#1

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 09:46
von Gysi (gelöscht)
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Aus: 'Der freche Mario' (2017) von der Giordano-Bruno-Stiftung:

Religionsfreiheit ist ohnehin eine voll falsch verstandene Sache: Kinder üben doch keine Religionsfreiheit aus, wenn deren Eltern sie per erzieherischer Gehirnwäsche in Religionen zwingen! Wenn Eltern ihren Kindern Handlungen aufnötigen, die diese Kinder nicht erfassen, geschweige ein Für und Wider erörtern könnten. Vorausgesetzt, man ließe es überhaupt zu, dass Kinder sich eigene Gedanken machen und eigene Entscheidungen treffen.

Religionsfreiheit müsste zuerst bedeuten, Kinder von Religion frei zu halten. Mit Politik verfährt man so. Dafür sind Kinder zu klein, zu dumm, traut man ihnen gar nicht zu, das würde sie überfordern. Religion hingegen, als abstrakteste und abgehobenste menschliche Daseinsform überhaupt, ist Kindern jederzeit zuzumuten.

Man stelle sich vor, es ginge nicht um Religion, sondern um Politik: Die Eltern würden ihre Neugeborenen CDU-, SPD-, Linke- oder welche-Partei-auch-immer-taufen lassen, sonntags mit ihnen ins Parteibüro gehen, sie mit drei Jahren auf die Parteischule schicken, ihnen Parteiwimpel an die Wand nageln, ab der Einschulung Unterricht in der Partei „ihrer“ Wahl erteilen, ihnen mit zwölf Jahren per feierlichem Akt Teile vom Körper schneiden, einen Schwur aufs Parteibuch abnehmen. Jedem Dorfpfarrer würden sich bei derartiger Kindesmisshandlung die Schamhaare sträuben. Bei Religionen hingegen ist das alles völlig in Ordnung!


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)


Anthea findet das Top
zuletzt bearbeitet 10.02.2021 09:47 | nach oben springen

#2

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 10:11
von Findus | 2.509 Beiträge

Heißt Toleranz nicht auch, den individuellen Glauben eines Menschen oder die Wertevorstellungen einer Familie zu akzeptieren? Solange alles auf dem Boden des Grundgesetzes steht, ist alles gut.

PS: Atheismus halte ich im übrigen nur für eine Hyper-Religon im Sinne "Ich glaube, dass ich nichts glaube".

PPS: Glauben muss auch nicht zwingend etwas mit einer kirchlichen Organisation zu tun haben. In Deutschland wird die reale Bedeutung von Organisationen gerne manchmal ein wenig überbewertet.



zuletzt bearbeitet 10.02.2021 10:13 | nach oben springen

#3

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 10:48
von Anthea | 12.391 Beiträge

Ich habe mich schon vor vielen Jahren über die Zwangschristianisierung ereifert, die durch die Taufe stattfindet. Da wird einem wehrlosen Kind etwas aufgezwungen, dessen Tragweite es gar nicht überblicken kann. Und damit es dann gar nicht so richtig zum Nachdenken kommt, wird es mit Religionsunterricht in eine Richtung hin "gefüttert" und bei den Katholiken muss das Kind dann im Alter von ca. 10 Jahren, auch ab 6 möglich, in der Kommunion sein "Taufgelübde" erneuern. Bei den Protestanten liegt im Alter von ca. 14 Jahren die Konfirmation an.

Der wohl überlegte "Dreh" bei den Kirchenträgern liegt darin, dass zum einen ein Kind sich nicht widersetzen wird und, was noch wichtiger ist, der Status des "Getauft seins" in einer Richtung im späteren erwachsenen Leben in vielen oder den meisten Fällen so hingenommen wird, ohne groß nachzudenken.

Im Judentum macht man es sich mit der zugewiesenen Glaubenstheorie/Religion im Kindesalter auch einfach. Jüdisch ist automatisch, wer von einer jüdischen Mutter geboren wird. Diverse Feiern, die Religion betreffend, folgen im Laufe der Jahre. Im Islam wird dem Neugeborenen mehrmals ins Ohr geflüstert, was es zu verinnerlichen hat "Allahu akbar".

