#91

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 16.02.2021 18:26
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Anthea
Rumpelkammer

Und wie komme ich in die Rumpelkammer rein?


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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#92

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 16.02.2021 18:30
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von Gysi im Beitrag #92

Zitat von Anthea
Rumpelkammer
Und wie komme ich in die Rumpelkammer rein?



Gar nicht, das ist ein reiner Admin-Bereich, nicht einsehbar für User und Leser. Denn ansonsten würden die Streitereien dort weiter gehen.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#93

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 16.02.2021 19:29
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Anthea

"Jeder dürfe der Religion anhängen, die ihm beliebe; jedoch noch andere Leute zu seiner Religion zu bekehren, dürfe er nur in der Weise versuchen, dass er seine Meinung freundlich und ohne Anmaßung auf Vernunftgründen aufbaue, nicht indem er die anderen Anschauungen mit Heftigkeit herabsetze.
Denn das ist eine ihrer ältesten Verfassungsbedingungen, dass keinem seine Religion Schaden bringen darf."



So weit das Ideal. Leider sieht die Wirklichkeit oft genug anders aus.


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#94

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 16.02.2021 20:17
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Anthea

Ich meine damit, dass das Leben hier auf Erden nicht sinnlos ist. Dass nicht nach dem letzten Atemzug alles, was ein Leben ausgemacht hat, alles, was ein Mensch gefühlt, gehofft, getan hat, plötzlich weg ist. Wie Worte, die im Winde verwehen und wo nur noch ein letzter Klang noch eine Zeitlang bleibt...



Dieser Glaube an eine höhere Wirklichkeit, eine andere Realität ist mir abhanden gekommen. Ich denke dass mit unserem Ableben alles was uns ausgemacht hat weg ist. Allerdings weg in dem Sinne dass es uns halt nicht wieder gibt. Wenn wir liebe Menschen um uns hatten die uns lieben, dann bleibt aber wenigstens die Erinnerung in uns an diesen Menschen. Wer Künstler war, dessen Werke leben fort. Der Sänger der Gruppe "The Sweet" ist ja bereits tot, mit 52 Jahren viel zu früh gestorben. Aber seine Musik lebt weiter. Ich kann ja Tonaufnahmen mit seinen Liedern anhören oder auf Youtube Musikvideos mit seiner Gruppe anschauen. So bleibt sein Lebenswerk bestehen, auch wenn ich die höhere Realität nicht für wahrscheinlich halte. Ein Dichter hinterlässt seine Gedichte auch. Ebenso natürlich schlimme Terroristen die eine Lebensideologie unter die Menschen gebaracht haben. Mit dem Tod dieses Terroristen stirbt ja dessen Ideologie nicht aus. Lehren und Philosophien guter Menschen bleiben ebenso bestehen. Schriftsteller hinterlassen ihre Werke. Bauarbeiter ihre Gebäude an denen sie mitgewirkt haben. Lokführer wiederum hinterlassen nur bei ihren Kollegen die Erinnerung an die Strecken auf denen sie gefahren sind, Fernfahrer ebenso. Politiker hinterlassen auch die Erinnerung an ihre Tätigkeit. Und in ihrer Familie die Erinnerung dass sie mal da waren.

Zitat von Anthea

Anders gesagt: Ich denke. bzw. hoffe, dass es irgendwie weiter geht.


Eben das glaub ich nicht mehr, Sonst würde sich die Menschheit besser auf diese Zeit danach vorbereiten und in diesem Leben solidarischer verhalten. Auch und besonders die Mächtigen.


Wie auch immer.
Das ist der ewige Sinn. Was man sich auf Erden für einen sucht, das ist einem jeden selbst überlassen.
"Wachset und mehret euch" - das mögen manche als "Sinn" ansehen. Aber wozu eigentlich, wenn alles so endlich sein sollte....?
Ich meine, nichts ist wirklich verloren.[/quote]

Dieser Sinn den sich jeder selber sucht, kann ebenso bleibendes schaffen, siehe meine Beispiel oben, Musiker, Schriftsteller, Bauarbeiter.

Wenn das Leben endlich ist, müssen wir es möglichst optimal nutzen und Mord bleibt dann ein um so abscheulicheres Verbrechen.

Warum sollte Mord so ein schlimmes Verbrechen sein, wenn der Ermordete in einem weiteren Leben einen neue Chance erhält. Dann würden die von Hitlerdeutschland ermordeten Juden jetzt woanders in Frieden leben. Schön wäre das, aber muss man dann die Täter noch bestrafen, wenn sie das Leben dieser Menschen nicht zerstören konnten? Höchstens für die grausamen Lagerbedingungen unter denen diese Menschen gefangen gehalten wurden wären dann noch strafwürdig. Und welchen Sinn hat, wenn es ein weiteres Leben gibt, die Todesstrafe? Der Täter würde doch dann eh weiter leben, da kann er doch auch das Leben auf dieser Erde unter uns erst mal vollenden?

Allerdings wäre ja auch bei einem zweiten Leben der Ermordete nicht mehr unter uns. Das käme aber dann einer Entführung gleich, da der hier ermordete woanders weiter lebt. Hier ergeben sich je nach Interpretation äußerst wichtige ethische Fragen. Auch wenn ein uns lieber Mensch unter der Voraussetzung ermordet wurde, dass er woanders weiter leben darf, ist er dennoch von seinen Angehörigen fortgerissen, was ebenso Leid erzeugt wie dessen endgültige Ermordung ohne weiteres Leben.

