#1

Nach uns die Sintflut

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 12.09.2019 16:57
von Anthea | 12.406 Beiträge

Après nous le deluge

Lippenbekenntnisse der Bürger sind nichts wert, wenn sie nicht selbst etwas zu tun gedenken! So heißt es in einem Gastbeitrag im Focus:
[…]
„Denn die Mitte der Gesellschaft ist keineswegs zum Verzicht und zur vorsätzlichen Mehrzahlung für Nahrungsmittel, Flugreisen und Strom bereit. In einer Forsa-Umfrage sagen 37 Prozent der Befragten, der Umwelt- und Klimaschutz stehe für sie an erster Stelle. Das bedeutet aber im Umkehrschluss: für 63 Prozent der Deutschen sind andere Probleme dringlicher.“

"[…]die „Wende zum Weniger“ – die „Zeit“-Politikchef Bernd Ulrich den Deutschen seit Jahren empfiehlt – findet den Weg nicht von der Schlagzeile in die Lebenswirklichkeit."

Mehr über Wunsch und Wirklichkeit, wobei das Wissen um Notwendigkeiten zwar der „Vater des Gedankens“ ist, jedoch nun einmal kein „strenger Vater“, dem es Folge zu leisten gilt, liest sich hier:

https://www.focus.de/politik/deutschland...d_11134115.html

Die AfD taktiert momentan leider geschickt auf diversen Gebieten.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2

Das Problem von Verboten

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 12.09.2019 18:12
von Findus | 2.520 Beiträge

Leider habe ich den Link zu den Umfrageergebnissen nicht mehr. Bei einer aktuellen Befragung kam tatsächlich raus, dass sich 97% der Bundesbürger Forschung und eine technische Lösung des Klimawandels wünschen.
Und das 37% der Bundesbürger den Klimaschutz an erster Stelle sehen heißt ebenfalls nicht, dass diese 37% selbst zum Verzicht bereit wären. Grüne Politik, zugleich auch ein elitärer Lebensstil, dass bietet eine sehr offene Einfallschneise für demokratische Kritik (Bsp. FDP), aber leider auch für Kritik von Populisten.

Dieses politische Wetteifern um Verbote für das Klima hat eben auch eine verschreckende Wirkung. Und kann es wirklich angehen, dass Klimaschutz am Ende allein von einer schwindenden Mittelschicht und einkommensarmen Menschen bezahlt wird? Die Statistik belegt dazu im Widerspruch, dass mit steigendem Einkommen auch die CO2 - Emmission steigt.



zuletzt bearbeitet 12.09.2019 18:38 | nach oben springen

#3

RE: Nach uns die Sintflut

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 12.09.2019 18:47
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Erst kommt immer das Fressen und dann die Moral.
Und es ist eben auch so, dass der Mensch erst zu Veränderung bereit ist, wenn der persönliche Leidensdruck steigt. Und dann dauert es meistens noch mal eine Weile, bis er sich diesen Leidensdruck eingesteht und Zusammenhänge herstellt.
Mich wundert dieses Ergebnis gar nicht und auch die 37% sind noch zur Hälfte Lippenbekenntnisse, weil es nämlich up to date ist, sich für Klima-und Umweltschutz auszusprechen.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#4

RE: Nach uns die Sintflut

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 12.09.2019 19:11
von Meridian | 2.860 Beiträge

Das mit den 97% glaube ich sogar. Eigene Einschränkungen will eigentlich kaum jemand, aber stets sollen "die Anderen" es richten. D.h. technisch soll der Klimawandel gelöst werden, aber ohne, dass man sich einschränkt.

Doch das Gegenteil tritt dann ein. Weil der Spritverbrauch sinkt, leisten ich immer mehr einen SUV. Ein neuer SUV verbraucht ja tatsächlich weniger als einer vor 20 Jahren, aber genau deswegen wird er attraktiv. Doch ein Kleinwagen braucht noch weniger.

Anderes Bsp.: In gut gedämmten Häusern, wo auch im Winter wenig Energie verbraucht wird, ist die Tendenz da, dass dort gerne auf bis zu 25°C geheizt wird anstatt auf übliche 19-22°C. Auch hier der Grund, weil der Wärmeverbrauch relativ niedrig ist. Aber wenn man die übliche Raumtemperatur wählt, würde man noch weniger verbrauchen.

