#61

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 11:40
von Anthea | 12.390 Beiträge

Zitat
Probleme in der Erziehung entstehen tendenziell dann, wenn - leider (!) - eine Orientierung an (autoritären) Konformitätsvorstellungen erfolgt.



Das sehe ich ähnlich. Und so ist auch meine Bemerkung zur Förderung der Individualität gemeint, die spätere Probleme vermeiden könnte.
Aber genau das zu wissen, dass ein jeder Mensch, jedes Kind, anders ist, das weiß eben nicht jedes potenzielle Elternteil. Und so werden normale kindliche Phasen in der Entwicklung fehl gedeutet (Trotz z.B.) und dann in eine falsche Richtung hin gelenkt, "erzogen". "Woher hat der/die das nur?" "Aus der Art geschlagen"....

Passender Songtext

"Junge,
Warum hast du nichts gelernt?
Guck' dir den Dieter an,
Der hat sogar ein Auto
Warum gehst du nicht zu Onkel Werner in die Werkstatt?
Der gibt dir 'ne Festanstellung (wenn du ihn darum bittest)
Junge ..."

Was mir gut gefällt ist ein interessanter Gedankengang von Freud in Bezug auf Kindererziehung::

"Ein Kind soll Triebbeherrschung lernen. Ihm die Freiheit geben, dass es uneingeschränkt allen seinen Impulsen folgt, ist unmöglich. Die Erziehung hat also ihren Weg zu suchen zwischen der Scylla des Gewährenlassens und der Charybdis des Versagens."

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#62

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 12:17
von Findus | 2.509 Beiträge

Mit Freud transportierst du - ohne es vermutlich zu Wissen - ein bestimmtes und überholtes Erziehungsbild.


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#63

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 17:47
von Anthea | 12.390 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #62
Mit Freud transportierst du - ohne es vermutlich zu Wissen - ein bestimmtes und überholtes Erziehungsbild.


Aber nicht mit dem Spruch alleine. Dieser zeigt eine Symbiose auf.
Aber in Bezug auf Freud und den Benühungen der Eltern, ihren Kindern ein starkes "Ich" zu vermitteln, führt er fünf Prinzipien an, was deren Triebe und Umgang mit diesen aus psychoanalytischer Sicht erforderlich macht:

1. Das Erkennen der Natur der Triebe und das Verlangen des Kindes, ihnen Ausdruck zu verleihen und dies zu akzeptieren und zu erlauben.

2. Die normalen psychosexuellen Entwicklungsstadien erkennen und Konflikte, mit denen das Kind in verschiedenen Stadien konfrontiert wird

3. In jedem Entwicklungsstadium dem Kind genügend Möglichkeiten schaffen, seine Triebe in verständnisvoller Atmosphäre zu befriedigen. Sie sollten jedoch nicht übermäßiger Befriedigung den Weg bahnen, da das Kind sonst auf den Punkt fixiert und nicht mehr willens wäre, sich zum nächsten Stadium fortzuentwickeln;

4. Dem Säugling reichlich Pflege und Schutz geben, damit das schwache Ich nicht von der physischen und sozialen Umwelt überwältigt wird;

5. mit der Zeit zunehmend Anleitungen zum Problemlösen geben, damit das Ich ein expandierendes Repertoire an bewussten Anpassungstechniken entwickeln kann, die allen Triebbedürfnissen unter unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen Genüge leistet.

Zusammengefasst im Lehr- und Praxisbuch von Robert Murray Thomas/Birgitt Feldmann: Die Entwicklung eines Kindes

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#64

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 20:06
von Findus | 2.509 Beiträge

Soweit ich es erkennen kann handelt es sich um amerikanische Autoren und bei dem Buch um die 4. Auflage einer Übersetzung aus den 1980er Jahren. So wie du schreibst, kann es sich eigentlich um kein Zitat handeln, sondern um eine persönliche Meinung von dir?

Grundsätzlich ist sicherlich nicht Freud das Maß der Dinge. Wir sollten lieber über Bindungstheorien und ähnliches reden. Oder meinetwegen die Klassiker wie Rosseau, Piaget und Siegfried Bernfeld.



zuletzt bearbeitet 16.08.2020 20:11 | nach oben springen

#65

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 20:13
von Findus | 2.509 Beiträge

PS: Haben wir uns nicht zwischenzeitlich Recht weit vom eigentlichen Thema entfernt?