Ich gehe davon aus, dass ich nur dieses ein Leben habe. Wie das für mich an meinem letzten Tag dieses Lebens sich auswirkt, muss ich schauen. Sicher ist da jemand der an ein weiteres Leben glauben kann besser dran als jemand dem dieser Glaube fehlt. Allerdings habe ich als junger Mensch versucht, mir vorzustellen ich wäre von einem Tag zum Anderen nicht mehr da, alles wäre dunkel, da hat mir die Christliche Hoffnung nicht geholfen, diese Vorstellung hat mir einfach nur Angst gemacht. So bringt so eine in Aussicht gestellte Hoffnung dann im Ernstfall eh nichts.

Tröstlicher ist da schon der Gedanke der Wiedergeburt. Die aber ist im Buddhismus gar nicht als Erlösung vorgesehen sondern ist Leiden. Der Wiedergrborene muss seine spirituelle Entwicklung vervollständigen und muss deshalb noch einmal hier leben, geboren werden, die Endlichkeit dieses Lebens spüren die Todesangst am Ende der Tage oder wenn jemand versucht, ihn zu töten, um dann hoffentlich die spirituelle Entwicklung abgeschlossen zu haben und dann für immer in der Welt des Himmels leben zu können. Im Nirwana. Insofern gleicht der Buddhist einem Bergsteiger, der den gewaltigen Berg mit eigener Kraft besteigt während der Christ mit einer Seilbahn hoch fährt die Jesus bedient.

Aber auch im Buddhismus ist eine gehörige Portion Glauben nötig. Und jeder Religion verlangt Demut und Gehorsam den Meistern gegenüber und der wird mit zahlreichen eigentlich sinnlosen Regeln permanent auf die Probe gestellt.

Wenn ich nun als Sinn meines Lebens Reisen in ferne Länder sehe habe auch nur ich was davon. Andere höchstens wenn ich meine Reiseeindrücke in den sozialen Medien teile. Auch sind dann meine Reiseerlebnisse dort gespeichert. Aber auf meinem Sterbebett werde ich mich an diese Reisen erinnern können, den Karneval von Rio, den Blick vom Corcovado, die Tanzfeste in den Philippinen oder die exotische tropische Pflanzenwelt. Mitmenschen haben da nur was davon wenn ich meine Reiseerlebnisse in den sozialen Medien teile.

Aber trotz meines Unglaubens kann ich zumindest jetzt in WIdergeburt als Erlösung oder auch darin Trost finden dass Teile Meines Körpers auf dieser Erde bleiben. Ich habe in verschiedenen Reiseländern an schönen Orten Hautschuppen und abgeschnittene Fingernägel hinterlassen. Diese Teile meines Körpers liegen nun an diesen Orten. Wenn sie verwesen sind immer noch die Moleküle davon dort und/oder werden von Mikroorganismen gefressen und gehen so in den immerwährenden Kreislauf des Lebens ein. Im Fall einer Seebestattung lebt ein Teil von mir im Meer weiter. Fressen mich die Fische ist ein Teil meiner selbst in diesen Körpern und schwimmt durch die Weltmeere. Werde ich erdbestattet, geht irgendwann wenn der Sarg verrottet, meine Substanz als Nahrung in die Bäume ein, die auf dem Friedhof wachsen. Ich spüre davon zwar denn nichts mehr aber ich bin nicht völlig weg. meine Materie bleibt. Auch wenn sie chemisch umgewandelt ist und von mir nichts mehr zu erkennen ist außer vielleicht meinen Knochen, die länger überleben.


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#95

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 17.02.2021 09:26
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Denker
So weit das Ideal. Leider sieht die Wirklichkeit oft genug anders aus.

Muss sie auch. Leider. Denn wie kann sich ein wirklich Gläubiger damit abfinden, dass das teilweise von Ungläubigen gemachte MENSCHENwort eine höhere Autorität haben soll als das GOTTESwort? Wobei das muslimische Gotteswort noch ein anders ist als das christliche. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Und die Religionsfreiheit für alle nur Blendwerk. Da, wo auch die Ungläubigen die Grenzen der Religionen bestimmen und damit (in Richtung Humaniusmus und Demokratie) steuern, ist die Religionsausübung nichts als sentimentale Folklore! Der ethische Motor der Neuzeit ist der Humanismus, und die Religionen dackeln ihr (mit ihren liberaleren Fraktionen, die es erfreulicherweise auch gibt) hinterher.


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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#96

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 17.02.2021 09:58
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Denker
Dieser Glaube an eine höhere Wirklichkeit, eine andere Realität ist mir abhanden gekommen.

Mir auch. Ich meine, es gibt schon 'höhere Wirklichkeiten' => das Universum, die Natur, die biologischen Bestimmungen usw. Aber einen lebendigen Gott halte ich für seeehr unwahrscheinlich. Und den koranischen oder biblischen die Menschen liebenden und gerechten Gott, der die Menschen begleitet, beobachtet, zürnt, straft oder mit den ewigen Leben belohnt gibt es sowieso nicht. Was dieser Gott da in den heriligen Schgriften an Gerechtigkeit zelebriert, ist eben nicht gerecht!

Zitat
Ich gehe davon aus, dass ich nur dieses ein Leben habe.

