#31

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 29.10.2019 22:59
von Beowulf (gelöscht)
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Zitat von Atue im Beitrag #30


Ich denke, wir sind uns sehr schnell einig, dass Bildung nicht nur etwas kostet, sondern sogar etwas kosten darf!

Gesamtgesellschaftlich ist doch klar, dass die Kosten für Bildung aufgebracht werden müssen - und ich bin durchaus auch dabei, dass dies eine Gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein kann und sein sollte.

Was du missverstanden hast ist, dass ich lediglich vorschlage, den Verrechnungsmodus zu ändern!
HEUTE zahlt die Gesellschaft für Bildung, und zwar auch dann, wenn die betroffenen Steuerzahler keine eigenen Kinder mehr haben.

Mein Vorschlag war lediglich, dass man diese Form der Subventionierung reduziert, dafür aber auch den Kindern ein BGE in gleicher Höhe wie den Erwachsenen zukommen lässt. Denn Kinder haben zwar weniger Bedarf an Nahrung, Kleidung und Wohung oder Energie - dafür aber einen höheren Bedarf an Bildung.

Wenn du das heute anschaust, dann bekommen Kinder für das Existenzminimum nur 5004€, während man Erwachsenen für das Existenzminimum bei Ehepaaren mit 15.540€ angibt. Würde man auch Kindern ein Existenzminimum von 7770€ je Jahr zukommen lassen, dann könnte im Gegenzug der Schulbesuch 2.766€ im Jahr kosten - und genau nichts würde sich ändern.

Also - finanziell nichts - aber im Bewußtsein schon! Denn heute ist Allgemeinwissen, dass die Allgemeinheit den Schulbesuch subventioniert - würde man es aber so organisieren, wie ich vorgeschlagen habe, dann wäre Allgemeinwissen, dass jeder von der Wiege bis zur Bahre eine vernünftige Absicherung des Existenzminimums bekommt - aber umgekehrt bei Kindern von diesem Existenzminimum auch der Schulbesuch mit 2.766€ im Jahr bezahlt werden muss.

Was würde sich bei Eltern verändern, wenn diese sich klar wären, dass ihre Kinder den Lehrern Monat für Monat für deren Leistung mehr als 230€ hinlegen?
Was würde sich bei den Lehrern verändern, wenn sie sich klar wären, dass die Kinder, die sie unterrichten, eigentlich ihre Kunden sind, die für ihre Leistung auch bezahlen?

Ob man Kindern aber ein BGE in gleicher Höhe wie Erwachsenen ausbezahlt - das ist auch eine politische Entscheidung - ich halte das nicht für entscheidend! Ich halte es aber für reizvoll, sich mal zu überlegen, was passiert, wenn man die Bildung der Kinder auf diesem Wege finanziert - und nicht mehr auf dem Wege, dass quasi der Staat als Finanzierer einspringt.....

Nun ich glaube daran, das Bildung sogar etwas kosten muß, aber eben nicht den Kindern, den Eltern, sondern der Gesellschaft und dem Staat. Wohin dieser ganze Privatisierungs- und damit auch einhergehende Ausderverantwortungschleichen des Staates geht, sehen wir am Beispiel der Tafeln. Hier wird Verantwortung auf Privatinitiativen und Ehrenamtler abgewälzt, die eigentlich dem Staat obliegt. Oder das dieser sich seit den Neunzigern aus dem sozialen Wohnungsbau massiv zurückzieht. Das Du Kinder und Eltern zu "Kunden" von Lehrkräften machen möchtest geht in meinen Augen ganz an der Realität vorbei. Ich persönlich fordere schon lange eine optimierte Bildung, eine die sich an festen und auch gemeinsamen Standards ausrichtet. Es geht bspw. nicht an, das ein Abitur in München ein anderes als in Bremen oder Hamburg ist. Dann sollten Lehrmittel kostenlos zur Verfügung gestellt werden, genauso wie ein Transport von und zur Lehreinrichtung. Auch würde ich die Schüleranzahl pro Schulklasse auf maximal 15 Schüler begrenzen und jeweils 2 Klassenlehrer benennen, wovon einer auch Inklusionsbeauftragter mit entsprechender Ausbildung wäre. Ich würde auch den Beruf des Lehrers aufwerten, und entsprechend honorieren. Mit meinen Maßnahmen könnte und würde man die Transferleistungen auf ein Minimum binnen zweier Generationen jetzt schon zurückfahren, da Bildung und Chancengleichheit der Schlüssel und eben nicht das "Nichtwollen" ist. Im Prinzip sucht doch jeder Mensch nach Bestätigung, Erfolgen und eine Aufwertung seiner Selbstbestätigung und daher sind es die Wenigsten, die nicht wollen, diejenigen die sich so äußern, haben sich selber schon aufgegeben oder werden medial so angestachelt. Ich halte übrigens ein BGE für KInder bis zum Auszug um die Hälfte für durchaus angemessen.

Zitat
Fakt ist, dass wir über solche Szenarien wenigstens seit 1980 Jahr für Jahr reden - und Jahr für Jahr werden tatsächlich auch Industrien und Handel und auch Dienstleistungen disruptiv oder sukzessive mit Rationalisierungen überhäuft - und FAKT ist, dass heute mehr Menschen in Deutschland arbeiten, als jemals zuvor..


Falsch, es arbeiten nicht mehr, sondern lediglich mehr in prekären Verhältnissen. Viele in 450 € Jobs, in mehreren gleichzeitig. Es gibt somit weniger sozialversicherungspflichtige Verhältnisse, sondern nur mehr Jobs, die bei einer Digitalisierung zum Opfer fallen würden. Nimm mal bspw. die Zuliefererbranche, die Paketboten die Paketfahrer, Briefzusteller ecetera. Wenn die alle wegfallen würden wären das alleine schon hunderttausende von Jobs.

Zitat
Es ist zwingend notwendig, dass wir endlich auch IT-Technologien finden, die in der Lage sind, rechtliche Fragestellungen zu rationalisieren - denn die Menge an rechtlichen Fragestellungen nimmt Jahr für Jahr expotentiell zu! 'Wir können selbst mit noch so viel Rationalisierung über KI auch auf Jahrzehnte hinweg nicht ausreichend Rechtssichere Mitarbeiter bekommen! Noch nie war der Anteil an Rechtsfragestellungen in Unternehmen so hoch, wie er heute ist - auch deshalb ist der Bedarf an Mitarbeitern dort so hoch - und wenn endlich in 10 Jahren die ersten brauchbaren Anwendungen für Rechtsberatung in Unternehmen kommen - dann hilft das allenfalls den Arbeitskräftestau ein wenig abzumildern.


Das ist doch allenfalls ein Strohfeuer, denn wenn diese Fragen einmal geklärt sind, gibt es sicher auch bald Apps oder Programme, die das analysieren und beantworten können und somit gibt es hier auch ein Rieseneinsparpotential.

Zitat
Rechtsfragestellungen werden immer komplexer und immer komplizierter - es gibt überhaupt nicht absehbar genügend menschliche Kräfte, um die Komplexität bewältigen zu können, die inzwischen entstanden ist - es braucht dringend KI-Programme dafür, und wirklich viel Arbeitslose Rechtsanwälte sind auch dann nicht zu erwarten!


Nein, das wohl nicht... aber selbst wenn es ein paar tausend mehr gäbe, würde das den Arbeitsplatzabbau dann auch nicht relativieren, nicht einmal ansatzweise.

Zitat
Wir erleben eine dramatische Individualisierung der Gesellschaft! Auch im Bereich der Gesundheit brauchen wir noch immer jeden Arzt, den wir irgendwoher bekommen können. Wir stehen doch gerade erst am Anfang ernsthaft zu entdecken, dass die Medizin von Männern und Frauen eigentlich nicht einheitlich betrachtet werden darf - was, wenn sich die Medizin tatsächlich mal ernsthaft damit auseinandersetzt, dass Gesundheit etwas sehr individuelles ist.....dann braucht es für JEDEN Menschen mindestens (!) einen Experten, der ihm hilft, sich selbst zu optimieren....ohne KI geht das gar nicht!


Wenn jeder Mensch wie ich geschrieben habe, vernetzt sein wird, gesundheitlich überwacht, aufgrund von Chips oder Ähnlichem, was teilweise schon ansatzweise jetzt der Fall ist, bedarf es nur der KI und der Mensch wird allenfalls eine überwachende Funktion haben. Laut R. D. Precht wird sich der Beruf des Arztes somit auch massiv verändern und es wird entsprechend weniger geben.

Zitat
Und auch der Förster.....der früher nur sicher gestellt hat, dass keine Wilderer in seinem Jagdgebiet tätig wurden.....bekommt beständig neue Aufgaben! Komplexe Bodenanalysen, Kenntnisse vom Wetter und den zu erwartenden Klimaveränderungen in seiner Region, Anpassungen des Waldbestandes auf die Zukunft, Anpassung des Tierbestandes von kleinsten Insekten bis zum Wildschwein auf das, was die Zukunft bringt....Erforschung der Mikrobiome und vieles vieles mehr.....

Alles Tätigkeiten die nicht oder weniger benötigt werden, digitalisiert man sie. Bodenproben und Analysen sind sogar heute schon automatisiert möglich, Wetter- und Klimaanalysen werden sowieso genauer durch Digitalisierung und Hochleistungsrechner. Der Förster/Ranger wird maximal auch nur noch eine Überwachungsfunktion haben.

Zitat
Das Wissen der Menschheit nimmt expotentiell zu - und zwar mindestens (!) so schnell wie die Entwicklung der Computer. Gerade weil wir deshalb auch die Bäume und die Tierwelt und die Fauna und Flora mehr und mehr individuell entwickeln wollen und müssen - braucht es nicht weniger, sondern mehr Arbeitskräfte!

Falsch, denn Wissen entsteht auch hier durch feinere, komplexere und vor allem genauere Analysen und die kann nur durch KI geleistet werden und wo diese Fuß fast, ist der Mensch bis auf ein Minimum überflüssig.

Zitat

Mit der Einführung der Dampfmaschine sind viele Weber in Zentraleuropa arbeitslos geworden - und doch arbeiten heute mehr Menschen auch in Europa in der Modeindustrie, als dies jemals zuvor der Fall war. Obwohl wir bei der Automatisierung heute deutlich weiter sind, als zu Beginn der industriellen Revolution.

Hier vergleichst Du Äpfel mit Birnen. Zufällig habe ich im ersten Leben Textilmaschinenmechaniker gelernt (Weber) und wurde schon Anfang der 90er Opfer der Rationalisierungswelle. Damals habe ich alleine schon rund 40 Maschinen überwachen müssen, heute hat ein Weber, sofern es diesen Beruf noch gibt schon 50 bis 60 zu beaufsichtigen. Das damalige Zentrum der Textilindustrie Wuppertal, Solingen ist kaum noch nennenswert existent und bis auf ein paar Unternehmen, die spezielle Gewebe herstellen nicht mehr relevant. Die Arbeitsplätze in der produzierenden Modeindustrie sind bis auf ein paar Designer oder Verkäufer in Geschäften fast ausgestorben in Deutschland. Lediglich im Ausland, wo Menschen zu Hungerlöhnen arbeiten und ausgebeutet werden, weil ja jeder T-Shirts für 3 € kaufen will, sind vorhanden und auch die werden irgendwann durch Maschinen ersetzt. Die Berufsbilder wandeln sich und überall wo produziert, transportiert und befördert wird, werden Menschen ersetzt werden. Wer das nicht sieht, verkennt und verklärt die Realitäten, erkennt nicht den Wandel der Zeit.

Zitat
Mag sein, dass wir uns zukünftig selbst die Mode machen KÖNNEN - aber nicht jeder wird das tun wollen. Also werden neue Berufe wie Modeberater, Trendberater etc. etc. in das individuelle Leben eingreifen und maßgeblich mitwirken.

Du wirst nicht die Millionen Arbeiter, Schneider und Produzierer der Mode oder sonstigen Textilien durch ein paar tausend "Mode- und Trendberater" ersetzen können, das ist doch hanebüchener Unsinn...

Zitat
In der Generation meiner Eltern gab es viele Bäcker im Ort, und viele Metzger - heute haben wir nur noch wenige, und die sterben sogar aus, weil maschinelle Produktion normal wird. Aber: Die Mengen an unterschiedlichen Wurst- Fleisch- und Backwaren ist heute deutlich vielfältiger, als dies vor 30 Jahren noch der Fall war. Dafür aber gab es vor 30 Jahren im Ort nur ein Altersheim - heute haben wir drei.

Ja, in der Generation Deiner Eltern gab es viele Bäcker und Metzger und gibt Dir das nicht zu denken, das jetzt Maschinen deren Aufgaben übernehmen? Du widersprichst Dir damit selbst, denn nicht umsonst gibt es z. Bsp. im ländlichen Raum viel Mangel an derartigen Geschäften und eine höhere Arbeitslosigkeit als in Städten, weil diese Jobs nämlich wegfallen, die daraus generiert wurden. Schon jetzt also...

Zitat
Vor 30 Jahren gab es so gut wie keine Putz-und Reinigungskräfte in Privathaushalten - da war die Frau die Putzkraft, der Mann ging einer Erwerbstätigkeit nach.
Heute haben viele Haushalte Putz- und Reinigungskräfte - und ihre Wäsche geben sie zum Bügeln an Dritte ab.

Ja, die Begüterten, aber das sind die Wenigsten. Was aber, wenn diese Aufgaben auch Maschinen übernehmen? Ansätze gibt es hier auch durchaus schon?

Zitat
Arbeiten also weniger? Nein - die Frauen im Haushalt arbeiten AUCH - und weil sie arbeiten, geben sie Tätigkeiten der Haushaltsarbeit an Dritte ab, die auch arbeiten.....

Ja, weniger sozialversicherte Jobs, dafür mehr prekäre Arbeitsverhältnisse, die irgendwann genauso obsolet werden, weil es nämlich dann günstiger und vielleicht auch praktischer und effizienter ist, dies an Maschinen abzugeben. Schon heute gibt es Putzmaschinen, die in der Hälfte der Zeit mindestens genauso effizient Böden reinigen, Saug- und Mähroboter ecetera. Wenn heute ein Saugroboter eine Wohnung saugt, wie wird die Entwicklung dann wohl in 20 Jahren sein?

Zitat
Nein - es gibt nicht weniger Arbeit, sondern MEHR! Was sich verändert, ist dabei die Geschwindigkeit des Wandels!

Nein, es gibt weniger sozialversicherte Arbeit mit mehr prekären Arbeitsverhältnissen, was in die Altersarmut führt, was wiederum zu weniger Einnahmen des Staates führt, dementsprechend ist eine Maschinensteuer die einzig logische Alternative.

Zitat
Mag sein, dass wir bald alle unsere Einkäufe ohne Verkäufer tätigen....dafür aber leisten wir uns dann Einkaufsberater, die uns typgerecht mit möglichst günstigem Preis-leistungsverhältnis versorgen.....

Die gibt es jetzt schon, nennen sich "Suchmaschinen" oder glaubst Du wirklich das da jemand sitzt, der Dir das Ganze auf Dich zugeschnitten optimiert raussucht?

Zitat
Ein gutes Beispiel was Individualismus bedeutet, kann man tatsächlich an der Fernsehindustrie sehen - während noch vor wenigen Jahren Einschaltquoten von vielen Millionen Menschen für das Fernsehen normal waren, sprechen wir heute von einem zersplitterten und individualisierten Markt, der dazu noch von Streaming-Angeboten überlaufen wird. Die Zielgrößen bei Youtube sind oft schon bei wenigen 10.000 Followern.

Mag ja sein, aber das bedeutet nicht mehr Arbeitsplätze, sondern mehr Programme, die Dir dann ein auf Dich zugeschnittenes Angebot erstellen. Etwas für das man kaum noch Menschen braucht, außer ein paar Fachkräfte.

Zitat
In Summe wurde in der Vergangenheit beim Fernsehmarkt schon vieles Rationalisiert und Automatisiert - inklusive der STreamingangebote - dennoch haben die Tendenzen in Richtung Individualisierung alle Fortschritte in die Richtung gebracht, dass unterm Strich Jahr für Jahr noch mehr Menschen von Film- und Fernsehen im weitesten Sinne leben - im Extremum bei den Influenzern von Youtube und Co.

Lass es auch hier ein paar Tausend mehr sein, aber in der Summe kompensieren sie die Entwicklung auch nicht. Zumal auch hier Einsparpotential ist. Da es wohl momentan ein Art Hype darstellt, wird die Situation auch wieder abflauen.

Zitat
Ja - der Arbeitsmarkt verändert sich, und er wird weitere klassische Felder auch ziemlich disruptiv erreichen, aber nein - deshalb wird es nicht weniger, sondern sogar viel mehr Bedarf an menschlicher Arbeit geben, als wir das heute kennen.

Eine Aussage, die nicht nur vollkommen an der Realität vorbeigeht, sondern auch übersieht, das es eben auch heute viel weniger gut bezahlte und eben dauerhafte Arbeitsplätze gibt, sondern eben wandelbare und sogenannte "Minijobs". Alleine die Automobilindustrie wird schon, wenn es wirklich zu einer massiven Elektromobilität kommt, hunderttausende von Jobs abbauen, weil es eben einfacher ist und weniger Komponenten benötigt ein solches Fahrzeug zu bauen.

Zitat
Und dennoch oder gerade deshalb brauchen wir die viele Automation und Rationalisierung!

Was es aber braucht - damit der Change erfolgreich gelingt - ist eine Begleitung der Arbeitsmarkttransformation durch die Politik!

Was wir brauchen ist ein gesellschaftlicher Umbruch, ein striktes Umdenken in der Bewertung des Einzelnen und ein Gesellschaftsmodell, das Jedem gleiche Chancen einräumt und das Existenzminimum sichert auch ohne Arbeit, denn nur so wird es uns gelingen eine humanitäre und soziale Gesellschaft mit allem was daran hängt, zu erreichen.


Marie von Ebner-Eschenbach:

Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.
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#32

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 01.11.2019 00:48
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von Beowulf im Beitrag #31
Nun ich glaube daran, das Bildung sogar etwas kosten muß, aber eben nicht den Kindern, den Eltern, sondern der Gesellschaft und dem Staat. Wohin dieser ganze Privatisierungs- und damit auch einhergehende Ausderverantwortungschleichen des Staates geht, sehen wir am Beispiel der Tafeln. Hier wird Verantwortung auf Privatinitiativen und Ehrenamtler abgewälzt, die eigentlich dem Staat obliegt. Oder das dieser sich seit den Neunzigern aus dem sozialen Wohnungsbau massiv zurückzieht. Das Du Kinder und Eltern zu "Kunden" von Lehrkräften machen möchtest geht in meinen Augen ganz an der Realität vorbei. Ich persönlich fordere schon lange eine optimierte Bildung, eine die sich an festen und auch gemeinsamen Standards ausrichtet. Es geht bspw. nicht an, das ein Abitur in München ein anderes als in Bremen oder Hamburg ist. Dann sollten Lehrmittel kostenlos zur Verfügung gestellt werden, genauso wie ein Transport von und zur Lehreinrichtung. Auch würde ich die Schüleranzahl pro Schulklasse auf maximal 15 Schüler begrenzen und jeweils 2 Klassenlehrer benennen, wovon einer auch Inklusionsbeauftragter mit entsprechender Ausbildung wäre. Ich würde auch den Beruf des Lehrers aufwerten, und entsprechend honorieren. Mit meinen Maßnahmen könnte und würde man die Transferleistungen auf ein Minimum binnen zweier Generationen jetzt schon zurückfahren, da Bildung und Chancengleichheit der Schlüssel und eben nicht das "Nichtwollen" ist. Im Prinzip sucht doch jeder Mensch nach Bestätigung, Erfolgen und eine Aufwertung seiner Selbstbestätigung und daher sind es die Wenigsten, die nicht wollen, diejenigen die sich so äußern, haben sich selber schon aufgegeben oder werden medial so angestachelt. Ich halte übrigens ein BGE für KInder bis zum Auszug um die Hälfte für durchaus angemessen.


Für mich ist diese Frage nicht entscheidend. Ob die Allgemeinheit bei Kindern die Existenzgrundsicherung über eine Umlage sicherstellt, die dann auch beinhaltet, dass die Existenzgrundsicherung für Kinder bedeutet, dass diese sich eine angemessene Bildung leisten können, das ist die eine Option. Oder ob die Existenzgrundsicherung bei Kindern geringer ausfällt, dafür aber die Allgemeinheit die Bildung kostenfrei finanziert - ist letzten Endes "Rechte Tasche - Linke Tasche".


Zitat
Falsch, es arbeiten nicht mehr, sondern lediglich mehr in prekären Verhältnissen. Viele in 450 € Jobs, in mehreren gleichzeitig. Es gibt somit weniger sozialversicherungspflichtige Verhältnisse, sondern nur mehr Jobs, die bei einer Digitalisierung zum Opfer fallen würden. Nimm mal bspw. die Zuliefererbranche, die Paketboten die Paketfahrer, Briefzusteller ecetera. Wenn die alle wegfallen würden wären das alleine schon hunderttausende von Jobs.



Eigentlich bestätigst du mich - denn erst einmal ist es für meine These, dass mehr Menschen als je zuvor arbeiten, wenig relevant, ob diese in prekären oder in sonstigen Jobs arbeiten.
Sicher ist es wünschenswert, dass jeder von seinem Job leben kann - trotzdem bin ich immer wieder irritiert über die merkwürdige Sichtweise, dass Arbeitslosigkeit besser wäre als ein Job in der Zuliefererbranche.....

Wie wäre folgende Überschrift für dich: Alle Jobs unter 12€ Stundenlohn abgeschafft! Leider haben wir jetzt 12 Millionen Arbeitslose......


