#571

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 26.09.2021 11:14
von heiner | 881 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #570
Zitat von Meridian im Beitrag #569
Meine boshafte Anspielung auf die Zwangsarbeit in der Lausitzer Braunkohleregion war wohl falsch. Sie ist im Kohlerevier in NRW.



Kommunikativ wäre es wohl besser gewesen, sich nur über die öden Mondlandschaften des Braunkohletagebaus entsetzt zu zeigen und den Bewohnern der vom Kohlebagger betroffenen Dörfern Mitgefühl auszudrücken. Die Beschimpfungen als "Klima-Bösewicht" (so ähnlich war wohl der Wortlaut) hätte Greta ehrlich gesagt besser runtergeschluckt. Das gehört sich als Gast nicht.
Auch ein Interview mit Luisa Neubauer durfte ich im Radio hören. Ihre Argumente sind nicht dumm. Doch das stark moralisierende in ihren Worten ist wenig hilfreich. Damit kann man sich als Grüne sicherlich besser und moralisch überlegen fühlen. Die Herzen der Menschen gewinnt man mit dieser Art Kommunikation allerdings nicht für den Klimaschutz.
Für die breite Gesellschaft ist inzwischen klar, dass für den Klimaschutz etwas getan werden muss. Man möchte jedoch eher pragmatische Ideen statt ewige Moralisierung. Beispiel: Christian Lindner ist Recht zu geben wenn er sagt, dass mit dem Lastenrad nicht alle Fragen zukünftiger Mobilität zu lösen sind. Hilfreich ist das Lastenrad - wenn man sich im Nahbereich bewegt.
Ich denke, die Ampel-Koalition ist für die Menschen ein sehr attraktiver Gedanke, da in so einer Regierung unter Kanzler Scholz ein gesundes Gleichgewicht zwischen klassichem Klimaschutz, sozialem Ausgleich und technischer Innovation gefunden werden kann. Die drei Partner einer möglichen Ampel stehen dann auch für drei sehr unterschiedliche Gesellschaftsgruppen. Es ist eine Chance für einen breiten gesellschaftlichn Konsens über den Klimaschutz.


Nun ist das Lastenrad ein Rädchen in einem komplexen Räderwerk von tauglichen Hilfen für eine bessere Klimapolitik. Lindner hat eben mit Vorsatz etwas Gutes ins Lächerliche geholt, um der Sache (Umweltschutz) zu schaden.

Heute ist Tag der Wahl, heute werden wir erfahren, welche Prioritäten dem Wahlbürger wichtig sind und ich bin sehr gespannt was am Ende des Tages herauskommt. Meine Präferenzen kennt ihr, so wisst ihr auch, dass ich "rechts der Mitte" keinen Daumen frei habe.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
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#572

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 26.09.2021 11:19
von Meridian | 2.863 Beiträge

Eine Ampel ist tatsächlich eine große Chance. Sie steht für das Dreieck der Gesellschaft:

Wirtschaft (FDP)

Sozialer Zusammenhalt (SPD)

Umwelt (Grüne)

Die Chance ist, nicht nur reine Kompromisse zu machen, sondern Lösungen zu (scheinbar) widersprüchlichen Fragen bringen, die auf ein höheres Level kommen, so dass alle drei Interessen gut vertreten sind. So z.B. Ende des Verbrennungsmotor: Die Grünen wollen ihn ab 2030. Die FDP könnte dagegen sagen: Ab 2030 nur noch emissionsneutrale Motoren, aber technologieoffen. Das können Elektromotoren sein, aber auch Brennstoffzellen, betrieben mit Wasserstoff oder Methanol (letzterer viel leichter zu lagern), beide aber biogen oder aus erneuerbaren Quellen hergestellt. Oder auch aus Pflanzenresten hergestellter Agrardiesel für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge. Das wäre für die Bauern perfekt: Der Treibstoff kommt aus den eigenen Feldern, keine Neuanschaffung von Fahrzeugen nötig, keine Lithium-Akkus. Ein E-Mähdrescher würde spätestens nach 2h vermutlich nachgeladen werden müssen. Aber der Bauer will bei der Ernte gerne durcharbeiten.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
Findus und heiner haben sich bedankt!
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#573

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 26.09.2021 11:23
von Meridian | 2.863 Beiträge

Zum Lastenrad: In Berlin sehe ich das oft. Dort gehört es auch hin. Schwieriger wird es schon in Städten Stuttgart oder Wuppertal, wo es auch innerhalb der Großstadt heftige Steigungen gibt. Und im Ländlichen sehe ich es am ehesten auf flachem Lande in nicht zu dünn besiedelter Gegend, wo die Dörfer nicht mehr als 2km auseinander liegen. In bergiger Region ist das Lastenrad am ehesten nur in Tälern mit geringem Gefälle geeignet.


