, dann ändert das die Kostenrechnung des Unternehmens - wenn man es beim Verbraucher besteuert, ändert es die Abnahmemöglichkeiten des Kunden. Beides nicht unbedingt gut für ein Unternehmen - also lehnt man es ab.

Es wäre aber Aufgabe der Politik, hier den Ausgleich zu suchen - und auch Dinge zu veranlassen, die auch mal Unternehmen benachteiligen - wenn es für die Allgemeinheit besser ist.

Mein Ansatz ist deshalb mehr, dass ich nicht die Unternehmer als Feinde einer vernünftigen Umweltpolitik sehe, auch nicht als Gegner der Nachhaltigkeit. Hier sehe ich eher die Politik, die zu weich immer wieder ängstlich agiert, und ja niemanden gegen sich aufbringen möchte - auch wieder leicht erklärbar: das könnte negative Stimmen generieren, und sich in weniger Wähler bei den nächsten Wahlen ausdrücken - was bis zum Machtverlust gehen kann.

Was es also braucht sind starke selbstbewußte Politiker, die Klartext reden, die aber auch keine Scheu davor haben, für ihre Überzeugungen auch mal temporär eine Wahl zu verlieren. Wir brauchen auch Parteien, die nicht gleich beim ersten Wählerwechsel ängstlich dem Wähler hinterherlaufen - denn eine richtige Sache wird nicht dadurch falsch, dass nicht jeder Wähler das auf Anhieb erkennt.

Dennoch rufe ich damit nicht nach dem starken Mann (oder der starken Frau), sondern ich fordere Haltung ein - und das zuallererst in der Politik, denn da fehlt es mir an selbiger. In Unternehmen und bei Unternehmern finde ich Haltung - allerdings solche, die nicht primär zum Wohle der Gesellschaft wirkt, sondern primär zum Unternehmen. Das aber ist auch deren Aufgabe.

Deshalb bleibe ich dabei, dass nicht die Unternehmer und Unternehmen für den Untergang der Welt verantwortlich sind, sondern primär die Politik.


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#117

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 25.10.2019 08:37
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #116
...
Ich verstehe schon was du meinst - trotzdem denke ich darüber differenzierter.


Ich doch auch... Allerdings habe ich mir schon so oft den Mund fusselig geredet, dass ich zur Zeit eher auf "Zweizeiler" stehe. Und in den meisten Dingen stimme ich dir ja auch zu, bin nur nicht mehr so optimistisch wie du.

Zitat von Atue im Beitrag #116
...
Das Fehlurteil über die Unternehmen und die Unternehmer entsteht deshalb meiner Ansicht nach zu Unrecht. Dass die Unternehmen nicht immer zum Wohle der Menschheit agieren, das hängt auch stark damit zusammen, dass es ja auch nicht ihre Aufgabe ist (und nicht ihr Ziel), die Welt zu retten, sondern sie stellen Software her, bauen Industrieprodukte für den Massenmarkt oder betreiben ein Immobilienunternehmen. Dass sie gewinnbringend arbeiten müssen, ergibt sich aus unserer Wirtschaftsordnung (was ich auch prinzipiell für sinnvoll halte).


Richtig. Aber man sollt vielleicht auch mal über die Wirtschaftsordnung als solche nachdenken. Ich will mir hier jetzt ganz sicher kein abschließendes Urteil erlauben, sehe aber durchaus, dass viele unserer Probleme aus diesem Wirtschaftssystem als solchem resultieren. Früher sprach man mal vom "real existieren Sozialismus" - heute spreche ich vom real existierenden Kapitalismus... Sozialismus war als Idee ja nicht schlecht. Und der Kapitalismus hat uns global gesehen viel Wohlstand gebracht. Dennoch gibt es Hinkefüße...

Zitat von Atue im Beitrag #116
Gier erlebe ich durchaus häufiger beim kleinen Mann. Auch als Gegenstück zum Neid. Da hat der Nachbar das größere Auto, der Bruder den schöneren Garten und der Chef das schönere Haus - also will man das auch. Ok - vielleicht will man nicht so hart arbeiten wie die drei, aber das heißt ja noch lange nicht, dass man verzichten muss.....