Zitat
Das ist doch allenfalls ein Strohfeuer, denn wenn diese Fragen einmal geklärt sind, gibt es sicher auch bald Apps oder Programme, die das analysieren und beantworten können und somit gibt es hier auch ein Rieseneinsparpotential.



Du unterschätzt völlig die Dramatik der Individualisierung.

Zitat
Nein, das wohl nicht... aber selbst wenn es ein paar tausend mehr gäbe, würde das den Arbeitsplatzabbau dann auch nicht relativieren, nicht einmal ansatzweise.



Du überschätzt den Arbeitsplatzabbau - auch wenn da viel kommt, dauert es nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte, bis da dramatische Umwälzungen in der Breite ankommen. Disruptive Umwälzungen gibt es auch - aber auch die dauern 1-5 Jahre.

Und: Parallel dazu findet ein Umbau der Gesellschaft statt, der auch dramatisch ist. Und den blendest du aus. Wo früher Mama zu Hause blieb, und 3 Kinder erzog, und später Eltern und Schwiegereltern versorgt hat, da gibt es heute eine Kindergärten für Frühchen, Kindergarten für Alle, Tagesmütter, Pflegeheime, Sozialstationen .... ... ...
Ganztagsschulen gehören auch zu dieser Entwicklung - das sind in Summe nicht nur eine handvoll neuer Jobs, sondern viele Hunderttausende, die da schon entstanden sind, und weiter entstehen werden.

Was du auch unterschätzt: Es mag noch so viel Rationalisierung die nächsten 50 Jahre geben - wir haben eine Mammutaufgabe zu stemmen! Die deutsche Volkswirtschaft, und dann auch die europäische und die Weltwirtschaft, müssen auf regenerative Energien und nachhaltiges Wirtschaften umgestellt werden. Allein die Menge an Neustahl, die für Windräder gebraucht wird, ist enorm. Von Solarzellen mag ich gar nicht reden. Mag sein, dass die Herstellung von Solarzellen ein hochautomatisierter Prozess sein wird - aber bis die Solarzelle bei dir auf dem Hausdach steht, sind doch viele Jobs daran beteiligt. Das gilt auch für Solarparks, Windparks, noch neu zu errichtenden Batterietechniken etc. etc. etc.....
Bis die gesamte Volkswirtschaft auf e-Mobilität umgestellt sein wird, werden auch noch Millionen Jobs gebraucht - wenn auch andere als die, die heute in der Automobiindustrie sind. Wir werden Tankstellen abbauen, umbauen, neue Ladestellen aus- und aufbauen. Arbeit Arbeit Arbeit.....und da ist nicht so arg viel mit Maschinen, da ist noch lange Zeit viel Handarbeit notwendig.
Mehr Verkehr auf die Schiene? Was meinst du, wer die neuen Trassen plant, finanziert und dann baut....alles Maschinen? Die nächsten 50 Jahre locker nicht. Denn diese Maschinen müssen erst noch gebaut werden....und wer macht das? Auch Maschinen?

Der Klimawandel bringt Herausforderungen mit sich, da braucht es weitere Menschen. Katastrophenschutz wird wichtiger werden als je zuvor. Das ist ein chaotisches Umfeld - für KI und Robotik ein Umfeld, welches extrem schwierig ist, da wird es noch lange auf sich warten lassen, bis wir hier relevante Fortschritte erleben, die Arbeitsplätze wegfallen lassen. Vielmehr entstehen viele neue Arbeitsplätze, weil wir nur mangelhaft auf den Klimawandel vorbereitet sind.


Zitat
Wenn jeder Mensch wie ich geschrieben habe, vernetzt sein wird, gesundheitlich überwacht, aufgrund von Chips oder Ähnlichem, was teilweise schon ansatzweise jetzt der Fall ist, bedarf es nur der KI und der Mensch wird allenfalls eine überwachende Funktion haben. Laut R. D. Precht wird sich der Beruf des Arztes somit auch massiv verändern und es wird entsprechend weniger geben.



Der gute Precht.....auch der bringt in Diskussionen nur das ein, was für ihn gerade berichtenswert ist.
Ich mag ihn - aber die Individualisierung der Medizin berücksichtigt er in seinem Ideenkatalog noch so gut wie gar nicht.
Natürlich wird sich der Beruf des Arztes massiv verändern - anders wird es überhaupt gar nicht mehr gehen! Nur - die Menge an Arztbesuchen steigt, die Zahl der Ärzte sinkt. Auf dem Land haben wir schon massive Unterversorgung - und viele Stadtärzte gehen auch schon auf die Rente zu. Frag mal bei allen möglichen Berufen nach, wie dort der Altersschnitt ist, und was passiert, wenn die Geburtenstarken Jahrgänge demnächst in Rente gehen. Allüberall fehlen zig tausende Arbeitskräfte! Bei Ärzten klar - aber auch beispielsweise bei Handwerkern. Und - nur weil es Hausbau-3-D-Drucker gibt, ist es dennoch nicht wirtschaftlich, in Deutschland jedes Haus erst mal abzureißen, damit man es dann standardisiert mit einem 3-D-Drucker neu bauen kann......such mal in Deutschland einen Fließenleger, Gipser, Elektriker.....sorry, es mag sein, dass deine Utopien in 100 Jahren ernsthaft in die Nähe rücken - die nächsten 30 Jahre werden wir erst mal Vollbeschäftigung haben, wenn es die Poltik nicht verkackt. Da kannst du noch so viel wegrationalisieren - wir haben so unglaublich viel Arbeit vor uns, dass jedes Rationalisieren zwingend notwendig ist, damit wir nicht gänzlich im Innovationsstau absaufen.



Zitat
Alles Tätigkeiten die nicht oder weniger benötigt werden, digitalisiert man sie. Bodenproben und Analysen sind sogar heute schon automatisiert möglich, Wetter- und Klimaanalysen werden sowieso genauer durch Digitalisierung und Hochleistungsrechner. Der Förster/Ranger wird maximal auch nur noch eine Überwachungsfunktion haben.



Meinst du. Und die Pflanzroboter, die unsere Wälder auf Mediterranes Klima o.ä. umbauen, sind alle rechtzeitig einsatzfertig? Wer genau baut die? Bis die ersten dieser Automaten fertig sind, brauchen wir erst mal hunderttausende Waldmitarbeiter, die bis dahin den Klimawandel in unseren Wäldern mit begleiten.....


Zitat
Falsch, denn Wissen entsteht auch hier durch feinere, komplexere und vor allem genauere Analysen und die kann nur durch KI geleistet werden und wo diese Fuß fast, ist der Mensch bis auf ein Minimum überflüssig.



Du überschätzt die Effekte völlig. Nimm mal die Biotechnologie - die steht noch recht am Anfang, wird aber die Welt in die nächste industrielle Revolution führen, nach der industriellen Revolution durch das Internet.

Übrigens: Die Wirtschaftswissenschaftler sind völlig perplex ob der Internettechnologie - denn nach klassischem wissenschaftlichen Ansatz hätte die Internetrevolution schon Millionen Arbeitslose produzieren müssen....das ist aber nicht passiert! Vielmehr ist es gerde der Charakter der Internetrevolution, dass sie eigentich unglaublich wenig Arbeitsplätze ersetzt, aber viele neue schafft.

Bei der Biotechnologie wird das nun tendenziell ähnlich erwartet.

Nimm mal die Landwirtschaft, eine nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland ist mit übergroßen monoton bewirtschafteten Feldern nicht vereinbar. Das wird eher die Permakultur leisten. Nur - wenn diese industriell geleistet werden soll, dann ist das hochgradig komplex. Das geht nicht von jetzt auf gleich mit Robotern, 3-D-Druck und KI, sondern das wird Jahre des Übergangs bedeuten, die begleitet werden müssen von vielen Menschen!



Zitat
Hier vergleichst Du Äpfel mit Birnen. Zufällig habe ich im ersten Leben Textilmaschinenmechaniker gelernt (Weber) und wurde schon Anfang der 90er Opfer der Rationalisierungswelle. Damals habe ich alleine schon rund 40 Maschinen überwachen müssen, heute hat ein Weber, sofern es diesen Beruf noch gibt schon 50 bis 60 zu beaufsichtigen. Das damalige Zentrum der Textilindustrie Wuppertal, Solingen ist kaum noch nennenswert existent und bis auf ein paar Unternehmen, die spezielle Gewebe herstellen nicht mehr relevant. Die Arbeitsplätze in der produzierenden Modeindustrie sind bis auf ein paar Designer oder Verkäufer in Geschäften fast ausgestorben in Deutschland. Lediglich im Ausland, wo Menschen zu Hungerlöhnen arbeiten und ausgebeutet werden, weil ja jeder T-Shirts für 3 € kaufen will, sind vorhanden und auch die werden irgendwann durch Maschinen ersetzt. Die Berufsbilder wandeln sich und überall wo produziert, transportiert und befördert wird, werden Menschen ersetzt werden. Wer das nicht sieht, verkennt und verklärt die Realitäten, erkennt nicht den Wandel der Zeit.



Klar vergleiche ich Äpfel mit Birnen - weil sich ja auch die Zeit weiterdreht. Merkwürdig, dass du diese Erkenntnis aus der Vergangenheit nicht auf die Zukunft interpolierst. Denn - heute sind dennoch weltweit mehr Menschen als je zuvor in der Modeindustrie insgesamt beschäftigt.
Früher hat man eine Jeans auch mal 2 oder 3 Jahre getragen - heute wird zweimal im Jahr der Kleiderschrank ausgemistet. Die Menge an Kleidung im Umlauf hat sich dramatisch erhöht. Ich werte das gar nicht, ob das wirklich gut oder schlecht ist - aber es folgt dem Trend der Individualisierung. Natürlich werden Menschen ersetzt werden, das war schon früher so - auch beim ersten Weberaufstand! Nur - deshalb sind es nicht weniger Jobs oder weniger Arbeit geworden - sondern in Summe mehr. Kritisch waren in der Geschichte stets nur die Verteilungsfragen - nicht aber die Fragestellung, ob es genügend (sinnstiftende) Aufgaben für jeden gibt.


Zitat
Du wirst nicht die Millionen Arbeiter, Schneider und Produzierer der Mode oder sonstigen Textilien durch ein paar tausend "Mode- und Trendberater" ersetzen können, das ist doch hanebüchener Unsinn...



Na ja - frag mal die vielen Jobs, die rund um Influencer entstanden sind.....die leben ganz gut von dem Unsinn.....


Zitat
Ja, in der Generation Deiner Eltern gab es viele Bäcker und Metzger und gibt Dir das nicht zu denken, das jetzt Maschinen deren Aufgaben übernehmen? Du widersprichst Dir damit selbst, denn nicht umsonst gibt es z. Bsp. im ländlichen Raum viel Mangel an derartigen Geschäften und eine höhere Arbeitslosigkeit als in Städten, weil diese Jobs nämlich wegfallen, die daraus generiert wurden. Schon jetzt also...



Na, dann hast du die Kernbotschaft von mir nicht verstanden - es fallen Jobs weg, aber andere entstehen!
Nochmal - das von dir propagierte Szenario der wegfallenden Jobs wird seit den 80ern beständig durch die Lande getragen - damals hatten wir eine Arbeitslosigkeit in der damaligen BRD von über 10%.
Heute haben wir ein wiedervereinigtes Deutschland - mit dem Merkmal, dass wirtschaftlich die DDR eigentlich weitgehend abgewickelt wurde. Die Produktionskapazitäten der westlichen Industriewelt waren so groß, dass die deutlich ineffizienteren Anlagen der Ex-DDR von nahezu einem auf den anderen Tag stillgelegt werden konnten, ohne dass es zu Mangelerscheinungen auf irgendeinem Markt kam.
In der Folge ist die Arbeitslosigkeit im Osten dramatisch temporär gestiegen!

Und heute?
Auch im Osten die Arbeitslosigkeit weitestgehend unterhalb von 10% - und in vielen Gegenden des Westens sprechen wir von nahezu Vollbeschäftigung, und für viele Jobs gibt es keine Menschen, die diese Jobs machen wollen oder können.

Und das TROTZ der Abwicklung der DDR, TROTZ der Krisen, die es in der Weltwirtschaft seit 1990 dann doch einige gab, und trotz des expotentiellen Rationalisierungsschubes, den die Computerindustrie weltweit ausgelöst hat.

Wie passt all das zusammen mit der These, dass Computer Arbeitsplätze vernichten?
Klar - Computer tun das - aber es entstehen NEUE Arbeitsplätze - und zwar in nicht unbeträchtlicher Zahl. Arbeitsplätze, die es 1980 noch gar nicht gab.

Statistiken zeigen den Wandel bei den Arbeitsplätzen seit 1991 deutlich (es gibt auch längere Zeitreihen!)
Die Zahl der Erwerbstätigen ist von 1991 bis 2018 von 60261 Millionen Stunden auf 61086 Mio Stunden gestiegen!
Wie passt das zu der Rationaliserung, die doch auch schon von 1991 bis 2018 alle Lebensbereiche umfasst hat? Die Computer wurden mit dem Moorschen Gesetz beständig und auch expotentiell leistungsfähiger. Wie konnte es da passieren, dass trotz (!) Abwicklung der veralteten DDR-Wirtschaft mehr Arbeitsstunden notwendig wurden?

Die Detailberichte zeigen auf, was passiert ist!
In der Land- und Forstwirtschaft hat sich die Zahl der Stunden in dem Zeitraum mehr als halbiert.
In der Industrie ging die Stundenzahl um ca. 25% zurück.
ABER: Im Dienstleistungssektor - dem größten Sektor für Arbeit - wurden 20% mehr Stunden geleistet!

Nun sagt die Vergangenheit ja nicht unbedingt etwas darüber aus, was die Zukunft bringt - allerdings sei zumindest der Hinweis erlaubt: 1980 war das Moorsche Gesetz schon bekannt, und auch da schon gab es das Gerücht, dass es immer weniger Jobs gibt.....ein guter Grund, warum die Gewerkschaften damals in Richtung 35h-Woche unterwegs waren.....die ist im Übrigen bis heute noch nicht flächendeckend umgesetzt! Tatsächlich wurden andere Reformen umgesetzt:

- der Rentenbeginn wurde deutlich nach hinten verlagert, die Menschen arbeiten heute länger als 1980
- die Studienzeiten wurden deutlich verkürzt, die Bundeswehrzeit ist weitgehend entfallen, und die Schulzeit wurde verkürzt - die Folge: Die Menschen gehen tendenziell früher arbeiten als früher......

Summe: Mehr Menschen stehen für den Arbeitsmarkt bereit - und dennoch! Trotz all dieser Maßnahmen, trotz Abwicklung der ineffizienten DDR-Wirtschaft, trotz dramatischer Rationalisierung durch Maschinen, Automaten, Roboter und Computer, trotz expotentiell sich entwickelnder Rechenkapazitäten - bei all der zunehmenden Komplexität schaffen wir mehr Arbeitsplätze und brauchen mehr Stunden!

UND: Wenn du heute mal durch Deutschland fährst, und dich ein wenig umschaust, dann kannst du allüberall Arbeit sehen, die gemacht werden müsste, die aber niemand macht.....
Straßen, die repariert werden müssten, Baustellen, die endlich finalisiert werden müssten, Häuser, die gedämmt werden müssten, Schlaglöcher, die beseitigt werden müssten, ... ... ....

Nein - wir werden noch auf viele Jahrzehnte viel mehr Arbeit haben, als wir Menschen haben! So schnell kommt KI und Robotik nicht in die Pötte, dass die nächsten 50 Jahre da eine ernsthafte Gefahr entstünde, dass jemand arbeitslos wird....WENN es keine Arbeit gibt, dann liegt es auch die nächsten 50 Jahre an falscher Politik und/oder an falscher Verteilung von Vermögen im Staat.


Zitat
Ja, die Begüterten, aber das sind die Wenigsten. Was aber, wenn diese Aufgaben auch Maschinen übernehmen? Ansätze gibt es hier auch durchaus schon?



Klar gibt es die schon - nur mach dir klar, in Deutschland haben derzeit nur die wenigsten Häuser eine Klimaanlage. Statte mal weitere 35 Millionen Haushalte mit Klimaanlagen aus - das bringt eine ganze Menge Arbeit!
Statte mal 20 Millionen Häuser mit einer notwendigen Isolierung der Aussenfassade aus - was meinst du, wie lange wir darauf warten müssen, bis es ausreichend Roboter gibt, die das selbstständig können? Und - wer produziert diese Roboter - wenn die Roboter produzieren sollen, dauert das noch mal länger.....
Deutschlands Städte müssen fit gemacht werden für einen modernen nachhaltigen Nahverkehr. Was meinst du, was das für eine Arbeit generiert - selbst, wenn nach Fertigstellung kein Mensch mehr für den laufenden Betrieb notwendig wäre (was nicht der Fall sein wird, weil mechanischer Verschleiß wird noch viele Jahrzehnte nicht allein mit Robotern zu erledigen sein).

Ich meine - statte nur mal 30-40 Millionen Haushalte ausreichend mit Gartengeräten aus, die vollautomatisch nachhaltige sinnvolle Gärten erzeugen - bis das der Fall ist, werden noch Milliarden an Arbeitsstunden investiert werden müssen!

Ach ja - Gärten.....Flüsse werden derzeit intensiv wieder renaturiert....mit Überschwemmungsgebieten......damit weniger Probleme in den Städten entstehen......auch das Riesenprojekte, die mit Millionen und Abermillionen Arbeitsstunden einhergehen - trotz schwerem Gerät.

Veraltete Industrieanlagen werden zurückgebaut. Recycling wird ausgebaut. Nachhaltige Produktionsketten werden eingerichtet. All das geht nicht ohne menschliche Arbeit! Sicher kann man vieles automatisieren - aber Automatisierung muss sich auch rechnen! Und das geht erst ab gewissen Größenordnungen, die nicht mal eben per schnell schnell in allen Sektoren zu erreichen sind.


Und: Für den Umbau und die anschließende Automatisierung der Wirtschaftskreisläufe brauchen wir Millionen und Abermillionen Arbeitsstunden! Selbst wenn es danach 100% Automatisiert wäre - was es nie sein wird.


Zitat
Ja, weniger sozialversicherte Jobs, dafür mehr prekäre Arbeitsverhältnisse, die irgendwann genauso obsolet werden, weil es nämlich dann günstiger und vielleicht auch praktischer und effizienter ist, dies an Maschinen abzugeben. Schon heute gibt es Putzmaschinen, die in der Hälfte der Zeit mindestens genauso effizient Böden reinigen, Saug- und Mähroboter ecetera. Wenn heute ein Saugroboter eine Wohnung saugt, wie wird die Entwicklung dann wohl in 20 Jahren sein?



Das ist eine ganz andere Fragestellung. Die Frage, ob der Staat in der Lage sein wird, die vorhandene Arbeit und die vorhandenen Einkommen sinnvoll so zu organisieren, dass ein allgemeiner Wohlstand möglich wird.....

An der Menge der Arbeit wird diese Fragestellung nicht scheitern - da fällt uns noch mindestens 50 Jahre jede Menge ein, was getan werden müsste......
ob der Staat dann die sozialpolitischen Entscheidungen hinbekommt, die eine gerechte Verteilung des Vermögens und der Einkommen und des Wohlstands ermöglichen - das ist eine davon unabhängige Fragestellung. Auch wenn beide Themen miteinander zu tun haben.

Nur - ungerechte soziale Verhältnisse bremsen den Fortschritt aus, aber verhindern ihn nicht.
Ungerechte soziale Verhältnisse können aber sehr wohl zu Arbeitslosigkeit führen - ohne eigentliche Notwendigkeit, weil arbeit gibt es ja genug.

Insofern mache ich mir keine Sorgen über die Menge an menschlicher Arbeit, die wir für den Fortschritt brauchen und brauchen können. Ich mache mir allenfalls Sorge darüber, dass der Staat dabei versagt, Vermögen ausreichend umzuverteilen, damit eine vernünftige nachhaltige Wirtschaft für alle Menschen entstehen kann.

Zitat
Nein, es gibt weniger sozialversicherte Arbeit mit mehr prekären Arbeitsverhältnissen, was in die Altersarmut führt, was wiederum zu weniger Einnahmen des Staates führt, dementsprechend ist eine Maschinensteuer die einzig logische Alternative.



Und weil das angeblich schon seit 1980 so ist - haben wir heute Rekordbeschäftigung und Rekordeinnahmen des Staates, obwohl die Staatsquote auch schon mal höher war.

Bei Argumentationsketten der Art "die einzig logische Alternative" werde ich immer hellhörig. Regelmäßig ist so eine Argumentation Quatsch. Faktisch gibt es viele Möglichkeiten, wie wir gesellschaftlich Gerechtigkeit organisieren können. Eine Maschinensteuer braucht es dafür nicht wirklich - es würde für viele Fragestellungen heute schon reichen, wenn wir die Paritätische Finanzierung der Sozialversicherungssysteme systemisch so umstellen würden, dass die Summe der Unternehmen dies sicherstellt - aber die Anteile sich entsprechend der Umsätze in Deutschland ergeben.

Eine solche Finanzierung der Sozialsysteme wäre eine klare (!) Alternative zu einer Maschinensteuer, die in der praktischen Umsetzung auch ziemlicher Quatsch wäre, weil kaum zu beziffern wäre, welche Steuer eine Maschine sinnvollerweise kosten sollte.

Insofern gibt es durchaus mehrere konkurrierende Ansätze, wie man die Thematik der Beteiligung von Unternehmen an der Finanzierung des Steuer- und Sozialsystems organisieren kann - wer meint, er hätte die einzig logische Alternative gefunden, der kann sich ganz sicher sein, dass er falsch liegt - es gibt viele Varianten, und jede hat Vor- und Nachteile.