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#66

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 21:51
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Ein bisschen schon, Findus, aber vielleicht geben Freud und andere Experten ja endlich Antwort auf die dringende Frage, die ich mehrfach stellte:
Welche konkreten Inhalte soll ein Pflichtprogramm für angehende Eltern enthalten?

Schaue ich mir den Freud an, geht es um Affektkontrolle, Nachahmung und Ausprägung individueller Persönlichkeitsmarken. Gerade Freud ist ja letztlich auch an Konformität, dem Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit und gesellschaftlichem Druck gescheitert, wie so viele seiner Zeitgenossen. Ich kenne da einige Literaten..., viele von ihnen noch sehr jung, die sich im Koks letztlich die Kante gegeben haben.

Womit ich wieder bei dem Trugschluss wäre, eine Gesellschaft könne all ihre politischen und sozialen Prämissen 1:1 auf ihre Bürger transferieren. Unter dem Motto, der Staat sagt euch jetzt mal, wo es langgeht, wenn ihr seine Ratschläge nicht annehmt, lauft ihr Gefahr, im Knast zu landen!
Gerade die Ausbildung individueller Stärken, verbunden mit einer Anleitung, seine Emotionen im Zaum zu halten, ist ein Entwicklungsweg, den der Großteil der Elternschaft rein intuitiv und ganz natürlich vorantreibt. Schwieriger wird es erst mit zunehmenden Alter, weil dann gesellschaftliche Einflüsse, vor allem peer groups und "fremde" Bezugspersonen den Stab übernehmen.
Sollte das dann ein Kapitel im Pflichtprogramm sein? Dass Eltern gesagt wird, hey, dein Kind orientiert sich bald mehr am Geschmack, dem Besitz und den Prioritäten Gleichaltriger? Darauf kommen die von ganz allein und es sind auch nicht mangelnde Elternfähigkeiten, die hier greifen sondern unser Gesellschaftsbild, in das Familien nun mal eingebunden sind und es natürlich auch an ihre Kinder weitergeben.
Soll im Umkehrschluss heißen, dass pflichtgemäße Familienberatung nicht umhin kommt, Eltern frühzeitig klar zu machen, dass eine konsumorientierte Leistungsgesellschaft wenig Spielraum für individuelle, selbstbestimmte Prämissen sowohl für die eigene Lebensführung als auch für die der Kinder zulässt, es sei denn, man zieht in den Wald oder steigt anderweitig aus.
Nochmal, straffällige Jugendliche haben meist nur marginal ein Problem mit ihren Eltern und sind auch in den wenigsten Fällen in ihrer Kindheit Opfer von Gewalt oder Vernachlässigung geworden, sie sind schlicht Aussteiger, die die Ellenbogengesellschaft rausgekickt hat oder es sind solche, die ihre Helikoptereltern einfach nicht mehr ertragen konnten!


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#67

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 21:54
von Anthea | 12.390 Beiträge

Zitat
So wie du schreibst, kann es sich eigentlich um kein Zitat handeln, sondern um eine persönliche Meinung von dir?



Nein, wie ich schrieb, bzw. ich habe abgeschrieben. Ich möchte mich nicht mit fremden Federn schmücken. Lach*
Schon gar nicht mit Sigmunds.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#68

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 21:58
von Anthea | 12.390 Beiträge

Der gute Erzieher legt die Kinder als Maß an sich, der schlechte sich als Maß an die Kinder.
Lucius Annaeus Senecio


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#69

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 22:06
von Findus | 2.509 Beiträge

Ein schönes Zitat, Anthea.

Doch moorhuhn hat Recht, noch niemand der Elternpflichtkurse vorschlug hat etwas zu den Inhalten eines solchen Kurses gesagt. Wer aber den solche Pflichtkurse vertritt, müsste das wie und was beantworten!


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#70

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 16.08.2020 23:20
von Atue (gelöscht)
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Elternpflichtkurse klingt mir eigentlich auch zu hart. Haben wir in der Schule auch Deutschpflichtkurse? Und Mathepflichtkurse?

