#91

RE: Das bedingungslose Grundeinkommen – bGE

in Ökonomie 17.09.2018 17:22
von Meridian | 2.860 Beiträge

@denker

Ich habe bei Macrons Plan nicht geschrieben, dass sein geplantes Einkommen bedingungslos ist. Laut Pressemeldungen soll es aber für jeden bezahlt werden, der auch in Arbeit ist. Es ist insofern ein Fortschritt gegenüber Hartz4, dass dann nicht nur die (arbeitswilligen!) Arbeitslosen Geld bekommen, sondern auch die Arbeitenden.

Zu deinen 50€ pro Monat. Auch wenn ich mich wiederhole, aber das ist Unsinn. Es würde eine Teuerung mit sich nachziehen, welchen die Kaufkraft des Euros auf etwa ein Viertel herunterdrücken wird. Das würde bedeuten, dass man mit 50€ dann nur soviel kaufen könnte wie heute mit 12,50€. Und ein BGE würde dann erneut nicht fürs Auskommen ausreichen.
Den Mindestlohn auf 10-12€ anheben habe ich nichts dagegen, solange es kein existenzsicherndes BGE gibt. Aber schon hier gibt es leichte Teuerungen, z.B. beim Friseur. Wichtiger ist vielmehr, dass nicht mehr die Arbeitskraft besteuert wird, sondern die Produktion, die ja zunehmend maschinell geschieht. Dann würden auch Dienstleistungen billiger werden.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#92

RE: Das bedingungslose Grundeinkommen – bGE

in Ökonomie 18.09.2018 00:27
von Gelöschtes Mitglied
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Klingt ja richtig gut! Nur - kennen wir schon ausreichend die Auswirkungen, die ein BGE gesellschaftlich hätte?

Wohl eher nein!

Tatsächlich wird es auf das konkrete Modell ankommen! 3000€ für jeden.....NETTO - würde bei einer Familie mit 3 Kindern zu einem Grundeinkommen von 15.000€ Netto führen......kann man so machen.....ist aber erklärungsbedürftig, wie es im Detail dann aussieht.......

2,4 Billionen würde so ein Vorschlag in der Umsetzung kosten - je Jahr. Kann man machen - führt aber dazu, dass alle derzeitigen Ausgaben in Richtung Staat in doppelter Höhe anfallen würden.....


Ich mag Bomben auch nicht - trotzdem ist mir klar, dass wir keine 2,4 Billionen je Jahr für Bomben ausgeben.
Bereits die Finanzierung eines BGEs von 1.200€ je Monat ist ein gesellschaftlicher Kraftakt! DIESEN halte ich gerade noch für vermittelbar.

Wer 3000€ will, sollte auch benennen können, wie eine Finanzierung aussehen sollte......

3000€ werden nur gelingen, wenn die Kaufkraft entsprechend ist....so gesehen sind dann 3000€ nicht mehr viel. Das sollte jedem klar sein....


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#93

RE: Das bedingungslose Grundeinkommen – bGE

in Ökonomie 18.09.2018 10:31
von Anthea | 12.405 Beiträge

Berechnungen hin und her, alles gut und schön. Und natürlich wäre ein tragfähiges Modell, das Menschen eine gewisse Existenzsicherung gibt, durchaus willkommen.

Bei allen Betrachtungen kommt aus meiner Sicht jedoch ein Aspekt zu kurz. Die Mentalität der Menschen.
Damit meine ich, dass nichts geht, wenn keine Gelder erwirtschaftet werden.

Denn Menschen, die erst einmal "versorgt" sind, werden natürlich keine Arbeit annehmen, die ihnen nicht gefällt. Und somit werden viele "Laubenpieper" mit Hängematte (nur als Beispiel) gezüchtet. Ich meine damit, dass vielen einfach das, was sie erhalten, genug ist und sie sich den Stress von Arbeit gar nicht wirklich antun wollen. Die dann zwar gemacht werden muss - aber liegen bleibt. Es sei denn, sie würde getan zu "erpresserischen" Lohnforderungen. Das nun kann wiederum nicht im Sinne der Wirtschaft, der Unternehmen sein.

Andere wiederum würden sich verwirklichen wollen. Das tun, was ihnen Spaß macht und wozu sie sich berufen fühlen. Und meinen, Talent zu besitzen. So würden wir dann eine Flut von "Künstlern" auf allen künstlerischen Gebieten bekommen. Alle auf der Suche nach Anerkennung und Erfolg. Wobei dann die pekuniäre Notwendigkeit, mit seiner "Kunst" Geld verdienen zu müssen, entfällt.

Fazit: Menschen wollen leben, wollen gut leben und Freude am Leben haben. Das alles soll ja allen gegönnt sein. Aber bei Erhalt eines bGE wird sich die Mentalität "es steht mir zu", die heute schon weit verbreitet ist, noch vertiefen. Ohne die Frage stellen zu müssen: Was gebe ich dafür? Nur Rechte ohne Pflichten?