Jedenfalls folgt immer im Laufe der Zeit die Verfestigung des oktroyierten Glaubens. Ab 14 Jahren kann ein Kind aus der Kirche austreten. Aber, wer tut das schon? Hat man doch bis dato den jungen Menschen so geformt, dass er die "Schrecken dieser Handlung" kennt. Höllenqualen, Verbannung aus der Gemeinschaft der Gläubigen etc.
Das schreckt ab!

Ich bin der Meinung, dass man erst ab einem gewissen Alter einen jungen Menschen entscheiden lassen sollte, ob er sich zu einer Religion bekennen möchte. In dieser Zeit sollte er durch "Pflichtfächer" in der Schule einen guten Einblick in diverse Religionen der Völker erhalten. Und es sollte vom Schüler verstanden werden, dass der Glauben aus dem Herzen kommt, wo ein jeder seinen "Gott" fühlen kann. Gott als die unsichtbare Instanz und der Zufluchtsort, der "Hoffnung" heißt. Und dass es vollkommen egal ist, wie dieser Gott heißt.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#4

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 11:34
von Meridian | 2.857 Beiträge

Aber was ist Glaube? Ist das immer nur Religion? Ist Wissenschaft nicht auch ein Glaube?

Um auf die Beispiele von Kindern zu kommen, die bereits frühkindlich oder gar neugeboren in ihre Religionen eingewiesen werden: Das wendet Nordkorea aber 1:1 an. Sobald die Kinder sprechen können mit 2 oder 3 Jahren, werden ihnen in den Kindertagsstätten Loblieder auf den Führer beigebracht. Diese werden derart verinnerlicht, dass die meisten das auch in der Pubertät nicht hinterfragen. Vielleicht zu ihrem Glück, denn sonst drohen nicht nur den Jugendlichen, sondern der ganzen Familie das KZ-artige Arbeitslager. Im Grunde genommen ist der Führerkult in Nordkorea auch eine Religion, aber eine ganz radikale, eher noch schlimmer als die der Zeugen Jehovas. Dass andere Religionen dort streng verboten sind und verfolgt werden (für Christen ist Nordkorea schlimmer als jedes islamische Land!), zeigt, dass man im Grunde genommen nur seine eigene Religion duldet. Im Gegensatz zu den ZJ verfügt Nordkorea über Armee, Polizei und Spitzel. Aber man stelle sich vor, die ZJ haben einen eigenen Staat. Ich glaube kaum, dass sie besser wären.

Und doch brauchen Kinder etwas, woran sie sich festhalten können. Komplett ohne Glaube an etwas zu erziehen dürfte zu Haltlosigkeit führen. Das soll aber so behutsam geschehen, damit Kinder im späteren Alter das überdenken und hinterfragen können. Vielleicht sollte das Hinterfragen selber als gesellschaftlicher Wert etabliert werden.

Ja, unsere Religionen sind immer mehr antiquiert. Das ändert auch der aktuelle, relativ fortschrittliche Papst nicht. Es muss aber ein komplett neues Wertesystem für die Zukunft entwickelt werden. Aktuell hängen wir dazwischen: Einerseits die Religionen, die im Grunde genommen Rückzugsgefechte führen (kann aber noch Jahrhunderte dauern), andererseits ein Wirtschaftssystem, bei dem v.a. das Geld zählt. Geld sollte aber kein gesellschaftlicher Wert sein, sondern lediglich als Tauschwert von Waren dienen, nicht der Vermehrung selber. Demokratie und Freiheit wird zwar gerne propagiert, aber in Wirklichkeit ordnet sich das auch dem Geld unter.

Solange aber ein neues Wertesystem nicht wirklich etabliert ist, müssen die alten Religionen - leider! - noch die Fahne hochhalten. Religion kommt aus dem Lateinischen und heißt Rückbindung. Und die haben Menschen so lange nötig, bis ein neues Wertesystem etabliert ist.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#5

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 12:45
von Findus | 2.509 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #3
Jedenfalls folgt immer im Laufe der Zeit die Verfestigung des oktroyierten Glaubens. Ab 14 Jahren kann ein Kind aus der Kirche austreten. Aber, wer tut das schon? Hat man doch bis dato den jungen Menschen so geformt, dass er die "Schrecken dieser Handlung" kennt. Höllenqualen, Verbannung aus der Gemeinschaft der Gläubigen etc.
Das schreckt ab!