Natürlich kann man es so nennen - tatsächlich geht es mir um wirklich ein paar Basics. Eltern sollten meines Erachtens nach Grundkenntnisse dazu haben, was eine gesunde Ernährung ist. Eltern sollten wissen, dass ein dreijähriges Kind intellektuell noch nicht in der Lage ist, einen Kinofilm zu verarbeiten. Eltern sollten um die Bedeutung von Kinderzeit wissen. Es sollte ihnen klar sein, wann es angemessen ist, zu einem Kinderarzt zu gehen, und welche Reaktionen von Kindern normal sind. Eltern sollten wissen, von welchen Stellen sie geholfen bekommen, und welche Hilfe sie erwarten können. Sie sollten auch wissen, wie wichtig feste Strukturen im Leben von Kindern sind.

All das dauert keine hundert Stunden - und früher haben solche Informationen auch häufig die eigenen Familien mitgebracht. Da aber feste Famileinstrukturen deutlich seltener geworden sind, wäre eine entsprechende Vermittlung von diesen Basics und sicherlich noch ein bisschen mehr schon ziemlich gut.

Es geht nicht darum, NORM-Eltern zu schaffen - es geht aber darum, dass es gute Gründe dafür gibt, warum man hohe Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Bildung, im Gesundheitswesen etc. etc. einzieht - und es wäre wirklich an der Zeit, dass auch mal klar wird, dass Elternsein einerseits kein Hexenwerk ist, aber andererseits ein verdammt verantwortungsvoller Job, weil man Verantwortung für die eigenen Kinder übernimmt!

Sicher - eigentlich sollte das Trivial sein. Nur - eigentlich ist zählen, rechnen und schreiben auch trivial, und trotzdem sind wir uns als Gesellschaft nicht zu schade, das auch als Allgemeinwissen zu vermitteln.

Ich möchte auch wirklich mal mit dem Vorurteil aufräumen, dass gleich jeder, der ein Kind in die Welt setzen kann, auch intuitiv weiss, wie er diesem Kind auch nur im Ansatz gerecht wird. Sicher, viele Eltern machen einen guten Job - aber auch denen hätte es ganz sicher nicht geschadet, das von mir skizzierte Wissen einmal im Leben in Form eines gemeinschaftlichen Unterrichts vermittelt zu bekommen.



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#71

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.08.2020 00:24
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #70
Haben wir in der Schule auch Deutschpflichtkurse? Und Mathepflichtkurse?


Zumindest in meiner Schule gibt es die, wobei ich immer gehofft habe, dass Mathe endlich abgeschafft wird.
Nee, im Ernst, man kann das nicht vergleichen mit den Basics für Eltern, auch wenn ich dir zustimme, dass selbige wichtig sind. Überhaupt wird mit dem Vergleich zu reiner Wissensvermittlung eine Analogie aufgetan, die mit dem Problem rein gar nichts zu tun hat. Rechnen, lesen, schreiben sind Grundfertigkeiten, die im sozialen Leben ungemein wichtig sind, in der Regel werden sie in der Schule erlernt, die auf der Grundlage von Bildungs-und Erziehungsaufträgen auch soziale Kompetenzen einschließt. Im Übrigen ist/wird das auch ein großes Problem, wenn im Zuge des Coronahypes immer öfter Kinder und Eltern vor einem Monitor sitzen und im stillen Kämmerlein keinen sozialen Input bekommen.

Manche sozial/erzieherischen Basics sind aus meiner Erfahrung einfach vorhanden, es sei denn, es handelt sich um einen geringen Prozentsatz von Eltern, die aus welchem Grund auch immer keine gesunde Ernährung für ihre Kinder favorisieren, keine Medienkompetenz aufweisen (großes Problem, was leider auch dem Zeitgeist geschuldet ist) oder zu oft/zu selten zum Kinderarzt gehen.
Sorry, Atue, aber das ist mir zu dünn, als dass es für ein Pflichtprogramm geeignet wäre, da ist der Staat mehr in der Pflicht, die Ernährungs- und Medienlandschaft zu reglementieren. Solange überzuckerte Babynahrung geduldet wird, springen Eltern im Dreieck und zum Arzt werden sie häufig geschickt, weil die Kita Gesundheitsatteste verlangt. Klar, haben wir die besonders vorsichtigen Eltern, sie sind mir aber allemal lieber, als die nachlässigen, denen man dann nachsagt, dass sie ihre Fürsorgepflicht verletzt haben.

Zitat von Atue im Beitrag #70
Ich möchte auch wirklich mal mit dem Vorurteil aufräumen, dass gleich jeder, der ein Kind in die Welt setzen kann, auch intuitiv weiss, wie er diesem Kind auch nur im Ansatz gerecht wird. Sicher, viele Eltern machen einen guten Job - aber auch denen hätte es ganz sicher nicht geschadet, das von mir skizzierte Wissen einmal im Leben in Form eines gemeinschaftlichen Unterrichts vermittelt zu bekommen.