Richtig - da kommen wir zu des Pudels Kern.
Die Gier von uns allen - vom sog. kleinen Mann bis hin zum Mangager - vom kleinen Familienunternehmen bis zum global Player - hat massiv zugenommen. Mehr, weiter, größer, besser, schicker,... mein Haus, mein Auto, meine Yacht,... und damit sind die Unternehmen in der "Verantwortung", weil sie diese Gier auch befriedigen müssen.
Das ist meines Erachtens eine Frage der Werte. Haben nur noch materielle Dinge wirklich einen Wert? Und wie verhält es sich denn dann zum Bleistift mit der Wertschätzung von Sorgearbeit?

Zitat von Atue im Beitrag #116
...

Es wäre aber Aufgabe der Politik, hier den Ausgleich zu suchen - und auch Dinge zu veranlassen, die auch mal Unternehmen benachteiligen - wenn es für die Allgemeinheit besser ist.

Mein Ansatz ist deshalb mehr, dass ich nicht die Unternehmer als Feinde einer vernünftigen Umweltpolitik sehe, auch nicht als Gegner der Nachhaltigkeit. Hier sehe ich eher die Politik, die zu weich immer wieder ängstlich agiert, und ja niemanden gegen sich aufbringen möchte - auch wieder leicht erklärbar: das könnte negative Stimmen generieren, und sich in weniger Wähler bei den nächsten Wahlen ausdrücken - was bis zum Machtverlust gehen kann.

Was es also braucht sind starke selbstbewußte Politiker, die Klartext reden, die aber auch keine Scheu davor haben, für ihre Überzeugungen auch mal temporär eine Wahl zu verlieren. Wir brauchen auch Parteien, die nicht gleich beim ersten Wählerwechsel ängstlich dem Wähler hinterherlaufen - denn eine richtige Sache wird nicht dadurch falsch, dass nicht jeder Wähler das auf Anhieb erkennt.


Theorie und Praxis. In der Theorie stimme ich dir zu. Die Praxis ist jedoch eine andere. Dass ein Unternehmen das macht, was ein Unternehmen eben machen muss, werfe ich diesen auch gar nicht vor. Aber auch Unternehmen haben eine gesellschaftliche Verantwortung - nicht nur eine unternehmerische. Politiker sind heutzutag nur noch Lobby-Vertreter, die es jedermann recht machen wollen - vor allem aber ihren Geldgebern. Und entschuldige - die Almosen, die man als Politker von Staatsseite bekommt sind Peanuts im Vergleich zu den Geldern aus "Nebenjobs" und "Spenden". Ich wäre hier zum Bleistift für ein Nebenjobverbot und dafür höhere Bezüge, genauso wie für eine 100-%-ige Offenlegung aller Spenden. Die Verquickung von Politik und Wirtschaft muss erst mal aufgebrochen werden, wenn deine Vorstellungen überhaupt zum Zuge kommen sollen. Ich will ja nicht von einem korrupten Sumpf sprechen, aber ich kann jeden verstehen, der diese Behauptung in den Raum stellt.


Zitat von Atue im Beitrag #116
Dennoch rufe ich damit nicht nach dem starken Mann (oder der starken Frau), sondern ich fordere Haltung ein - und das zuallererst in der Politik, denn da fehlt es mir an selbiger. In Unternehmen und bei Unternehmern finde ich Haltung - allerdings solche, die nicht primär zum Wohle der Gesellschaft wirkt, sondern primär zum Unternehmen. Das aber ist auch deren Aufgabe.

Deshalb bleibe ich dabei, dass nicht die Unternehmer und Unternehmen für den Untergang der Welt verantwortlich sind, sondern primär die Politik.