Wo ich bei dir bin: Die Finanzierung der Sozialsysteme auf Unternehmensseite sollte entkoppelt werden von Rationalisierungseffekten!



Zitat
Die gibt es jetzt schon, nennen sich "Suchmaschinen" oder glaubst Du wirklich das da jemand sitzt, der Dir das Ganze auf Dich zugeschnitten optimiert raussucht?



Dir ist klar, dass der Präsenzhandel noch immer 90% des Handels ausmacht?


Zitat
Mag ja sein, aber das bedeutet nicht mehr Arbeitsplätze, sondern mehr Programme, die Dir dann ein auf Dich zugeschnittenes Angebot erstellen. Etwas für das man kaum noch Menschen braucht, außer ein paar Fachkräfte.



Seufz - dir ist schon klar, dass wir heute viele hundert Radiosender, Fernsehsender, dazu noch Aboangebote und Streamingangebote haben, wo es 1980 noch gerade entstehend die ersten privaten größeren Fernsehsender gab.....


Es werden heute je Jahr mehr Filmstunden produziert, als je zuvor. Auch beim Radio gilt das. In der Unterhaltungsbranche insgesamt gilt das. Es gibt mehr Freizeitparks, mehr dort beschäftigte, mehr Musicals, mehr Theater, mehr Kleinkunst, mehr Ausstellungen........

Überall mehr Jobs! Ich mein - man kann das relativieren und kleinreden, und davon sprechen, dass in 20 Jahren alles Roboter machen....nur - wie realistisch ist das?



Zitat
Lass es auch hier ein paar Tausend mehr sein, aber in der Summe kompensieren sie die Entwicklung auch nicht. Zumal auch hier Einsparpotential ist. Da es wohl momentan ein Art Hype darstellt, wird die Situation auch wieder abflauen.



Das Fernsehen von gestern ist heute der diversifizierte Markt bei Instagramm, youtube, Twitter, ... ... ...


In Summe sind da heute viel mehr Menschen beschäftigt, als noch 1980.



Zitat
Eine Aussage, die nicht nur vollkommen an der Realität vorbeigeht, sondern auch übersieht, das es eben auch heute viel weniger gut bezahlte und eben dauerhafte Arbeitsplätze gibt, sondern eben wandelbare und sogenannte "Minijobs". Alleine die Automobilindustrie wird schon, wenn es wirklich zu einer massiven Elektromobilität kommt, hunderttausende von Jobs abbauen, weil es eben einfacher ist und weniger Komponenten benötigt ein solches Fahrzeug zu bauen.



Für die Automobilindustrie stimmt das - aber nicht für die Mobilitätsindustrie insgesamt! DIE ist weiter auf Wachstumspfad. Und - bis die Automobilindustrie weltweit auf dramatisch günstigere Verfahren umgestellt ist - müssen noch viele hundert Millionen Arbeitsstunden erbracht werden!

MEnschlicher Arbeit!


Zitat
Was wir brauchen ist ein gesellschaftlicher Umbruch, ein striktes Umdenken in der Bewertung des Einzelnen und ein Gesellschaftsmodell, das Jedem gleiche Chancen einräumt und das Existenzminimum sichert auch ohne Arbeit, denn nur so wird es uns gelingen eine humanitäre und soziale Gesellschaft mit allem was daran hängt, zu erreichen.



Keine Frage - da bin ich bei dir. Nur - um das zu erreichen, und um die bestehende Gesellschaft dahingehend zu transformieren - da braucht es noch verdammt viel menschlicher Arbeit - die reicht locker inklusive der sonstigen Herausforderungen menschlichen Lebens noch für Vollbeschäftigung die nächsten 50 - 100 Jahre - vorausgesetzt, die Politik schafft die Rahmenbedingungen, dass es Vollbeschäftigung gibt. An mangelnder Arbeit liegt es definitiv nicht - an mangelnder Umverteilung aber kann das alles locker scheitern.


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#33

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 01.11.2019 13:09
von Beowulf (gelöscht)
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Zitat von Atue im Beitrag #30

Für mich ist diese Frage nicht entscheidend. Ob die Allgemeinheit bei Kindern die Existenzgrundsicherung über eine Umlage sicherstellt, die dann auch beinhaltet, dass die Existenzgrundsicherung für Kinder bedeutet, dass diese sich eine angemessene Bildung leisten können, das ist die eine Option. Oder ob die Existenzgrundsicherung bei Kindern geringer ausfällt, dafür aber die Allgemeinheit die Bildung kostenfrei finanziert - ist letzten Endes "Rechte Tasche - Linke Tasche".


Nun, alleine weil es für Dich „nicht entscheidend“ ist, belegt doch auch, wie sehr Du die entscheidenden Realitäten verkennst. Die neoliberale und konservative Politik der letzten Jahrzehnte hat doch belegt, wie sehr sie anstehende Probleme und Aufgaben in zukünftige Legislaturen verschoben hat, durch eine desaströse Wirtschaftspolitik die Vermögensverhältnisse in Deutschland ins Ungleichgesicht brachte, die höchste Staatsverschuldung aller Zeiten zu verantworten hat, kein einziges Problem wirklich gelöst hat, von der Infrastruktur bis hin zur Bildung. Deine Ideen und Dein Modell in Ehren, aber es würde nur dazu ausgenutzt werden um weiter abzuzocken, diese „Gebühren“ dann soweit zu erhöhen um andere Löcher damit zu stopfen. Das ist aber nur eines der Probleme die ich hier sehe.


Zitat
Eigentlich bestätigst du mich - denn erst einmal ist es für meine These, dass mehr Menschen als je zuvor arbeiten, wenig relevant, ob diese in prekären oder in sonstigen Jobs arbeiten.
Sicher ist es wünschenswert, dass jeder von seinem Job leben kann - trotzdem bin ich immer wieder irritiert über die merkwürdige Sichtweise, dass Arbeitslosigkeit besser wäre als ein Job in der Zuliefererbranche.....

Wie wäre folgende Überschrift für dich: Alle Jobs unter 12€ Stundenlohn abgeschafft! Leider haben wir jetzt 12 Millionen Arbeitslose......



Mit Verlaub diese Aussage zeigt auch genau auf, wie sehr Du die Realitäten verkennst. Denn die Situation, dass wir mehr Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen haben, hat einen massiven Einfluss sowohl auf den Arbeitsmarkt, als auch auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, auf die Sozialausgaben also Staatshaushalt und damit auch auf die Gesamtentwicklung.
Das es Dich „irritiert“ das Du selber meine Aussage fehlinterpretierst, ist rein Deiner eigenen Sichtweise geschuldet, denn wo sage ich aus, dass es „besser sei arbeitslos zu sein, als einen Job in der Zuliefererbranche zu besitzen“?
Allerdings halte ich es durchaus nicht nur für „wünschenswert“, sondern für ein notwendiges Menschenrecht, das Menschen von der Arbeit die sie verrichten auch leben können.
Mit dem letzten Satz übrigens widersprichst Du Deiner gesamten weiteren Aussagen einerseits schon massiv, denn wenn Du davon ausgehst, das wir jetzt 12 Mio Arbeitslose hätten, wenn diese asozialen Jobs abgeschafft würden, gehst Du ja indirekt davon aus, das eben nicht „mehr“ Arbeit vorhanden ist, sondern eher mehr prekäre Abhängigkeiten geschaffen wurden, die weder den Wohlstand einer gesamten Gesellschaft begründen, sondern eben nur Einzelnen Unternehmen und Begüterten zugutekommen und damit auch keinen gesellschaftlichen Fortschritt fördern.
Zum Anderen werden diese Jobs wegfallen, da sie durch Drohnen, selbstfahrenden Fahrzeugen ecetera ersetzt werden. Geht man dann damit schon alleine von ca. 12 Mio Jobs aus und nimmt dann noch die dazu, die ich beschrieben habe, wie Flugzeuge, LKW, Busse, Taxi, Schiffe ecetera pp, dann werden sicher weit mehr als „nur“ 12 Mio. wegfallen. Geht man von dem Einsparpotential aus, das entsteht werden sicher fast 2/3 aller Jobs betroffen sein. Selbst wenn neue geschaffen werden, werden sie bei realistischer Betrachtung das nicht kompensieren können.



Zitat
Du unterschätzt völlig die Dramatik der Individualisierung.


Wohl kaum, eher überdramatisierst Du den Wert dieser…

Zitat
Du überschätzt den Arbeitsplatzabbau - auch wenn da viel kommt, dauert es nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte, bis da dramatische Umwälzungen in der Breite ankommen. Disruptive Umwälzungen gibt es auch - aber auch die dauern 1-5 Jahre.


Allein diese Aussage unterstreicht wie sehr Du in einem Denken verhaftet bist, das erstens die Entwicklungen nicht richtig einordnet, zum Zweiten verkennt, das wir schon mitten in dem Umbruch sind und Drittens auch verkennst, das es sich um Menschen handelt, die nicht „mal eben“ so mit einem Fingerschnippen in diese Entwicklung ankommen können, da sie geschult und vorbereitet werden müssen. Das dauert auch Zeit. Aber genau die haben wir nicht. Die technische Entwicklung wartet nicht auf die Menschen, sondern schreitet unaufhaltsam und mit Riesenschritten voran. Alleine die Entwicklung auf dem IT-Markt ist fast explodiert in den letzten 5 Jahren und es wird sich noch weiter beschleunigen und vor neue Herausforderungen stellen. Deutschland hinkt hier, alleine was den Breitbandausbau und eine flächendeckende Versorgung angeht, um Jahrzehnte hinterher. Die Umwälzungen sind also bereits disruptiv und werden uns explosionsartig überrollen, wenn jetzt nicht schon die Weichen gestellt werden dafür.

Zitat
Und: Parallel dazu findet ein Umbau der Gesellschaft statt, der auch dramatisch ist. Und den blendest du aus. Wo früher Mama zu Hause blieb, und 3 Kinder erzog, und später Eltern und Schwiegereltern versorgt hat, da gibt es heute eine Kindergärten für Frühchen, Kindergarten für Alle, Tagesmütter, Pflegeheime, Sozialstationen .... ... ...

Ganztagsschulen gehören auch zu dieser Entwicklung - das sind in Summe nicht nur eine handvoll neuer Jobs, sondern viele Hunderttausende, die da schon entstanden sind, und weiter entstehen werden.


Selbst wenn es gelingen sollte einen Teil der Menschen aus jetzigen prekären Jobs in die Pflege oder zu Erziehern zu machen, reicht das sicher nicht ansatzweise aus um diese Jobs zu kompensieren, die wegfallen. Auch hinkt ja selbst diese Entwicklung hinterher, denn es gibt nicht genügend Kindergärten, Kitas und selbst wenn der Pflegenotstand damit behoben werden könnte, weil man daraus dann zusätzliche 60.000 Pfleger und ein paar tausend neuer Lehrer generieren würde, wären auch hier die Zahlen zu gering um es nur annähernd zu erreichen.

Zitat
Was du auch unterschätzt: Es mag noch so viel Rationalisierung die nächsten 50 Jahre geben - wir haben eine Mammutaufgabe zu stemmen! Die deutsche Volkswirtschaft, und dann auch die europäische und die Weltwirtschaft, müssen auf regenerative Energien und nachhaltiges Wirtschaften umgestellt werden. Allein die Menge an Neustahl, die für Windräder gebraucht wird, ist enorm. Von Solarzellen mag ich gar nicht reden. Mag sein, dass die Herstellung von Solarzellen ein hochautomatisierter Prozess sein wird - aber bis die Solarzelle bei dir auf dem Hausdach steht, sind doch viele Jobs daran beteiligt. Das gilt auch für Solarparks, Windparks, noch neu zu errichtenden Batterietechniken etc. etc. etc.....


Was Du unterschlägst ist, dass es diese Jobs bereits gibt ob bei Solarzellen oder Windrädern, bei denen ja die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, auch aufgrund weltweiter Entwicklung eher auf dem Rückzug ist und zurzeit eher schon abgebaut wird. Aber selbst, wenn man letztere Entwicklung sieht, wir reden von neuen[ Jobs und da wird es doch eher mau werden. Hier kann man allenfalls eine Beibehaltung und vielleicht geringfügigere Entwicklung nach oben sehen, zumal ja auch hier in dem Transportwesen, in der Automatisierung von betriebswirtschaftlichen Prozessen ecetera eher ein Rückgang zu erwarten ist.

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Bis die gesamte Volkswirtschaft auf e-Mobilität umgestellt sein wird, werden auch noch Millionen Jobs gebraucht - wenn auch andere als die, die heute in der Automobiindustrie sind. Wir werden Tankstellen abbauen, umbauen, neue Ladestellen aus- und aufbauen. Arbeit Arbeit Arbeit.....und da ist nicht so arg viel mit Maschinen, da ist noch lange Zeit viel Handarbeit notwendig.


Auch hier reichen die vorhandenen Jobs aus, auch die werden aufgrund von automatisierten Prozessen eher weniger. Wenn Du bspw. früher aufwendig planen, ausschachten, besondere Vorsichtsmaßnahmen bei einer neuen Tankstelle beachten mußtest, reicht es bei einer E-Tanksäule, wenn Du sie hinstellst, am Strom anschließt oder sie bestenfalls mit einer alternativen Energiequelle, wie Photovoltaik bspw. betreibst. Dafür wo man vorher 20 – 30 Leute benötigte, reichen also heute bereits 2. Wo sollen da alsso „neue Jobs“ herkommen?

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Mehr Verkehr auf die Schiene? Was meinst du, wer die neuen Trassen plant, finanziert und dann baut....alles Maschinen? Die nächsten 50 Jahre locker nicht. Denn diese Maschinen müssen erst noch gebaut werden....und wer macht das? Auch Maschinen?


Zum größten Teil sicherlich. Auch blendest Du aus, das nicht alles in der BRD produziert wird, alleine die Globalisierung verbietet solch eine Sichtweise schon. Aber davon abgesehen ist die Forderung mehr auf die Schiene zu bringen schon illusorisch und die Realität eine andere. Denn die Entwicklung geht hier eher davon weg.
Selbst wenn man auch das ignoriert, so werden heute schon die meisten Schienen und damit Trassen vollautomatisch verlegt, auch hier ist heute schon weniger Personal notwendig und in Zukunft wird sich das auch genauso weiterentwickeln. Wenn man dann statt heute vielleicht 10 Arbeitern nur noch 2 benötigt, wird das auch nicht kompensiert werden können, denn mehr Planer und Finanzierer sind dann wohl auch nicht zu erwarten.

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Der Klimawandel bringt Herausforderungen mit sich, da braucht es weitere Menschen. Katastrophenschutz wird wichtiger werden als je zuvor. Das ist ein chaotisches Umfeld - für KI und Robotik ein Umfeld, welches extrem schwierig ist, da wird es noch lange auf sich warten lassen, bis wir hier relevante Fortschritte erleben, die Arbeitsplätze wegfallen lassen. Vielmehr entstehen viele neue Arbeitsplätze, weil wir nur mangelhaft auf den Klimawandel vorbereitet sind.



Mit Verlaub, das klingt jetzt eher wie eine argumentative Notkrücke Deinerseits, denn Du glaubst ja wohl kaum, das ein paar tausend Menschen mehr im Katastrophenschutz, in dem übrigens auch die Technik eingezogen ist, Millionen von Arbeitsplätzen kompensiert?


Zitat
Der gute Precht.....auch der bringt in Diskussionen nur das ein, was für ihn gerade berichtenswert ist.
Ich mag ihn - aber die Individualisierung der Medizin berücksichtigt er in seinem Ideenkatalog noch so gut wie gar nicht.
Natürlich wird sich der Beruf des Arztes massiv verändern - anders wird es überhaupt gar nicht mehr gehen! Nur - die Menge an Arztbesuchen steigt, die Zahl der Ärzte sinkt. Auf dem Land haben wir schon massive Unterversorgung - und viele Stadtärzte gehen auch schon auf die Rente zu. Frag mal bei allen möglichen Berufen nach, wie dort der Altersschnitt ist, und was passiert, wenn die Geburtenstarken Jahrgänge demnächst in Rente gehen.


Hier vermischst Du den Ist-Zustand mit der Entwicklung, nur weil Du vermutlich mittlerweile selber merkst wie sehr Deine Argumentation hinkt.
Denn: Wenn sich der Beruf des Arztes massiv verändert, wird es so viele Fachärzte wie jetzt gar nicht mehr geben, denn durch die individuelle Vernetzung des Einzelnen und medizinische Überwachung, wird das gar nicht mehr notwendig sein. Diagnoseprogramme werden medizinische Diagnosen übernehmen und lediglich diese werden überwacht und auf Fehlerquellen überprüft werden müssen. Dadurch fallen wiederum Arztpraxen weg, damit medizinisches Fachpersonal. Onlineapotheken werden immer weiter ausgebaut werden, auch hier: Wegfall von Personal. Schon heute probiert man den „virtuellen Arztbesuch“ auf dem Land aus, auch das wird dazu führen, das Arbeitsplätze abgebaut werden, aber auch der Notstand auf dem Land.

Zitat
Allüberall fehlen zig tausende Arbeitskräfte! Bei Ärzten klar - aber auch beispielsweise bei Handwerkern. Und - nur weil es Hausbau-3-D-Drucker gibt, ist es dennoch nicht wirtschaftlich, in Deutschland jedes Haus erst mal abzureißen, damit man es dann standardisiert mit einem 3-D-Drucker neu bauen kann......


Erst einmal würde der Hausbau mittels eines 3 D Drucker keine zwangsläufige „Standardisierung“, außer baurechtlich vielleicht, bedeuten. Denn hier könnte man selber planen, organisieren und durchführen und Hilfsprogramme würden auch die Machbarkeit, Statik usw. berechnen.
Jetzt überlege mal, was das für Berufe wie Baustatiker, technische Zeichner, Architekten usw. bedeutet. Dann käme im nächsten Schritt vielleicht noch eine Maschine, die das Ganze aufbaut. Gemauert, gezimmert würde nicht mehr, sondern nur in vorgefertigten Komponenten aufgestellt. Das würde einen schnellen und auch sehr billigen automatisierten Aufbau ermöglichen. Aber was würde das wohl für den Beruf des Maurers, Zimmermanns, Dachdeckers ecetera bedeuten? Wenn dann noch vorgefertigte Kabel, Tapeten eingefügt werden, braucht man keinen Elektriker, Maler ecetera mehr.
Diese Entwicklung wird kommen und Bauen sehr günstig machen, aber auch unzählige Jobs hier kosten.

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Such mal in Deutschland einen Fließenleger, Gipser, Elektriker…..sorry, es mag sein, dass deine Utopien in 100 Jahren ernsthaft in die Nähe rücken – die nächsten 30 Jahre werden wir erst mal Vollbeschäftigung haben, wenn es die Poltik nicht verkackt. Da kannst du noch so viel wegrationalisieren – wir haben so unglaublich viel Arbeit vor uns, dass jedes Rationalisieren zwingend notwendig ist, damit wir nicht gänzlich im Innovationsstau absaufen.



Vor 30 Jahren haben wir noch mit Atari, dem C64 gespielt, kannten keine I-Phones, selbstfahrende Autos waren eine Utopie und Science Fiction, der Röhrenfernseher war das Nonplusultra und sowas wie Navi oder Internet für Jeden, eher Fremdwörter.
…und jetzt überdenke mal Deine Aussage…


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Meinst du. Und die Pflanzroboter, die unsere Wälder auf Mediterranes Klima o.ä. umbauen, sind alle rechtzeitig einsatzfertig? Wer genau baut die? Bis die ersten dieser Automaten fertig sind, brauchen wir erst mal hunderttausende Waldmitarbeiter, die bis dahin den Klimawandel in unseren Wäldern mit begleiten.....


Wer baut denn jetzt schon Maschinen, Autos, Computer, Traktoren, Fahrzeuge für die Waldbewirtschaftung? Alles Handarbeit? In welchem Jahrhundert lebst Du eigentlich und tippst Du gerade noch auf einem C 64 oder auf einem Tablet oder Smartphone herum?


Du überschätzt die Effekte völlig. Nimm mal die Biotechnologie - die steht noch recht am Anfang, wird aber die Welt in die nächste industrielle Revolution führen, nach der industriellen Revolution durch das Internet.
Achso, also auch alles Handarbeit hier? Besitzen die Wissenschaftler keine Computer, die jetzt schon für sie analysieren und helfen komplexe Zusammenhänge zu verstehen?

Übrigens: Die Wirtschaftswissenschaftler sind völlig perplex ob der Internettechnologie - denn nach klassischem wissenschaftlichen Ansatz hätte die Internetrevolution schon Millionen Arbeitslose produzieren müssen....das ist aber nicht passiert! Vielmehr ist es gerde der Charakter der Internetrevolution, dass sie eigentich unglaublich wenig Arbeitsplätze ersetzt, aber viele neue schafft. Bei der Biotechnologie wird das nun tendenziell ähnlich erwartet.

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Richtig, sie „ersetzt“ keine. Sie schafft vielleicht erstmal Neue, aber auch nicht in dem benötigten Maße, wie schon dargestellt, sondern schafft allenfalls zurzeit eine Art Strohfeuer, das ein wenig kompensiert, aber trotzdem mehr abbaut als schafft. Wären die prekären Arbeitsverhältnisse nicht, dann würde sich das stärker bemerkbar machen. Deutschland ist mittlerweile ein Niedriglohnland mit zu erwartender Rentenarmut. (Jeder 5.).




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Nimm mal die Landwirtschaft, eine nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland ist mit übergroßen monoton bewirtschafteten Feldern nicht vereinbar. Das wird eher die Permakultur leisten. Nur – wenn diese industriell geleistet werden soll, dann ist das hochgradig komplex. Das geht nicht von jetzt auf gleich mit Robotern, 3-D-Druck und KI, sondern das wird Jahre des Übergangs bedeuten, die begleitet werden müssen von vielen Menschen!