Ich glaube, du unterschätzt die Jugend und ihre Fähigkeit kritisch zu Hinterfragen.
Es mag sein, dass die katholische Kommunion im jungen Alter heute noch Standard ist. Die Konfirmation hingegen ist heute gar nicht mehr so selbstverständlich wie sie früher war.
Auch die Vorbehalte gegen den Religionsunterricht kann ich in ihrer Absolutheit nicht gelten lassen. Zum einen kann Werte und Normen als Alternative zum Religionsunterricht gewählt werden. Zum anderen schaut der heutige Religionsunterricht in Schulen deutlich über den Tellerrand und wirft auch einen Blick auf andere Religionen.

Was natürlich nicht gehen darf ist, dass ein Priester oder Pfarrer in der Schule Religion unterrichtet. Dies sollte einer regulären Lehrkraft überlassen bleiben.


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#6

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 13:14
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Findus
Heißt Toleranz nicht auch, den individuellen Glauben eines Menschen oder die Wertevorstellungen einer Familie zu akzeptieren? Solange alles auf dem Boden des Grundgesetzes steht, ist alles gut.

Dann ist also das Grundgesetz die 'Reiligion', nach der sich auch die Bekenntnisgruppen zu richten haben, die sich tatsächlich Abhänger einer Religion sind!

Fühlen und Denken tut das Individuum, keine Gruppe, Familie und so was. Kindern sollte das Instrumentarium mitgegeben werden, das sie dazu befähigt, qualifizierte Lebensentscheidungen zu treffen, nämlich dann, wenn sie schon groß sind! Authentizität ist das Lebensgefühl, das glücklich macht!

Zitat
Atheismus halte ich im übrigen nur für eine Hyper-Religon im Sinne "Ich glaube, dass ich nichts glaube".

Atheismus ist keine Religion! Und ganz gewiss kein Nihilist! Der Atheist glaubt allerdings auch. Und zwar, dass es keinen Gott gibt!

Außerdem glaube ich dazu noch an den Urknall, die Wissenschaften und den Erkenntnisweg über den ZWEIFEL (statt dem Glauben)! Ich glaube an die Kraft der intelligenten Auseinandersetzung. These - Antithese - Synthese. Und ich glaube daran, dass ich mich irren darf! Und für einen aufrichtig begangenen Irrtum nicht hart mit ewig währenden Strafen bedroht werde, wie das im Christentum und besonders im Islam der Fall ist.


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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#7

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 13:17
von Anthea | 12.391 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #5
Zitat von Anthea im Beitrag #3
Jedenfalls folgt immer im Laufe der Zeit die Verfestigung des oktroyierten Glaubens. Ab 14 Jahren kann ein Kind aus der Kirche austreten. Aber, wer tut das schon? Hat man doch bis dato den jungen Menschen so geformt, dass er die "Schrecken dieser Handlung" kennt. Höllenqualen, Verbannung aus der Gemeinschaft der Gläubigen etc.
Das schreckt ab!


Ich glaube, du unterschätzt die Jugend und ihre Fähigkeit kritisch zu Hinterfragen.
Es mag sein, dass die katholische Kommunion im jungen Alter heute noch Standard ist. Die Konfirmation hingegen ist heute gar nicht mehr so selbstverständlich wie sie früher war.
Auch die Vorbehalte gegen den Religionsunterricht kann ich in ihrer Absolutheit nicht gelten lassen. Zum einen kann Werte und Normen als Alternative zum Religionsunterricht gewählt werden. Zum anderen schaut der heutige Religionsunterricht in Schulen deutlich über den Tellerrand und wirft auch einen Blick auf andere Religionen.

Was natürlich nicht gehen darf ist, dass ein Priester oder Pfarrer in der Schule Religion unterrichtet. Dies sollte einer regulären Lehrkraft überlassen bleiben.