Ich bin bekennender Atheist. Aber ich glaube an die Ewigkeit. Der 'Urgrund' muss ewig sein! Aber der ist nicht Gott. Er ist die Ewigkeit. Die Ewigkeit der Naturgesetze, der Strings, Atome, Quanten - was weiß ich, Und aus dieser Unendlichkeit sind alle Endlichkeiten entstanden und werden noch entstehen. Die Unendlichkeit aller Endlichkeiten. Unter der Voraussetzung der Ewigkeit (und ich wüsste nicht, was gegen sie sprechen kann) gibt es unendlich viele Duplikate von allen - auch unserem - Universum - und somit unendlich viele Duplikate unser aller Leben in allen nur erdenkbaren Zeitversetzungen. So gesehen leben wir alle ewig, mitsamt dem nervenden Zwergpinscher meines Nachbarn. Aber diese Duplikate sind nicht mit einer durchgehenden Erinnerungskette verbunden.

Und dann gibt es noch eine andere Überlegung: Hat das ICH wirklich diese absolut und scharfen Grenzen von Geburt, Ego und Tod? Was ist 'das Ich'? Gibt es da nicht Schnittmengen zwischen den Egos, die sich absolut gleichen? Doch, meine ich schon. Ich habe z.B. eine Ichstruktur, die der deinen (und die aller anderen) ähnelt: Ich lebe, nehme wahr, und fülle mein Leben mit Erlebnissen. Nur habe ich meine höchsteigenen Erlebnisse. Und diese höchsteigenen Erlebnisse machen mein höchsteigenes Ego aus! Nich das Ego selbst! Aber wenn ich einen völlig anderen Lebensverlauf eingeschlagen hätte, dann wäre ich trotzdem - ich!

In dem Song 'I am the walrus' (Beatles) heißt es "I am he as you and me and we are all together!" Der Satz kommt aus dem Hinduismus. Und diese Gleichheit der Verschiedenheiten ist durchaus - rein logisch! - nachzuvollziehen!


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#97

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 17.02.2021 10:02
von Anthea | 12.414 Beiträge

Eine wirklich wertfreie Erziehung gibt es nicht. So verwehrt sich auch der Autor eines Artikels in einem evangelisch-geprägten Magazin gegen die Vorwürfe von Indoktrination. Tatsächlich brauchen Kinder einen „Grundhalt“, einen Orientierungspunkt. Und das kann eigentlich nur derjenige des Elternhauses sein.

„Die religiöse Erziehung von Kindern stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die gesunde psychische Entwicklung eines Kindes dar“, schreibt ein Blogger auf der Webseite des „Zukunftsdialoges“ der Bundeskanzlerin und fordert konsequenterweise, dass die „Indoktrination“ von Kindern mit Religion unter Strafe gestellt wird.“ Quelle efo

Das ist natürlich „harte Kost“ und geht wohl zu weit in der Forderung. Wäre nämlich auf die gesamte Richtung einer Erziehung anwendbar.

So denke ich, dass „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“ (Goethe, Faust) eher sinnvoll ist. Späteres Prüfen, ob es sich um etwas Wertvolles handelt. Oder „Tand“, den man zur Seite räumen kann.

Aber es bleibt immer etwas zurück, so denke ich und das merke ich auch an mir selbst. Denn viele Dinge, viel Gehörtes und Gelehrtes ist fürs weitere Leben prägend. Und da kommt dann auch „Nachahmung“ ins Spiel. Der Eltern gutes oder schlechtes Vorbild, z.B. Daraus erwachsen Einstellungen und Verhaltensmuster – bis hin zu Auffälligkeiten.

Hier der recht interessante Artikel einer in vielen Teilen nicht von der Hand zu weisender Meinung.

https://www.efo-magazin.de/magazin/gott-...-gibt-es-nicht/


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#98

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 17.02.2021 17:31
von Gysi (gelöscht)
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@ Denker

Zitat von Gysi
In dem Song 'I am the walrus' (Beatles) heißt es "I am he as you and me and we are all together!" Der Satz kommt aus dem Hinduismus. Und diese Gleichheit der Verschiedenheiten ist durchaus - rein logisch! - nachzuvollziehen!

Korrektur: Die Zeile heißt: "I am he as you are me and we are all together!" Er ist du und du bist ich und wir sind alle zusammen!

Dazu hatte ich früher mal einen Aufsatz geschrieben:

Das Klonbeispiel und die „Seelenwanderung“

Stell dir vor, heute wirst du "geklont".

Nicht, dass eine Samenzelle deiner genetischen Codierung hergestellt wird, die erst einmal zu einem Menschen wachsen und geboren werden muss.
Ich meine eine 1:1-Kopie der biologischen Struktur, der komplette Zustand von dir. Mit all deinen Lebenserfahrungen. Meine Hypothese setzt allerdings voraus, dass das zumindest theoretisch geht. Heute natürlich noch nicht. (Es ist ein theoretische Vorstellung, die dem Verständnis von Pansomatik dienen soll. Klonen halte ich nicht für sinnvoll oder fortschrittlich...)

Ich gehe also von einem materialistischen Weltbild aus, nach der Bewusstsein, Erinnerung und Gefühle eine materielle "Festplatte" haben.

Klonierung beendet. Die 1:1-Kopie steht.
Was empfindest du? Nämlich, dass dein "Klon" eine außenstehende Person ist, so wie jede andere auch, eine eigenständige Person, die ab jetzt ein eigenständiges Leben führt, aber zu 99,9999..% das gleiche Schicksal in sich trägt wie du.
Und deine 1:1-Kopie?
Die denkt und fühlt genau so wie du - und wird annehmen, dass du der "Klon" bist, wenn ihm nichts anderes gesagt wurde.

Und jetzt passiert´s: Ihr geht raus auf die Straße, du wirst angefahren: tot!
Was wird dann geschehen?
Dein Leben fährt aus deinem Fleisch, damit hast du nichts mehr zu tun.
Aber du hast doch noch diese Kopie. Du wirst aus deiner Kopie sehen und erleben: Oh, mein Klon (was er ja meint) ist jetzt tot!