Der größte Unsicherheitsfaktor beim Durchspielen diverser Möglichkeiten ist und bleibt - aus meiner Sicht - der Bürger selbst.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)


zuletzt bearbeitet 18.09.2018 10:32 | nach oben springen

#94

RE: Das bedingungslose Grundeinkommen – bGE

in Ökonomie 18.09.2018 19:39
von gun0815 (gelöscht)
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Wenn BGE, dann in Höhe des derzeitigen Grundlohn, gerechnet auf eine 40 h Woche. Das bedeutet, dass AG mehr bezahlen müßten (was sie könnten), um überhaupt jemanden zum Arbeiten zu bewegen.

...ich war selbst mal AG und kann dies bestätigen, weil die Auftragslage in D grad enorm ist.

Ich bin für ein BGE.
Dies fließt eh zu großen Teilen in den Konsum und erzeugt dadurch auch Steuereinnahmen. Es würde die Menschen von der unsinnigen Bürokratie der Ämter entbinden und somit auch Personalkosten in diesen ersparen.

H4 verstößt mMn gegen das GG. Da weder persönlich Umstände (die in jedem Strafprozess eine Rolle spielen), noch individuelle Belange (auch jene sind in Strafprozessen immer relevant, nur bei der Verteilung dieser Almosen nicht) werden in die Berechnung dieses Unikums einbezogen.

"Die Würde des Menschen ist....."


mfg


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!


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#95

RE: Das bedingungslose Grundeinkommen – bGE

in Ökonomie 22.09.2018 10:53
von Findus (gelöscht)
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Zitat von Atue im Beitrag #92
Wer 3000€ will, sollte auch benennen können, wie eine Finanzierung aussehen sollte......



Wer dagegen nur 500 bis 1.000 Euro will muss beantworten, was das bringen soll.


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#96

RE: BGE in Finnland...

in Ökonomie 09.02.2019 11:18
von Meridian | 2.860 Beiträge

Man kann sagen, dass das BGE in Finnland gescheitert ist.

https://www.welt.de/wirtschaft/article18...ttaeuschte.html

Außer, dass die BGE-Empfänger sich etwas weniger gestresst fühlen, brachte es keine wirklichen Erkenntnisse. ABER:

Wenn ich den Artikel so lese, habe ich den starken Verdacht (ja, ich bin mir 100% sicher), dass die jetzige konservative Regierung das ursprüngliche, von der Vorgängerregierung geplante BGE so verwässert hat, dass auch nichts dabei rauskommen konnte. Und ich bin mir sicher, dass das so gewollt ist.

Immerhin zeigt das Ergebnis, dass ein BGE auch richtig und nicht halbherzig geplant werden muss, um auch "richtige" Ergebnisse zu bekommen. Das heißt nicht, dass das das BGE wirklich gescheitert ist. Möglich, dass es um Jahre zurückgeworfen ist, aber den nächsten und hoffentlich besseren Versuch wird es bestimmt geben.

Man kann es vergleichen mit der GROWIAN, der damals größten Windenergieanlage der Welt, die in Deutschland in den frühen 80er-Jahren aufgestellt wurde. Sie scheiterte dauern mit technischen Problemen. Die Energiewirtschaft (allen voran RWE) hat diese Anlage absichtlich so gebaut, dass die scheitern musste. Mit dieser erzieherischen Maßnahme sollten Atomkraftgegner bekehrt werden. Es hat die Windkraft in DE um Jahre zurückgeworfen, aber jetzt ist sie trotzdem hinter der Braunkohle zum Stromversorger Nr. 2 geworden. Und dank des geplanten Kohleausstiegs kann man schon Wetten abschließen, in welchem Jahr mehr Strom aus Windenergie anstatt aus Braunkohle gewonnen wird. Ich schätze zwischen 2020 und 2025. Dieses Jahr nur, wenn das Windjahr außergewöhnlich gut wird, wobei der Januar schon mal einen guten Start hinlegte (Wind: über 15 Mrd kWh, Braunkohle: knapp 10 Mrd kWh). Da kann ich nur sage: Weiter so!

Aber um mit dem BGE zu vergleichen: Man kann bestimmte Entwicklungen aufhalten und bremsen, aber sie werden sich irgendwann trotzdem durchsetzen.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.


zuletzt bearbeitet 09.02.2019 11:19 | nach oben springen

#97

RE: BGE in Finnland...

in Ökonomie 18.03.2020 11:06
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Hier ein Artikel aus dem Focus, der über kurz oder lang wieder die Frage nach dem BGE anwerfen wird...

https://www.focus.de/politik/videos/inst...ts=201602251846

Wer die Kritik Christoph Butterwegges wirklich verstehen will, sollte ihn aber auch in seiner Fachliteratur lesen.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#98

RE: BGE und Corona-Krise

in Ökonomie 19.03.2020 13:59
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Ich bin sehr positiv überrascht...
Das Thema BGE scheint jetzt in eine Notsituation hochaktuell zu werden...

https://www.stern.de/wirtschaft/corona-k...n--9185738.html


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#99

RE: BGE und Corona-Krise

in Ökonomie 20.03.2020 19:08
von Findus | 2.520 Beiträge

Nur das du es mit Steuerverzicht und kränkelnder Wirtschaft in der Krise nicht finanzieren kannst.