Das Problem ist also, dass höhere Energieeffizienz bei Fahrzeugen oder Gebäuden eher dazu führt, dass die Ansprüche steigen. Wenn man wenigstens die Ansprüche gleich bleiben lässt. Dann würde der Energieverbrauch sinken. Aber durch höhere Ansprüche wird die Energieeinsparung zumindest teilweise zunichte gemacht.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#5

Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 12.09.2019 19:27
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #4
Anderes Bsp.: In gut gedämmten Häusern, wo auch im Winter wenig Energie verbraucht wird, ist die Tendenz da, d [...].


Und möglicherweise ist die neue Energieeffiziente Heizung im gut gedämmten Haus so deutlich energieeffizienter als vor der energetischen Sanierung, dass Mensch sich Aufheizen auf 25 Grad immer noch leisten könnte und trotzdem Öko wäre. Argumentativ fängst du jetzt an zu unterstellen.

Mal zurück zu den Fakten: Das Weltklima wird nicht in Deutschland gerettet, wir können allenfalls einen Beitrag zur Rettung leisten. Klimarettung kann auch nicht heißen, Freiheit aufzugeben. Darum funktioniert vorgeschriebener Verzicht nicht.
In letzter Zeit höre ich in der Freizeit oder auch von Kollegen vermehrt "Grete Thunfisch"-Witze oder auch die Aussage, jetzt öfters einfach mal sinnlos Benzin zu verfahren. Das macht mir Gedanken, denn das Label "Verbote für den Klimaschutz" über der aktuellen Debatte scheint die Menschen nicht zu mehr Umweltfreundlichkeit zu bewegen. Eher im Gegenteil.

Ich selbst fahre oft mit der Bahn zu Terminen, auch wenn die Taktung hier nicht optimal ist. Der Stromverbrauch ist unter dem Durchschnitt und kruze Wege lege ich mit dem Rad zurück. Trotzdem gibt es liebgewonnene Dinge, auf die ich nicht verzichten wollen würde - auch nicht für das Klima. Und das ist legitim.
Jemandem der sagen würde, er würde wirklich auf jede liebgewonnene Sache nur für das Klima verzichten, dem würde ich schlicht nicht glauben. Für manche sind es Reisen, für andere das Auto und für wieder andere die stromfressende Weihnachtsbeleuchtung am Haus in der Adventszeit.



zuletzt bearbeitet 12.09.2019 19:35 | nach oben springen

#6

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 12.09.2019 19:58
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zum "gut gedämmten" Haus hab ich so meine eigene Meinung, bzw. kenne ich die Problematik aus Gesprächen mit meinem Mann. Er ist Bauingenieur und hat mir sehr einfach erklärt, wie so manche energieeffiziente Maßnahme nach hinten losgeht und die Schadensbegrenzung wiederrum sehr energieintensiv ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Was Greta angeht, hier haben wir das Paradebeispiel für verdrängtes Problembewusstsein und damit einhergehendes Flügelschlagen. Sobald es ans Eingemachte geht, werden Fakten negiert und der Verkünder des Unglücks geköpft.


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#7

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 13.09.2019 08:15
von Anthea | 12.406 Beiträge

Eines sollte man den (Teil)Verweigerern von "Selbstkasteiung" zugute halten: Sie haben, wie alle, nur ein Leben, das es mit Freude und Wohlgefühl anzufüllen gilt! Und somit bin auch ich z.B. keineswegs bereit, mir ein wärmendes Jäckchen und Mützchen in heimischen Wänden anzuziehen, damit die Heizung nicht so zum "kuschelig fühlen" hoch gestellt werden muss.
Nur mal so!

Tatsächlich würden nur Verbote (von was auch immer) dazu führen, etwas zu tun, was eine eigene Einschränkung in Bezug auf Lebensqualität nach sich ziehen würde. Denn die verständliche und berechtigte Frage ist doch bei allen "Warum sollte ich etwas tun, was andere munter negieren?". Und solche Sprüche wie "mit gutem Beispiel vorangehen", die ziehen nun wirklich nicht, wenn man relativ alleine dahin schreitet.