Oder geht das nicht, weil die Kontinuität zwischen dir und deiner Kopie mit der Kopierung gebrochen würde und sie unwiederbringlich eine andere Person geworden ist?

Vergessen wir nicht: Die Klonierung/Kopierung hatte deine Person zum Zeitpunkt ihrer Vollendung verdoppelt. Ihr ward zwei, wobei der eine den anderen als außenstehend wahrnehmen musste! Du nimmst dein Ich als außenstehend wahr!

Du lebst in der Kontinuität deines Ich weiter.
Aber deine Kopie lebt auch in der Kontinuität deines Ich weiter!
Nein?
Was wäre, wenn du dich jetzt in einer Kneipe volllaufen lassen würdest, statt diesen Text zu lesen? Du lebtest in der Kontinuität deines Ich dein Leben weiter. Aber anders als jetzt.

So geht das auch deiner Kopie: Sie ist du.
Nur dass unsere individualkörperbezogenen Sinne uns verwehren, es so zu empfinden.

Bestimmte Materialstrukturen tragen unser Bewusstsein. Und wenn diese Strukturen anderswo vorkommen - dann auch!
Und ich nehme jetzt an:
Identische in lebensfähige Einheiten, eingebundene Teilstrukturen tragen auch identische Teile unseres Bewusstseins in sich.
Überall wo Leben ist, sind Materialstrukturen anzutreffen, die sich mit den unseren überlappen. Das ist ein Hinweis auf das (teilweise) Durchkopiertsein unserer Materialträger, unserer Leben durch die ganze Existenz! Unser Bewusstsein ist pansomatisch, polymorph!


Unser Geist hat die selbe Nicht-Einmaligkeit wie unser Fleisch.

Wir nehmen uns alle als einzelne Inseln wahr, und das ist ja auch eine Wahrnehmung von Wahrheit: wir nehmen wahr! Aber eine andere Ebene der Wahrheit ist auch, dass diese Inseln alle eine Erde sind...
Der Verlust unseres Bewusstseins von unserer Einmaligkeit braucht unseren Eigenstolz nicht zu schmälern. Weil das Bewusstsein, überall zu sein, unsere Angst vor dem Tod (sofern vorhanden) durchaus beruhigt!

Die Marge zwischen Kopierung und Tod würdest du als unser "Original"-Beispiel (in unserem Klon-Beispiel) nicht in die Kopie übertragen. Es gibt für dieses Erleben keine Kopie.

Der Tod wird die Erinnerung an dieses Leben löschen.
Aber Lebensstrukturen, die dein Leben ausmachen und erst in Gang bringen, biologische Lebensgrundmuster, Bedürfnisse, Sinneswahrnehmungen, die sind tausend- und millionenfach kopiert! In den uns nahen Menschen, in den uns ferneren Menschen, in den höheren Primaten, in den anderen Tieren, im Grunde auch ein wenig in den Pflanzen. Eigentlich atmest du durch jeden Baum!


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)


zuletzt bearbeitet 17.02.2021 17:34 | nach oben springen

#99

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 17.02.2021 22:27
von Atue (gelöscht)
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Zitat von denker_1 im Beitrag #94
Ich denke dass mit unserem Ableben alles was uns ausgemacht hat weg ist. Allerdings weg in dem Sinne dass es uns halt nicht wieder gibt. Wenn wir liebe Menschen um uns hatten die uns lieben, dann bleibt aber wenigstens die Erinnerung in uns an diesen Menschen. Wer Künstler war, dessen Werke leben fort. Der Sänger der Gruppe "The Sweet" ist ja bereits tot, mit 52 Jahren viel zu früh gestorben. Aber seine Musik lebt weiter.


Sofern man von den derzeitigen Erkenntnissen zum Universum ausgeht, gibt es einige Milliarden Jahre Universum vor dem Menschen, und sehr wahrscheinlich auch einige Milliarden Jahre nach dem letzten Menschen. Die Zeitspanne mit Menschen dazwischen ist dem gegenüber sehr wahrscheinlich eine vorübergehende kurze Periode.....

Das stellt die Relevanz von Erinnerung, Nachrufen etc. etc. sehr infrage...



Die Frage danach, ob das Leben als solches, oder dein oder mein Leben im Besonderen einen Sinn hat, ist hingegen existenziell.

(Universalen) Sinn kann es kaum mehrere geben - allenfalls ist denkbar, dass der Einzelne nicht in der Lage ist, den Sinn vollumfänglich zu erfassen, und sich deshalb zunächst auf seinen subjektiven Sinn beruft.

Relevant ist Sinn deshalb, weil die Abwesenheit von Sinn bedeuten würde, dass es sinnlos oder unsinnig ist. Mit der Sinnlosigkeit wird es beliebig, mit Unsinn ggf. auch noch absurd.

Ohne Sinn macht es keinen Unterschied, ob ich den Nächsten liebend durch die Lande ziehe wie Franziskus oder Mutter Theresa.....oder ob ich als Massenmörder und Umweltzerstörer einfach mal alles kurz und klein schlage, was mir zwischen die Finger kommt. Erst mit dem Sinn macht die Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch, Gut und Böse etc. überhaupt Sinn....ohne den Sinn gibt es kein Richtig und Falsch, kein Gut und Böse etc.....

Der Mensch ist als entscheidungsfähiges Wesen unterwegs - in der Folge sind wir Sinnsucher. Man kann dennoch der Überzeugung sein, dass alles ohne Sinn ist - die Folgen sind aber unglaublich schwerwiegend und negativ gegenüber dem, dass es einen Sinn gibt. Es bringt quasi nur Vorteile, wenn man an einen Sinn glaubt.....