Sorry, das ist Quark. Erstens, weil ein Biobauer nicht zwangsläufig mehr Mitarbeiter einstellt, zweitens weil eine nachhaltigere biologische Bebauung auch wesentlich mehr Fläche beansprucht, will sie dieselbe Anzahl von Menschen versorgen, drittens benutzen auch Biobauern Maschinen die vollautomatisch ernten, säen ecetera. Oder glaubst Du die laufen noch einem Ochsenpflug hinterher? Auch in der Landwirtschaft wird es Stellenabbau geben, weil die Prozesse, will man hier höhere Effektivität und Produktivität auch im Biobereich erreichen, automatisiert werden.

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Klar vergleiche ich Äpfel mit Birnen - weil sich ja auch die Zeit weiterdreht. Merkwürdig, dass du diese Erkenntnis aus der Vergangenheit nicht auf die Zukunft interpolierst. Denn - heute sind dennoch weltweit mehr Menschen als je zuvor in der Modeindustrie insgesamt beschäftigt.
Früher hat man eine Jeans auch mal 2 oder 3 Jahre getragen - heute wird zweimal im Jahr der Kleiderschrank ausgemistet. Die Menge an Kleidung im Umlauf hat sich dramatisch erhöht. Ich werte das gar nicht, ob das wirklich gut oder schlecht ist - aber es folgt dem Trend der Individualisierung. Natürlich werden Menschen ersetzt werden, das war schon früher so - auch beim ersten Weberaufstand! Nur - deshalb sind es nicht weniger Jobs oder weniger Arbeit geworden - sondern in Summe mehr. Kritisch waren in der Geschichte stets nur die Verteilungsfragen - nicht aber die Fragestellung, ob es genügend (sinnstiftende) Aufgaben für jeden gibt.



Das ist Unsinn, denn die Anzahl der Jobs im Textilbereich hat sich in Deutschland verringert. Der Beruf des „Webers“ ist fast nicht mehr vorhanden, bis im technischen Gewebebereich vielleicht. Ganze Regionen die davon betroffen waren, sind mittlerweile verarmt und haben hohe Arbeitslosenzahlen. Wenn Du im Ruhrgebiet eine Wohnung suchst, gehe nach Wuppertal, da sind die Mieten billig, aber Jobs kaum vorhanden.
Weltweit aufgrund von prekären Arbeitsverhältnissen und Kinderarbeit mögen sie gestiegen sein, aber das Schneiderhandwerk, selbst Reinigungen machen in Deutschland dicht. Mit den gestiegenen Armutsverhältnissen zu „argumentieren“ ist aber eher unseriös, denn das sind keine „Jobs“, das ist Ausbeutung pur. Die paar Designer und Modeberater, die Angestellten in sogenannten „Outlet-Centern“ die dazukommen, aber die Infrastruktur und Arbeitsplätze im Zentrumsbereich zerstörten, sowie die Call-Center-Agents im Internethandel, die dazukommen, sind lächerlich dagegen. Nimm mal Amazon, die auch jetzt schon sehr automatisiert sind gerade in diesem Bereich, was alleine die schon Arbeitsplätze zerstört haben und zerstören und die Tatsache wieviel Steuermittel daraus entgangen sind, denn Amazon zahlt ja keine.


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Na ja - frag mal die vielen Jobs, die rund um Influencer entstanden sind.....die leben ganz gut von dem Unsinn.....



Das ist genau die scheinheilige neoliberale Argumentation, die ich so anprangere. Mit ein paar tausend Trittbrettfahrern an einer Entwicklung, argumentiert man keine millionenfachen Tatsachen weg…


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Na, dann hast du die Kernbotschaft von mir nicht verstanden - es fallen Jobs weg, aber andere entstehen!
Ja, wieviele „neue Jobs“ sind denn in den jeweiligen Gegenden entstanden?

Nochmal - das von dir propagierte Szenario der wegfallenden Jobs wird seit den 80ern beständig durch die Lande getragen - damals hatten wir eine Arbeitslosigkeit in der damaligen BRD von über 10%.
Damals war einerseits die Arbeitslosenstatistik ehrlicher, es wurde bei Weitem nicht so viel herausgerechnet und die Anzahl an sozialversicherungspflichtigen und tarifgebundenen Jobs war höher. Heute sind es mehr prekäre Verhältnisse und vor allem „Aufstocker“, die im Übrigen alle in der Statistik nicht erscheinen, genauso wie Menschen in Umschulungsmaßnahmen oder sinnbefreiten Bewerbungsmaßnahmen ecetera…

Heute haben wir ein wiedervereinigtes Deutschland - mit dem Merkmal, dass wirtschaftlich die DDR eigentlich weitgehend abgewickelt wurde. Die Produktionskapazitäten der westlichen Industriewelt waren so groß, dass die deutlich ineffizienteren Anlagen der Ex-DDR von nahezu einem auf den anderen Tag stillgelegt werden konnten, ohne dass es zu Mangelerscheinungen auf irgendeinem Markt kam.
In der Folge ist die Arbeitslosigkeit im Osten dramatisch temporär gestiegen!

Und heute?
Auch im Osten die Arbeitslosigkeit weitestgehend unterhalb von 10% - und in vielen Gegenden des Westens sprechen wir von nahezu Vollbeschäftigung, und für viele Jobs gibt es keine Menschen, die diese Jobs machen wollen oder können.
Im Osten ist das Lohnniveau nach 30 Jahren noch unter dem im Westen, die Arbeitslosigkeit weitaus höher und die Menschen fühlen sich von der Treuhand und Großunternehmen aus dem Westen betrogen. Daher entsteht hier auch gerade eine neue demokratiefeindliche Kultur…

Und das TROTZ der Abwicklung der DDR, TROTZ der Krisen, die es in der Weltwirtschaft seit 1990 dann doch einige gab, und trotz des expotentiellen Rationalisierungsschubes, den die Computerindustrie weltweit ausgelöst hat.

Wie passt all das zusammen mit der These, dass Computer Arbeitsplätze vernichten?
Klar - Computer tun das - aber es entstehen NEUE Arbeitsplätze - und zwar in nicht unbeträchtlicher Zahl. Arbeitsplätze, die es 1980 noch gar nicht gab.

Statistiken zeigen den Wandel bei den Arbeitsplätzen seit 1991 deutlich (es gibt auch längere Zeitreihen!)
Die Zahl der Erwerbstätigen ist von 1991 bis 2018 von 60261 Millionen Stunden auf 61086 Mio Stunden gestiegen!
Deine „Argumentation“ wird immer weniger schlüssig. Schließe doch mal bitte die Armutsjobs in Deine Bewertung mit ein, nimm die vielen Stunden, die Menschen im Zuliefererdienst leisten, die Überstunden bei der Polizei, Rettungsdienste ecetera, dazu, dann kommst Du auf eine realistischere. Denn hier liegt der Schlüssel, immer weniger Beschäftigte müssen immer mehr leisten.

Wie passt das zu der Rationaliserung, die doch auch schon von 1991 bis 2018 alle Lebensbereiche umfasst hat? Die Computer wurden mit dem Moorschen Gesetz beständig und auch expotentiell leistungsfähiger. Wie konnte es da passieren, dass trotz (!) Abwicklung der veralteten DDR-Wirtschaft mehr Arbeitsstunden notwendig wurden?
Siehe oben.

Die Detailberichte zeigen auf, was passiert ist!
In der Land- und Forstwirtschaft hat sich die Zahl der Stunden in dem Zeitraum mehr als halbiert.
In der Industrie ging die Stundenzahl um ca. 25% zurück.
ABER: Im Dienstleistungssektor - dem größten Sektor für Arbeit - wurden 20% mehr Stunden geleistet!
Gut, das Du mich damit noch bestätigst. Nur ist eben Deine Schlußfolgerung daraus hanebüchen und realitätsfremd. Denn mehr Arbeitsstunden bedeutet nicht auch, das mehr gutbezahlte Arbeit vorhanden sein muß, die mehr Produktivität bringt, sondern eher, das Menschen mehr dafür arbeiten müssen um sich einen annähernd gleichen Lebensstandard zu erhalten, was fatal ist, wenn der ohnehin niedrig ist.

Nun sagt die Vergangenheit ja nicht unbedingt etwas darüber aus, was die Zukunft bringt - allerdings sei zumindest der Hinweis erlaubt: 1980 war das Moorsche Gesetz schon bekannt, und auch da schon gab es das Gerücht, dass es immer weniger Jobs gibt.....ein guter Grund, warum die Gewerkschaften damals in Richtung 35h-Woche unterwegs waren.....die ist im Übrigen bis heute noch nicht flächendeckend umgesetzt! Tatsächlich wurden andere Reformen umgesetzt:


Nun, es kommt darauf an, wie man die Vergangenheit betrachtet, wie man sie interpretiert. Im Bezug auf die Wissenschaft, der technischen Fortschritte ecetera gibt sie mir wohl eher recht als Dir. Denn Du betrachtest es aus einer heutigen Brille ohne große Vorstellungskraft, während ich Dinge erwarte, von denen wir Beide noch gar nicht wissen, dass sie existieren können und irgendwann einmal „normal“ werden.

Zitat
- der Rentenbeginn wurde deutlich nach hinten verlagert, die Menschen arbeiten heute länger als 1980
- die Studienzeiten wurden deutlich verkürzt, die Bundeswehrzeit ist weitgehend entfallen, und die Schulzeit wurde verkürzt - die Folge: Die Menschen gehen tendenziell früher arbeiten als früher......

Summe: Mehr Menschen stehen für den Arbeitsmarkt bereit - und dennoch! Trotz all dieser Maßnahmen, trotz Abwicklung der ineffizienten DDR-Wirtschaft, trotz dramatischer Rationalisierung durch Maschinen, Automaten, Roboter und Computer, trotz expotentiell sich entwickelnder Rechenkapazitäten - bei all der zunehmenden Komplexität schaffen wir mehr Arbeitsplätze und brauchen mehr Stunden!


Wie bereits geschrieben, gehst Du von vollkommen irrigen Voraussetzungen aus. Nicht mehr sozialversicherungspflichtige und gut bezahlte Jobs sind geschaffen worden, sondern weniger. Das Menschen heute in ein öffentliches Schulsystem gepresst werden, das sehr marode, strukturell geschwächt ist, das sie tendentiell früher arbeiten gehen relativiert eher noch zusätzlich Deine Aussage der Arbeitsstunden. Denn Arbeitgeber heute erwarten das man eben nicht „nur“ 35 oder mehr Arbeitsstunden leistet, gerade in dem von Dir benannten Dienstleistungssektor und das sogar weitestgehend unbezahlt.

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UND: Wenn du heute mal durch Deutschland fährst, und dich ein wenig umschaust, dann kannst du allüberall Arbeit sehen, die gemacht werden müsste, die aber niemand macht.....
Straßen, die repariert werden müssten, Baustellen, die endlich finalisiert werden müssten, Häuser, die gedämmt werden müssten, Schlaglöcher, die beseitigt werden müssten, ... ... ....



Das begründet was? Nur weil Arbeit liegenbleibt, weil sie vielleicht durch klamme Kommunen oder Hausbesitzer, die sie sich nicht leisten können oder wollen, nicht gemacht oder aufgeschoben werden, werden dadurch zwangsläufig neue Jobs entstehen. Wo ist da die Logik?

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Nein - wir werden noch auf viele Jahrzehnte viel mehr Arbeit haben, als wir Menschen haben! So schnell kommt KI und Robotik nicht in die Pötte, dass die nächsten 50 Jahre da eine ernsthafte Gefahr entstünde, dass jemand arbeitslos wird....WENN es keine Arbeit gibt, dann liegt es auch die nächsten 50 Jahre an falscher Politik und/oder an falscher Verteilung von Vermögen im Staat.



Das wir seit dem Kohl-Regime eine vollkommen falsche Politik fahren dürfte eigentlich Jedem klar sein, der sich die Entwicklung betrachtet. Deine Illusionen in Ehren, aber nichts von dem was Du behauptest entspricht auch nur ansatzweise der Realität. Nimmt man die gesellschaftliche Entwicklung, die technische Zukunft und die fehlerhafte Politik, die nur auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet ist, dann wird es genauso kommen, wie ich es vermute. Denn alles Andere ist Schönfärberei und Indietaschelügen.

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Klar gibt es die schon - nur mach dir klar, in Deutschland haben derzeit nur die wenigsten Häuser eine Klimaanlage. Statte mal weitere 35 Millionen Haushalte mit Klimaanlagen aus - das bringt eine ganze Menge Arbeit!
Klimaanlagen werden bei den Häusern der Zukunft vielleicht gar nicht mehr notwendig sein, weil die so durchdacht sind, das sie sich selber regulieren können.

Statte mal 20 Millionen Häuser mit einer notwendigen Isolierung der Aussenfassade aus - was meinst du, wie lange wir darauf warten müssen, bis es ausreichend Roboter gibt, die das selbstständig können? Und - wer produziert diese Roboter - wenn die Roboter produzieren sollen, dauert das noch mal länger.....


Erstens haben viele Häuser bereits eine isolierte Fassade, zweitens reichen die jetzigen Jobs dafür aus und selbst wenn drittens noch ein paar mehr eingestellt werden müßten, was wohl auch dank technisch neuer Hilfsmittel nicht notwendig sein wird, kompensiert das nichts. Du „argumentierst“ immer am Rande der Annahme, das es für solche Bereiche keine Jobs gäbe, denn wenn „neue“ geschaffen werden sollen, darf es keine alten geben. Das ist falsch und ein großer Denkfehler.

Zitat
Deutschlands Städte müssen fit gemacht werden für einen modernen nachhaltigen Nahverkehr. Was meinst du, was das für eine Arbeit generiert - selbst, wenn nach Fertigstellung kein Mensch mehr für den laufenden Betrieb notwendig wäre (was nicht der Fall sein wird, weil mechanischer Verschleiß wird noch viele Jahrzehnte nicht allein mit Robotern zu erledigen sein).


Erst einmal fallen eine Menge weg und dann zu behaupten, es würden 100 neue entstehen, obwohl zuvor 10.000 weggefallen sind, ist wie seriös?

Zitat
Ich meine - statte nur mal 30-40 Millionen Haushalte ausreichend mit Gartengeräten aus, die vollautomatisch nachhaltige sinnvolle Gärten erzeugen - bis das der Fall ist, werden noch Milliarden an Arbeitsstunden investiert werden müssen!


Es gibt heute noch keine Gartengerätehersteller, die technische Innovationen vorantreiben? Woher kommen dann die tausende Mähroboter, die heute schon in Vorgärten herummähen?
Es werden dann halt weniger Gartenscheren verkauft und mehr technischer Schnickschnack, aber das generiert eben nicht mehr Arbeitsplätze. Das anzunehmen ist weltfremd.

Zitat
Ach ja - Gärten.....Flüsse werden derzeit intensiv wieder renaturiert....mit Überschwemmungsgebieten......damit weniger Probleme in den Städten entstehen......auch das Riesenprojekte, die mit Millionen und Abermillionen Arbeitsstunden einhergehen - trotz schwerem Gerät.

Veraltete Industrieanlagen werden zurückgebaut. Recycling wird ausgebaut. Nachhaltige Produktionsketten werden eingerichtet. All das geht nicht ohne menschliche Arbeit! Sicher kann man vieles automatisieren - aber Automatisierung muss sich auch rechnen! Und das geht erst ab gewissen Größenordnungen, die nicht mal eben per schnell schnell in allen Sektoren zu erreichen sind.



Gerade in diesen Segmenten lohnt sich das enorm und auch hier würden die Arbeitsplätze eher zurückgehen, dank neuer Technik, allenfalls konstant bleiben.


Zitat
Und: Für den Umbau und die anschließende Automatisierung der Wirtschaftskreisläufe brauchen wir Millionen und Abermillionen Arbeitsstunden! Selbst wenn es danach 100% Automatisiert wäre - was es nie sein wird.


Im Gegenteil werden zig Wirtschaftskreisläufe immer weiter automatisiert und optimiert werden. Menschen werden dann nur noch überwachen. Dies wird solange geschehen, bis alles automatisiert sein wird. Dann wird es nur noch um Optimierungen dieser Abläufe gehen.


Zitat
Das ist eine ganz andere Fragestellung. Die Frage, ob der Staat in der Lage sein wird, die vorhandene Arbeit und die vorhandenen Einkommen sinnvoll so zu organisieren, dass ein allgemeiner Wohlstand möglich wird.....
Nein, das ist der Kern die Krux des Ganzen. Denn hier entscheidet sich, was für eine Gesellschaft wir in der Zukunft sein wollen, wieviele Menschen in Armut vegetieren müssen und wie reich der Rest sein wird.

An der Menge der Arbeit wird diese Fragestellung nicht scheitern - da fällt uns noch mindestens 50 Jahre jede Menge ein, was getan werden müsste......
ob der Staat dann die sozialpolitischen Entscheidungen hinbekommt, die eine gerechte Verteilung des Vermögens und der Einkommen und des Wohlstands ermöglichen - das ist eine davon unabhängige Fragestellung. Auch wenn beide Themen miteinander zu tun haben.


Gerade die Menge der Arbeit und welche Qualität diese besitzt, ob daraus Armut, Wohlstand für Alle generiert wird, ist die Frage die zu beantworten ist. Denn im Gegensatz zu Deiner weltfremden Sicht, wird es nicht genügend Arbeit für alle geben, sondern nur für ein paar Spezialisten, Wissenschaftler oder Ingenieure. Zumindest langfristig gesehen. Ich gehe hier von 30 Jahren aus, nicht von 100.

Zitat
Nur - ungerechte soziale Verhältnisse bremsen den Fortschritt aus, aber verhindern ihn nicht.
Ungerechte soziale Verhältnisse können aber sehr wohl zu Arbeitslosigkeit führen - ohne eigentliche Notwendigkeit, weil arbeit gibt es ja genug.


Auch wieder so eine neoliberale Scheinbegründung. Es gibt nicht genug Arbeit, außer prekärer Verhältnisse. Das ist aber keine Alternative, außer man sieht Ausbeutung als sowas an.

Zitat
Insofern mache ich mir keine Sorgen über die Menge an menschlicher Arbeit, die wir für den Fortschritt brauchen und brauchen können. Ich mache mir allenfalls Sorge darüber, dass der Staat dabei versagt, Vermögen ausreichend umzuverteilen, damit eine vernünftige nachhaltige Wirtschaft für alle Menschen entstehen kann.


Das Eine hängt mit dem Anderen aber unteilbar zusammen.

Zitat
Und weil das angeblich schon seit 1980 so ist - haben wir heute Rekordbeschäftigung und Rekordeinnahmen des Staates, obwohl die Staatsquote auch schon mal höher war.



Das ist nicht „angeblich so“, sondern Fakt. Das auch daraus Einnahmen, erzielt werden, sowie aus der Tatsache das das wir einen durch Export bedingten Überschuß besitzen, also gar nicht so viel mit der Binnenwirtschaft zu tun hat, kommt Dir nicht in den Sinn?
„Rekordbeschäftigung“ anhand von prekären Arbeitsverhältnissen ist auch immer wieder so eine beliebte Scheinargumentation, die gerne als Totschlagargument missbraucht wird.

Zitat
Bei Argumentationsketten der Art "die einzig logische Alternative" werde ich immer hellhörig. Regelmäßig ist so eine Argumentation Quatsch. Faktisch gibt es viele Möglichkeiten, wie wir gesellschaftlich Gerechtigkeit organisieren können. Eine Maschinensteuer braucht es dafür nicht wirklich - es würde für viele Fragestellungen heute schon reichen, wenn wir die Paritätische Finanzierung der Sozialversicherungssysteme systemisch so umstellen würden, dass die Summe der Unternehmen dies sicherstellt - aber die Anteile sich entsprechend der Umsätze in Deutschland ergeben.


Abgesehen davon, dass der massive Widerstand in der Wirtschaft erregen würde, müßte man die Umsätze viel transparenter machen. Das wiederum würde mehr Wirtschaftsprüfer bedeuten (bevor jetzt von Dir wieder die Litanei der „Mehrarbeit“ kommt, es handelt sich um ein paar tausend), was die neoliberale und konservative korrupte Lobby verhindern würde, da in Bayern und Baden Württemberg bspw, dann um den Standort der Steueroasen gefürchtet würde.

Zitat
Eine solche Finanzierung der Sozialsysteme wäre eine klare (!) Alternative zu einer Maschinensteuer, die in der praktischen Umsetzung auch ziemlicher Quatsch wäre, weil kaum zu beziffern wäre, welche Steuer eine Maschine sinnvollerweise kosten sollte.



Man kann bei jeder Maschine beziffern wieviele Jobs sie ersetzt. Hier müßte ein zeitlicher Fixpunkt gesetzt werden, wieviele Mitarbeiter das Unternehmen zu dem Zeitpunkt auf dem Arbeitsgebiet hatte. Ich halte es für die einzige machbare Alternative.

Zitat
Insofern gibt es durchaus mehrere konkurrierende Ansätze, wie man die Thematik der Beteiligung von Unternehmen an der Finanzierung des Steuer- und Sozialsystems organisieren kann - wer meint, er hätte die einzig logische Alternative gefunden, der kann sich ganz sicher sein, dass er falsch liegt - es gibt viele Varianten, und jede hat Vor- und Nachteile.

Wo ich bei dir bin: Die Finanzierung der Sozialsysteme auf Unternehmensseite sollte entkoppelt werden von Rationalisierungseffekten!


Ich habe noch keine logische Alternative, die auch durchsetzbar wäre, gelesen und solange das so ist, bleibe ich bei meiner Sichtweise.

Zitat
Dir ist klar, dass der Präsenzhandel noch immer 90% des Handels ausmacht?



Dir ist auch klar, das sich das ändern wird?