Ja, natürlich fragen sich auch manche Schüler: Muss das sein? Oder bemerken das Absurde...

Aber warum lässt man nicht jedes Kind ab einer bestimmten Reife selbst entscheiden, ob es religionszugehörig sein will oder quasi "vereinsfrei"?
Stattdessen werden Überlegungen angestellt, Religion zu einem Hauptfach in allen Schulen zu erheben. Mit der Konsequenz, dass dann ein Schüler mit einer schlechten Note darin zusätzlich zu einem anderen "Hauptfach" ein Klassenziel nicht erreicht?

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#8

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 13:25
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Meridian
Und doch brauchen Kinder etwas, woran sie sich festhalten können.

Ethische Werte wie "Du sollst nicht lügen!" und "Du sollst nicht stehlen!" kannst du ihnen ohne Gott beibringen. Kommen Moral und Recht von Gott? Nein, tun sie nicht! Sie kommen aus dem Gruppenleben, das die Individuen dazu edrzieht, sich optimal zu verhalten!

Zitat
Solange aber ein neues Wertesystem nicht wirklich etabliert ist, müssen die alten Religionen - leider! - noch die Fahne hochhalten.

Ja, das behauptet mein Namensvetter Gregor (Gysi) auch. Aber wir haben doch schon ein neues Wertesystem! Nämlich die Menschenrechte! Aus denen auch unser Grundgesetz kommt!

Die Religionsfreiheit ist doch nur Blendwerk! Dann wenn die mit dem Grundgesetz kollidiert, ist Schluss mit der Freiheit! Die alten monotheistischen Religionen sind doch nur noch sentimentale Folklore und sonst nichts! Manchmal leider auch bösartige, immer noch...


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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#9

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 13:26
von heiner | 881 Beiträge

Meine Kinder wurden von uns Eltern nicht zur Taufe gebracht. Als sie entscheiden konnten, ist meine Tochter ein engagiertes Mitglied der evangelischen Kirche geworden, was sie bis heute praktiziert.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
Findus und Anthea haben sich bedankt!
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#10

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 14:38
von Anthea | 12.391 Beiträge

Findus schrieb: "Ich glaube, du unterschätzt die Jugend und ihre Fähigkeit kritisch zu Hinterfragen."

Eben habe ich per Zufall ein Beispiel dafür erhalten. In einem Telefonat erzählte mir eine Bekannte von einer Diskussion, die katholische Kirche betreffend, aufgemacht an Kardinal Woelki.
Wir kamen auch auf dieses Thema und sie erzählte mir, dass ihr Enkel kurz bevor er konfirmiert werden sollte, Zweifel äußerte. Er meinte wohl, das sei ja alles gut und schön, eben die zehn Gebote, alles richtig. Aber sonst? Jesus sei ein Wanderprediger gewesen... Kurzum wurde er von seinen Eltern gefragt, ob er denn nicht zur Konfirmation gehen wolle. Er bestätigte dies. Und gut war's. Vernünftige Eltern.

Noch kleine Begebenheit am Rande: Er hatte wohl auch gesagt, wenn er nicht gehen würde, dann gäbe es auch keine Geschenke und wurde dahingehend getröstet, dass seine Geburtstagsgeschenke ja etwas üppiger ausfallen könnten.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#11

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 16:06
von Anthea | 12.391 Beiträge

"Atheismus ist keine Religion!"

Ich habe immer den Agnostizismus als die wahre und ehrliche Religion betrachtet und bezeichnet.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#12

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 16:58
von Till (gelöscht)
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Zitat von Gysi im Beitrag #1
Religionsfreiheit ist ohnehin eine voll falsch verstandene Sache: Kinder üben doch keine Religionsfreiheit aus, wenn deren Eltern sie per erzieherischer Gehirnwäsche in Religionen zwingen!

Das ist auch nicht gemeint mit Religionsfreiheit. Hier greift Art. 6 GG. Der gibt den Eltern (manchmal leider) das Recht, ihre Kinder in ihrem Sinne zu erziehen, egal ob religiös oder politisch.