Und letzten Endes ist das ein Grund, warum wir glauben - Religionen sind die Folge davon. Auch der Glaube an einen Sinn in dem Sinne, dass wir mit dem Tod noch Erinnerung, Moleküle und mehr von uns ewig weitergeben....ist ein Glaube an einen Sinn - und damit eigentlich auch schon eine Art Religion.

Religionsfreiheit ist nicht die Freiheit von Religion, sondern die Freiheit zur Religion seiner Wahl.

Die Religionsfreiheit im GG geht aber davon aus, dass sich die jeweilige Religion innerhalb des Rahmens des GG bewegt. Sofern dies nicht gegeben ist, kennt die Religionsfreiheit auch Grenzen - bis hin zum Verbot.



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#100

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 18.02.2021 09:32
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Atue

Religionsfreiheit ist nicht die Freiheit von Religion, sondern die Freiheit zur Religion seiner Wahl.

Die Religionsfreiheit im GG geht aber davon aus, dass sich die jeweilige Religion innerhalb des Rahmens des GG bewegt. Sofern dies nicht gegeben ist, kennt die Religionsfreiheit auch Grenzen - bis hin zum Verbot.

So ist es! Und diese Grenzen, die MENSCHLICHE Gesetze gegenüber den (angeblichen) GOTTESgesetzen ziehen, scheinen mir in der Wajrnehmung der Gläubigen wie auch Ungläubigen in ihrer Konsequenz nicht so richtig bewusst zu sein! Für wirklich Gläubige muss es doch unmöglich anzunehmen sein, dass das Menschenwort das Gotteswort toppt! Oder? Nach meiner Wahrnehmung ist die Religiosausübung in einem säkularen oder gar laizistischen Staat nur sentimentale Folklore.

PS.: Wir sind wieder zum Thema zurückgekehrt, gut so! Wir sind ein wenig in ein anders abgerutscht: DieEwigkeit und die Relativierung des Ich. Dazu habe ich auch ziemlich beigetragen, sorry... Wenn trotzdem Interesse an den 'Ausrutschern' bestehen sollte, kann ich ja hierzu gerne einen neuen Thread aufmachen.


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)


zuletzt bearbeitet 18.02.2021 09:34 | nach oben springen

#101

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 18.02.2021 10:11
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat
PS.: Wir sind wieder zum Thema zurückgekehrt, gut so! Wir sind ein wenig in ein anders abgerutscht: DieEwigkeit und die Relativierung des Ich. Dazu habe ich auch ziemlich beigetragen, sorry... Wenn trotzdem Interesse an den 'Ausrutschern' bestehen sollte, kann ich ja hierzu gerne einen neuen Thread aufmachen.



Alles gut. Ich finde, dass "brainstorming" auch zu einer Diskussion dazu gehört! Und irgendwie findet man dann auch meistens wieder die Anbindung an das Ursprungsthema.
Die gedanklichen "Ausrutscher" finde ich äußerst interessant.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


zuletzt bearbeitet 18.02.2021 10:11 | nach oben springen

#102

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 18.02.2021 18:46
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Atue

Die Frage danach, ob das Leben als solches, oder dein oder mein Leben im Besonderen einen Sinn hat, ist hingegen existenziell.

(Universalen) Sinn kann es kaum mehrere geben - allenfalls ist denkbar, dass der Einzelne nicht in der Lage ist, den Sinn vollumfänglich zu erfassen, und sich deshalb zunächst auf seinen subjektiven Sinn beruft.

Relevant ist Sinn deshalb, weil die Abwesenheit von Sinn bedeuten würde, dass es sinnlos oder unsinnig ist. Mit der Sinnlosigkeit wird es beliebig, mit Unsinn ggf. auch noch absurd.



Da muss ich an Jack London denken, an seinen Roman "Der Seewolf". Erinnern wir uns, der "Seewolf" Wolf Larsen hat nicht an eine Seele geglaubt, sondern daran dass das Leben eine bloße Abfolge von Geburt und Tod ist und nur überleben könne, wer stark genug ist. Das Leben ist demnach einfach zweckmäßig. Beine zum Fortbewegen, zu jagen, Nahrung zu beschaffen, sich fortpflanzen um die eigene Art zu erhalten. Wenn nötig, töten um nicht selber getötet zu werden oder um sich zu ernähren, von dem getöteten Leben. Dementsprechend brutal war ja auch seine Herrschaft über sein Schiff und die Mannschaft. Die reinste Hölle. Der Schiffbrüchige Humphrey Van Weiden hat ihn über seine Lebensphiliospophie befragt.
Wolf Larsen kam aus einer bettelarmen Familie und wollte um jeden Preis da raus. Und er war mit extremer Körperkraft gesegnet. Weiden hat ihn aber auch gefragt, warum er, so gewissenlos wie er ist, nur dieses Schiff hat und nicht Weltherrscher ist. Er hat da geantwortet, er käme aus einer sehr armen Fischerfamilie. Und er habe sich dieses Schiff durch Arbeit als Fischer und durch Handel erworben. Könnte sein. Aber Larsen hat einen gravierenden Fehler gemaucht, für mich der eigentliche Grund dafür dass er es "nur" zu diesem Schiff gebracht hat. Alle Herrscher haben Freunde die auf seiner seite für diesen kämpfen. Hitler hatte Hermann Göring, Albert Speer, Karl Dönitz und viele andere Und er hatte die SA, die er sich durch den Mord an Ernst Röm angeeignet hatte. Wolf Larsen hatte in seiner Mannschaft niemanden, der für ihn gekämpft hätte, der hat ausnahmslos alle terrorisiert und die haben den dem entsprechend gehasst, was fürher oder später zur Meuterei führen musste, was ja auch passiert ist. Er hatte nur seine gewaltige Körperkraft, aber um mehr als das Schiff zu bekommen ist Kraft alleine nicht genug. Dazu hätte er sozial kooperieren müssen, er hätte mehrere Leute aus seiner Mannschaft gebraucht, die auf seiner Seite stehen und Larsen bei seinem Vorhaben unterstützen und ggf. auch Meutereien niederschlagen. Dafür ber hatte er niemanden. Mit Angstmache regieren ist das Eine aber er braucht auch Mitstreiter auf seiner Seite. Und die sollte er dann auch an seiner Beute teil haben lassen. Hitler hat das beachtet und seine Leute zur Unterstützung seiner Pläne gehabt.