Zitat
Seufz - dir ist schon klar, dass wir heute viele hundert Radiosender, Fernsehsender, dazu noch Aboangebote und Streamingangebote haben, wo es 1980 noch gerade entstehend die ersten privaten größeren Fernsehsender gab.....



…und die nutzen alle noch Schallplatten, CD und senden über Antenne? Es ist ja unbestritten, das es Bereiche gibt, die vielleicht ein paar Menschen mehr eingestellt haben, aber auch hier hat die Technik Einzug genommen und wo es früher 5 Kameraleute gab, braucht man heute vielleicht 1 oder drei…


Zitat
Es werden heute je Jahr mehr Filmstunden produziert, als je zuvor. Auch beim Radio gilt das. In der Unterhaltungsbranche insgesamt gilt das. Es gibt mehr Freizeitparks, mehr dort beschäftigte, mehr Musicals, mehr Theater, mehr Kleinkunst, mehr Ausstellungen........

Überall mehr Jobs! Ich mein - man kann das relativieren und kleinreden, und davon sprechen, dass in 20 Jahren alles Roboter machen....nur - wie realistisch ist das?


Von ein zwei Freizeitparks, die es in den 70ern auch schon gab, auf mehr Jobs zu kommen. Kleinkunst, Theater, Kinos, die auch irgendwann komplett aussterben werden aufgrund von Streaming ecetera ist hanebüchen. Mehr Ausstellungen, mehr Theater mehr Kleinkunst gibt es höchstens marginal mehr, wenn überhaupt.
Maschinen werden uns die Arbeit abnehmen, was gut ist, aber eben auch Arbeitsplätze kosten wird, wie in der Vergangenheit auch schon. Das mit prekären Ausbeutungen relativieren zu wollen, ist nicht nur Unsinn, sondern absolut weltfremd.
...und zieht man diese ab, gibt es weitaus weniger Jobs.

Zitat
Das Fernsehen von gestern ist heute der diversifizierte Markt bei Instagramm, youtube, Twitter, ... ... ...


In Summe sind da heute viel mehr Menschen beschäftigt, als noch 1980.



12 Millionen mehr? 1 Million mehr oder ein paar tausend nur wiederum?

Zitat
Für die Automobilindustrie stimmt das - aber nicht für die Mobilitätsindustrie insgesamt! DIE ist weiter auf Wachstumspfad. Und - bis die Automobilindustrie weltweit auf dramatisch günstigere Verfahren umgestellt ist - müssen noch viele hundert Millionen Arbeitsstunden erbracht werden!

Menschlicher Arbeit!



Autobauer fusionieren gerade. (FIAT, Chrysler, PSA), was meinst Du was das wohl bedeutet für die Entwicklung der nächsten 10 Jahre? Die Mobilität wird zwar steigen aber mehr als die jetzige Anzahl von Arbeitsplätzen wird nicht benötigt werden, eher das Gegenteil ist der Fall. Nimmt man selbst Wachstumsbranchen, von mir aus die Medien wie Fernsehen, Streaming und alles dahinter dazu, wird sich die Zahl der Arbeitsplätze mehr als nur halbieren. Menschliche Arbeit wird überflüssig. Langfristig nur noch auf ein paar Spezialisten begrenzt. Alles Andere ist Augenwischerei.



Zitat
Keine Frage – da bin ich bei dir. Nur – um das zu erreichen, und um die bestehende Gesellschaft dahingehend zu transformieren – da braucht es noch verdammt viel menschlicher Arbeit – die reicht locker inklusive der sonstigen Herausforderungen menschlichen Lebens noch für Vollbeschäftigung die nächsten 50 – 100 Jahre – vorausgesetzt, die Politik schafft die Rahmenbedingungen, dass es Vollbeschäftigung gibt. An mangelnder Arbeit liegt es definitiv nicht – an mangelnder Umverteilung aber kann das alles locker scheitern.


Mit Verlaub, wer das glaubt, denkt auch die Erde sei eine Scheibe…


Marie von Ebner-Eschenbach:

Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.
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#34

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 01.11.2019 23:34
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von Beowulf im Beitrag #33

Nun, alleine weil es für Dich „nicht entscheidend“ ist, belegt doch auch, wie sehr Du die entscheidenden Realitäten verkennst. ....


Also nochmal anders:
Auch wenn du es nicht begreifst, der Knackpunkt im Sozialsystem ist ureigentlichst die Thematik der Existenzgrundsicherung. Man kann dieses Thema auf unterschiedlichste Art und Weise organisieren (wie man ja auch heute sieht, es ist heute sehr diversifiziert organisisiert!). Ich tendiere hier persönlich dazu, dass ich prinzipiell eine BGE-Gesellschaft für den richtigen Ansatz halte - ich erkenne aber auch an, dass dies derzeit nicht Mehrheitsfähig ist. Es gibt Alternativen dazu, und die sehen heute so aus, dass man beispielsweise Kinder mit ihren spezifischen Bedürfnissen subventioniert - beispielsweise indem man Bildung kostenfrei macht. Das ist prinzipiell gut - hat aber wie alles und jedes auch spezifische Nachteile.
In einer BGE-Gesellschaft KANN man, muss aber nicht, den Kindern ein BGE in gleicher Höhe geben, wie den Erwachsenen. Umgekehrt wären beispielsweise 1.200€ für Kinder ohne dass man weitere Subventionen für Kinder aus dem Programm nimmt, wohl kaum zu rechtfertigen. Und zu diesen Subventionen gehört der freie Besuch von Kindergärten oder Schulen.

Was du nicht begreifst ist, dass so oder so in jedem Fall die Allgemeinheit über Steuern die Schulen bezahlt - einmal heute indem die Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen direkt vom Staat finanziert werden, oder eben auch anders wie ich es als MÖGLICHKEIT ins Spiel gebracht habe, indem man Kindern ein hohes BGE zahlt, aber dann der Schulbesuch halt bezahlt werden muss.

Es ist Rechte- Tasche - Linke-Tasche - und wenn das deinen Horizont übersteigt, verstehst du derzeit noch zu wenig von der Materie.

Dass du Einwände gegen die Finanzierung der Schulen aus einem BGE bringst, ist völlig ok - nur mach dir klar, jeder deiner Einwände auf derzeit noch ungelegte Eier ist reine Spekulation, und vieles von dem was du beschreibst, hast du HEUTE als Negativum bei einem anderen Ansatz auch. Insofern scheint weniger die Finanzierungsart relevant zu sein, als vielmehr die Bereitschaft der Gesellschaft und mehr noch der Politik Schulen und andere Bildungseinrichtungen ausreichend mit Finanzmitteln auszustatten.


Zitat

Mit Verlaub diese Aussage zeigt auch genau auf, wie sehr Du die Realitäten verkennst. Denn die Situation, dass wir mehr Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen haben, hat einen massiven Einfluss sowohl auf den Arbeitsmarkt, als auch auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, auf die Sozialausgaben also Staatshaushalt und damit auch auf die Gesamtentwicklung.
Das es Dich „irritiert“ das Du selber meine Aussage fehlinterpretierst, ist rein Deiner eigenen Sichtweise geschuldet, denn wo sage ich aus, dass es „besser sei arbeitslos zu sein, als einen Job in der Zuliefererbranche zu besitzen“?
Allerdings halte ich es durchaus nicht nur für „wünschenswert“, sondern für ein notwendiges Menschenrecht, das Menschen von der Arbeit die sie verrichten auch leben können.
Mit dem letzten Satz übrigens widersprichst Du Deiner gesamten weiteren Aussagen einerseits schon massiv, denn wenn Du davon ausgehst, das wir jetzt 12 Mio Arbeitslose hätten, wenn diese asozialen Jobs abgeschafft würden, gehst Du ja indirekt davon aus, das eben nicht „mehr“ Arbeit vorhanden ist, sondern eher mehr prekäre Abhängigkeiten geschaffen wurden, die weder den Wohlstand einer gesamten Gesellschaft begründen, sondern eben nur Einzelnen Unternehmen und Begüterten zugutekommen und damit auch keinen gesellschaftlichen Fortschritt fördern.
Zum Anderen werden diese Jobs wegfallen, da sie durch Drohnen, selbstfahrenden Fahrzeugen ecetera ersetzt werden. Geht man dann damit schon alleine von ca. 12 Mio Jobs aus und nimmt dann noch die dazu, die ich beschrieben habe, wie Flugzeuge, LKW, Busse, Taxi, Schiffe ecetera pp, dann werden sicher weit mehr als „nur“ 12 Mio. wegfallen. Geht man von dem Einsparpotential aus, das entsteht werden sicher fast 2/3 aller Jobs betroffen sein. Selbst wenn neue geschaffen werden, werden sie bei realistischer Betrachtung das nicht kompensieren können.



Du verstehst es einfach nicht. Selbstverständlich kann die Politik Einfluss darauf nehmen, wie viele Arbeitsverhältnisse prekär sind oder auch nicht. Hier wird vieles falsch gemacht! Beispielsweise war ursprünglich schon bei der Einführung von Hartz IV geplant, auch einen Mindestlohn einzuführen - und zwar einen, der deutlich höher ist als das, was wir heute haben. Das kam dann aber erst viele Jahre später....
Du hat KEINE Alternative zu dem Ansatz, dass wir auf die heute prekären Arbeitsverhältnisse verzichten - ausser die Arbeitslosigkeit. Das halte ich für einen zutiefst asozialen Ansatz - es gibt nichts schlimmeres, als Arbeitslosigkeit - selbst prekäre Arbeitsverhältnisse sind besser, als Arbeitslosigkeit! ABER: Das bedeutet KEINESWEGS, dass ich prekäre Arbeitsverhältnisse akzeptiere oder für gut finde! Nur - das ist eine Verteilungsfragestellung! Hier geht es darum, dass die Politik Rahmenbedingungen schaffen muss, damit gesellschaftliche Gewinne auch ausreichend in der Breite ankommen. Hier geht es dann um Fragestellungen der Vermögensakkumulation, der Gewinnabschöpfung und ähnliches. Das löst du nicht, wenn du einfach mehr Arbeitslose in Kauf nimmst. Hier irrst du gewaltig - und wenn man dir folgen würde, dann würden Millionen ohne Perspektive dastehen. Das halte ich für Verantwortungslos!


Zitat

Wohl kaum, eher überdramatisierst Du den Wert dieser



Was zeigt, dass ich mit meiner Behauptung Recht habe, dass du die Individualisierung der Gesellschaft - übrigens anerkanntermaßen ein Megatrend - unterschätzt.

Zitat

Allein diese Aussage unterstreicht wie sehr Du in einem Denken verhaftet bist, das erstens die Entwicklungen nicht richtig einordnet, zum Zweiten verkennt, das wir schon mitten in dem Umbruch sind und Drittens auch verkennst, das es sich um Menschen handelt, die nicht „mal eben“ so mit einem Fingerschnippen in diese Entwicklung ankommen können, da sie geschult und vorbereitet werden müssen. Das dauert auch Zeit. Aber genau die haben wir nicht. Die technische Entwicklung wartet nicht auf die Menschen, sondern schreitet unaufhaltsam und mit Riesenschritten voran. Alleine die Entwicklung auf dem IT-Markt ist fast explodiert in den letzten 5 Jahren und es wird sich noch weiter beschleunigen und vor neue Herausforderungen stellen. Deutschland hinkt hier, alleine was den Breitbandausbau und eine flächendeckende Versorgung angeht, um Jahrzehnte hinterher. Die Umwälzungen sind also bereits disruptiv und werden uns explosionsartig überrollen, wenn jetzt nicht schon die Weichen gestellt werden dafür.



Sorry, aber da hast du ein paar Fehleinschätzungen. Deutschland hängt nicht Jahrzehnte hinterher - überlege mal genau, wie lange es Smartphones überhaupt gibt.....du unterschätzt offensichtlich die Geschwindigkeit der Veränderungen!

Gleichzeitig überschätzt du aber dramatisch, was die Auswirkungen für eine einzelne Branche für den gesamten Arbeitsmarkt bedeuten - denn auf dem gibt es weitere dramatische Veränderungen, die dir offensichtlich nicht bewußt sind. Lies halt auch mal Statistiken nach! Schau mal, wie viele Menschen in Rente gehen. Schau nach, wie viele Jobs in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen - ganz gleich ob von Maschinen oder Menschen! Überleg dir mal, welche Herausforderungen da noch auf uns zukommen! Nein - du bist vor lauter Science Fiction blind gegenüber der gesellschaftlichen Realität.Du überschätzt die Fähigkeiten der IT (ich weiß wovon ich rede) und unterschätzt die Fähigkeiten der Gesellschaft zum realen Wandel und damit einhergehend zum Aufbau weiterer Arbeitsplätze.


Zitat
Selbst wenn es gelingen sollte einen Teil der Menschen aus jetzigen prekären Jobs in die Pflege oder zu Erziehern zu machen, reicht das sicher nicht ansatzweise aus um diese Jobs zu kompensieren, die wegfallen. Auch hinkt ja selbst diese Entwicklung hinterher, denn es gibt nicht genügend Kindergärten, Kitas und selbst wenn der Pflegenotstand damit behoben werden könnte, weil man daraus dann zusätzliche 60.000 Pfleger und ein paar tausend neuer Lehrer generieren würde, wären auch hier die Zahlen zu gering um es nur annähernd zu erreichen.



Spahn hat 60.000 Stellen benannt - wohl wissend, dass zwei Faktoren diese Zahl begleiten:
1) Es werden DRAMATISCH mehr Stellen benötigt
2) Es gibt noch nicht mal diese 60.000 Berufstätigen in absehbarer Zeit, die diese genannte Lücke schließen könnten - der Arbeitsmarkt gibt diese Stellen einfach nicht her.

Du machst dir einfach keine Vorstellungen davon, wie dramatisch der Fachkräftemangel heute schon in Deutschland ist, und wie dramatisch sich dieser noch die nächsten 10 Jahre entwickeln wird.....
Klar - dem steht gegenüber, dass an anderen Stellen auch Jobabbau stattfindet - nur - der Jobabbau ist einfach nicht schnell genug, um den wachsenden Bedarf an Lehrern, ITlern, Pflegekräften, Handwerkern etc. etc. etc. auch nur annähernd auffangen zu können.


Zitat

Was Du unterschlägst ist, dass es diese Jobs bereits gibt ob bei Solarzellen oder Windrädern, bei denen ja die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, auch aufgrund weltweiter Entwicklung eher auf dem Rückzug ist und zurzeit eher schon abgebaut wird. Aber selbst, wenn man letztere Entwicklung sieht, wir reden von neuen[ Jobs und da wird es doch eher mau werden. Hier kann man allenfalls eine Beibehaltung und vielleicht geringfügigere Entwicklung nach oben sehen, zumal ja auch hier in dem Transportwesen, in der Automatisierung von betriebswirtschaftlichen Prozessen ecetera eher ein Rückgang zu erwarten ist.



Auch wenn Arbeitsplatzvernichtungsminister Altmeier erfolgreich die Solarindustrie in die Knie gezwungen hat, und die Windkraftanbieter gleich hinterher schickt - klar, wenn du davon ausgehst, dass wir eine rückwärtsgewandte Politik auch die nächsten Jahre machen, hast du Recht. Wenn du aber einbeziehst, dass wir eigentlich Verpflichtungen übernommen haben, die Klimaziele von Paris zu erreichen (maximal ! 1,5 Grad) dann geht das nur mit massivem Aufbau an Arbeitskräften. Denn es müssen Millionen Solarpaneele aufgebaut werden, Stromtrassen gebaut werden, Windkrafträder aufgestellt werden, und Häuser gedämmt werden - und die Roboterarmee dazu ist noch nicht mal irgendwo weltweit erkennbar. Mag sein, dass das in 50 Jahren Maschinen können - die nächsten 20 Jahre haben wir einfach nur verdammt viel Arbeit und viel zu wenige Arbeiter.

Im Folgenden häufen und wiederholen sich deine Gedankenfehler - deshalb antworte ich nicht auf jedes Detail deines Beitrages, das Muster ist immer das Gleiche - du überschätzt die Fähigkeiten der Automatisierung, und unterschätzt die Dramatik des gesellschaftlichen Wandels in Richtung einer Dienstleistungsgesellschaft mit hohem Pflegeanteil etc. etc.....
Unterm Strich fehlt dir da offensichtlich das passende Zahlenmaterial, was ich dir dringend empfehlen kann - die Zahlen sind öffentlich verfügbar.


Zitat

Nun, es kommt darauf an, wie man die Vergangenheit betrachtet, wie man sie interpretiert. Im Bezug auf die Wissenschaft, der technischen Fortschritte ecetera gibt sie mir wohl eher recht als Dir. Denn Du betrachtest es aus einer heutigen Brille ohne große Vorstellungskraft, während ich Dinge erwarte, von denen wir Beide noch gar nicht wissen, dass sie existieren können und irgendwann einmal „normal“ werden.



Sorry, aber wenn du Science Fiction liebst, die Realität dann aber nicht mehr in ein gesundes Verhältnis zu dem setzen kannst, was wirklich die nächsten 50 Jahre machbar ist, dann fehlt dir einfach der Realitätsbezug! Vielleicht bin ich da einfach ein wenig näher dran an der Realität! Ich beschäftige mich jeden Tag mit genau solchen Themenstellungen - und dir ist überhaupt nicht bewußt, wie lange beispielsweise ein IT-Projekt in einer einzelnen Firma dauert, um deutliche Fortschritte zu erzielen - vor allem dann nicht, wenn erst mal noch massiv Infrastruktur umgebaut werden muss.

Die Masse an Unternehmen sind keine Startups, und von der Masse der Startups erleben nur die wenigsten das 10. Jahr nach ihrer Gründung. Es ist etwas anderes, ob man einen innovativen Prozess irgendwo einführt, oder ob dieser flächendeckend in 80% der Unternehmen wertschöpfend etabliert werden kann.

UM neue Prozesse in 80% der Unternehmen gewinnbringend unter zu bringen, braucht es verdammt viel Arbeit und Ressourcen - und Innovation kommt nicht von alleine, sondern braucht erst mal viele Menschen! Wenn die Innovationsgeschwindigkeit zunimmt, braucht es noch mehr Menschen, die diese Innovation gestalten - in Zeiten der Vollbeschäftigung sind diese Menschen aber einfach nicht verfügbar.

Wir wären in Deutschland auch schon weiter - aber allüberall fehlen uns Fachkräfte! Mit deinem Arbeitslosigkeitshorrorwunschszenario passt das einfach nicht zusammen.


Zitat
Wie bereits geschrieben, gehst Du von vollkommen irrigen Voraussetzungen aus. Nicht mehr sozialversicherungspflichtige und gut bezahlte Jobs sind geschaffen worden, sondern weniger. Das Menschen heute in ein öffentliches Schulsystem gepresst werden, das sehr marode, strukturell geschwächt ist, das sie tendentiell früher arbeiten gehen relativiert eher noch zusätzlich Deine Aussage der Arbeitsstunden. Denn Arbeitgeber heute erwarten das man eben nicht „nur“ 35 oder mehr Arbeitsstunden leistet, gerade in dem von Dir benannten Dienstleistungssektor und das sogar weitestgehend unbezahlt.



Was ja nur bestätigt, was ich schreibe! Denn - kein Arbeitgeber würde Mehrarbeit erwarten, wenn er ausreichend Arbeitskräfte bekäme. Bekommt er aber nicht. Der Innovationsdruck aber bleibt. Wir haben einfach zu wenige Fachkräfte, um den Innovationsstau aufzulösen!


Zitat
Das begründet was? Nur weil Arbeit liegenbleibt, weil sie vielleicht durch klamme Kommunen oder Hausbesitzer, die sie sich nicht leisten können oder wollen, nicht gemacht oder aufgeschoben werden, werden dadurch zwangsläufig neue Jobs entstehen. Wo ist da die Logik?



Du verstehst es einfach nicht - es liegt nicht daran, dass uns Arbeit fehlt - sondern allenfalls daran, dass die Rahmenbedingungen für die Jobs nicht so sind, dass diese auch entstehen und Menschen ausreichend finanziell attraktiv in Arbeit bringen!

Du plauderst immer von fehlenden Jobs - ich erkläre dir, dass ausreichend Arbeit da ist - und dann bestätigst du, dass Arbeit liegen bleibt, die gemacht werden müsste......merkst du eigentlich nicht, wie wenig du noch zusammenhängend argumentierst? Die Politik muss diesen Punkt aufgreifen, und die Arbeitsmärkte so gestalten, dass Angebot und Nachfrage zum Wohle der Gesellschaft zusammenkommen.
DU argumentierst damit, dass dir lieber ist, dass Menschen arbeitslos bleiben....und du ignorierst dann, dass damit auch dramatisch viel Arbeit liegen bleibt. WO BITTE SIND DEINE MASCHINEN UND ROBOTER - wir brauchen sie dringend!

Zitat
Das wir seit dem Kohl-Regime eine vollkommen falsche Politik fahren dürfte eigentlich Jedem klar sein, der sich die Entwicklung betrachtet. Deine Illusionen in Ehren, aber nichts von dem was Du behauptest entspricht auch nur ansatzweise der Realität. Nimmt man die gesellschaftliche Entwicklung, die technische Zukunft und die fehlerhafte Politik, die nur auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet ist, dann wird es genauso kommen, wie ich es vermute. Denn alles Andere ist Schönfärberei und Indietaschelügen.



Bei der Einschätzung der Politik nicht nur seit der Ära Kohl bin ich durchaus bei dir! Nur - du suchst Arbeitslose - ich suche Arbeiter. Merkst du den Unterschied? Offensichtlich führt deine Gedankenwelt zu vielen Arbeitslosen, meine hingegen zur Vollbeschäftigung! Ich denke, das zeigt auf, wie unterschiedlich wir Politik und ihre Möglichkeiten denken!