Das ist wieder so ein autoritärer, undemokratischer Ansatz, zumal auch völlig unökonomisch. Warum sollen sich Eltern, die einen guten Job machen, in eine Pflichtberatung begeben? Und warum ist es per se ein Vorurteil, dass Kinderkriegen kombiniert ist mit Unfähigkeit, diese Kinder intuitiv liebevoll und verantwortungsbewusst aufzuziehen?

Und nochmal, die Jugend- und Familienhilfe macht nichts anderes, als sich mit denjenigen Eltern zu beschäftigen, die intuitiv nicht wissen, wie sie ihren Kindern gerecht werden sollen.


Der frühe Vogel kann mich mal !


zuletzt bearbeitet 17.08.2020 00:47 | nach oben springen

#72

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.08.2020 01:37
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von moorhuhn im Beitrag #71
Und nochmal, die Jugend- und Familienhilfe macht nichts anderes, als sich mit denjenigen Eltern zu beschäftigen, die intuitiv nicht wissen, wie sie ihren Kindern gerecht werden sollen.


Nachtrag: Damit haben staatliche Instanzen mehr als genug zu tun und sind vielleicht dankbar, wenn sie fähige Eltern nicht auch noch überwachen/betreuen müssen.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#73

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.08.2020 10:38
von Anthea | 12.390 Beiträge

Ich möchte an dieser Stelle mal wieder auf das Ursprungsthema zurückkommen, wo ich nach wie vor der Meinung bin, dass das Jugendstrafrechtsalter herabgesetzt werden sollte.

Und noch eine weitere Forderung anbringen, nämlich die, dass das Jugendstrafrecht verschärft werden sollte. Zu viele "Sanktionen" als Maßnahmen, gegen die dann wieder sanktionslos seitens des Täters verstoßen wird, ziehen weitere Sanktionen nach sich. Und dann, da capo.... Das kann nicht der Sinn sein!

Da wird von erzieherischen Maßnahmen und Einwirkung auf die Täter geredet. Hierbei ist es aber Grundbedingung, den dafür erforderlichen und streng überschaubaren Rahmen zu schaffen. Und dieser ist dann aus meiner Sicht nun einmal nicht "da draußen" mit irgendwelchen Auflagen und temporären Gesprächen etc., sondern muss völlig überschaubar und isoliert von der Außenwelt mit ihren Einflüssen geschehen.

Der Verein "Opfer gegen Gewalt e.V." fordert bereits seit Jahren eine Abänderung (nach oben) der Höchststrafe von 10 Jahren. Den Urteilsfindern, resp. Gerichten muss ein höherer Spielraum eingeräumt werden, wobei dann es durchaus auch denkbar sein sollte, einen jugendlichen Täter mit der Höchststrafe von "lebenslänglich" zu belegen. Genau so wie ein jugendlicher Straftäter (hochkriminelle Taten) so lange untergebracht werden sollte, so lange er als gefährlich einzustufen wäre.
Die Opfer würden eine solche Änderung sicherlich begrüßen, die sich bei momentaner Rechtslage und Rechtsprechungen oftmals "verhöhnt" vorkommen müssen.

Desweiteren glaube ich, dass es ein recht großes Unverständnis und Ärger seitens der Bevölkerung gibt, basierend auf der Tatsache, dass Tätern oft mehr an Verständnis und Empathie entgegegebracht wird als deren Opfern. Dies trifft besonders zu, wenn es sich um "Jungkriminelle" handelt.

Es muss natürlich immer individuell auf die Persönlichkeit des Einzeltäters abgestimmt werden.

Ich weiß gar nicht, was dagegen sprechen sollte, eine Gesetzesverschärfung einzuführen. Es gilt doch: Wer nichts tut, der braucht sich nicht zu fürchten.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#74

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.08.2020 19:18
von Findus | 2.509 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #70

Ich möchte auch wirklich mal mit dem Vorurteil aufräumen, dass gleich jeder, der ein Kind in die Welt setzen kann, auch intuitiv weiss, wie er diesem Kind auch nur im Ansatz gerecht wird. Sicher, viele Eltern machen einen guten Job - aber auch denen hätte es ganz sicher nicht geschadet, das von mir skizzierte Wissen einmal im Leben in Form eines gemeinschaftlichen Unterrichts vermittelt zu bekommen.