Ich denke mal, jeder kann "im Kleinen" etwas tun, denn Kleinvieh macht auch Mist. Nicht so sorglos und als seien diese unendlich, mit den Resourcen, den Schätzen unserer Erde "Raubbau" betreiben. Ein besonderes Augenmerk auf die Geschöpfe, unsere Mitbewohner, werfen, den Schutz der Tiere hoch halten. Und der Natur.
Aber es ist aus meiner Sicht total überzogen, wenn man armen Menschen höhere Fleischpreise etc. aufdrücken will, weil den Kühen der Bauer immer einen frohen Morgengruß entboten hat.
Ich meine damit, dass viel mit Geldschneiderei zu tun hat, auch wenn löbliche Absichten wie Abwendung der "Apokalypse" Gründe sein sollen....

Ja, es gibt viel zu beachten, ohne Zweifel. Aber es ist aus meiner Sicht etwas zu viel Hysterie im Spiel.

---


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Mahatma Gandhi


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#8

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 13.09.2019 19:29
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #7
Tatsächlich würden nur Verbote (von was auch immer) dazu führen, etwas zu tun, was eine eigene Einschränkung in Bezug auf Lebensqualität nach sich ziehen würde.


Ich frage mich schon eine geraume Zeit, was eigentlich zugunsten des Klimaschutzes "verboten" ist. Plastiktüten und SUV fallen mir spontan ein- kann ich gut drauf verzichten. Aber sonst?
Was die höheren Fleischpreise angeht, kann ich auch mit leben, zumal die Agrarlobby das eh zu verhindern weiß.
Die Steuer für Inlandsflüge? Auch nicht der Brüller, weil im Gegenzug die Pendlerpauschale angehoben wird und die meisten Firmen eh ihre Wichtigtuer aushalten und die Reisekosten von der Umsatzsteuer abziehen.
CO2- Steuer allgemein? Auch sie wird sich nahtlos einreihen in andere Steuererhöhungen und aufgenommen werden in Freibeträge für Bedürftige.
Soll heißen, die Hysterie ist auf Verbraucherseite zu finden. Mag sein, dass sie ein bisschen durch Medien und aktionistische Parteifuzzis gepuscht werden, aber letztlich läuft es wieder mal darauf hinaus, dass die Inbetriebnahme des eigenen Verstandes das A und O ist.
Was mich viel mehr ärgert ist die Niedrigzinspolitik, verbunden mit Strafsteuern und Null Chance, von genügsamer Lebensweise irgendwann mal zu profitieren. All die salbungsvollen Argumente vom Gewinn aus Energiesparaktionen, die Werbeslogans für preiswerte Konsumgüter, die Aufforderung zum Verzicht und Maßhalten, die u.a. mehr Geld frei werden lassen, werden dadurch letztlich ad absurdum geführt.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#9

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 13.09.2019 22:46
von Anthea | 12.406 Beiträge

Tatsächlich habe ich schon mehrmals mich schlau gemacht, was eigentlich SUV überhaupt bedeutet. Also eine Art von "Geländewagen" mehr optitsch für die Stadt. Sehe das falsch?

Ich frage mich, was soll das?
Und wenn es eine Prestigesache ist, ein teures Auto zu fahren, dann macht doch die "Fake Autos" teuer. Also einfach etwas anderes etablieren im Sinne voin "es war schon immer teurer, einen besonderen Geschmack zu haben." hinsichtlich der Status-Symbole. Z.B. besondere Farbe. Lach.

Was tun sich da für neue Geschäfstfelder auf.....Vielleicht erfahren dann Pferde und Kutschen ihr '"Comeback"....

Wäre das im Sinne von "back to roots" so schrecklich?
Ernst gemeint im Sinne von "einhalten"....


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


zuletzt bearbeitet 13.09.2019 22:52 | nach oben springen

#10

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.09.2019 07:49
von Findus | 2.520 Beiträge

Ja, das siehst du richtig. Ein SUV ist ein eine Art schneller Geländewagen für die Stadt. Entsprechung hoch ist das Auto auch. Zwischenzeitlich sind mehr "Mini-SVs" auf den Straßen zu sehen.
Autoklasse hat jedoch nicht zwingend etwas mit Rasern und Umweltsündern zu tun. SUVs werden wegen ihrem hohen Einstieg z.B. von alten Menschen bevorzugt bzw. auch von manchen Familien gefahren (ein Bulli ist deutlich teurer; Platzangebot in Limosinen ist nicht optimal).