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#574

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 26.09.2021 12:01
von heiner | 881 Beiträge

Klar, alles was Zukunftstechnologie werden soll, muss auf seine Tauglichkeit hin überprüft werden. Verbrennung belastet unser Klima und die Umwelt allgemein. Da es jedoch Alternativen gibt, ist mir nicht bange, wir werden Kommerz und Klimaschutz versöhnen. Wichtig ist dabei, dass man diese Verunglimpfungen gegen alles was noch Zukunftsmusik ist, lässt. Beispiel: Das Verkehrsnetz von Autobahnen und Bundestraßen, mit durch Leitplanken getrennten Richtungsfahrbahnen, bietet optimale Voraussetzungen für die Aufstellung von Solarzellen auf den Halterungskonstruktionen der Leitplanken. Das wäre vermutlich das größte Kraftwerk Europas und böte Sonnenstrom kostenlos und emmissionsfrei, ohne Lagerprobleme.

Ein Beispiel soll nur aufzeigen, welche Projektionen zukünftig unseren Industriestandort nach vorne bringen und das Klima bessern kann, soll nicht gleich wieder Traditionalisten auf die Palme treiben.


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#575

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 26.09.2021 12:14
von Findus | 2.521 Beiträge

Das klingt nach einer innovativen Nutzung


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#576

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 26.09.2021 13:03
von heiner | 881 Beiträge

Wenn ich in meinem Umfeld etwa den Neckar entlang fahre, dann sehe ich entlang dieses Flusses in relativ kurzen Abständen riesige, oft total häßliche Industrieanlagen, die Abgase in die Welt blasen und an der Anlegestelle am Neckarufer entläd man große Lastkähne voller Kohle. Das ist zwar in den letzten Jahren weniger geworden, man stellt auch hier fest, die Klimaproblematik wirkt sich aus. Wünschen würde ich mir, dass die hässlichen Kraftwerksanlagen nicht mehr den Anblick unserer ansonsten schönen "schwäbischen Welt" verschandeln, sondern andere Lösungen gefunden werden. Dass ein Kanzler Laschet hier keine Perspektive anbietet, lässt mich hoffen, dass er zukünftig nichts zu sagen bekommt.

Heutzutage sind wir in einer Fünf vor zwölf-Situation, wenn wir nicht aktiv auf Klimaschutz eingehen, hinterlassen wir unserem Nachwuchs die Probleme, die heute bereits absehbar sind. Erinnern wir uns, im Jahre 1998 war es wohl, da hat Mercedes eine A-Klasse vorgestellt, die mit Sandwichboden ausgestattet, ein Einstieg in die E-Mobilität werden sollte. Weil jedoch noch keine Accus in der Bodengruppe eingebaut waren, fiel sie beim "Elchtest" um, Daimler hatte sich blamiert. Nun war wohl der Pioniergeist ausgegangen, in der Folge hatte man den Ausstieg vor den Einstieg verlegt und so Tesla nicht nur möglich gemacht, sondern geradezu aufgebaut, die E-Mobilität wurde zu deren Erfolg, heute hat die Firma einen höheren Börsenwert als alle deutschen Autobauer zusammengenommen. Manche Fehler können nicht beliebig oft wiederholt werden, ohne dass eine Industrie Schaden nimmt.


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#577

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 26.09.2021 13:22
von Meridian | 2.863 Beiträge

Viele Kohlehaufen sehe ich noch am Berliner Westhafen. Aber Berlin selber will spätestens 2030 aus der Kohle raus. Ein letztes kleines Braunkohlekraftwerk wurde 2017 stillgelegt. Ansonsten ist es aktuell das Steinkohlekraftwerk Spandau, das Block für Block stillgelegt werden soll. Es ist das größte Einzelkraftwerk in Berlin. Teilweise soll es in ein Speicherkraftwerk umgebaut werden.