Findus hat sich bedankt!
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#13

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 17:15
von Till (gelöscht)
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Zitat von Meridian im Beitrag #4
Ja, unsere Religionen sind immer mehr antiquiert. Das ändert auch der aktuelle, relativ fortschrittliche Papst nicht. Es muss aber ein komplett neues Wertesystem für die Zukunft entwickelt werden. Aktuell hängen wir dazwischen: Einerseits die Religionen, die im Grunde genommen Rückzugsgefechte führen (kann aber noch Jahrhunderte dauern), andererseits ein Wirtschaftssystem, bei dem v.a. das Geld zählt. Geld sollte aber kein gesellschaftlicher Wert sein, sondern lediglich als Tauschwert von Waren dienen, nicht der Vermehrung selber. Demokratie und Freiheit wird zwar gerne propagiert, aber in Wirklichkeit ordnet sich das auch dem Geld unter.

Solange aber ein neues Wertesystem nicht wirklich etabliert ist, müssen die alten Religionen - leider! - noch die Fahne hochhalten. Religion kommt aus dem Lateinischen und heißt Rückbindung. Und die haben Menschen so lange nötig, bis ein neues Wertesystem etabliert ist.

Das Wertesystem haben wir in Form der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, zu finden in Abschnitt I GG; Art. 20a GG fordert sogar Natur- und Tierschutz. Hinzu kommen die diversen Gesetze. Das ist eigentlich alles, was wir brauchen, und kann in einem Schlagwort zusammengefaßt werden: Ehrfurcht vor der Schöpfung. Aber wie es auch unter den religiösen Menschen Pharisäertum gibt, so gibt es leider auch in der Politik häufig einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, der in der Tat fast immer etwas mit Geld zu tun hat.
Religion braucht man eigentlich nur noch um seinen Bedarf an Spiritualität zu decken. Ich brauche sie nicht; ich habe dafür die Astronomie.



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#14

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 17:32
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Anthea
Ich habe immer den Agnostizismus als die wahre und ehrliche Religion betrachtet und bezeichnet.

Kannst du ja gerne tun. Aber auch der Agnostizismus ist keine Religion. Sondern eine Absage an dem irrealen Glauben der Religionen. Wer glaubt, muss auch in den selben Maß an das ZWEIFELN, an das er glaubt! Der Religiöse schiebt aber diese Logik weg: Je mehr er glaubt, desto 'überzeugter' ist er. Der Zweifel wird in den Religionen sogar verachtet und mit Strafen verfolgt! Darum halte ich die Religionen ja auch für antwissenschaftlich, weil der wissenschaftliche Erkenntnispfad die Rede und Gegenrade ist. These gegen Antithese, Glaube gegen Zweifel!


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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#15

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 10.02.2021 17:45
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Mecki
Das ist auch nicht gemeint mit Religionsfreiheit. Hier greift Art. 6 GG. Der gibt den Eltern (manchmal leider) das Recht, ihre Kinder in ihrem Sinne zu erziehen, egal ob religiös oder politisch.

Wie die Religionsfreiheit nun 'gemeint' ist, ist wurscht - sie wird falsch praktiziert! Das große Wort 'Freiheit' ist positiv konnotiert. Aber die Religionsfreiheit als Zugriff der Bekenntnisgruppen auf kleine Kinder zu verstehen, ist eine Freiheit mit dem hässlichen Gesicht der Manipulation, die Richard Dawkins völlig zu Recht als einen 'Missbrauch kindlicher Dispositionen' definiert! FREIHEIT sollte die Freiheit junger Menschen sein, sich für eine oder gegen alle Religionen zu entscheiden! Das kann kein Baby zu seiner Taufe, das kann kein 10-jähriges Kind zu seiner Kommunion und auch nicht mit 14 zu seiner Konfirmation! FREIHEIT ist die FREIHEIT zur Gegenrede, zum Zweifel und zu selbständigem Denken, ohne dass dem Heranwachsenden mit göttlicher Strafe gedroht wird, wenn er die Frechheit besitzt, diese Freiheit auch zu nutzen!


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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