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#11

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.09.2019 11:08
von Meridian | 2.860 Beiträge

Als ich geschrieben habe, dass die Ansprüche mit der zunehmenden Energieeffizienz steigen (z.B. 25°C Raumtemperatur im Winter einem gut gedämmten Haus, um darin mit Shorts und T-Shirt herumlaufen zu können), war das eine Erinnerung aus einem Artikel, den ich vor längerer Zeit gelesen habe und daher keine Quelle dafür habe. Mir geht es gar nicht um Selbstkasteiung und um das Nehmen jeglicher Lebensfreuden. Schon wenn man seine Ansprüche einfach nicht steigert, wäre schon viel erreicht.

Zum billigen Fleisch: Dass es so billig ist, liegt nicht nur an der Massentierhaltung, sondern auch an der Einstellung billigster Arbeitskräfte in den großen Schlachthöfen, vorzugsweise aus Bulgarien, Rumänien und anderen osteuropäischen Ländern, die zudem stark ausgebeutet werden.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/f...hthof-1.3530747

Und das alles nur, um seinen Sonntagsbraten täglich zu essen. Wenn jemand krankheitsbedingt mehr Fleisch als üblich essen muss, dann soll das vom Arzt bescheinigt werden und derjenige soll das Fleisch billiger erhalten oder von der Kasse teilweise erstattet bekommen.

Zu SUV und Fahrzeugen generell: Ich halte eine Kfz-Steuer, die Leergewicht und CO2-Ausstoß kombiniert, für das Beste. Ersteres soll ein Beitrag zum Erhalt der Straßen sein und zweiteres zur Luftreinhaltung. Von der Steuer absetzen soll man es teilweise können, wenn man nachweisen kann, dass ein SUV oder sonstiges geländegängiges Fahrzeug für gewerbliche Zwecke wichtig ist (z.B. Forstwirtschaft).

Von Verboten halte ich wenig. Und da müssen die Grünen aufpassen. Denn in letzter Zeit häufen sich wieder Verbotsforderungen von dieser Partei: Ölheizungen, Verbrennungsmotor und sogar Luftballonverbot. Mir scheint, die Grünen wollen sich ein Verbot auferlegen, zu viele Prozente bei der Bundestagswahl zu bekommen, um in der Opposition zu bleiben und weiter unreale Forderungen stellen zu können. Ich überlege, jetzt schon eine Wette abzuschließen, wonach die Grünen bei der nächsten BT-Wahl nicht mehr als 12% bekommen. Es ist sowieso verhext mit ihnen: So sehr sie zwischenzeitlich Höhenflüge erfahren, aber bei der BT-Wahl sind sie seit 2005 stets die kleinste Partei. Wer sagt, dass das bei der nächsten Wahl anders sein wird?

Eine Kombination aus Steuern und Anreizen für mehr Umweltfreundlichkeit halte ich am besten. Doch warten wir den angeblich großen Wurf der GroKo ab. Ich rechne wie so immer mit Halbgarem.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.


zuletzt bearbeitet 14.09.2019 11:12 | nach oben springen

#12

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.09.2019 11:13
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #11

Eine Kombination aus Steuern und Anreizen für mehr Umweltfreundlichkeit halte ich am besten. Doch warten wir den angeblich großen Wurf der GroKo ab. Ich rechne wie so immer mit Halbgarem.


Die Konzepte der Grünen oder der FDP sind auch nicht besser. Von der AfD zu schweigen - die streitet auch heute noch den Klimawandel ab.
Was bringt so viel unverbundenes Stückwerk?


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#13

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.09.2019 11:43
von Meridian | 2.860 Beiträge

Ich habe nicht gesagt, dass grüne oder liberale Konzepte besser sind.

Ich erinnere mich, dass in der Zeit, als Künast die bislang einzige grüne Landwirtschaftsministerin wurde, ging die Umstellung auf Ökolandbau während und auch noch lange nach ihrer Zeit besonders langsam voran. Als sie an die Macht kam, war zwar zu dem Zeitpunkt eine leicht beschleunigter Anstieg der Umstellung auf Ökolandwirtschaft, aber das war ja stets auf Beschlüsse von mind. 5 Jahren zuvor zurückzuführen, also noch in der Helmut-Kohl-Ära. Aber dann ging es immer langsamer, und ihr Ziel, bis 2010 20% Ökoflächenanteil zu erreichen, verfehlte sie krachend. Es war kaum über 6%.