Ob der Kohleausstieg auch für immer noch unsanierte Altbauten in Berlin gilt, die immer noch mit Kohleöfen beheizt werden? Viele dürfte es allerdings nicht mehr geben.

Ist doch gut, dass es Tesla gibt. Konkurrenz belebt das Geschäft. Und Druck aus China gibt es auch noch.


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#578

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 10.10.2021 11:32
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #577
Ein letztes kleines Braunkohlekraftwerk wurde 2017 stillgelegt. Ansonsten ist es aktuell das Steinkohlekraftwerk Spandau, das Block für Block stillgelegt werden soll.


Was ich im Gründe nicht ganz verstehe: Eigentlich müssten doch als allererstes die schmutzigsten Kohlekraftwerke, nähmlich Braunkohlekraftwerke abgestellt werden? Gut, aus Berliner sicht ist die Hauptstadt jetzt Kohle-frei. Doch wäre es von den CO2 - Emissionen nicht sinnhafter, die Steinkohlekraftwerke zu Gunsten einer schnelleren Abschaltung der Braunkohlekraftwerke noch am Netz zu lassen?
Die schmutzigsten Kohlekraftwerke stehen nach meinem Wissen im Rheinischen Braunkohlerevier.

Zitat von Meridian im Beitrag #577

Ist doch gut, dass es Tesla gibt. Konkurrenz belebt das Geschäft. Und Druck aus China gibt es auch noch.



Nur bedingt. Für einen Normalverdiener ist ein Tesla nach wie vor unerschwinglich. Die Billig-Konkurrenz aus China ist in Sachen Preis schon näher dran. Doch zu welchen Arbeits- und Umweltbedingungen?



zuletzt bearbeitet 10.10.2021 11:35 | nach oben springen

#579

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 17.10.2021 00:23
von Meridian | 2.863 Beiträge

Luisa Neubauer kritisiert schon mal vorsorglich den mangelnden Klimaschutz bei der zu erwartenden Ampelregierung.

https://rundblick-unna.de/2021/10/16/ihr...en-nach-berlin/

Wie viel zusätzliches CO2 wird durch die organisierten Fahrten zur Demo und zurück ausgestoßen?

Von Greta kam bislang nichts. Sie hat gerade anderes zu tun:

Gretchen klein, geht allein
in die eig'ne Wohnung 'rein.


https://www.express.de/panorama/greta-th...b=1634421651199

Es scheint so, als ob Gretas Asperger-Syndrom nicht so stark ist, als dass sie keinen eigenen Haushalt führen kann. Die Miete für eine 2-Zi-Wohnung in Stockholms Innenstadt dürfte aber jenseits von 1000€ liegen. Oder ihre gut betuchten Eltern haben sie gekauft.


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#580

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 17.10.2021 08:40
von Anthea | 12.414 Beiträge

"Allzuviel ist ungesund", so sagt der Volksmund. Das sollte man auch Frau Neubauer sagen. Es wird durch andauerndes Lamento nicht besser, es ermüdet nur.

Vielleicht hat Greta das inzwischen begriffen und wendet sich jetzt verstärkt anderen Dingen zu. Zum Beispiel ein gemütliches Klima in ihrer Wohnung zu schaffen.


---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#581

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 17.10.2021 11:04
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #579
Luisa Neubauer kritisiert schon mal vorsorglich den mangelnden Klimaschutz bei der zu erwartenden Ampelregierung.


Ja und? Wenn es ihr gelungen wäre die Gesellschaft mizunehmen, hätte ein Wahlergebnis wohnmöglich für rot-grün oder sogar grün-rot gereicht. So wird Luisa Neubauer damit leben müssen, dass Dekarbonisierung auf auf einem technischem Wege zu erreichen versucht wird.
Falls sich wie es sich andeutet ein Kohleausstieg vor 2038 erreicht wird, wäre das keine schlechte Sache. Warten wir ab, was im Koalitionsvertrag stehen wird.


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#582

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 17.10.2021 12:08
von Meridian | 2.863 Beiträge

Man könnte denken, dass Greta ihren Auszug aus dem Elternhaus gefeiert hat. Sie kann offenbar auch anders als nur ihren strafenden "How-dare-you"-Blick:

https://www.n-tv.de/leute/Greta-tanzt-un...le22870313.html

In Asien würde man das als Karaoke bezeichnen. Doch warte ab: Greta wird sich schon wieder auf altbekannte Weise melden. Das heißt nicht, dass sie auch mal Spaß haben kann.