Der Rest ist dann auch wieder meist nur Widerholung des Gesagten nur mit Variationen zu dem jeweiligen Politikfeld.

Unterm Strich suchst du nach Arbeitslosen - ich sehe dramatisch viel Arbeit die erledigt werden muss, und ich bin eher dafür, dass die Politik die Gesellschaft und die Wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so gestalten soll und muss, dass diese Arbeitsplätze auch entstehen, weil nur so die Gesellschaft vorankommt - und dann aber auch angemessen bezahlt wird.

Deine Suchbewegung geht hingegen in Richtung einer Gesellschaft des Stillstandes - es gibt kein Fortschritt mehr, weil ja niemand da ist, der diesen machen könnte - und die Arbeitsplätze die frei sind, dürfen ja nicht besetzt werden, weil die ja zu niedrig bezahlt wären.....dass der Staat sehr wohl Einfluss auf die Höhe der Bezahlung nehmen kann, ist dir offensichtlich nicht klar.

Es ist dem entsprechend kein Wunder, dass du zu einem Weltbild kommst, welches auf Agonie und Fremdbestimmung setzt - während ich auf Entwicklung und Nachhaltigkeit setze - und dabei dazu komme, dass dies überhaupt nur möglich sein wird, wenn jeder seinen Job auch macht!

Schade, dass du auf Arbeitslose denn auf gerechte Verteilung und Vollbeschäftigung setzt.


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#35

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 02.11.2019 14:21
von Beowulf (gelöscht)
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Zitat von Atue im Beitrag #34

Also nochmal anders:
Auch wenn du es nicht begreifst, der Knackpunkt im Sozialsystem ist ureigentlichst die Thematik der Existenzgrundsicherung. Man kann dieses Thema auf unterschiedlichste Art und Weise organisieren (wie man ja auch heute sieht, es ist heute sehr diversifiziert organisisiert!). Ich tendiere hier persönlich dazu, dass ich prinzipiell eine BGE-Gesellschaft für den richtigen Ansatz halte - ich erkenne aber auch an, dass dies derzeit nicht Mehrheitsfähig ist. Es gibt Alternativen dazu, und die sehen heute so aus, dass man beispielsweise Kinder mit ihren spezifischen Bedürfnissen subventioniert - beispielsweise indem man Bildung kostenfrei macht. Das ist prinzipiell gut - hat aber wie alles und jedes auch spezifische Nachteile.
In einer BGE-Gesellschaft KANN man, muss aber nicht, den Kindern ein BGE in gleicher Höhe geben, wie den Erwachsenen. Umgekehrt wären beispielsweise 1.200€ für Kinder ohne dass man weitere Subventionen für Kinder aus dem Programm nimmt, wohl kaum zu rechtfertigen. Und zu diesen Subventionen gehört der freie Besuch von Kindergärten oder Schulen.

Ein BGE, das in derselben Höhe auch für Kinder eingeführt würde, ist deswegen schon unrealistisch, weil es auch zum Betrug einlädt. Auch haben Kinder nicht dieselben Kosten zu tragen, wie Miete, Kfz-Steuern ecetera. Insofern würde die Gerechtigkeit hier aus den Fugen geraten.

Zitat

Was du nicht begreifst ist, dass so oder so in jedem Fall die Allgemeinheit über Steuern die Schulen bezahlt - einmal heute indem die Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen direkt vom Staat finanziert werden, oder eben auch anders wie ich es als MÖGLICHKEIT ins Spiel gebracht habe, indem man Kindern ein hohes BGE zahlt, aber dann der Schulbesuch halt bezahlt werden muss.

Es ist Rechte- Tasche - Linke-Tasche - und wenn das deinen Horizont übersteigt, verstehst du derzeit noch zu wenig von der Materie.


Ich hatte Dich sehr wohl verstanden, was auch aus meinem Text hervorgeht. Jemand wie Du, der angeblich so einen „hohen Horizont“ besitzt, sollte das auch bemerken können. Nur was anscheinend über Deinen hinauszugehen scheint ist auch das Dein „Modell“ einerseits dem Staat wiederum die Möglichkeit bietet sich damit aus der Schulfinanzierung zurückzuziehen, denn Steuern können nicht zweckgebunden erschaffen werden, sondern fließen i m m e r in den allgemeinen „Topf“, dann wäre noch der Verwaltungsaufwand was dies verursachen würde und auch hier der Gerechtigkeitspunkt zu beachten. Denn trotz BGE gäbe es ja noch Großverdiener und Reiche und deren Kinder gehen ja bekanntlich eher selten auf öffentliche Schulen oder Einrichtungen und die müßten dann nichts bezahlen. Wie man Deine Ideen auch dreht und wendet, sie sind unausgegorene Schnellschüsse, zumal ja auch an der Bildung noch andere Fragen dranhängen, beispielsweise der Transport hin und zurück zur Schule, das Lehrmaterial, das ja zukünftig immer mehr aus elektronischer Hardware besteht usw. DAS sollte angesichts einer optimierten Bildung Aufgabe des Staates sein und bleiben. Würdest Du Dein Rechte-Tasche - Linke Tasche-Prinzip einführen, gäbe es hier zu viel "Einsparpotential" und würde auch dem Prinzip des "Bedingungslosen Grundeinkommens" widersprechen. Denn dieses Einkommen soll ja auch für die "G r u n d bedürfnisse" sein und eben nicht für die Aufgaben des Staates. Jetzt verstanden?

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Dass du Einwände gegen die Finanzierung der Schulen aus einem BGE bringst, ist völlig ok - nur mach dir klar, jeder deiner Einwände auf derzeit noch ungelegte Eier ist reine Spekulation, und vieles von dem was du beschreibst, hast du HEUTE als Negativum bei einem anderen Ansatz auch. Insofern scheint weniger die Finanzierungsart relevant zu sein, als vielmehr die Bereitschaft der Gesellschaft und mehr noch der Politik Schulen und andere Bildungseinrichtungen ausreichend mit Finanzmitteln auszustatten.


Hierüber, was den letzten Stz betrifft, sind wir uns ja weitestgehend einig, nur sollte eben auch klar sein, wenn man so etwas durchsetzt, wie man es finanziert und wie nicht.
Für einen Linken wie mich ist es daher schon erheblich, wie etwas verändert werden soll, warum und wo die Lösungen sind und ob sie für den größten Teil der Menschen von Nutzen sind. Da unterscheiden wir uns nämlich von Konservativen und Rechten, die diese Lösungen eben nicht besitzen.

Zitat

Du verstehst es einfach nicht. Selbstverständlich kann die Politik Einfluss darauf nehmen, wie viele Arbeitsverhältnisse prekär sind oder auch nicht. Hier wird vieles falsch gemacht! Beispielsweise war ursprünglich schon bei der Einführung von Hartz IV geplant, auch einen Mindestlohn einzuführen - und zwar einen, der deutlich höher ist als das, was wir heute haben. Das kam dann aber erst viele Jahre später....
Du hat KEINE Alternative zu dem Ansatz, dass wir auf die heute prekären Arbeitsverhältnisse verzichten - ausser die Arbeitslosigkeit. Das halte ich für einen zutiefst asozialen Ansatz - es gibt nichts schlimmeres, als Arbeitslosigkeit - selbst prekäre Arbeitsverhältnisse sind besser, als Arbeitslosigkeit! ABER: Das bedeutet KEINESWEGS, dass ich prekäre Arbeitsverhältnisse akzeptiere oder für gut finde! Nur - das ist eine Verteilungsfragestellung! Hier geht es darum, dass die Politik Rahmenbedingungen schaffen muss, damit gesellschaftliche Gewinne auch ausreichend in der Breite ankommen. Hier geht es dann um Fragestellungen der Vermögensakkumulation, der Gewinnabschöpfung und ähnliches. Das löst du nicht, wenn du einfach mehr Arbeitslose in Kauf nimmst. Hier irrst du gewaltig - und wenn man dir folgen würde, dann würden Millionen ohne Perspektive dastehen. Das halte ich für Verantwortungslos!


Du kapierst es einfach nicht und schiebst mir Dinge unter, nur weil Du Dich der Realitäten nicht stellen willst, die anscheinend vollkommen den Horizont Deiner Vorstellungskraft übersteigen.
Die Forderung nach einem Mindestlohn, von übrigens 12,50 € damit Jeder davon leben kann, war seit Existenz der Linkspartei immer Kern ihrer Politik. Die SPD hatte es nur abgekupfert und übrigens massiv abgeschwächt, so dass es zurzeit immer noch prekäre Arbeitsverhältnisse gibt und eben auch die Altersarmut ansteigt.
Was ebenso Unsinn ist, ist die Aussage, dass es „nichts Schlimmeres gäbe als Arbeitslosigkeit“, also eine Abhängigkeit die den Druck erzeugt arbeiten zu müssen um leben zu können. Absolut asozial finde ich den Satz das selbst „prekäre Arbeitsverhältnisse besser“ seien.
Ich persönlich finde eher die derzeitige Umverteilung von „unten nach oben“ weitaus schlimmer. Was haben bspw. eine Frau Quandt für ihre Rendite von 1 Mrd. Euro dieses Jahr so geleistet, das Sie mehr verdient in einem Jahr, als alle Krankenschwestern, Taxifahrer oder Handwerker zusammen in ihrem Leben? Was ist so großartig an Managern, das sie das Vielfache einer Reinigungskraft verdienen und was soll so toll sein an Fußballprofis, das sie Millionen verdienen, während Zeugwart, Platzwart oder Ordner teilweise Zweit- oder Drittjobs benötigen?
Du propagierst gerade Ausbeutung als Lebenserfüllung und nimmst damit in Kauf, das die Leute auch hier kaum genug besitzen um würdig leben zu können, beraubst sie noch dazu ihrer Zeit anderer Interessen oder Lebensinhalte nachgehen zu können und schickst sie dann in die Altersarmut. Was zum Teufel soll daran „besser“ sein?
Gleichzeitig behauptest Du, das Du diese Verhältnisse nicht für „gut oder akzeptabel“ befindest, siehst sie aber trotzdem als „notwendiges Übel“ an. Wie alle die eine neoliberalere und konservativere Ausrichtung anstreben, siehst Du die Ungerechtigkeit dahinter nicht und ignorierst sie, weil Ihr Euch nämlich diese privilegierte Stellung selber erhoffst oder vielleicht sogar besitzt.
Indem Du eine Wertschöpfung schaffst, die nämlich genau diese Privilegien weiter befördert, wirst Du den Sinn eines BGE damit unterminieren, nämlich gerade die Umverteilung gerechter zu gestalten.
Was Du auch nicht kapierst, ist die Dimension der Veränderung die nämlich zwangsläufig auf uns zukommt. Du „kompensierst“ nicht „mal eben“ den Wegfall von Millionen Jobs, genau auf der Ebene im Dienstleistungssektor wie der Transport oder Beförderungsbranche. Deine paar Waldarbeiter und Windpark- Solarpaneelenerrichter zusätzlich sind nämlich auch Spezialisten mit Expertenwissen, die entsprechend angeworben, ausgebildet und eingestellt werden müssen. Genauso wie in anderen Branchen und kompensieren sicher nicht den Wegfall von zig Berufsbildern. Das Ruhrgebiet bspw. knabbert heute noch an den Folgen von relativ wenigen Berufen, ob des Bergmannes oder Stahlarbeiters.
Auch unterschätzt Du eindeutig die Geschwindigkeit der Entwicklung. Insofern ist sowohl die Einführung des BGE als auch die Finanzierung durch eine Maschinensteuer, die einzige logische Alternative und würde damit die Arbeit als solches in einen Rahmen drücken, der es ermöglicht, das Menschen sich freier entfalten können, nicht unbedingt arbeiten m ü s s e n und wenn sie es tun, es machen um sich selber weiterzuentwickeln, einen Mehrwert zu bekommen zu verwirklichen und sich somit an Projekten zu beteiligen, die ihrer Interessenlage entsprechen. Es wäre eine Gesellschaftsform die jedem Einzelnen in Würde jegliche Freiheiten läßt sich zu entwickeln, statt sie zwingt Mangel zu akzeptieren und sich in Abhängigkeiten zu begeben.
Einen „Luxus“ den Reiche und Superreiche schon besitzen, der sie aber zum größten Teil nicht davon abhält weiterzuarbeiten. Innovation beruht auf Freiheit und je mehr Freiräume vorhanden sind, desto kreativer und innovativer sind die Menschen.

Zitat
Was zeigt, dass ich mit meiner Behauptung Recht habe, dass du die Individualisierung der Gesellschaft - übrigens anerkanntermaßen ein Megatrend - unterschätzt.


Nein, denn ich beziehe sie ja ein und gestehe jedem Menschen seine Individualität zu, während Du ihnen das Recht verwehrst indem Du Unfreiheit in Kauf nimmst.

Zitat

Sorry, aber da hast du ein paar Fehleinschätzungen. Deutschland hängt nicht Jahrzehnte hinterher - überlege mal genau, wie lange es Smartphones überhaupt gibt.....du unterschätzt offensichtlich die Geschwindigkeit der Veränderungen!


Oh sorry, da hast Du natürlich recht, zumal Silicon Vallay ja auch im Land der Erfinder des Computers liegt, das Internet von deutschen Unternehmen dominiert wird und die Marktführer der Smartphone ja auch aus Deutschland kommen, jede „Milchkanne“ vom der größtmöglichen Internetgeschwindigkeit profitiert und es keine Unternehmen gibt, die weil Deutschland ja so vorbildlich in dem Bereich ist, deswegen sogar auf Aufträge verzichten müssen…
Es ist auch nicht so, das wir in der Internet-Geschwindigkeit auf Platz 31 weltweit liegen, weitab hinter Ländern wie Panama, Thailand, Malta und was die Mobilen Daten angeht, sogar nur auf Platz 45. Auch was das Schulsystem angeht, sind wir ja nicht hinter Singapur, Finnland ecetera weit abgeschlagen. Was die Infrastruktur in Deutschland angeht, gibt es ja auch nicht täglich kolometerlange Staus auf den Autobahnen wegen kaputter Autobahnen, Straßen und Brücken…
Deutschland hängt in a l l e m aufgrund der Versagerpolitik der letzten 4 Jahrzehnte hinterher, da Gewinne nur nach „oben“ verteilt wurden und Verluste sozialisiert. Genau das ist die Krux.

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Gleichzeitig überschätzt du aber dramatisch, was die Auswirkungen für eine einzelne Branche für den gesamten Arbeitsmarkt bedeuten - denn auf dem gibt es weitere dramatische Veränderungen, die dir offensichtlich nicht bewußt sind. Lies halt auch mal Statistiken nach! Schau mal, wie viele Menschen in Rente gehen. Schau nach, wie viele Jobs in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen - ganz gleich ob von Maschinen oder Menschen! Überleg dir mal, welche Herausforderungen da noch auf uns zukommen! Nein - du bist vor lauter Science Fiction blind gegenüber der gesellschaftlichen Realität.Du überschätzt die Fähigkeiten der IT (ich weiß wovon ich rede) und unterschätzt die Fähigkeiten der Gesellschaft zum realen Wandel und damit einhergehend zum Aufbau weiterer Arbeitsplätze.


Du bist es doch, der die Auswirkungen vollkommen falsch einschätzt. Du gehst immer davon aus, das sich die Arbeitsplätze massiv vermehren werden, was volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher vollkommener Blödsinn ist, alleine schon weil alle Branchen hier entweder sowieso schon ein Mangel an Mitarbeitern aufweisen oder vollkommen ausgelastet sind. Davon auszugehen, das ein Mehr an Arbeit automatisch auch ein Mehr an Arbeitsplätzen bedeuten m u s s, zeugt eher von einer vollkommenen Unkenntnis der Realität.
Ein Unternehmen ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Schafft es die eingehenden Aufträge nicht zu bewältigen, wird es neue Mitarbeiter suchen, damit bin ich sogar bei Dir, nur wird es dann die Belegschaft nicht um 100 % aufstocken, was mindestens geschehen müßte, wenn man die zukünftig wegfallenden Arbeitsplätze kompensieren würde, sondern sicher mehr und mehr in Technologien investieren, die diese Stellen wieder abbauen. Insofern blieben wir insgesamt, bei realistischer Betrachtung bei den meisten Branchen maximal auf dem Stand von heute.
Es müßten auch komplett neue Wirtschaftszweige entstehen, die das Szenario, was ich richtigerweise beschrieb, ersetzen können. Die Entwicklung k a n n also gar nicht in die Richtung gehen, die Du durch Deine rosarote Brille siehst.




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Spahn hat 60.000 Stellen benannt - wohl wissend, dass zwei Faktoren diese Zahl begleiten:
1) Es werden DRAMATISCH mehr Stellen benötigt
2) Es gibt noch nicht mal diese 60.000 Berufstätigen in absehbarer Zeit, die diese genannte Lücke schließen könnten - der Arbeitsmarkt gibt diese Stellen einfach nicht her.

Du machst dir einfach keine Vorstellungen davon, wie dramatisch der Fachkräftemangel heute schon in Deutschland ist, und wie dramatisch sich dieser noch die nächsten 10 Jahre entwickeln wird.....
Klar - dem steht gegenüber, dass an anderen Stellen auch Jobabbau stattfindet - nur - der Jobabbau ist einfach nicht schnell genug, um den wachsenden Bedarf an Lehrern, ITlern, Pflegekräften, Handwerkern etc. etc. etc. auch nur annähernd auffangen zu können.


Wie gesagt, Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Du machst über kurz oder lang nicht „einfach so“ aus Menschen, die in prekären Verhältnissen steckten, Facharbeiter für die Erneuerbaren, Pfleger oder Handwerker. Diese Jobs f a l l e n w e g und somit sind die Menschen erwerbslos und zwar in einer rasenden Entwicklung von wenigen Jahren. Sollte sich die Bildungspolitik und die Sozialpolitik nicht rasant ändern, wird sich daran auch nichts ändern.
Die paar tausend Spezialisten die man dann zusätzlich benötigt werden daraus nicht generiert werden können und da die Technik ja nicht stehenbleibt, wird es diese zum großen Teil auch nicht mehr geben.
Wir werden uns somit bei einer Arbeitslosenquote um die 20 % bewegen zukünftig.


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Auch wenn Arbeitsplatzvernichtungsminister Altmeier erfolgreich die Solarindustrie in die Knie gezwungen hat, und die Windkraftanbieter gleich hinterher schickt - klar, wenn du davon ausgehst, dass wir eine rückwärtsgewandte Politik auch die nächsten Jahre machen, hast du Recht. Wenn du aber einbeziehst, dass wir eigentlich Verpflichtungen übernommen haben, die Klimaziele von Paris zu erreichen (maximal ! 1,5 Grad) dann geht das nur mit massivem Aufbau an Arbeitskräften. Denn es müssen Millionen Solarpaneele aufgebaut werden, Stromtrassen gebaut werden, Windkrafträder aufgestellt werden, und Häuser gedämmt werden - und die Roboterarmee dazu ist noch nicht mal irgendwo weltweit erkennbar. Mag sein, dass das in 50 Jahren Maschinen können - die nächsten 20 Jahre haben wir einfach nur verdammt viel Arbeit und viel zu wenige Arbeiter.


Auch hier argumentierst Du eher auf einer Wunschebene, als auf einer realistischen. Die Energiewende wird ja immer weiter herausgezögert, zugunsten von Unternehmensgewinnen. Das Klimaziel 2020 wird in Deutschland krachend verfehlt. Schafft es beispielsweise ein Friedrich Merz an die Spitze einer Regierung, wird es noch weiter herausgezögert und auch das Ziel in Paris wird nicht eingehalten werden können, obwohl jeder mittlerweile kapieren sollte, das wir kurz davor sind, das die Entwicklung irreversibel wird in der Frage des Klimawandels. Daher wird eher an herkömmlichen gewinnträchtigeren Verfahren festgehalten werden, als in Neuinvestitionen. Diese wären aber nötig aufgrund des Klimawandels auch in die Maßnahmen die Du beschrieben hast. Auch bedenkst Du nicht den rechtlichen Hickhack, den Wiederstand einzelner Kommunen bezüglich Windräder und das es bereits viele Solarpaneele gibt. Hier in Windeck gibt es so viele das sich Windeck alleine davon selber schon mit Strom versorgen könnte, gar keinen externen Stromanbieter benötigt. Es bedarf also keiner „Roboterarmee“, sondern nur des bereits existenten technischen Fortschrittes um zu begreifen, das die jetzige Anzahl von Arbeitsplätzen entweder auf dem Stand stagniert oder sogar abgebaut wird.

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Im Folgenden häufen und wiederholen sich deine Gedankenfehler - deshalb antworte ich nicht auf jedes Detail deines Beitrages, das Muster ist immer das Gleiche - du überschätzt die Fähigkeiten der Automatisierung, und unterschätzt die Dramatik des gesellschaftlichen Wandels in Richtung einer Dienstleistungsgesellschaft mit hohem Pflegeanteil etc. etc.....
Unterm Strich fehlt dir da offensichtlich das passende Zahlenmaterial, was ich dir dringend empfehlen kann - die Zahlen sind öffentlich verfügbar.


Die Gedankenfehler sind nur bei Dir, weil Du als Wachstumsfanatiker genau darauf setzt. Aber jeder Wachstum hat irgendwann einmal ein Ende, dem Wachstum auf dem Arbeitsmarkt sowieso. Denn auch Du wirst nicht vollkommen neue Wirtschaftszweige schaffen können und wer darauf setzt, das sich der Wachstum in den vorhandenen Branchen mehr als insgesamt 3 – 5 % erhöht, sollte sich sein Lehrgeld für seine volks- und betriebswirtschaftliche Ausbildung zurückzahlen lassen, denn das ist vollkommener unausgegorener und unrealistischer Blödsinn.