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#100

RE: BGE und Corona-Krise

in Ökonomie 20.03.2020 22:01
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Lieber Findus,

ich bin mir sicher, auch da würde man einen Weg finden, wenn man wirklich wollte. Das Problem ist eher das wollen und das sich Lösen von gängigen Gedankenstrukturen...


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#101

bGE für die junge Generation

in Ökonomie 21.03.2020 10:50
von Findus | 2.520 Beiträge

Ein Argument hat in dieser Diskussion bisher niemand überzeugend entkräften können:
Es ist nun einmal so, dass auch die Einführung eines bGE mit Gerechtigkeitsfragen verbunden ist. Es gibt nicht nur den Grundsatz der angemessenen sozialen Absicherung (das darf gerne ein gesellschaftlicher Durchschnitt sein), sondern auch den Grundsatz der Leistungsgerechtigkeit.
In den derzeitigen sozialen Sicherungssystemen bilden sich beide Grundsätze ab. Entsprechend haben die Menschen einen Anspruch in der Sozialversicherung sich erarbeitet. Die Frage, ob die Absicherung im Alter in allen Fällen gerecht ist, ist eine zweite, die ich hier nicht behandeln möchte.

Ein bGE würde nun breit eingeführt viele Fragen gegenüber dem bisherigen sozialen Sicherungssystem auslösen. Wer hat worauf ein Anrecht oder wird die nach Leistung erarbeitete Anwartschaft - vermutlich rechtswidrig - enteignet? Wie ginge man mit Fallkonstellationen bGE und Anspruch auf Renten, Arbeitslosengeld, Leistungen der Kranken, Pflege- und Unfallversicherung um? Leistung + bGE wäre eine Besserstellung gegenüber nur bGE.

Darum war und ist mein Fazit: bGE kann man Einführen, jedoch nur für die junge Generation, die bislang noch nicht im Erwerbsleben steht. Kurz: Wir könnten entscheiden, dass unsere Kinder bzw. Enkel ein besseres Leben haben.



zuletzt bearbeitet 21.03.2020 10:56 | nach oben springen

#102

RE: bGE für die junge Generation

in Ökonomie 21.03.2020 19:19
von Meridian | 2.860 Beiträge

Die Corona-Krise erreicht auch das Hartz4. Vermögensgrenzen werden für 6 Monate ausgesetzt. Ebenso Gehaltsnachweise und die jährliche Hinzuverdienstgrenze werden ausgesetzt bzw. stark erhöht.

https://www.n-tv.de/politik/Heil-setzt-V...le21659735.html

Diese Sofortmaßnahme birgt eine große Chance, eine Reform einzuleiten, wenn das Gröbste bei der Krise überstanden sein wird.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#103

RE: bGE für die junge Generation

in Ökonomie 22.03.2020 09:21
von Findus | 2.520 Beiträge

Ich sehe nicht, wo du die Chance siehst. Ich sehe eher volkswirtschaftliche Rationalität.


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#104

RE: bGE für die junge Generation

in Ökonomie 22.03.2020 11:04
von Meridian | 2.860 Beiträge

Fakt ist, dass man sich beim Thema Hartz4 überhaupt bewegt hat, und sei es durch die Corona-Krise bedingt. Alleine das erleichtert den riesigen Verwaltungsaufwand. Leider bewegt sich die menschliche Entwicklung häufig erst infolge von Krisen. Und dadurch kann überhaupt viel mehr hinterfragt werden, ob man nach Corona diese Sofortmaßnahmen wieder zurücknimmt oder nur teilweise. So wird ja schon länger an der Vermögensobergrenze moniert, ebenso beim Thema Verdienstobergrenze. Rumoren tut es schon länger. Und alle Parteien außer der AfD haben durchaus Ideen eingebracht, was man an H4 zum Positiven ändern kann, ja sogar die FDP. Auch dass das Verfassungsgericht die Sanktionen immerhin beschränkt hat, zeigt, wie wichtig eine generelle Reform von H4 ist.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#105

RE: bGE für die junge Generation

in Ökonomie 22.03.2020 13:38
von Findus | 2.520 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #104
Und dadurch kann überhaupt viel mehr hinterfragt werden, ob man nach Corona diese Sofortmaßnahmen wieder zurücknimmt oder nur teilweise.


Die Gesetzesänderungen sind bereits im Gesetz befristet. Die Entscheidung ist somit bereits getroffen, lieber Meridian.


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