#16

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.06.2022 20:52
von Meridian | 2.860 Beiträge

Ein Bsp., wo ein Rentner ein FSJ geliefert hat, war ein früherer Deutschlehrer von mir. Er war schon älter, aber körperlich topfit. Über sein späteres FSJ in einem Altenheim gab es sogar einen Artikel in der lokalen Zeitung. Ich finde, das passte zu ihm. Der Mann war für ein typisches Rentendasein (Vögel füttern,...) viel zu agil, körperlich wie geistig. Ich erinnere mich, mit welchem Eiltempo er im Schulgebäude die Treppen hinauf- und hinabstürmte, dabei aber ohne hektisch zu wirken und auch ohne den Eindruck, vor etwas zu flüchten, sondern vielmehr so, weil es seinem Naturell entsprach. Vor ihm hatten die Schüler Respekt, seine Ansprüche waren hoch. Ich hatte ihn in der 8. Klasse, und er ließ uns spüren, dass Conrad Ferdinand Meyer einer seiner Lieblingsautoren war (damals *heul*, jetzt ihn besser verstehend). Naja, immer noch besser, denn sonst sind wir bei anderen Deutschlehrern oft an Kafka regelrecht erstickt.


@moorhuhn
Wie ich bereits geschrieben habe: Ehrenamtliche Arbeit, FSJ oder vielleicht auch ein Praktikum kann man durchaus zu einem Dienstjahr anrechnen lassen (wenn sie zur den typischen Tätigkeiten für das Dienstjahr passen). Das würde gerade das Ehrenamt umso mehr heben.
Doch leider gibt es genug junge Leute, die den berüchtigten "Tritt in den Hintern" brauchen, um selbigen auch zu bewegen. Das ist noch lange nicht undemokratisch.


Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.
(Benjamin Franklin)
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#17

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.06.2022 22:17
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #13
Das eine hat mit dem anderen allerdings nichts zu tun.


Bin ich anderer Meinung.
Soziale Dienste von Laien unterstützen die Fachkräfte, dennoch wird der Pflegesektor durch sie personell und qualitativ nicht besser ausgestattet.
Ich denke da besonders an notorisch unterbesetzte Kranken- und Altenheimstationen, wo auf eine Kraft mehr als 20 Patienten im Nacht-und Spätdienst verteilt sind.
Warum, glaubst du, wird dieser Pflichtdienst immer wieder aus der Versenkung geholt?

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #13
Und so ganz freiwillig leisten viele nicht das FSJ; sie haben dadurch bessere Chancen, in einem NC-Fach zu studieren.


Schreibt einer, der zwei von "vielen" kennt.


Der frühe Vogel kann mich mal !
Anthea hat sich bedankt!
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#18

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.06.2022 22:27
von Dr. Yes | 1.341 Beiträge

Zitat von moorhuhn im Beitrag #17
Soziale Dienste von Laien unterstützen die Fachkräfte, dennoch wird der Pflegesektor durch sie personell und qualitativ nicht besser ausgestattet.
Ich denke da besonders an notorisch unterbesetzte Kranken- und Altenheimstationen, wo auf eine Kraft mehr als 20 Patienten im Nacht-und Spätdienst verteilt sind.

Ich auch. Ein Dipfli (hübsch, gell )kann diese von einigen Tätigkeiten entlasten, sodass sich die Pflegekräfte stärker um die Alten und Kranken kümmern können. Mit der unverschämt geringen Bezahlung der Pflegekräfte hat das Thema Dienstpflicht überhaupt nichts zu tun; vor allem ist die Pflege nur ein Bereich von vielen, in dem Dipflis eingesetzt werden könnten.


Ще не вмерла України і слава, і воля
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#19

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.06.2022 11:03
von Anthea | 12.406 Beiträge

Der Gauck hat es ja leider kraft Alters schon hinter sich, in den Genuss solcher Pflichtübungen zu kommen, so sie denn spruchreif würden. Aber die Flintenuschi und all die vielen "wir müssen uns einmischen"-Befürworter wären ja dann noch bei Gelegenheit des Rentenantritts verfügbar.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#20

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 18.06.2022 15:47
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #18
Ich auch. Ein Dipfli (hübsch, gell )kann diese von einigen Tätigkeiten entlasten, sodass sich die Pflegekräfte stärker um die Alten und Kranken kümmern können. Mit der unverschämt geringen Bezahlung der Pflegekräfte hat das Thema Dienstpflicht überhaupt nichts zu tun; vor allem ist die Pflege nur ein Bereich von vielen, in dem Dipflis
eingesetzt werden könnten.