Zu Luisa: Ich kann sie auch verstehen. Denn wenn sie nach "Es muss auch mal genug sein" geht, dann wird aus ihrer Sicht noch weniger für den Klimaschutz getan. Offenbar geht die mediale Taktik von FFF so, dass man sich nie zufrieden geben wird, egal wie viel Klimaschutz die Regierungen der Länder machen werden. Also noch strenger als das schwäbische "Net g'schimpft ischt g'lobt g'nug". Das höchste Lob dürfte ungefähr klingen wie "Schritt in die richtige Richtung, dennoch ungenügend".

Nunja: Über Themen wie Landwirtschaft, Flächenversiegelung und wie man den Verkehr verringern kann, steht nichts oder nichts konkretes. Gerade letzteres sehe ich immer mehr mit Sorge: Die Staus auf den Straßen in DE werden immer schlimmer. Busfahren in Berlin wird immer mehr zur Farce, v.a. in der Hauptverkehrszeit. So musste ich bei einem 10min-Takt schon mal über 30min auf den Bus warten, da ein Stau den Busumlauf der betreffenden Linie störte. Als er endlich kam, dauerte die Fahrt wegen Stau nochmals 20min länger. Immer mehr werden Busfahrpläne nur noch wertlose Makulatur. Einigermaßen zuverlässig sind nur noch U- und S-Bahn. Die Zuverlässigkeit der Straßenbahn liegt dazwischen, je nach dem, wie sehr die Gleise auf eigener Trasse führen oder auf der Straße liegen und der Verkehr mit den Autos geteilt wird.

Es wird zwar v.a. von SPD und Grünen die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene gepredigt. Aber selbst wenn das gelingt: Wer sagt denn, dass dann der Straßenverkehr weniger wird?


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#583

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 17.10.2021 12:47
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #582
Nunja: Über Themen wie Landwirtschaft, Flächenversiegelung und wie man den Verkehr verringern kann, steht nichts oder nichts konkretes. Gerade letzteres sehe ich immer mehr mit Sorge: Die Staus auf den Straßen in DE werden immer schlimmer. Busfahren in Berlin wird immer mehr zur Farce, v.a. in der Hauptverkehrszeit. So musste ich bei einem 10min-Takt schon mal über 30min auf den Bus warten, da ein Stau den Busumlauf der betreffenden Linie störte. Als er endlich kam, dauerte die Fahrt wegen Stau nochmals 20min länger. Immer mehr werden Busfahrpläne nur noch wertlose Makulatur. Einigermaßen zuverlässig sind nur noch U- und S-Bahn. Die Zuverlässigkeit der Straßenbahn liegt dazwischen, je nach dem, wie sehr die Gleise auf eigener Trasse führen oder auf der Straße liegen und der Verkehr mit den Autos geteilt wird.


Bustakt in Berlin - sicher ein wichtiges Thema. Doch am Ende kann eine Großstadt ihren Nahverkehr regeln. Sorge macht mir eher, dass das Land und die Dörfer weitgehend vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten sind. Ja, es gibt Verbindungen, doch in einer ungenügenden Taktung.
In der TAZ wurde kürzlich von einer Journalistin über das Experiment berichtet, aus Hamburg in ein Dörfchen im Landkreis Rothenburg (Wümme) zu kommen. Mit dem Auto eine Frage von 45 Minuten. Mit dem Nahverkehr eine Frage von 5 Umstiegen und letztlich annährend 4 Stunden Fahrzeit. Aufenthaltsdauer wenn es am gleichen Tag zurück gehen sollte: 2 Stunden. Das ist nicht attraktiv und da ist der ÖPNV keine Alternative. Machbar nur, wenn man Privatier ist, so das Fazit der Journalistin.
Im Grunde ärgere ich mich, dass die Frage eines guten ÖPNV zu immer besseren Taktungen in den Großstädten führt und das Dorf - ja, sogar die Klein- oder Mittelstadt - in den Planungen zur Verbesserung des Angebots wie immer vergessen wird - gerade von Grün.
Den Menschen auf dem Land bleibt bis ins Hohe Alter keine andere Möglichkeit als der Individualverkehr. CO2-Bepreisung wurde eingeführt. ÖPNV wird dennoch nur in den Städten ausgebaut und nicht auf dem Land. Es tut mir leid das so direkt zu sagen, Merdian, jedoch bräuchte es auch auf dem Lande reaktivierte Bahnstrecken und wenigstens Halbstundentakt zwischen 5 und 23 Uhr damit der ÖPNV auch auf dem Land eine Alternative darstellt.
Das Problem am "Grün - wählen" ist, dass in der Regel nur postmoderne urbane Bevölkerungsgruppen mit ihren Interessen bedient werden. Das ist nach meiner Wahrnehmung auch das Problem der Grünen auf dem Land.