Zitat von Atue

Ohne Sinn macht es keinen Unterschied, ob ich den Nächsten liebend durch die Lande ziehe wie Franziskus oder Mutter Theresa.....oder ob ich als Massenmörder und Umweltzerstörer einfach mal alles kurz und klein schlage, was mir zwischen die Finger kommt.



Doch, siehe oben. Ohne Kooperation mit gleich gesinnten ist es sehr schwierig bis gar unmöglich, meine Pläne, ob zerstörerisch oder den Menschen dienlich, umzusetzen. Für Massenmord brauche ich Logistik, für menschendienliche Aktivitäten ebenso. Außer wenn ich mich einfach als Rowdy betätige und alleine irgendwas kaputt schlage. Aber da hält sich der Schaden ebenso in Grenzen, wie der Nutzen bei einer menschendienlichen Aktivität. Wenn ich alleine einer alten Frau die schwere Einkaufstasche trage, helfe ich nur dieser einen Frau, mit einer Hilsorganisation, mit mehreren Menschen die mit mir in meiner Stadt alten Damen die Einkaustasche(n) nach hause tragen, helfe ich dagegen vielen Frauen.

So dürfte also Hitler auch einen Sinn des Lebens gesehen haben. Und zwar darin, in die Geschichte einzugehen. Leider hat er dieses Ziel mit Bravour erreicht. Er hätte das auch mit der Gründung eines wirklichen Arbeiter und Bauernstaates, basisdemokratisch verwaltet, tun können, dann hätten wir ihn heute in positiver Erinnerung, das aber hat er leider nicht getan.

Zitat von Atue

Erst mit dem Sinn macht die Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch, Gut und Böse etc. überhaupt Sinn....ohne den Sinn gibt es kein Richtig und Falsch, kein Gut und Böse etc.....



Das sind Kategorien, die wir für unser Leben un d miteinander auskommen geschaffen haben. Danach ist böse, was dieses Zusammenleben stört, falsch was unserem Leben und Überleben nicht dient undrichtig bzw. gut was uns weiter bringt was unser Überleben sichert und unser Zusammenleben fördert. Tiere kooperieren auch.

Zitat von Atue

Der Mensch ist als entscheidungsfähiges Wesen unterwegs - in der Folge sind wir Sinnsucher. Man kann dennoch der Überzeugung sein, dass alles ohne Sinn ist - die Folgen sind aber unglaublich schwerwiegend und negativ gegenüber dem, dass es einen Sinn gibt. Es bringt quasi nur Vorteile, wenn man an einen Sinn glaubt.....



Wenn das Leben völlig ohne Sinn ist, kann ich dennoch diesem Leben einen Sinn geben. Entweder ganz egoistisch nur für mich. Reisen um das fremde Land zu erleben, dessen Kultur kennen zu lernen oder auch mit diesen Menschen einfach zu feiern, mit ihnen zu essen oder was sonst noch. Die Erinnerung daran kann mir niemand nehemen. Ich mache mir mit solchen Erlenissen meine Lebenszeit schön. Ich kann mir auch ein Hobby suchen, ist dann auch für mich zur Bereicherung meinesw Lebens oder ich wähle eine gesellschaftlich nützliche Aufgabe, diene den Mitmenschen. Das alles funktioniert unabhängig davon ob ich das Leben für sinnvoll oder sinnlos halte, Unser Selbsterhalungstrieb sorgt schon dafür dass ich mich nicht einfach umbringe wenn ich das Leben an und für sich für sinnlos erachte. Der Selbsterhaltungstrieb steckt bei allen Lebewesen in den Genen. Auch darin könnte ein Sinn des Lebens in philiosophischer Weise liegen. Das Leben einfach zu erhalten. Rein biologisch ist dieser Selsterhaltungstrieb eh über alle Maßen sinnvoll. Dieser Antrieb sorgt dafür dass wir uns auf Nahrungssuche begeben auch wenn die schwierig ist, es wenig Nahrung gibt. Dieser Trieb sorgt dafür dass wir und weiter entwickeln, wir wollen unsere Lebensgrundlagen mit möglichst geringem Aufwand mehren und erhalten. Auch das ist letztlich ein Sinn.