Wie oben erläutert reicht es nicht, der Politik den schwarzen Peter zuzuschieben. Dieser Sumpf gehört ausgetrocknet und neu eingerichtet. Der Sumpf hat auch nicht nur Auswirkungen auf die Umwelt - auch die soziale Gerechtigkeit ist massiv davon abhängig und bedroht. Ich finde es auch höchst bedenklich, wenn man schon versucht, den Umweltschutz gegen die soziale Gerechtigkeit auszuspielen. Beides gehört zusammen und kann nicht getrennt von einander angegangen werden.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#118

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 25.10.2019 23:41
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #117
Und entschuldige - die Almosen, die man als Politker von Staatsseite bekommt sind Peanuts im Vergleich zu den Geldern aus "Nebenjobs" und "Spenden". Ich wäre hier zum Bleistift für ein Nebenjobverbot und dafür höhere Bezüge, genauso wie für eine 100-%-ige Offenlegung aller Spenden. Die Verquickung von Politik und Wirtschaft muss erst mal aufgebrochen werden, wenn deine Vorstellungen überhaupt zum Zuge kommen sollen. Ich will ja nicht von einem korrupten Sumpf sprechen, aber ich kann jeden verstehen, der diese Behauptung in den Raum stellt.


Sage Danke für deinen Beitrag!

Und auch ja dazu, dass Politiker anständig bezahlt werden sollten - im Gegenzug dazu, dass sie endlich Vollzeit- und Ausschließlich Politiker sein sollten.

Trotzdem - eine Ökosoziale Marktwirtschaft die auf Werten und Haltungen basiert - ich halte das nicht für ausgeschlossen. Auch wenn derzeit an mancher Stelle im Staat es kälter zu werden scheint - ich erkenne auch vieles, was in die richtige Richtung geht.

Dazu zähle ich beispielsweise, dass mehr als 60% der Bürger sofort bereit sind, eine Petition gegen Rassismus zu unterzeichnen. Oder dass es inzwischen klare Mehrheiten gibt, wenn man nach dem Erhalt des Lebensraumes fragt. Und selbst beim BGE haben sich die Zustimmungsraten auch schon deutlich in die richtige Richtung bewegt.

Auch bei Unternehmen ist heute vieles grüner und sozialer als noch vor 20 Jahren.

Allerdings - die Geschwindigkeit dieses gesellschaftlichen Wandels ist noch immer viel zu langsam - und immer wieder kommen Störer und rückwärtsgewandte Bornierte dazwischen. Meine Sorge ist, dass wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen.


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#119

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 26.10.2019 09:45
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #118
Allerdings - die Geschwindigkeit dieses gesellschaftlichen Wandels ist noch immer viel zu langsam - und immer wieder kommen Störer und rückwärtsgewandte Bornierte dazwischen. Meine Sorge ist, dass wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen.


Anders wirst du keine Demokratie machen können. Und du wirst den Menschen mit einer anderen Haltung entgegentreten müssen, als mit "du bist rückwärtsgewandt, ich mit meiner ökosozialen Einstellung das Maß der Dinge". Lieber Atue, ich denke es bedarf viel mehr einer Haltung des Vorbild Seins und offen Bleibens für den Dialog, wenn du Veränderung unterstützen willst.
Davon nehme ich deutlich mehr bei den Linken wahr, als bei den Grünen. Bei der SPD muss man noch sehen, was z.B. beim Mitgliederentscheid rausgekommen ist.


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#120

RE: Neoliberale Grüne

in Parteien - kritisch betrachtet 26.10.2019 23:50
von Gelöschtes Mitglied
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Da hast du sicherlich Recht - und häufig versuche ich es auch genau so. Ermüdend ist das dennoch.

Und: Ich habe die ernste Sorge, dass der Wandel nicht schnell genug kommt. Denn der Klimawandel, das Artensterben und weitere derzeit laufende Prozesse sind wissenschaftlich gut erforscht - die Zeit, die die Menschheit noch hat, um halbwegs vernünftig mit diesen Problemen umgehen zu können, ist aber kurz. Ist sie zu kurz für die Demokratie?


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