Zitat von Findus im Beitrag #17
Warum hast du die Audienz nicht wahrgenommen? Es wäre zumindest eine Chance gewesen.
Theoretisch richtig.
Praktisch aber nicht.
Ich habe mich zu intensiv mit meinem Glauben auseinander gesetzt. Ich weiß zu viel!
Wenn man sich nur damit auseinandersetzt, was die Unterschiede zwischen Katholiken, Altkatholiken, Lutheranern etc. etc. etc. sind - dann wird einem klar, dass da regelmäßig Auseinandersetzungen um Bullshit geführt werden.
Als Bullshit bezeichne ich Argumentationslinien, die auf Basis von willkürlichen Axiomen geführt werden.
Für die allermeisten Christen sind diese hochtheologischen Diskussionen um die Unterschiede ziemlich irrelevant.
Anstatt dass aber die Kirchen sich vor allem um Ökomene bemühen, gibt es heftige Tendenzen insbesondere in der katholischen Kirche, dass die eigene Lehrmeinung halt richtig ist, und alle anderen Lehrmeinungen bestenfalls mit einer gewissen Verachtung noch gerade zur Kenntnis genommen werden.
Mein fundamentales Verständnis von meinem Glauben aber basiert auf Themen wie einem liebenden Gott, auf Mitmenschlichkeit, Respekt, Gleichberechtigung etc. etc. etc.....
Doch genau das sind Werte, die zwar der Basis der Kirche gerne mal vermittelt werden, die aber dann faktisch wenn es ans eingemachte geht für die r.k. Kirche keine Rolle mehr spielen - denn dann geht es um Abgrenzung, Ausgrenzung, Hoheit über die Lehre etc. etc. etc......
Beispiele dafür wären:
- Ist der Papst unfehlbar, wenn er eine Glaubenswahrheit als solches bezeichnet?
- War Maria wirklich Jungfrau?
- Ist Maria mit ihrem Laib in den Himmel aufgestiegen?
Und davon abgestuft bezüglich typischer Reizthemen:
- Ist die Sexualität des Menschen von Gott gewollt ausschließlich für das Zeugen von Kindern vertretbar?
- Sind alle sonstigen sexuellen Handlungen per se eine Sünde?
- Können Frauen per se keine Priester sein, weil Jesus das so nicht wollte?
Und eine wichtige Fragestellung:
- Stehen Priester auf einer Ebene mit ihren Mitmenschen, oder sind sie die besseren Menschen?
In diesen aus Sicht der r.k. Kirche fundamentalen Fragestellungen werde ich konsequent immer anders antworten, als ein fundamentalistischer Katholik antworten kann.
Es gibt noch weitere furchtbar relevante Reizthemen - beispielsweise ob man der Überzeugung ist, dass Brot und Wein durch die Wandlung zum Leib Jesus werden - in biologischer Hinsicht.....ober ob Abendmahlfeiern dann doch eher den Charakter haben sollten, dass bei ihnen sehr intensiv an das letzte Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern gedacht wird.....
Noch weitergehend gibt es in der r.k. Kirche die Idee, dass irgendwas magisches durch die Handauflegung von Jesus zu Petrus und in der Folge zu allen weiteren Bischöfen und Priestern geschieht.....als ob die Priester danach andere Menschen wären......das bringe ich verdammt noch mal nicht in Einklang mit dem faktisch nachgewiesenen Missbrauch von Kindern durch Priestern! Es ist beileibe nicht jeder Priester ein lebendes Vorbild............
Unterm Strich ergibt sich für mich das Bild, dass ich schlicht und einfach nicht mehr kompatibel bin mit dieser r.k. Kirche - in den unterscheidenden Lehrmeinungen glaube ich nicht das, was die r.k. Kirche von mir verlangt, was ich gefälligst zu glauben habe....
In Deutschland bin ich da in guter Gemeinschaft mit sicherlich 2/3 aller Einwohner.....und international nimmt Rom in solchen Detailfragen eh keiner ernst...das tun vor allem die Deutschen.......
Ein Bischof, der sich selbst ernst nimmt, kann nicht anders als mir in Folge meiner Sichtweisen klar zu machen, dass meine Ideen zum Glauben nicht mit dem der r.k. Kirche kompatibel sind - weshalb er mir eine Beichte und ähnliches empfehlen wird.....
Er ist IM System gefangen!
Was mich so ärgert ist, dass in den Pfarreien Vor Ort all diese Themen nahezu keine Relevanz haben. Hätten sie diese, dann wären die Priester der r.k. Kirche in Deutschland ziemlich einsam, und andere Konfessionen hätten enormen Zulauf.
So ergibt sich, dass Vor Ort von Themen gepredigt wird, die ich locker mit vertreten kann - während im Ernstfall entscheidend für meinen Glauben Themen sein sollen, in denen ich nicht mit der r.k. Kirche kann!
Aus Sicht der r.k. Kirche bin ich ein Häretiker.
Faktisch sind mindestens 2/3 (wohl eher 90%) der r.k. Christen in Deutschland Häretiker - sie wissen es nur mehrheitlich nicht.
DAS ist das Problem.
Die r.k. Kirche ist auch keine Kirche die akzeptiert, dass Menschen Vor Ort eigene Sichtweisen zum Glauben haben können - vielmehr ist die r.k. Kirche stark davon geprägt, dass hierarchich von oben nach unten durchregiert wird.....wenn es darauf ankommt (also in diesen eigentlich ziemlich irrelevanten Randthemen des Glaubens.....) während man umgekehrt massiv einfordert, dass Glauben von unten nach oben geleistet werden muss......(wer nicht liefert wird ausgeschlossen.....oder muss wenigstens Beichten......wer ausgeschlossen wird, wird allenfalls noch als reumütiger Sünder ein wenig akzeptiert......)
Die r.k. Kirche ist dabei einem konsequenten Männerbild verhaftet, welches Frauen als benachteiligte Spezies ansieht. Frauen haben da keinen wirklichen Platz - oder allenfalls den, dass sie auch noch existieren dürfen.
In der katholischen Kirche wird es nie zur Gleichberechtigung kommen - weil Mann und Frau eben nicht gleichberechtigt sind - und dann gilt sowieso: Über diesen zwei Geschlechtern stehen die Priester! Eigentlich sind nur die wirkliche Menschen.....
Nein - am Ende sag ich: Lass mich in Ruhe mit diesen perversen Spinnern und alten moralisierenden Säcken,die realitätsfremd Fragen beantworten, die eigentlich niemand gestellt hat.
Ich bin von meiner Geistehaltung her lange schon kein Katholik mehr - mich geißelt nur die Vorstellung dort auszutreten, weil ich eigentlich der Meinung bin, dass diese fundamentalistischen Spinner austreten sollten!
Nur - die machen das einfach nicht......
Frauen in der r.k. Kirche? Die Chance dass sich da was Neues ergibt sind genau genommen bei 0! NULL!
Ich habe da KEINE Hoffnung und keine Illussion.
ALLE Reformbewegungen werden scheitern - und Rom wird es eher zulassen, dass Deutschland Diaspora-Gebiet wird, als dass man ernsthaft nochmals hinterfragt, ob die Lehren Roms wirklich in diesen Themenstellungen relevant sind,