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#103

Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 18.02.2021 19:17
von Gysi (gelöscht)
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Zitat von Denker
Aber Larsen hat einen gravierenden Fehler gemaucht, für mich der eigentliche Grund dafür dass er es "nur" zu diesem Schiff gebracht hat. Alle Herrscher haben Freunde die auf seiner seite für diesen kämpfen. Hitler hatte Hermann Göring, Albert Speer, Karl Dönitz und viele andere

Stimmt! Aber da schimmert noch eine andere Philosophie durch, die des Herrn Weiden, dem Protagonisten des Autors: Wer nicht an eine Seele glaubt - also nicht an die Ewigkeit seiner Seele - der kann nur brutal werden und der einzigen Naturgewalt der Stärke - und keiner göttlichen - unterworfen sein! Da ist der Kamof zwischen den Christen und Darwin drin, der ja im 19. Jahrhundert (als 'der Seewolf' rauskam) noch ganz frisch war. Also - da ist auch von Jack London die Evolutionstheorie nicht ganz richtig verstanden worden... Wer so wie der Seewolf geworden ist, der hatte einfach eine scheiß Kindheit gehabt, ganz einfach. An seiner Ungläubigkeit lag das nicht...


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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#104

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 19.02.2021 00:04
von Atue (gelöscht)
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Zitat von denker_1 im Beitrag #102
Ohne Kooperation mit gleich gesinnten ist es sehr schwierig bis gar unmöglich, meine Pläne, ob zerstörerisch oder den Menschen dienlich, umzusetzen.


Hier bist du unscharf gegenüber der Argumentation. Wenn es keinen Sinn macht, ist es völlig irrelevant, ob ich Kooperationen eingehe, um Zerstörung zu erreichen. Es ist sinnfrei. Erst wenn ich einen Sinn darin sehe, andere zu zerstören, und noch mehr Sinn darin sehe, maximale Zerstörung zu erreichen, brauche ich überhaupt Kooperation.

Ohne Sinn macht es keinen Unterschied.
Man kann das mal mit einem Würfelspiel verdeutlichen:

Stell dir vor, es gibt ein Würfelspiel mit der Regel, wenn du eine sechs würfelst, dann gewinnst du. Dann macht es Sinn, wenn du eine sechs würfelst. Gib dem Spiel noch die Regel, dass wenn du eine eins würfelst, dass dann ein Gegner verliert. Mit diesen Regeln ist es für dich wichtig, eine sechs oder eine eins zu würfeln.
Wenn du denn Sinn wegnimmst, würfelst du noch immer, es ist aber irrelevant, denn es bedeutet nichts.

Wenn du den Sinn aus allem nimmst, ist es irrelevant, ob du gut zu deinem Nachbarn bist, oder diesen abschlachtest - denn es bedeutet nichts. Es ist auch irrelevant, ob du Gleichgesinnte hast oder auch nicht - es bedeutet nichts. Du hast keinen Vor- oder Nachteil, wenn viele einander abschlachten oder viele einander mit sozialen Wohltaten betüteln - es ist irrelevant, weil es sinnfrei ist und bleibt, und nichts bedeutet.

Es ist eine sehr traurige Vorstellung eines sinnfreien Universums - die nicht zu dem passt, wie wir Menschen mit unserem Gehirn und unserem Bewusstsein gebaut sind. Deshalb gibt es eigentlich auch nicht wirklich viele Menschen, die das ernsthaft in Erwägung ziehen. Selbst Terroristen suchen sich einen Sinn für ihr Handeln.....Sinnsuche erscheint mir zutiefst menschlich zu sein - woraus ich gerade schließe, dass Glaube an den Sinn menschlich ist.

Zitat von denker_1 im Beitrag #102
Wenn das Leben völlig ohne Sinn ist, kann ich dennoch diesem Leben einen Sinn geben. Entweder ganz egoistisch nur für mich.


Nein. Wenn etwas sinnfrei ist, kannst du alles mögliche tun - es wird deshalb nicht sinnvoll.
In dem Moment wo du ernsthaft deinem Leben einen Sinn gibst, glaubst du daran, dass es so etwas wie Sinn gibt. Ein Universum mit Sinn beinhaltet in der Folge dann halt auch den Glauben daran, dass es so ist.

Ein sinnfreies Universum ist für sinnsuchende Wesen wie wir Menschen es nun mal sind letzten Endes nur eine Qual. Denn ein sinnfreies Universum bedeutet, dass es beliebig ist, ob ich a oder b mache, also auch, ob ich Oma Krause liebevoll in ihren letzten Tagen begleite oder ob ich in grausamster Weise (in einem sinnfreien Universum ist der Begriff "grausam" eigentlich schon nicht sinnvoll.....) jemanden zerstückele und bei lebendigem Leibe zu Tode foltere.....es macht keinen Unterschied, es ist sinnfrei, bleibt sinnfrei und wird immer sinnfrei sein.

Weil das so ist, und weil wir im Gegensatz dazu als menschliche Wesen Sinnsucher sind, halte ich es für wenig attraktiv von einem sinnfreien Universum auszugehen. Wenn es aber ein sinnvolles Universum gibt, dann lohnt es sich an etwas zu glauben. Das können Religionen sein, oder auch nur die Menschenrechte und vieles anderes mehr.

Ohne Sinne ist alles Unsinn oder Sinnfrei. Dann wird es beliebig.

Auch unser Grundgesetz ist letzten Endes nur so etwas ähnliches wie eine Glaube daran! Wir glauben daran, dass die Kernelemente des Grundgesetzes richtig sind....das ist ein religiöser Akt. Andere Religionen stehen in Konkurrenz zum Glauben an das Grundgesetz - welches sich auf die Menschenrechte stützt oder mit diesen kooperiert. Auch das ist eine Form des Glaubens - es ist ein Glaube an Sinn, an Gleichheit und Gleichwertigkeit von menschlichem Leben und noch einiges mehr.