Ich denke, dass der überwiegend konservative Bauernverband mit Trotz reagierte und jedes Vorhaben von ihr torpedierte. Es liegt aber auch an Künast selber, die anders als Habeck meinte, Gegner bekämpfen zu müssen als sie irgendwie einzubinden und für sich zu gewinnen.

Ausgerechnet in den letzten 3 Jahren stieg der Ökoflächenanteil in DE deutlich schneller. Das dürfte einerseits auf Beschlüssen der vorigen GroKo zurückzuführen sein, aber auch auf zunehmende Förderungen in den Bundesländern. Baden-Württemberg ist derzeit das Zugpferd, wo die Umstellung aktuell am schnellsten vorangeht. Das dürfte auf Beschlüsse der grün-roten Ära zurückzuführen sein. Hier können die Grünen tatsächlich auch die Ernte ihrer Vorarbeit einfahren. (Wäre die CDU 2016 wieder als Regierungspartei an die Macht gekommen, hätte sie den Erfolg natürlich für sich reklamiert.)

Dennoch ist es ein langer Weg. Diesjahr könnte bundesweit die 10%-Marke beim Ökoflächenanteil geknackt werden. Dafür wurden mind. 30 Jahre benötigt. Ob die nächsten 10% schneller gehen? Mit dem jetzigen Tempo würde man es in den nächsten 12 Jahren schaffen. D.h. der Anteil nicht-ökologischer Landwirtschaft wird noch lange dominieren. Ein Erfolg wäre daher, dass man auch diesen Bereich dazu brächte, auf Glyphosat komplett zu verzichten, andere Düngemittel maßvoll zu verwenden und generell umweltverträglichere Düngemittel einsetzt. Das wäre für die Umwelt ein weit größerer Erfolg, als ein paar % weitere Flächen auf Öko umzustellen.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#14

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.09.2019 12:43
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #13
Dafür wurden mind. 30 Jahre benötigt. Ob die nächsten 10% schneller gehen?


Die Zahl kleiner, konventioneller Familienbetriebe nimmt in der Agrarwirtschaft seit Jahren ab. So wie ich das sehe, sind wenn nur die kleinen Familienbetriebe auf den Bio-Landbau umgestiegen. Doch selbst auf dem Lande - wer führt heute noch ernsthaft einen kleinen, eigenen Bauernhof? Maximal im Nebenerwerb, denn bei den Preisen der großen Betriebe kann kein Familienbetrieb am Markt mithalten.
Warum dieses Beispiel? Es zeigt die Verbindung von Wandel in der Agrarpolitik und wirtschaftspolitischen Weichenstellungen.


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#15

RE: Sinnlose Verbote

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 14.09.2019 13:34
von Meridian | 2.860 Beiträge

Wenn du das so siehst, dann müssten die Bio-Betriebe wieder rückläufig werden, wenn es zukünftig nur noch große Agrarfabriken geben wird. In Großbritannien ist es soweit. Der ohnehin niedrige Flächenanteil erreicht zwischenzeitlich 4%, ist aber inzwischen auf unter 3% zurück gegangen. Da hilft auch keine Initiative von Prinz Charles Ökobeitrag mit seinen Duchy-Produkten.

Aktuell steigt aber der Bioflächenanteil in DE schneller denn je. In MeckPomm gibt es auch einen recht großen Betrieb mit 280ha, der auf Bio umstellt, wenn auch auf Druck der umgebenden Bewohner.

Wie auch immer: Auch hier muss ein Förder- und Steuermechanismus greifen, der eine umweltfreundliche Landwirtschaft lohnend macht. Beispiel Schweden: Der Ökoanteil ist mit knapp 20% ziemlich hoch. Aber wichtiger ist, dass für konventionelle Landwirte dort Düngemittel nur bis zu einer bestimmten Menge gefördert werden. Alles, was darüber hinaus geht, wird für den Bauern sehr teuer. Damit sind schwedische Lebensmittel generell weniger belastet.

Aber in Schweden ist auch nicht die ganze Düngemittelindustrie und -lobby. Nein, sie ist in Deutschland.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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