Zitat von Findus im Beitrag #16
Ein 16-jähriger in Ausbildung bekommt (im Betrieb) also keine reale Lebenserfahrung?
Ich seh da keinen Widerspruch. Ich habe nichts dagegen, dass es einen gut vergüteten Freiwilligendienst gibt.
Für die Persönlichkeitsbildung bin ich aber überzeugt, dass Zeiten wie die des Wehrdienstes oder des Zivildienstes durchaus wichtig waren - und auch zukünftig wichtig sein könnten.
Auch bei einem verpflichtenden Dienst wäre es denkbar, dass man sich freiwillig für die unterschiedlichen Möglichkeiten entscheiden kann - also beispielsweise Bundeswehr, Pflege, Kinderbetreuung, Kriegsgräberpflege und vieles anderes mehr (auch Kultur....). Das Angebot sollte schon auch vielfältig sein - aber gleichzeitig spricht für mich vieles dafür, dass jeder da irgendeinen sinnvollen Beitrag leisten sollte. Gerne auch angemessen entlohnt.
BIS zum Abitur haben sich zu viele nicht wirklich mit sich selbst auseinandergesetzt - was will ich eigentlich?
Für die Minderheit, der das mit dem Abitur glasklar ist - und die auch nix anderes machen will als ein Mathestudium - da kann man auch Möglichkeiten einbauen, wie das organisiert werden kann.
Mir geht es vor allem darum, dass das heutige Schulsystem die Menschen nicht wirklich darauf vorbereitet, was danach kommt, was wirklich wichtig ist, und es wird auch nicht wirklich dabei unterstützt, dass die Menschen sich mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen und Wünschen an die Zukunft auseinander setzen. Da fehlt mir einfach ein Ausbildungselement zum realen Leben.
1-2 Jahre im Anschluss an die Schulzeit investiert in die eigene Selbstfindung unter realen Bedingungen - ich bin überzeugt davon, dass das mehr nutzt als schadet. Angemessen entlohnt sollte es dennoch sein. Viel Freiwilligkeit - aber vielleicht trotzdem mit ein wenig sanftem Druck - jeder muss sich entscheiden WELCHE Lebenserfahrung er/sie sammeln will.
Das HEUTIGE System generiert mir zu viele aalglatte Scheinkarrieren - die dann zu häufig auch schon in der Ausbildung in Richtung psychischer Erkrankung enden. Zu viele junge Menschen wissen nicht wirklich was sie wollen und wofür sie einstehen. DAS zu ändern - fände ich wichtig. Ein verpflichtender Dienst, der aber lediglich festlegt, dass dieser geleistet werden muss, aber nicht genau WAS, sondern dort eine hohe Vielfalt zulässt - fände ich ziemlich gut geeignet.
Was ich rückblickens feststelle ist, dass vielen meiner Generation weder die Zeit in der Bundeswehr noch die Zeit im Zivildienst geschadet hat - vielmehr wird diese Zeit meist als sehr wichtig und lebensprägend empfunden. DAS fehlt heute - und gerne ohne die konkreten Nachteile, die auch ich damals hatte.