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Sorry, aber wenn du Science Fiction liebst, die Realität dann aber nicht mehr in ein gesundes Verhältnis zu dem setzen kannst, was wirklich die nächsten 50 Jahre machbar ist, dann fehlt dir einfach der Realitätsbezug! Vielleicht bin ich da einfach ein wenig näher dran an der Realität! Ich beschäftige mich jeden Tag mit genau solchen Themenstellungen - und dir ist überhaupt nicht bewußt, wie lange beispielsweise ein IT-Projekt in einer einzelnen Firma dauert, um deutliche Fortschritte zu erzielen - vor allem dann nicht, wenn erst mal noch massiv Infrastruktur umgebaut werden muss.


Mit Verlaub, aber dann hast Du eindeutig die Entwicklung der letzten 30 Jahre verpennt, denn hier hat die Technik bereits Quantensprünge gemacht. Oder telefonierst Du noch mit Telefon mit Schnur und Wahlscheibe? Besitzt Dein Auto kein Navi oder „Entertainmentsystem“, keine Fahrassistenten, ecetera? Alles Entwicklungen die in den letzten 30, nicht 50 Jahren kamen und wenn man sich das Ganze mal realistisch betrachtet, dann wird es noch schneller weitergehen, denn ein Auto ist schon nach 3 – 4 Jahren veraltet, ein Handy nach 2 Jahren spätestens usw. Unternehmen müssen und werden da mithalten, weil sie sonst untergehen. Wenn das Unternehmen für das Du arbeitest so agiert, wundert mich Deine Aussagen übrigens nicht und Du solltest Dir dann aber auch Gedanken um Deinen Job machen…

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Die Masse an Unternehmen sind keine Startups, und von der Masse der Startups erleben nur die wenigsten das 10. Jahr nach ihrer Gründung. Es ist etwas anderes, ob man einen innovativen Prozess irgendwo einführt, oder ob dieser flächendeckend in 80% der Unternehmen wertschöpfend etabliert werden kann.

Genau hier widersprichst Du Dir nochmalig selbst, denn nur mit Startups und frischen Unternehmen in neuen Zweigen generiert man neue Arbeitsplätze in der ausreichenden Anzahl. Wenn aber nach Deiner Aussage bereits 80 % scheitern, bleiben auch die AN auf der Strecke. Insofern ist es nach jeder Logik unmöglich diese neuen Plätze zu generieren. Danke für die Bestätigung…

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UM neue Prozesse in 80% der Unternehmen gewinnbringend unter zu bringen, braucht es verdammt viel Arbeit und Ressourcen - und Innovation kommt nicht von alleine, sondern braucht erst mal viele Menschen! Wenn die Innovationsgeschwindigkeit zunimmt, braucht es noch mehr Menschen, die diese Innovation gestalten - in Zeiten der Vollbeschäftigung sind diese Menschen aber einfach nicht verfügbar.


Auch hier wieder die „Logik“, das Wirtschaftswachstum = Neue Arbeitsplätze bedeutet. Eine Formel die vollkommen an der Realität vorbeigeht und viele Faktoren außer acht lässt. Ca. 4 Millionen Menschen leben in prekären Jobs. Die kannst Du getrost rausrechnen, wenn es zur Automatisierung gerade im Dienstleistungssektor kommt. In den nächsten 10 – 12 Jahren werden Drohnen Pakete ausliefern, wird der Postbote überflüssig und in den nächsten 20 Jahren wird es zum selbstfahrenden Auto, Taxi, LKW kommen. 4 Millionen Jobs, werden somit wegfallen, zusätzlich noch mindestens die Hälfte an anderen im Handwerksbereich, in der Medizin ecetera. Die schulst Du nicht „mal so eben um“.

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Wir wären in Deutschland auch schon weiter - aber allüberall fehlen uns Fachkräfte! Mit deinem Arbeitslosigkeitshorrorwunschszenario passt das einfach nicht zusammen.

Die paar Fachkräfte die würde man die Menschen wirklich umschulen, dann benötigt würden, denn wie gesagt auch hier geht die Entwicklung weiter und vorhandene Kräfte müßten allenfalls aufgestockt werden, wenn man sie findet, denn nicht jeder eignet sich ausgerechnet für den gesuchten Bereich, würden die Situation wohl kaum kompensieren.


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Was ja nur bestätigt, was ich schreibe! Denn - kein Arbeitgeber würde Mehrarbeit erwarten, wenn er ausreichend Arbeitskräfte bekäme. Bekommt er aber nicht. Der Innovationsdruck aber bleibt. Wir haben einfach zu wenige Fachkräfte, um den Innovationsstau aufzulösen!

Natürlich erwartet ein Arbeitgeber Mehrarbeit und die Anzahl der von D i r geposteten Arbeitsstunden belegt das doch auch deutlich. Denn dem Arbeitgeber geht es um Gewinne nicht um Menschenfreundlichkeit, insofern gibt es auch kein Grund für ihn seine Belegschaft exponentiell aufzustocken, da ja die Arbeit die bereits geleistet wird ausreicht um ihm diese zu bescheren. Der Fachkräftemangel ist oftmals auch eine Ausrede um eben den Druck auf die AN hoch zu halten.


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Du verstehst es einfach nicht - es liegt nicht daran, dass uns Arbeit fehlt - sondern allenfalls daran, dass die Rahmenbedingungen für die Jobs nicht so sind, dass diese auch entstehen und Menschen ausreichend finanziell attraktiv in Arbeit bringen!


Deine Aussage war, das „Arbeit bereits jetzt in genügender oder sogar zu großer Menge“ vorhanden ist. Jetzt kehrst Du die „Argumentation“ um, widersprichst Dir also wieder einmal selbst und redest von „fehlenden Rahmenbedingungen für die Jobs“. Wenn diese aber fehlt fehlen auch die Jobs und können keine neuen entstehen. Ergo: Wird es keine neuen geben, auch aus Deiner Sicht heraus und wenn Du jetzt noch davon ausgehst, das ganze Branchen und Wirtschaftszweige verschwinden, bist Du auf dem richtigen Weg der Realität. Allerdings auch nur dann…

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Du plauderst immer von fehlenden Jobs - ich erkläre dir, dass ausreichend Arbeit da ist - und dann bestätigst du, dass Arbeit liegen bleibt, die gemacht werden müsste......merkst du eigentlich nicht, wie wenig du noch zusammenhängend argumentierst? Die Politik muss diesen Punkt aufgreifen, und die Arbeitsmärkte so gestalten, dass Angebot und Nachfrage zum Wohle der Gesellschaft zusammenkommen.

Du kapierst einfach nicht, das „ausreichende Arbeit“ keine neuen Jobs voraussetzt, sondern wie Du zuvor selber geschrieben hast, auch die Rahmenbedingungen stimmen müssen. Die sind aber nicht vorhanden und werden bei der jetzigen Ausrichtung der Politik auch nicht neu entstehen und selbst wenn man sie so gestalten könnte, würde das nicht die Jobs ersetzen die wegfallen. Will man die gesellschaftlichen Entwicklung vorantreiben, und genau die Rahmenbedingungen setzen, die eine humane, demokratische und auch freiheitliche Gesellschaft ermöglicht, muß man zwangsläufig auch die Erwerbsarbeit in Frage stellen.

Zitat
DU argumentierst damit, dass dir lieber ist, dass Menschen arbeitslos bleiben....und du ignorierst dann, dass damit auch dramatisch viel Arbeit liegen bleibt. WO BITTE SIND DEINE MASCHINEN UND ROBOTER - wir brauchen sie dringend!

Du „argumentierst“ das es Dir lieber ist, Menschen in Abhängigkeiten und Ausbeutung zu halten und sie in Tätigkeiten zu zwingen, die sie gar nicht ausüben können oder wollen ohne die Rahmenbedingungen zu schaffen und ohne das sie davon würdig leben können., gehst von ungezügeltem Wachstum aus und erwartest sogar das die Bildung noch dazu selbst finanziert wird.

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Bei der Einschätzung der Politik nicht nur seit der Ära Kohl bin ich durchaus bei dir! Nur - du suchst Arbeitslose - ich suche Arbeiter. Merkst du den Unterschied? Offensichtlich führt deine Gedankenwelt zu vielen Arbeitslosen, meine hingegen zur Vollbeschäftigung! Ich denke, das zeigt auf, wie unterschiedlich wir Politik und ihre Möglichkeiten denken!


Nein, Du suchst abhängig Beschäftigte aufgrund der irrigen Annahme eines ungezügelten Wirtschaftswachstums und ich suche Menschen mit Innovationskraft, mit der Freiheit das machen zu dürfen, worin die Neigungen liegen und mit dem Wissen, das das gesamte jetzige System genau an dem scheitern wird und muß, weil eben die aufgestauten und nichtgelösten Probleme dazu führen werden.



Zitat
Unterm Strich suchst du nach Arbeitslosen - ich sehe dramatisch viel Arbeit die erledigt werden muss, und ich bin eher dafür, dass die Politik die Gesellschaft und die Wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so gestalten soll und muss, dass diese Arbeitsplätze auch entstehen, weil nur so die Gesellschaft vorankommt - und dann aber auch angemessen bezahlt wird.


Hier wiederholst Du Deinen selbst widerlegten Unsinn nur nochmal.

Zitat
Deine Suchbewegung geht hingegen in Richtung einer Gesellschaft des Stillstandes - es gibt kein Fortschritt mehr, weil ja niemand da ist, der diesen machen könnte - und die Arbeitsplätze die frei sind, dürfen ja nicht besetzt werden, weil die ja zu niedrig bezahlt wären.....dass der Staat sehr wohl Einfluss auf die Höhe der Bezahlung nehmen kann, ist dir offensichtlich nicht klar.

Wieder einmal nur neoliberaler weltfremder Quark, denn der Fachkräftemangel, den diese Denke bescherte, als auch die Unterstellung das „freie Arbeitsplätze nicht besetzt werden d ü r f t e n ist absoluter Humbug. Denn wenn man etwas nicht kompensieren k a n n, wenn die Grundvoraussetzungen, das mehr Arbeit auch mehr Arbeitsplätze automatisch schafft, schon vollkommener Blödsinn ist, sowie Deine absolute Fehleinschätzung der technischen Entwicklungen, obwohl die letzten 30 Jahre Dich da Lügen strafen, dann sind solche Aussagen, die die Verantwortung auf dem Rücken der Arbeitnehmer abladen sollen, nicht nur kontraproduktiv, sondern in der Gänze absolut weltfremd.

Zitat
Es ist dem entsprechend kein Wunder, dass du zu einem Weltbild kommst, welches auf Agonie und Fremdbestimmung setzt - während ich auf Entwicklung und Nachhaltigkeit setze - und dabei dazu komme, dass dies überhaupt nur möglich sein wird, wenn jeder seinen Job auch macht!

Schade, dass du auf Arbeitslose denn auf gerechte Verteilung und Vollbeschäftigung setzt


Schade das Du wirtschaftliche Zusammenhänge nicht erfasst, ignorierst und Dir selber zurechtbiegst. Dein Weltbild die Verantwortung der Arbeit alleine auf dem Rücken derjenigen ausfechten zu wollen, die diese Arbeit leisten, statt diejenigen zu belasten, die diese Situation verantworten und dann noch am Meisten davon profitieren, entspricht genau dem weltfremden, der jetzigen gescheiterten Politik und befördert die nur noch entsprechend. Genauso wie populistische Parteien schaffst Du damit Sündenböcke, obwohl ich Dir bescheinige das Du das gar nicht willst, aber letztlich an der eigenen Vorstellungskraft scheiterst. Genau das aber führt die Gesellschaft in die Arme derjenigen die das Gegenteil von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit wollen. Darüber solltest Du vielleicht auch mal nachdenken.


Marie von Ebner-Eschenbach:

Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.


zuletzt bearbeitet 02.11.2019 14:24 | nach oben springen

#36

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.11.2019 05:50
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Lieber Beowolf, lieber Atue,

bitte versetzt euch doch jeder in den anderen, denkt dann noch mal nach und lasst den persönlichen Moment in der Diskussion einfach außen vor. In jeder eurer Argumentationen liegt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Das Ziel ist das selbe, allein der Weg nach Rom führt über den einen oder anderen Umweg...


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#37

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.11.2019 06:07
von Beowulf (gelöscht)
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Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #36
Lieber Beowolf, lieber Atue,

bitte versetzt euch doch jeder in den anderen, denkt dann noch mal nach und lasst den persönlichen Moment in der Diskussion einfach außen vor. In jeder eurer Argumentationen liegt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Das Ziel ist das selbe, allein der Weg nach Rom führt über den einen oder anderen Umweg...

Lieber Kuschelgorilla,

wenn etwas inhaltlich sachlich vollkommen falsch ist, dann führt der Weg nach Rom von Rußland über Südamerika und landet schließlich in Afrika...
Im Grunde will ja Atue durchaus das Gleiche, nur ist seine Denke in diesem speziellen Fall vollkommen falsch, weil er von falschen Voraussetzungen ausgeht. Insofern liegt bei ihm sicher auch ein Körnchen Wahrheit, aber leider nur ein sehr kleines, weil er den Gesamtkontext vollkommen außer acht läßt. Auch ist das Ziel nicht dasselbe, weil er eben noch in sehr verkrusteten Strukturen denkt.
Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, das er sehr lernfähig ist und sicher auch einsichtig, wenn die Entwicklung nämlich genauso kommt wie ich sie vorhergesagt habe...


Marie von Ebner-Eschenbach:

Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.
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#38

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.11.2019 07:05
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Beowulf im Beitrag #37
...
Lieber Kuschelgorilla,

wenn etwas inhaltlich sachlich vollkommen falsch ist, dann führt der Weg nach Rom von Rußland über Südamerika und landet schließlich in Afrika...
Im Grunde will ja Atue durchaus das Gleiche, nur ist seine Denke in diesem speziellen Fall vollkommen falsch, weil er von falschen Voraussetzungen ausgeht. Insofern liegt bei ihm sicher auch ein Körnchen Wahrheit, aber leider nur ein sehr kleines, weil er den Gesamtkontext vollkommen außer acht läßt. Auch ist das Ziel nicht dasselbe, weil er eben noch in sehr verkrusteten Strukturen denkt.
Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, das er sehr lernfähig ist und sicher auch einsichtig, wenn die Entwicklung nämlich genauso kommt wie ich sie vorhergesagt habe...


Weil er vom IST-Zustand aus denkt? Das wäre eigentlich evolutionär. Vom SOLL-Zustand aus zu denken, ist revolutionär.
Beide Optionen haben ihre Berechtigung.
Mein Gefühl sagt: Revolution.
Mein Verstand sagt: Evolution
Mein Gewissen sagt: Finde eine Mischform, so dass du alle mitnehmen kannst.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#39

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.11.2019 10:30
von Meridian | 2.860 Beiträge

Ich habe den Streit zw. Beowulf und Atue längere Zeit mitgelesen, und ich werde jetzt meine eigenen Bemerkungen dazu geben.

Erst einmal zum Ist-Zustand:

Ich war auf einer Jobmesse. Dabei sind mir zwei Dinge besonders aufgefallen.

1. Gefühlt die Hälfte aller Stände (mind. 40%) drehen sich nur um Jobvermittlungen, Weiterbildungen oder Duales Studium, also nicht um echte Jobangebote von Unternehmen oder Öffentlicher Dienst.

2. Es gab auch einen Stand der Verwaltung eines Berliner Bezirks (Neukölln). Die suchen händeringend Fachkräfte. Doch etwas 9 von 10 Fachkräfte arbeiten lieber in Privatunternehmen wegen besserer Bezahlung. Da hilft offenbar auch nicht, dass die Berliner Verwaltung mit mind. 30 Tagen Urlaub, geregelten Arbeitszeiten, Überstundenabbau usw. lockt. Nur 1 von 10 zieht offenbar den geruhsamen Arbeitsplatz gegenüber der Hektik eines Privatunternehmens vor. Kein Wunder, dass Projekte in Berlin schlecht vorankommen. Das liegt offenbar weniger an der viel gescholtenen Unfähigkeit der Verwaltung, sondern vielmehr an chronischem Personalmangel. Hier gebe ich Atue recht: Viel Arbeit muss getan werden, aber wie, wenn man die entsprechenden Leute nicht bekommt? Und so schlecht ist die Bezahlung in der Berliner Verwaltung auch nicht. Allerdings muss man in Großstädten wie Berlin auch mit sehr hohen Mieten rechnen.


Was eure Streiterei betrifft: Ich halte sie für typisch deutsch. Man ist sich eigentlich einig, aber lieber macht man sich gegenseitig fertig oder spricht sich sogar gegenseitig ab, ein Grundgehalt überhaupt zu wollen als dass man die Gemeinsamkeiten sehen will. Ich sehe es beim Thema Hartz4: Fast alle Parteien außer der AfD wollen Verbesserungen. Einen gemeinsamen Nenner gibt es v.a. beim Zuverdienst, wo dann nicht mehr so stark gekürzt werden soll. Sogar die FDP will da mitmachen. Aber trotzdem tut sich nichts, weil man sich entweder bei der Art der Verbesserung des Zuverdienstes uneinig ist oder andere nur zustimmen wollen, wenn auch neben dem Zuverdienst auch andere Teile des H4 verbessert werden sollen. Tja, und so bleibt man halt beim derzeitigen Ist-Zustand.

Nebenbei erinnert mich diese Streiterei an einen gewissen Tekel im früheren Forum, selbsternannter Marx-Jünger und überzeugter Kommunist (du weißt schon, @Beowulf...).

Was prekäre Jobs betrifft: Da bin ich dafür, dass sie mit einem Mindestlohn von ca. 12€* gewürdigt werden sollen anstatt 450€-Job, der eigentlich abgeschafft werden soll. Es kann aber sein, dass dann die Automatisierung einen Schub bekommt, weil sich Jobs bei prekärer Bezahlung noch gegenüber einer Maschine lohnen, aber mit einem 12€-Mindestlohn nicht mehr. Aber die Maschine muss erst einmal angeschafft werden.
Ich erinnere mich an eine Situation in China: Einmal wurde ich mitgenommen in einem Auto, und es ging auf eine Autobahn. In CN muss man dort Maut zahlen, und es wird ähnlich abgefertigt wie in Frankreich, also bei er Einfahrt durch Ziehen eines Tickets und bei der Ausfahrt durch Bezahlen. In Frankreich und auch Italien** waren die Ticketspender längst Automaten, schon in den 80er-Jahren. In China - es war 2001 - wurden die Tickets noch von Hand ausgegeben. Arbeitskräfte waren damals so billig, dass sich eine Maschine nicht lohnte. Inzwischen ist auch das dortige Mautsystem stark automatisiert worden. 2 Gründe: Löhne sind gestiegen, und die Maschinen wurden zugleich billiger in der Herstellung.


*solange es kein BGE gibt, das auch Leuten mit Arbeit bezahlt wird. Mit BGE kann der Mindestlohn bei 7-8€ liegen; wenn es von vornherein kostendeckend ist, braucht es keinen Mindestlohn, denn wer schlecht bezahlt, wird keine Mitarbeiter finden.

**In Italien war ich Ende der 90er-Jahre an einer Maut-Bezahlstation, wo keine Personen arbeiteten, auch nicht an der Bar-Bezahlstelle. Doch der Automat gab nicht nur Münzen, sondern auch Geldscheine raus, was bei den höchsten Münzeinheiten von 1000 Lire (=0,56€) auch bitter nötig war.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#40

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.11.2019 22:55
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von Beowulf im Beitrag #35
Deine Aussage war, das „Arbeit bereits jetzt in genügender oder sogar zu großer Menge“ vorhanden ist. Jetzt kehrst Du die „Argumentation“ um, widersprichst Dir also wieder einmal selbst und redest von „fehlenden Rahmenbedingungen für die Jobs“. Wenn diese aber fehlt fehlen auch die Jobs und können keine neuen entstehen. Ergo: Wird es keine neuen geben, auch aus Deiner Sicht heraus und wenn Du jetzt noch davon ausgehst, das ganze Branchen und Wirtschaftszweige verschwinden, bist Du auf dem richtigen Weg der Realität. Allerdings auch nur dann…


Also versuch ich es mal deeskalierend:

Meine Aussage zum Thema Arbeit mit Stichtag 03.11.2019 ist, dass es derzeit mehr Arbeit gibt, als Arbeitnehmer, die bereit wären, diese zu tun.

Dies wird sich in den nächsten 10 Jahren durch diverse Effekte noch deutlich verschlimmern - auch dann, wenn die Automobilindustrie temporär schwächeln wird.

Gründe hierfür sind:
- Alterspyramide - zunehmend mehr gehen starke Jahrgänge in Rente, schwächere Jahrgänge kommen nach
- Viele fehlende Fachkräfte in Berufsfeldern, die ein starkes Wachstum auch in den nächsten Jahren hinlegen - darunter beispielsweise die Pflegeberufe
- Viele fehlende Fachkräfte für den Umbau der Energiewirtschaft in Richtung regenerativer Energien
- Viele fehlende Fachkräfte für den Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft wegen des Klimawandels

Die von dir prognostizierten Effekte bezüglich KI werden kommen - aber sie kommen langsam und allmählich. In einigen wenigen Feldern wird es disruptive Prozesse geben - diese werden dann auch mit der entsprechenden Dramatik durch die Presse getrieben. Sie bestimmen aber jeweils nur kleine Teile der Gesamtwirtschaft.
Selbst der Abbau der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie wegen des Umstiegs auf Elektromobilität wird einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren umfassen. 350.000 Arbeitsplätze, die über 30 Jahre hinweg verloren gehen, sind aber in unserer Volkswirtschaft völlig normal und auch zu bewältigen.