zuletzt bearbeitet 17.10.2021 12:51 | nach oben springen

#584

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 17.10.2021 14:45
von Meridian | 2.863 Beiträge

@Findus

So einfach ist es nicht. Ein Bsp aus dem nordöstlichen Rand von Berlin Marzahn-Hellersdorf, Ortsteil Ahrensfelde:

Ahrensfelde ist dabei teilweise noch äußerster Ortsteil des genannten Berliner Bezirks, teilweise aber auch schon in Brandenburg. Im Berliner Teil dominieren Plattenbauten der DDR aus den 70er-Jahren, mehr oder weniger saniert, im Brandenburger Teil wirkt es sofort dörflicher. Die märkische Allee durchzieht den nordöstlichen Berliner Bezirk bis Ahrensfelde als 4-6-spurige Straße, teilweise mit dem Charakter einer Schnellstraße, aber auch mit ruppigem Betonbelag. An der Stadtgrenze mündet diese Straße in eine 2-spurige Landstraße, die in das brandenburgische Ahrensfelde führt. Dort entstehen oft lange Staus. Es fehlt eine Fortsetzung der 4-spurigen Straße bis zur A10, der Berliner Ringautobahn.

Zum öffentlichen Verkehr dort: Im Berliner Teil führt eine Straßenbahn im 10-min-Takt bis an die Stadtgrenze, ebenso fahren auch Busse im 10- oder 20-min-Takt. Eine S-Bahn gibt es auch im 10-Min-Takt, die in Ahrensfelde endet (noch im Berliner Stadtgebiet). Eine Fortsetzung der Bahnstrecke nach Brandenburg gibt es, und zwar als Nebenbahn im Stundentakt mit Dieseltriebwägen, aber weit führt diese Strecke nicht. In Gegenrichtung fahren aber die Dieseltriebwägen immerhin bis Ostkreuz mit nur einem Halt in B-Lichtenberg. So haben diejenigen im Hinterland wenigstens eine zügige Direktverbindung ri. Innenstadt, ohne in Ahrensfeld in de S-Bahn umsteigen zu müssen mit ihren vielen Zwischenhalten.
Aber die Feinerschließung machen bekanntlich die Busse. Wie gesagt: in Berlin im 10-20min-Takt von 4h bis nach Mitternacht. Ins Hinterland gibt es nur 1 oder 2 Linien im Stundentakt, wobei der letzte Bus gegen 18:30h fährt, am Sa ist der Takt ausgedünnt, am So fährt gar nichts. Ich musste eine Zeitlang diese Busse benutzen. Sie waren meistens fast leer. Ich fragte mich, ob es nicht besser wäre, Kleinbusse einzusetzen. Doch nach Schulende ist dieser Bus voll. Kleinbusse lohnen sich nicht. Denn der Umlauf einer Linie besteht nur aus 2 Bussen. Wenn man Kleinbusse einsetzt, wäre der Fuhrpark größer als nötig, denn zu Schulbeginn und zu Schulschluss sind große Busse nötig.

Das zeigt, dass alles nicht so einfach ist. Im Ländlichen könnte man natürlich einen dichten Takt anbieten. Aber es würde kaum jemand ein- oder aussteigen. Bedarfshalte sind eine Lösung. Selbst im Schienenverkehr wird das teils angeboten, z.B. bei der Stadtbahn Karlsruhe - Heilbronn, wo auch ländliche Bereiche im S-Bahnnetz eingebunden sind. Ein kleines Dorf hat sogar einen sehr kurzen Bahnsteig, wo nur die ersten 2 Türen eines Zuges zugänglich sind. Gehen tut es, auch mit solchen günstigen Lösungen.