Die Religionsfreiheit in diesem Kontext lässt dann die Freiheit zu, manche Themenstellungen anders zu glauben als man es aus dem GG vielleicht ableiten könnte.....doch weil wir das GG über alles stellen, müssen alle anderen Religionen als die Religion der GG-Gläubigen sich dem GG unterordnen.

Das GG ist eine tolerante Religion - die Toleranz ist aber durch klare Grenzen beschnitten. So gilt eben nicht die Scharia gleichberechtigt neben dem GG, sondern wer sich dem Islam zugehörig fühlt, muss auf die Scharia verzichten, wenn er der Religionsgemeinschaft der GG-Anhänger beiwohnt.

Die Religionsgemeinschaft der GG-Anhänger ist ziemlich tolerant - aber sie hat auch sehr scharfe Instrumente gegenüber hartnäckig andersgläubigen.

In gewisser Weise ist auch unser Rechtsstaat nichts anderes als eine begründete Religion - philosophisch gut durchdacht, aber in universeller Betrachtungsweise könnte man alles und jedes aus dem Umfeld der Menschenrechte, des GG u.ä. in Frage stellen......man kann kaum final begründen, dass es so sein muss, wie der überwiegende Teil der Menschheit es heute als normal empfindet.

Das klingt komisch?

Dann mal so: Wenn wir Menschen keine Menschen sondern bestimmte Spinnenarten wären, dann wäre es völlig normal, dass das Weibchen nach der Begattung das Männchen auffrisst....wären wir Seepferdchen wäre es völlig normal, dass die Männer sich um die Kinder kümmern....und wären wir Viren, wir wären erfolgreich, wenn wir uns mit unserer DNA durchsetzen können......


Unsere Anerkennung der Menschenrechte basiert auf gewissen geglaubten Grundannahmen. Die kann man auch anders sehen - aber Deutschland und die meisten demokratischen Staaten haben sich hier inzwischen verständigt, dass die Menschenrechte so schon mal eine gute Grundlage sind.

Zu diesen Grundannahmen gehört auch die Religionsfreiheit - die aber unter dem Vorbehalt der Kompatibilität zu den Menschenrechten und zum GG steht. Sie sind untergeordnet zu behandeln - weil die Religion des Glaubens an die Menschenrechte über den anderen Religionen steht.

Die Menschenrechte als solche werden abgeleitet aus der Sinnsuche des Menschen.
Stellt man diese auch in Frage, löst sich die Religion der Menschenrechte auf, und das GG ist irrelevant, und alles wird beliebig..



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#105

RE: Das Absurde an der Religionsfreiheit und der Religionserziehung

in Religion und Ethik 19.02.2021 09:03
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat
Zitat von denker_1 im Beitrag #102Wenn das Leben völlig ohne Sinn ist, kann ich dennoch diesem Leben einen Sinn geben. Entweder ganz egoistisch nur für mich.



Zitat
Zitat Atue
Nein. Wenn etwas sinnfrei ist, kannst du alles mögliche tun - es wird deshalb nicht sinnvoll.
In dem Moment wo du ernsthaft deinem Leben einen Sinn gibst, glaubst du daran, dass es so etwas wie Sinn gibt. Ein Universum mit Sinn beinhaltet in der Folge dann halt auch den Glauben daran, dass es so ist.



Das Stichwort ist doch ""Sinngebung". Im Grunde genommen ruht alles und man muss es aufwecken. Oder aber einen vorgegebenen Sinn suchen, einen, den "jemand" anderes erdacht und dem betreffenden "etwas" bereits gegeben hat.
Hierbei kann man natürlich eine "Sinnverfälschung" betreiben, indem man z.B. ein Nudelholz als Schlagwaffe benutzt, um einen Einbrecher zu erledigen. Oder einen Schlafanzug als Outdoor Kleidung benutzt...Man denke auch an Bedienungsanleitungen auf chinesisch, oder so. Was hat eine übrig gebliebene Schraube für einen "Sinn".

Alles ist entstanden oder wird geschaffen. Aus sich heraus gibt es am Anfang keinen Namen oder Bestimmung. Diese muss man suchen und etwas einer sinnvollen Verwendung zuführen. Möglich, dass sich diese irgendwann als unsinnig herausstellt. Aber das liegt in der Natur der Sache begründet, eben in der Suche nach einem vernünftigen Sinn.
Meistens allgemein zu betrachten und zu akzeptieren, wie es z.B. bei handwerklichen oder medizinischen Instrumenten geschieht. Oder bei vielem anderen.

Aber Leben ist ganz individuell und subjektiv zu betrachten.
Und es bleibt immer die Frage nach dem "Sinn des Lebens".

Und da kann man natürlich anführen, dass alles in allem weiterlebt, dass nichts an Materie verloren ist.
Aber was ist denn mit den Gedanken, dem Fühlen, der "Seele"...? Ist da alles umsonst gesagt, gedacht, gefühlt? Also das, was einen Menschen wirklich ausmacht - über seine äußere Hülle hinweg?

Und hier macht der Glaube einen wirklichen Sinn. Und eben das, was man Hoffnung nennt, kristallisiert sich in diesem und den Geschichten um etwas Höheres, für "Erdlinge" noch nicht Fassbares heraus. Man kann auch Zuversicht dazu sagen. Somit ist Religion/Glauben eigentlich niemals wirklich sinnfrei. Man muss nur an den Wert,den Sinn des Glaubens glauben! Und da Religion über die Zeiten hinweg nicht zu zerstören ist, muss da irgendetwas dran sein. Und man sollte nicht grundsätzlich von "Unsinn" sprechen.

"Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nie erjagen".


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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