Auch die KI-Effekte bei Berufsbildern wie Rechtsanwälten u.ä. werden nicht von heute auf morgen kommen, sondern vielmehr sich über viele Jahre hinweg ergeben. Zuerst wird es einfache Felder treffen, wie eine Vertragsvorprüfung u.ä. - erst allmählich werden auch spannendere Themen Realität, die dann erst relevante Arbeitsmarkteffekte bewirken könnten. Aber nur dann, wenn sich die Komplexität des Rechtssystems nicht weiter erhöht. Wer für die nächsten 30 Jahre hier mehr sieht, überschätzt meiner Ansicht nach die Möglichkeiten der IT - auch wenn diese ziemlich groß sind.

Parallel zu dieser Fragestellung gibt es die zweite Fragestellung:
Schafft die Politik Rahmenbedingungen, dass die oben genannten Jobs auch entstehen können?
Und damit auch einhergehend:
Sind die neuen Jobs zukünftig vor allem prekär, oder wird hier über die Politik ein Wandel stattfinden?

Bei beiden Fragestellungen bin ich mir nicht sicher - allerdings wird die Politik reagieren, wenn immer mehr Wähler entsprechendes Handeln einfordern. In Teilen erleben wir das heute schon - der Mindestlohn ist eine dieser Antworten, die die Politik gegeben hat, die Maßnahmen bei der Pflege eine andere, und die höheren Ausbildungsanforderungen bei Erzieherinnen u.w. gehen alle in die gleiche Richtung.

Bezüglich der Jobs, die entstehen können, wenn wir die Maßnahmen für eine grüne Republik angehen, kosten nach einer Abschätzung von 2018 des BDI bis 2050 ca. 2,3 Billionen Euro. Das ist ein Investitionsprogramm pur - mit ca. 70 Mrd. Euro je Jahr. Neuere Abschätzungen sind sogar noch ein wenig aggressiver, weil schon ein wenig Zeit verplempert wurde. Stemmbar ist das dennoch, weil es teilweise nur ein Umleiten des BIP in Richtung nachhaltiges Wirtschaften ist.

Völlig richtig ist es, dass der arbeitslose Mechatroniker von VW nicht unbedingt der Pfleger für Herrn Spahn ist. Aber: Man kann strukturellen Wandel auch politisch begleiten - und durchaus Qualifizierungsmaßnahmen durchführen! Das Thema "lebenslanges Lernen" ist auch so ein Buzzword, aber durchaus eines, was in einigen Jobprofilen schon normal ist - das wird auch mehr und mehr weitere Jobprofile zutreffen. Es mag ja sein, dass nicht jeder Mensch das will - nur - das wird schlicht und einfach nicht helfen! Denn - die Alternative ist nicht, dass alles so bleibt, wie es gestern noch war, sondern wer nicht mitmacht bei der permanenten Suche seines Platzes in der Gesellschaft, der fliegt regelrecht raus und landet bildlich gesprochen in der Gosse. Im realen Leben vielleicht eher in Hartz IV.

Weil die Veränderungsgeschwindigkeit in der Wirtschaft zunimmt, muss die Gesellschaft bezogen auf die Arbeitsverhältnisse darauf vorbereitet werden. Dazu sind passende Rahmenbedingungen der Politik möglich. Je größer die Bedrohungslage wird, desto mehr wird die Politik auch durch den Bürger dazu getrieben werden, hier Maßnahmen zu ergreifen. Verpasst die Politik dies, dann kommt es zu deutlichen politischen Umwälzungen.

Eine solche Umwählzung hatten wir schon einmal, als es zur Gründung der Grünen kam - und wir haben sie heute wieder, was den Absturz der SPD befeuert, den Aufstieg der Grünen, aber auch den Aufstieg der AFD begünstigt. Die Ursachen für die politischen Verschiebungen liegen darin begründet, dass die Regierenden oder auch die etablierteren Parteien nicht ausreichend mehr auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren - das tun derzeit die Grünen und die AFD - erstere beim Thema Klimawandel und nachhaltiges Wirtschaften - zweitere, weil zu viele in der Gesellschaft sich abgehangen fühlen.

Fazit: Noch so viel KI wird auch die nächsten 50 Jahre nicht dazu führen, dass uns die Arbeit ausgeht. Eine schlechte Politik schafft das aber schon in wenigen Monaten. Eine gute Politik begleitet den gesellschaftlichen Wandel, und sorgt dafür, dass weder zu viel Prekariat, noch zu viele Arbeitslose entstehen. Entscheidend ist damit, welche Politik wir uns wählen.


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#41

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.11.2019 23:39
von Beowulf (gelöscht)
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Hallo Meridian,

als "Streitereien" habe ich die Diskussion mit Atue nicht empfunden, sondern eher als harten aber fairen Diskurs. Das seine Sichtweise konträr zu meiner steht, ganz allgemein ausgedrückt, liegt eher in der Natur der Sache.
Als Linker habe ich einen komplett anderen Ansatz. Hier steht nämlich der Mensch und die Politik für ihn im Vordergrund, nicht die Wirtschaft.
Wo er und ich weit auseinanderliegen ist die gesellschaftliche Bewertung der Arbeit ansich. Ich bin der Ansicht, das die Arbeit eines Polizisten, einer Krankenschwester eines Bauarbeiters und auch einer Putzfrau einen mindestens genauso hohen Stellenwert besitzt als die eines Vorstandsvorsitzenden und das Menschen, die aus leistungslosen Einkommen, wie eben jene Frau Quandt viel höher besteuert gehören.
Der Mindestlohn von 12 Euro wäre für die heutige Sicht sogar schon zu wenig, obwohl durchaus ein Fortschritt, denn damit Menschen eben nicht in die Altersarmut abrutschen, 12,50 € wird von Seiten der Gewerkschaften und Kommissionen empfohlen und gefordert, damit das nicht passiert und man davon einigermaßen gut leben kann.

Das BGE wäre eine Lösung aus der Misere, würde aber auch einerseits auch erstmal Jobs kosten, denn eine ARGE, die ja momentan nur Armut verwaltet, würde überflüssig und ganze Wasserköpfe würden verschlankt werden, weil nur noch Arbeitsangebote und vielleicht Fortbildungsmaßnahmen, sowie Umschulungen ecetera angeboten werden müßten. Auch sollte man darüber nachdenken ob man sich weiterhin eine Prestigearmee leisten will, die nie einen wirklichen Sinn erfüllte und sowohl auch Mitglied der NATO bleiben möchte oder ob man sich diese Horrorausgaben spart, nur um auch Weltpolizei zu spielen.Dazu parallel, ist eine vollkommene Reformierung des Bildungssystems notwendig, weg vom föderalen zu einem einheitlichen System, ob die jetzige Schulform von Haupt-, Realschule und Gymnasium so wirklich Bestand hätte, wäre zu prüfen. Um das Ganze dann gegenzufinanzieren muß man zwangsläufig eben auch die Erwerbstätigkeit als vorwiegende steuerliche Einnahmequelle in Frage stellen und eben eine 'Balance finden zwischen den Gewinnerwartungen und Einnahmen von Unternehmen, insbesondere von Großunternehmen. Deren Gewinne müssen nicht nur transparenter werden, schaut man bspw. in den Finanzsektor, wobei sich eine Finanztraktionssteuer wunderbar anbietet. Selbst wenn die nicht hoch wäre, sondern im Centbereich für alle Transaktionen würde es diese sogar kontrollierbar machen. Hochriskante und damit sogar staatsgefährdende Geschäfte, die Blasen wie 2008 schaffen, könnten mittels solcher Werkzeuge vermieden und verboten werden, weswegen sich die Hochfinanz und die Wirtschaft genau dagegen stemmt.

Eine Maschinensteuer macht eben auch wiederum Sinn, weil sie eben auch einen Überblick verschafft über die durch diese Maschinen ersetzten Jobs und weil sie gleichzeitig die Unternehmen die sich aufgrund von Steuerschlupflöchern heute aus der Verantwortung stehlen fair an den Kosten in dem Land in dem sie produzieren, teilnehmen läßt, quasi eine Steuer ist, die endlich mal eine Verteilung von "oben nach unten" ermöglicht, statt wie über die Arbeitsleistung von Arbeitnehmern, letztendlich diese belastet.

Was die Einschätzung der technischen Entwicklung angeht, braucht man doch nur die Entwicklung der letzten 30 Jahre sich anschauen. 1989 gab es kaum Handys, allenfalls super teure Geräte, die noch dazu sehr groß, unhandlich und klobig waren. Dann kamen schnell binnen weniger Jahre immer kleinere auf den Markt, mit immer mehr Funktionen. Das Smartphone hat binnen von wenigen Jahren, den Markt nochmal revolutioniert. Ebenso die Computer. Während man 1989 noch Computer für komplexere Aufgaben in der Größe von Häuserzeilen benötigte, erledigt das heute bereits ein Tablet oder relativ günstiger Heim-PC oder Laptop. Jedes technische Teil ist heute mehr oder weniger mit einem Prozessor ausgestattet, verfügt über Bluetooth oder USB. Ohne Internet, von dem man damals noch dachte, das sei ein Einkaufsnetz oder Ähnliches, geht heute gar nichts mehr. Die Wissenschaft explodiert förmlich. Während man vor 15 Jahren einen "Fahrstuhl zum Mond" aufgrund dessen man keine stabile Kabelverbindung fand, scheint es heute bereits eine Lösung zu geben. https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/...dzue/index.html

Die Wissenschaft "explodiert" also gerade, was neue Ideen, Innovationen und deren Umsetzbarkeit angeht. Die selbstfahrenden Autos sind bereits machbar, aber eben noch nicht ganz serienreif, was sich vermutlich bereits in 5 - 10 Jahren geändert haben wird. Elektrofahrzeuge werden immer mehr auf den Markt drängen, zumal sich auch die Batterieentwicklung immer wieter verbessert. https://www.t-online.de/auto/elektromobi...uten-laden.html. Angenommen ein größeres Taxiunternehmen kommt auf die Idee, sobald selbstfahrende Autos auf dem Markt sind, seine Flotte dahingehend auszutauschen und es rechnet sich, wären binnen von zwei bis drei Jahren kaum noch, wenn überhaupt, bemannte Taxen unterwegs. Wie die Abkehr vom Pferdefuhrwerk wären innerhalb von 5 Jahren kaum noch LKW bemannt zu sehen usw... Amazon forscht jetzt schon an Drohnen, die für sie ausliefern, vollkommen autark und vollkommen automatisiert. Fahrer wären hier nur für extrem große Pakete noch notwendig und auch die würden verschwinden.
Für diese Entwicklung bedarf es nicht 50 oder 100 Jahre, sondern maximal 5 - 10. Ebenso ist es in anderen Bereichen. Es läßt sich zukünfit nahezu alles automatisieren, optimieren und alles wird verändert, zumal wenn dies Gewinne verspricht. Die liegen dann genau in der Einsparung von dem Personal, was zuvor benötigt wurde.
Man braucht sich nur anschauen, was sich bis jetzt verändert hat. Große Malls und das Internet lassen ganze vorher florierende Innenstädte verwaisen. Als ehemaliger Händler kann ich Dir auch versichern, das sogar Wochenmärkte ein Auslaufmodell sind. Was für den Einzelnen eine Zeitersparnis bedeutet, sich bequem beliefern zu lassen, was große Märkte, wie REWE beispielsweise sogar schon anbieten, bedeutet auch, das es einen großen Umbruch im Konsumverhalten nachsichzieht. Es wird aufgrund von fehlender Erlebnisse vielleicht von Einzelnen bedauert, aber die Bequemlichkeit obsiegt meistens doch und wenn auch einzelne Muffel wie ich bei Amazon nicht einkaufen würden, so denkt die Masse eben anders.

Daher bewegen wir uns im Umbruch und erst am Anfang einer neuen technischen und industriellen Revolution, das mag der Eine oder Andere nicht mögen, das kann man ignorieren oder vielleicht sogar negieren, aber wir werden alle davon betroffen sein und zwangsläufig, wollen wir am gesellschaftlichen Leben teilhaben, mitgerissen.
Genau so wie die Veränderungen uns hier überrollen, sollten wir aber auch gesellschaftlich darauf reagieren, wollen wir nicht die Zweiklassengesellschaft noch weiter ausbauen, sollten daher alte Zöpfe wie die Arbeit zum reinen Erwerb oder Lebenssicherung in Frage stellen, denn das werden wir sogar müssen, wollen wir Populisten und damit vorwiegend Rechter nicht das Feld überlassen. Icfh bin für eine möglichst individuelle Freiheit, warum sollten wir daher, wenn sich die Chance bietet darauf verzichten? Ich finde nicht, das diese Freiheit nur am Einkommen oder Reichtum hängen sollte, sondern das es ein großer Schritt wäre, diese für Viele auch zu erreichen. Dogmen ala "Arbeit ist besser als Nichtarbeit" sind zu überdenken, alleine aus dem Grunde, das sich Menschen sowieso mehr dann Dingen zuwenden würden, die sie interessieren und dafür auch engagieren. Ich kenne beispielsweise eine Menge von Leuten, die entweder aus Altersgründen oder gesundheitlich gar nicht vermittelbar wären, die sich aber ehrenamtlich engagieren, die bei Parteien mitarbeiten oder bei der 'Tafel, die sich anderweitig politisch engagieren oder in Vereinen. Ist deren Arbeit nicht auch Anerkennung wert, vielleicht sogar mehr als die von jemandem der es nur für Geld macht? Diese Menschen sind es doch die letztendlich sogar stigmatisiert und als Sündenböcke mißbraucht werden, weil sie vielleicht H4-'Bezieher sind und als "Schmarotzer" diffamiert werden, gerade aus diesem Denken heraus.

Ich will also nur erreichen, das hier ein Umdenken stattfindet, das wir alle in der Pflicht sind gesellschaftlich/politisch über diese alten Zöpfe nachzudenken, sie abschneiden und eine Gesellschaft formen, die gerechter und für möglichst alle auch lebenswerter wird, denn tun wir das nicht, wird es für die Meisten noch sehr viel schlimmer kommen, als es jetzt schon der Fall ist. Im Übrigen halte ich auch die marxistische Denkweise eines Tekel, seine Ignoranz der ehemaligen tätärätä als Unrechtsstaat gegenüber und seinen dogmatischen Ansatz gegenüber Sozialismus und Marxismus für falsch, genauso wie es Marx ja selber schon tat. Viele Linken versteifen sich zu sehr auf diese Utopien, auch wenn sie sogar erst einmal gerechter erscheinen mögen. Ich bin ein Feind von Dogmatismus, was ja auch immer ein Grund war mich mit ihm zu fetzen, was Du sicher noch weißt. Viele verwechseln auch gerne Dogmen mit Regeln des Miteinanders, denn im Gegensatz zu Ersterem können sich letztere auch verändern, anpassen und flexibler ausgelegt werden. Tekel ist da leider sehr unflexibel gewesen...

Daher bin ich nicht bereit dahingehend hier auch nur ansatzweise sachliche Kompromisse einzugehen, vor allem wenn mich schon die Ansätze nicht überzeugen, wenn die Voraussetzungen falsch sind oder sich widersprechen.

Mit Verlaub, auch wenn Atue ansonsten stellenweise gute Ideen hat, auch wenn er hier ein sehr eloquenter User mit einer sehr hohen Diskussionskultur ist, aber in der Sache hier muß es auch möglich sein zu widersprechen, auch weil leider so ein Denken bei Vielen in der Gesellschaft vorherrscht.


Marie von Ebner-Eschenbach:

Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil.


zuletzt bearbeitet 03.11.2019 23:57 | nach oben springen

#42

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 08.11.2019 01:26
von Gelöschtes Mitglied
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Hallo beowulf,

ich sehe mich sehr wohl in der Lage, mit dir in konkreten poltiischen Verhandlungen gute Vereinbarungen zu treffen! Denn - inhaltlich sind wir weit weniger auseinander, als du es vielleicht auch meinst!

Tatsächlich sehe ich meine (politische) Heimat konsequent Links, dort vor allem im Grünen Lager!

Differenzen haben wir nicht beim BGE, auch nicht wirklich beim Mindestlohn (ich mag das BGE lieber, bei einem guten BGE braucht es meiner Ansicht nach keines Mindestlohnes - den halte ich für Kontraproduktiv - aber bevor ich nix bekomme, nehme ich den Mindestlohn - und der sollte eher 12 oder 13€ betragen als 9€! - trotzdem wäre mir ein anständiges BGE lieber als jeder Mindestlohn......)

Differenzen haben wir bei der Einschätzung der entstehenden CHANGE-Prozesse beispielsweise aber nicht nur durch die IT, durch KI u.ä..

Hier habe ich dich so verstanden, dass du davon ausgehst, dass dramatische Arbeitslosigkeit in naher Zukunft durch KI entstehen wird -
und dem entgegne ich, dass ich das für eine falsche Annahme halte.

Sicher - die Gesellschaft wird sich verändern - auch und gerade was die Arbeitswelt angeht. Aber: Wenn die Politik das vernünftig begleitet, wird es beständig ausreichend Arbeitsstellen geben - und diese werden bei guter Politik auch ausreichend Einkommen generieren.

Selbst wenn KI Jobs in Bereichen bedroht, die bisher eher von Menschen wahr genommen wurden, die klassisch sich kaum Sorgen um ihren Job machen mussten - es gibt ausreichend gesellschaftliche Anforderungen an menschliche Arbeit - so viel, dass wir eigentlich nicht auf einen Mangel an Jobs hinsteuern, sondern im Gegenteil, dass der Trend zu fehlenden Fachkräften weiter verstärkt wird.


Was dies nicht betrifft: Ob die neuen Jobs ausreichend für ein vernünftiges Ein- und Auskommen der Menschen sorgt - das ist kein Automatismus! DA muss (!) die Politik gestaltend eingreifen. Macht sie das nicht, ist Gefahr im Verzug!

Mein Bild zur Wirtschaft ist auch geprägt dadurch, dass ich in meinem Leben sowohl die Stationen als Gewerkschaftsmitglied durchlauifen habe, aber auch die Sichtweise eines leitenden Angestellten aus eigener Erfahrung kenne. Ich halte Wirtschaft nicht für Böse, oder Schlimm - sondern vielmehr für Notwendig!

Ich halte auch nichts davon, dass man der bösen Wirtschaft erzählt, dass sie viel zu wenig bereit ist, sich gesellschaftliche zu engagieren.....das ist in keiner Weise der Fall! Vielmehr ist es so, dass der Gesamtgesellschaftliche Rahmen es mal mehr oder mal weniger begünstigt, dass Unternehmen sich sozial oder nachhaltig verhalten.

Auf welche Spielregeln der Einzelne und die Wirtschaft trifft - das hängt vor allem daran, welche Vorgaben die Politik macht. Wenn dem Unternehmer beispielsweise prinzipiell eine Investition in Kinderarbeit durch die Politik ermöglich wird, dann mag es unmoralisch sein, auf Kinderarbeit zu setzen - aber tut es Unternehmer A nicht, aber Unternehmer B doch, dann kann Unternehmer B aufgrund der Zulässigkeit durch die Politik einen Wettbewerbsvorteil erringen - der auch das aus für A bedeuten kann.

B ist nicht unmoralisch -denn B hat sich an geltendes Recht gehalten......
Unmoralisch ist die Politik, die A predigt, aber B macht......


Unternehmen haben nicht den Zweck, besonders sozial zu sein.....ihre Aufgabe ist eine andere.....es ist Aufgabe des Gesetzgebers einem Unternehmen mit zugeben, welche sozialen Bedingungen es im Minimum mit berücksichtigen muss.


Jeder Unternehmer darf natürlich über diese Rahmenbedinungen hinaus gehen - aber das Minimum muss schon durch die Politik definiert werden!

Unterm Strich glaube ich, dass wir gute politische Grundsätze gemeinsam formulieren könnten - ich brauche dafür nicht eine Übereinstimmung in 100% aller Themenwelten - wenn es dir aber vor allem um die Menschen geht, dann finden wir Gemeinsamkeiten.

Und: Ob deine oder meine Einschätzung zur KI Wirklichkeit werden - wir werden es erleben.


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#43

RE: Wann reden wir endlich wieder über soziale Themen und Soziale Gerechtigkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 09.11.2019 12:31
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Wenn die 4- Tage-Woche produktiver macht und dazu weitere Vorteile liefert...
Wäre dann doch im Zusammenspiel mit dem BGE eine reizvolle Option...
https://kontrast.at/japan-4-tage-woche-microsoft/


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#44

Obdachlosigkeit in Finnland

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.11.2019 20:30
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Ob wir aus diesem Projekt in Finnland etwas lernen können???
https://kontrast.at/housing-first-finnland-obdachlose/


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#45

RE: Obdachlosigkeit in Finnland

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 18.11.2019 12:17
von Meridian | 2.860 Beiträge

Jetzt versucht eine Bürgerinitiative in Österreich, ein BGE von 1200€ durchzusetzen. Das Preisniveau in Österreich ist dem in DE ähnlich: Manches ist günstiger, manches teurer.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/o...ehren-1.4685307

Aussicht auf Erfolg sehe ich aber eher gering. Dennoch: Initiativen dazu halten an, und die Befürworter lassen nicht locker. Interessant aber, dass das Thema Finanztransaktionssteuer ins Spiel gebracht wird. So etwas halte ich für überfällig. Diese Steuer würde dafür sorgen, dass Geld wieder zu dem reduziert wird, wofür es eigentlich da ist: als Tauschmittel gegen Produkte und Dienstleistungen, aber nicht zum Spekulieren.

Nebenbei: Scholz plant auch eine Finanztransaktionssteuer. Doch sie trifft die falschen.

https://www.n-tv.de/ratgeber/Scholz-bitt...le21329139.html

Damit wird er die SPD bestimmt nicht wieder auf bessere Werte bringen, auch wenn sie in letzter Zeit in den Umfragen zulegt.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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