Ein erster Schritt ist z.B. der bwegt-Tarif in Baden-Württemberg, wonach wenigstens der Ticketkauf einfacher wird. Man kann ein einziges Ticket kaufen von einem Dorf zu einem völlig anderen Dorf unter Benutzung von Bus, Eisenbahn, S-Bahn und wieder Bus, wo früher mehrere verschiedene Tickets nötig waren. Es gibt Planungen, dass das auch irgendwann deutschlandweit geht, wonach 1 Ticket z.B. von Kaltenbrunn bei Garmisch-Partenkirchen bis Nieblum auf Föhr (Nordfriesische Inseln) ein einziges Ticket nötig ist, das Busse, Regional-, Fernbahnen und Fähren enthalten würde.

Doch wichtiger ist: Wie bekommt man unnötige Transport gemieden?

Abgesehen davon (s. vorigen Beitrag) fehlen beim Thema Umweltschutz neben Flächenversiegelung und Landwirtschaft auch noch Lärm- und Lichtemissionen. Beim Lärm hat man das Gefühl, dass bei den Windrädern viel genauer hingesehen wird als beim Verkehr. Und da wieder viel genauer beim Bahnverkehr als beim Straßenverkehr.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#585

RE: Greta bleibt sich treu

in Ökonomie 17.10.2021 16:59
von Findus | 2.521 Beiträge

Ein ganzer Teil ist so einfach, @Meridian.
Wenn in Berlin Marzahn-Hellersdorf der Busverkehr im 10 Minuten-Takt rollt in dem im TAZ - Experiment gewählten Dörfchen Vierden vielleicht nur 4 mal am Tag, dann ist mir klar, wo die Ausbauressourcen für den öffentlichen Personennahverkehr hin müssen - in den noch unterversorgten ländlichen Raum.
Es ist auch nicht repräsentativ als Ausgangspunkt gerade das direkte Berliner Umland zu nehmen. Mit dem Platzbedarf der Stadt ist das Umland bereits Schlafstadt für Berlin und damit verhältnismäßig gut erschlossen. Gleiches gilt für die doch in der Fläche recht dicht besiedelten Gebiete im Umland württembergischer Großstädte.
Du wirst auch einen wenigstens Halbstundentakt auf dem Land brauchen, sonst ist der ÖPNV auf dem Dorfe nicht attraktiv. Folge: Keine Nutzung des Angebotes. Die Katze beist sich bei exklusiver Förderung der großen Zentren so eben in den Schwanz und die grüne Verkehrswende bleibt ein Thema für gutverdienende urbane Millieus.
Mit Blick auf gleichwertige Lebensverhältnisse in der Republik: Warum kein in der Fläche attraktiver ÖPNV - wie z.B. in der Schweiz? Jede Milchkanne dort ist mit dem Zug erreichbar! Dann lohnt sich auch die Jahreskarte für Bus und Bahn. Vielleicht jedoch möchten die Grünen auch nicht, das ihre Verkehrswende funktioniert. Funktionierte sie zu gut, müsste Winfreid Kretschmann erklären, warum im Ländle weniger Autos produziert werden müssen.
Wie viele Tickets nötig sind ist mir persönlich übrigens schnuppe. Was nützt mir ein einzelnes Ticket für alles, wenn ich ein häufiges Ziel bislang gar nicht mit dem ÖPNV erreichen kann? Hier sehe ich die Herausforderung der Verkehrswende.

Die Frage der Flächenversiegelung sehe ich ähnlich wie du. Wo bekommt man Moorflächen und Waldflächen her, wenn zunehmend Fläche verbaut und versiegelt wird? Ohne Neubauten wird es auch zukünftig nicht gehen. Doch Flächennutzungspläne und Förderprogramme sollten so ausgerichtet werden, das nachverdichtet und idealerweise auf bereits bebauten / versiegelten Flächen saniert oder neu gebaut wird.

Zitat von Meridian im Beitrag #584

Doch wichtiger ist: Wie bekommt man unnötige Transport gemieden?



Das ist immer noch eine Frage, die die Menschen sich selbst privat beantworten müssen. Annalena Baerbock könnte wohl schlecht politisch entscheiden, ob Meridians Urlausbpläne notwendig sind oder ein unnötiger Transport (Merdian soll halt auf Balkonien bleiben).
Besser gewesen wäre Tempolimit 130. Mobil sein, doch mit weniger CO2 - Ausstoß ankommen.



zuletzt bearbeitet 17.10.2021 17:04 | nach oben springen


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