Nur das man nicht annehmen kann, dass ein Zwangsdienstleistender wirklich mit Engagemnt und Überzeugung dabei ist. Es würde mich nicht wundern, wenn der Zwangsdienst dem sozialen und pflegerischen Bereich schaden würde. Unzufriedene Dipflis, unzufriedene Kräfte die anleiten müssen und Nacharbeit um die Fehler der desmotivierten Dipflis wieder auszubügeln.

Unsere jetzigen Freiwilligendienste sind da besser. Ein freiwilliges Jahr ist eine bewusste Entscheidung und mit einer entsprechend positiv-intrinsischen Motivation verbunden.


Anthea hat sich bedankt!
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#21

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 18.06.2022 19:18
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Moin !

Vielleicht sollte man den Titel hier nicht "Zwangskasernierung" nennen. Wie wäre es denn mit "Zwangssozialisierung" ? Das klingt viel besser und unmilitärisch. Und trifft die Grundidee dieses Dienstes etwas besser. Viieleicht könnten wir noch am neuen Namen etwas feilen.

Denn wenn ich so unsere Jugend anschaue, fallen mir viele negative Dinge auf, die ich aus meiner Jugend so nicht kenne. Ich führe mal ein paar wenige Beispiele auf, die Ihr gerne ergänzen oder kritisieren dürft:

- Mangelnder Respekt vor anderen Menschen (Lehrer, Polizisten, älteren Menschen etc.)
- Immer mehr zunehmende Gewaltgereitschaft
- Das Ego zählt mehr als der soziale Zusammenhalt (kriminelle Banden mal ausgenommen)
- Wir gingen früher mit den Mitschülern spielen und trafen uns persönlich, heute wird das Internet vorgezogen
-> immer mehr resultierende Fettleibgigkeit der Jugendlchen aufgrund mangelnder Bewegung
-> Mobbing und Beleidigungen im Internet, denn man ist ja so toll anoym, bis die Polizei aufgrund des Suizids eines
gemobbten Schülers ermittelt
- Zunehmd schlechtere Ausbildung in der Schule. Das veruscht man dadurch zu dämpfen, indem man das Notenniveau
anpasst.
Ich habe selbst mal als Gastdozent an der Uni in einer Vorlesung über Differentialgleichungen (höhere Mathematik !) erlebt,
dass Studenten nicht in der Lage waren, schriftlich oder auf andere Art zu dividieren. Die brauchten ihr verdammtes Handy
dafür ! Dass diese Personen sich den Schein woanders holen konnten, aber nicht von mir bekamen, könnt Ihr sicherlich ahnen

- Ergänzungen hier bitte einfügen: ......

Das alles hängt u.a.mit fehlender oder mangelhafter Sozialisierung zusammen.

Ein verpflichtender Dienst mit anderen jungen Menschen könnte da m.E. helfen.

Lieben Gruß aus dem alten Land !


Imperare sibi maximum bellum est


zuletzt bearbeitet 18.06.2022 19:20 | nach oben springen

#22

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 18.06.2022 21:05
von Dr. Yes | 1.341 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #20
Unsere jetzigen Freiwilligendienste sind da besser. Ein freiwilliges Jahr ist eine bewusste Entscheidung und mit einer entsprechend positiv-intrinsischen Motivation verbunden.

Darüber muss man nicht diskutieren. Aber es sind nur runde 5% der Schulabgänger eines Jahres, die sich für ein FSJ entscheiden. Die restlichen 95% machen es halt nicht, die meisten wahrscheinlich aus Bequemlichkeit. Gäbe es eine Dienstpflicht, wären nicht alle von ihnen demotiviert.


Ще не вмерла України і слава, і воля
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#23

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 18.06.2022 21:52
von Dr. Yes | 1.341 Beiträge

Ps: Man könnte den Dipflis nach Ende des Jahres ein Zeugnis ausstellen; Arbeitgeber würden sich sicher auch dafür interessieren, nicht nur fürs Schulzeugnis ...


Ще не вмерла України і слава, і воля
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#24

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 18.06.2022 22:39
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #22
Darüber muss man nicht diskutieren. Aber es sind nur runde 5% der Schulabgänger eines Jahres, die sich für ein FSJ entscheiden. Die restlichen 95% machen es halt nicht, die meisten wahrscheinlich aus Bequemlichkeit. Gäbe es eine Dienstpflicht, wären nicht alle von ihnen demotiviert.


Viel Spaß beim anleiten.


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#25

RE: Alle Jahre wieder: "Pflichtkasernierung"

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 19.06.2022 10:41
von Anthea | 12.406 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #21
Vielleicht sollte man den Titel hier nicht "Zwangskasernierung" nennen. Wie wäre es denn mit "Zwangssozialisierung" ? Das klingt viel besser und unmilitärisch.


"Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, wenn es nicht aus der Seele dringt..." Goethe

Soviel meinerseits zu einem Versuch, bestimmte Denkungsweisen zu oktroyieren.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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