Entschuldige, lieber Atue, das ist dein Generalverdacht gegen alle Eltern. Nichts anderes.
Doch frage dich: Warum jedoch sollten Eltern mit guten sozialen Ressourcen in einen Elternpflichtkurs gehen müssen? Warum soll hierfür teuer Steuergeld ausgegeben werden, was an anderen Stellen des chronisch unterfinanzierten Sozialwesens fehlt - dort wo wirklich der Schuh drückt?
Du würdest ein Pflichtprogramm etablieren, von dem man von vorne herein annehmen kann, dass es keine Wirkung entfalten wird.

Zitat von moorhuhn im Beitrag #71
Nee, im Ernst, man kann das nicht vergleichen mit den Basics für Eltern, auch wenn ich dir zustimme, dass selbige wichtig sind. Überhaupt wird mit dem Vergleich zu reiner Wissensvermittlung eine Analogie aufgetan, die mit dem Problem rein gar nichts zu tun hat. Rechnen, lesen, schreiben sind Grundfertigkeiten, die im sozialen Leben ungemein wichtig sind, in der Regel werden sie in der Schule erlernt, die auf der Grundlage von Bildungs-und Erziehungsaufträgen auch soziale Kompetenzen einschließt. Im Übrigen ist/wird das auch ein großes Problem, wenn im Zuge des Coronahypes immer öfter Kinder und Eltern vor einem Monitor sitzen und im stillen Kämmerlein keinen sozialen Input bekommen.


Das scheint mir auch etwas dünn. Ist vielleicht das Missverständnis, dass teils in der Diskussion Kulturtechniken und Erziehungsfähigkeit miteinander vermischt / verwechselt werden?
Von einem Elterntraining wäre aus meiner Sicht - immer auf Basis freiwilliger Teilnahme! - zu erwarten, dass Eltern etwas über die ersten Monate und Jahre erfahren. Was gehört zur Pflege eines Säuglings? Welche Bedürfnisse hat das Kind? Welche Entwicklung findet in den ersten Jahren statt? Wie kann man als Elternteil ein Kind fördern?
Bei freiwilligen Programmen ist u.U. auch das Element des Video-Trainings interessant und möglich. Man kann die Interaktion beobachten und vorbereitet kurze Sequenzen besprechen um manches unbewusste Verhalten deutlich zu machen. Übrigens auch eine Methode, Sprachentwicklung zu reflektieren. Da wären wir wieder bei Atues Kulturtechniken.
Jedoch sind das alles Dinge, die eine freiwillige Teilnahme und ein bewusstes Interesse voraussetzen. Sonst wird das Programm schlicht keinen Effekt haben.

Zitat von Anthea im Beitrag #73
Da wird von erzieherischen Maßnahmen und Einwirkung auf die Täter geredet. Hierbei ist es aber Grundbedingung, den dafür erforderlichen und streng überschaubaren Rahmen zu schaffen. Und dieser ist dann aus meiner Sicht nun einmal nicht "da draußen" mit irgendwelchen Auflagen und temporären Gesprächen etc., sondern muss völlig überschaubar und isoliert von der Außenwelt mit ihren Einflüssen geschehen.


Was fordest du genau, Anthea?



zuletzt bearbeitet 17.08.2020 19:20 | nach oben springen

#75

RE: Jugendhilfe im Strafverfahren

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.08.2020 20:53
von Anthea | 12.390 Beiträge

Zitat
Da wird von erzieherischen Maßnahmen und Einwirkung auf die Täter geredet. Hierbei ist es aber Grundbedingung, den dafür erforderlichen und streng überschaubaren Rahmen zu schaffen. Und dieser ist dann aus meiner Sicht nun einmal nicht "da draußen" mit irgendwelchen Auflagen und temporären Gesprächen etc., sondern muss völlig überschaubar und isoliert von der Außenwelt mit ihren Einflüssen geschehen.



Was fordest du genau, Anthea?



Ich dachte, dass ich das klar gemacht hätte?
Also ganz klipp und klar: Aus dem Verkehr ziehen, also einsperren. Und dann kann man "einwirken".
Vielleicht muss man da, je nachdem, aus welchem Milieu der Täter kommt, praktisch bei "Adam und Eva" anfangen.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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